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10 Gründe für die Adelskammer

Die Adelskammer hat Geschichte

In der Adelskammer nimmt es Dir keiner übel, wenn Du Dich gleich auf Deine Gansbrust stürzt. Aber lohnen würde es sich schon, erst kurz innezuhalten und Dir klarzumachen, wo Du hier sitzt: Im ältesten Wirtshaus im Frankenwald: Das ist nicht nur in die Tischdecken gestickt, das ist nach aktueller Kenntnislage wirklich so. Du sitzt in einem Denkmal. Die Adelskammer wurde im 17. Jahrhundert gebaut und ist, solange die Erinnerung zurückreicht, schon immer ein Wirtshaus, und schon immer im Besitz der Familie Gebelein. Die Linde neben dem Haus ist ebenfalls uralt und ein Naturdenkmal. Interessant die Vorstellung, dass hier schon gekocht und bewirtet wurde, als der Bergbau in der Region noch blühte, die Menschen noch an Hexen glaubten und die Bauern noch Leibeigene der Adeligen waren. Apropos adelig: Mit dem heutigen Adelsbegriff hat die Adelskammer nichts am Hut. Sie heißt so, weil einer der Gebelein-Vorfahren Adam hieß, aber – wie damals üblich – Adel genannt wurde. Der Name bezeichnet bis heute Familie und Hof und Gastwirtschaft. Man geht „zu die Adel“. Im Vergleich zum Haus ist die Einrichtung der Wirtsstube nagelneu: Die Dielen, auf denen Du stehst, wurden 1934 eingebaut. Zum lebenden Inventar gehören der Wirt Fritz Gebelein und seine Frau, die Wirtin Renate Gebelein. Die beiden betreiben die Adelskammer seit über vierzig Jahren.

Die Adelskammer ist Esskultur

Gekocht wird in der Adelskammer wie früher. Der Ofen in der kleinen Küche wird mit Holz geschürt. Unten in der doppelten Röhre schmoren die Gänse. Oben auf dem Herd stehen die Töpfe für Rouladen und Soßen. Renate Gebelein liebt ihren Holzofen, der Überblick und Platz zum Töpferutschen bietet. Überm Feuer kocht’s, am Rand wird warmgehalten. Die Temperatur des Ofens lässt sich nicht aufs Grad genau, sondern nur nach Gefühl regeln – garantiert ein Grund dafür, dass hier die vielleicht besten Gänsebraten des Frankenwalds, ach was, ganz Frankens, entstehen. Renate Gebeleins wichtigste Zutat ist Zeit. Aus Gans, Rind, Schwein, Hirschkalb, Wildschwein oder Stallhase nach allen Regeln der Kunst schmackhafte Braten zu machen: Das dauert Stunden. Die Geduld in der Küche wird auf dem Teller belohnt: mit zartem Fleisch und aromatischen Soßen. Zeig ein bisschen Respekt vor der Art, so zu kochen, und iss langsam.

Die Adelskammer ist regional

Die Zutaten, die Renate Gebelein verwendet, kommen aus der Region. Das Rindfleisch stammt von den hiesigen Landwirten, das Schweinefleisch sogar überwiegend aus eigener Schlachtung. Die Gänse kommen vom Cousin des Wirts aus Kemlas bei Issigau und aus dem 30 km entfernten, thüringischen Liebengrün. Das Wild wird in der Carlsgrüner Jagd geschossen. Die Hasen bezieht die Adelskammer von benachbarten Bauern. Die Karpfen stammen aus dem eigenen Teich, der Stockfisch vom Selbitzer Stockfischguru Klaus Adelt, das Sauerkraut ist aus Trogen, die Kartoffeln für die Klöße Adelskammer-Eigenbau, die Eier von den eigenen Hühnern. Wenn gegrillt wird, kommen Bratwürste und Steaks der Landmetzgerei Diezel aus Bad Steben auf den Rost. Zur Brotzeit gehört selbstgemachte Wurst und selbstgemachte Sülze, dazu gibt es Bauernbrot aus den Nachbardörfern – vom Bio-Hof Degel aus Schleeknock und aus dem Holzofen der Langenbacher Bäckerei Stelzer. Herkunft und Regionalität sind in der Adelskammer kein aufgesetztes Marketing-Konzept. Dass Eigenes und Nahes auf den Tisch kommt, gehört hier zum Selbstverständnis.

