Polnische Küche und Gastfreundschaft in Schwarzenbach an der Saale: das Polka Café
Wer einmal in den Genuss polnischer Gastfreundschaft gekommen ist, weiß, warum sie zurecht weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Der Gast ist ein Freund und wird als solcher behandelt – das ist für den Polen selbstverständlich. Genau so fühlt man sich, wenn man ins Polka Café in Schwarzenbach a. d. Saale geht.
Marta und Mateusz Heidek verwöhnen ihre Gäste nach allen Regeln der (polnischen) Kunst. Obwohl sie ihr kleines Café erst Ende 2020 eröffnet haben, so hat sich jetzt schon herumgesprochen, dass Martas selbstgebackene Kuchen unschlagbar gut sind. Ein Geheimnis ihrer Kreationen könnte natürlich sein, dass sie zum Backen ausschließlich Bio-Eier und Dinkelmehl verwendet. Oder ist es doch die Prise Liebe, die man aus jedem Stück herausschmeckt?
Doch nicht nur Kuchen gibt es im Polka Café. Wer „wie bei Babcia“ – also wie bei der polnischen Oma essen möchte, ist hier genau richtig. Marta zaubert in ihrer Küche unter anderem Bigos und Piroggen – und zwar handgemacht! Polnische Insider wissen: wenn Marta kocht, schmeckt es wirklich wie bei Babcia!
Beide Gerichte sind die Klassiker der polnischen Küche schlechthin. Und beide sind sehr aufwendig in der Zubereitung. Bigos ist ein Eintopf bestehend aus Kraut, vier Sorten Fleisch, Pflaumen und Lorbeeren, der stundenlang kocht. Piroggen sind Teigtaschen, traditionell gefüllt mit einer Mischung aus Kartoffeln, Quark und Zwiebeln. Aber auch andere Füllungen wie Spinat und Ricotta oder Fleisch sind möglich.
Ein weiteres kulinarisches Highlight sind Martas Flammkuchen, die es in allen Variationen gibt, auch vegan.
Von Polen über München ins Hofer Land
Doch wie kommt man auf die Idee, ausgerechnet in Schwarzenbach an der Saale, in einer Gasse direkt an der St. Gumbertus-Kirche ein polnisches Café aufzumachen?
Um diese Frage zu beantworten, muss man ins Jahr 2014 reisen. Marta lebte in Polen und arbeite als Architektin. Bis zu der Zeit, in der alles schiefging: Freund weg, Job weg. Marta musste raus, sie brauchte einen Tapetenwechsel. Und so beschloss sie, als Au-pair für drei Monate nach Deutschland zu gehen. Sie landete in München und … blieb natürlich länger. Sie jobbte in einem Café und lernte Mateusz kennen. Kurze Zeit später eröffneten die beiden eine Gaststätte mit großem Biergarten, auch damals schon mit polnischen Gerichten.
Irgendwann machte sich Töchterchen Michalina auf den Weg. Marta und Mateusz suchten eine neue Wohnung – was in München gar nicht so einfach ist. Und schon gar nicht, wenn man selbstständige Gastronomen mit kleinem Kind ist. Über ein Jahr dauerte die Suche, die immer verzweifelter wurde. Nach und nach weiteten sie ihren Suchradius aus. Und: Je weiter weg sie von München gingen, desto besser wurde das Preis-Leistungs-Verhältnis.
„Während der Suche haben wir realisiert, dass die Immobilienpreise in Oberfranken 10-mal niedriger sind als in Oberbayern.“ So kam Familie Heidek ins Hofer Land.
„Als wir realisiert haben, dass die Immobilienpreise in Oberfranken 10-mal niedriger waren als in Oberbayern, beschlossen wir, unseren Traum zu verwirklichen.“ Und so suchte das Paar nach einem Haus mit einer bereits bestehenden Gaststätte, zum Leben und Arbeiten. Das „Dominikaner“ am Kirchberg 3 erschien perfekt.
Mateusz rief direkt im Gasthaus an. Am Telefon dann die Überraschung: Die Dame stellte sich mit Krystyna vor und hatte einen unmissverständlich polnischen Dialekt