Die Adelskammer ist saisonal

Es gilt die Regel: Gansbrust und Rinderrouladen gibt es in der Adelskammer jeden Sonntag. Was Renate Gebelein sonst noch auftischt, bestimmt zum großen Teil der Kalender. Am Eberschdn (6. Januar) gibt es eingemachte Heringe und Backstaakäis (Limburger) mit schwarzblauen Kartoffeln. Zum Fasching klaana Kung (ausgezogene Krapfen), Karfreitag gibt’s Stockfisch. Zur Kärwa (Kirchweih) am zweiten Sonntag im Oktober Schlachtschüssel, Kalbsbraten, Wild und Gänsschwarz (gekochtes Gänsjung mit Innereien, Kragen, Flügeln, Latschen und Blut). Am dritten Sonntag im Oktober Karpfenschmaus. Geschlachtet wird mindestens einmal im Januar und einmal im November, je nachdem, wann die eigenen Schweine schlachtreif sind, und dann gibt es Schlachtschüssel. Schwammer gibt es, wenn sie wachsen und Fritz Gebelein genügend findet. Gansbrust-Hochsaison ist an Weihnachten. Die Adelskammer macht kein Aufhebens davon, aber mit ihrer saisonalen Küche erhält sie alte Traditionen, pflegt regionale Bräuche und erhält Esskultur. Außerhalb des traditionellen Jahreslaufs erfüllt sie aber auch Wünsche ihrer Gäste: „Bei uns rufen Stammgäste an und sagen, horch her, ich will mal wieder Kree (Meerrettich) oder ich will mal wieder Stallhase“, so Renate Gebelein, „und dann wird das am Sonntag auf die Karte gesetzt.“

Die Adelskammer ist speziell

Alle Speisen in der Adelskammer sind ur-frankenwäldisch und mit größter Kenntnis zubereitet – so gesehen muss man alles, was Renate Gebelein auf den Tisch bringt, Spezialität nennen. Trotzdem gibt es aber auch unter den Spezialitäten noch Höchstspezielles: Probieren solltest Du „Krumbaa“, eine Art Spezial-Schlachtschüssel mit Schweinebraten, gebackenem Blut, gebackener Leber, Sauerkraut, Kloß und dicken Graupen. Die Zusammenstellung mit Graupen ist dermaßen original Carlsgrünerisch, dass sie selbst Langenbachern etwas fremd ist, und Langenbach ist nur zwei Kilometer weit weg. Woher der Ausdruck „Krumbaa“ kommt, lässt Du Dir unbedingt vom Wirt höchstpersönlich erklären, aber bitte nur, wenn kein Veganer am Tisch sitzt. Sehr speziell sind auch gebackene Rüben: Die weißen oder gelben Kohlrüben werden gekocht, gestampft, mit Brötchen und Eiern gebacken und dann statt Kraut als Beilage zum Schweinebraten gegessen. Maximale Wurstkultur steckt in der „Adelplatte“: Zu der auf heimischem Schiefer servierten Brotzeit gehören roher und heißgeräucherter Schinken, roter und weißer Pressack, Göttinger, Sülzwurst, Sülze, Polnische, Quärkla, Obatzder und Bauernbrot. Wenn Du Glück hast, schneidet Dir Renate Gebelein auch noch ein paar Scheiben kalte Gansbrust mit drauf.

Die Adelskammer ist Kartoffelkultur

Die grünen Klöße in der Adelskammer sind besonders schön gelb. Das liegt daran, dass sie aus der Kartoffelsorte Quarta gemacht werden, die mehlig und eben gelb ist und die die Gebeleins auf ihren eigenen Feldern anbauen. Zwei, drei Zentner Quarta werden jeden Sonntag zu Klößen verarbeitet – eine Heidenarbeit hinter den Kulissen, ein Hochgenuss auf den Tellern. Die Adelskammer hat sich aber noch auf andere Art der Kartoffelkultur verschrieben: Fritz Gebelein baut Schwarzblaue aus dem Frankenwald an, eine sehr alte Kartoffelsorte, die tatsächlich eine dunkelblaue, raue Schale hat und extrem mehlig kocht. Sie kommt speziell zu eingemachtem Hering, Presssack oder Backstaakäis auf den Tisch. Die Schwarzblaue wurde in einem aufwändigen Verfahren von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ohne Neuzüchtung oder Einkreuzung virenfrei gemacht; sie wird heute vom Verein Slowfood Deutschland als erhaltenswerter „Arche-Passagier“ gelistet und von einem regionalen Förderverein angebaut und bekannt gemacht. Als Zutat steckt sie im „Heimatbrot“ von Fickenschers Backhaus aus Münchberg. Die alte Landsorte ist das genaue Gegenteil einer Allerweltskartoffel, nicht so ertragreich wie moderne Hochleistungssorten, aber intensiver im Geschmack. Ihr erdiges Aroma ist schwer zu erklären, Du musst sie probieren.

Die Adelskammer ist Bierkultur

Die Region kommt in der Adelskammer nicht nur buchstäblich auf den Teller – in Form von Frankenwald-Spezialitäten – sondern auch ins Glas: Wirt Fritz Gebelein zapft für seine Gäste Meinel und Scherdel vom Fass, außerdem – als einziges Wirtshaus – Budenschuster, dessen Brauer Gebeleins Neffe ist. Das Dunkle kommt aus Lichtenberg. „Der Fritz sagt immer, man muss in der Region bleiben“, sagt Renate Gebelein. So einfach kann man die gesamte Bier-Philosophie der Adelskammer auf den Punkt bringen.

Die Adelskammer ist Familie

Die Adelskammer funktioniert nur so, wie sie funktioniert, weil eine ganze Familie dahintersteht. Weil der große Sohn der Gebeleins die Landwirtschaft macht und der jüngere Sohn und die Tochter im Wirtshaus helfen. Weil zwei Schwestern des Wirts, eine Cousine und die 91-jährige Tante beim Kartoffelputzen, Klößemachen und der Arbeit hinter den Kulissen mit anpacken, weil eine dritte Schwester aus Stuttgart anreist, wenn Kärwa ist, und die Patin aus Dürrenwaid einspringt, wenn Not am Mann ist. Weil der Cousin in Kemlas die Gänse liefert, weil der Bruder der Wirtin, gelernter Metzger, mit schlachtet. Weil eine Cousine die Zimmer macht, der Neffe des Wirts nicht nur sein eigenes Bier braut, sondern auch beim Servieren hilft. Weil die Bedienungen alle so lange dabei sind, dass sie fast schon zur Familie gehören. Das Wirtshaus scheint den Gebeleins in der Art zu liegen. Auch wenn Du als Gast nicht unbedingt bei allen Verwandtschaftsverhältnissen durchblickst: Dass alle an einem Strang ziehen, spürst Du.

Die Adelskammer ist Institution

Carlsgrün ohne die Adelskammer wäre nicht Carlsgrün. Hier laufen ganz viele Fäden zusammen: Die Adelskammer ist nicht nur ein Wirtshaus, sie ist ein sozialer Ort. Hier trifft man sich zum Frühschoppen, hier isst man abends eine Brotzeit, hier treffen sich der Stammtisch Adelskammer und der Stammtisch Maibaum, hier werden Geburtstage, Konfirmationen und Weihnachten gefeiert, hier holt man sich, wenn man sonntags nicht kochen will, seine Klöße ab. Die Adelskammer ist nicht nur beliebte Einkehr für Wanderer, die Frankenwald und Grünes Band durchqueren; ihre beiden Ferienwohnungen bieten auch Unterkunft für längere Aufenthalte. Das Wirtshaus ist Ausflugsziel, Treffpunkt, Institution und selbstverständlich Gründungslokal sämtlicher ortsansässiger Vereine. Es macht das Dorf zum Dorf.

Die Adelskammer ist Original

Nichts an der Adelskammer ist Fassade, nichts gekünstelt, nichts ausgedacht. Das Haus, die Wirte, die Speisen – alles ist echt und langer Tradition verbunden. Die Gebeleins sind Vollblut-Wirte. Renate stammt aus einer Metzgerei und kocht in der Adelskammer, seit sie mit 18 in das Wirtshaus eingeheiratet hat. Sie macht kein Geheimnis daraus, wie sie kocht und gibt mitunter sogar Kloßkurse, um ihr Wissen weiterzugeben. Wenn Du sie fragst, wie sie ihre Gans macht, wird sie es Dir erklären. Du bekommst es trotzdem nicht so hin. Die Adelskammer ist traditionell, saisonal, regional, und das aus tiefster Überzeugung. Wenn Du wissen willst, was der Frankenwald is(s)t: Geh hier essen.

Fritz Gebelein zapft Bier in der Adelskammer

Die Adelskammer in Carlsgrün

Am Dorfplatz 8, hat außer dienstags und mittwochs geöffnet – von früh um 9 bis die Letzten gehen. Die Wirtsstube hat Platz für 48 Personen. Egal, wann Du kommen willst: Reserviere: 09288 8440!

2 Kommentare

  • . . . die Adelskammer kann man nicht beschreiben, man muss mindestens einmal da gewesen sein und dann kann man sich sein eigenes Bild machen, jedes Wort ist dann überflüssig. hingehen – anschauen – bleiben – und wiederkommen

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Maria Brömel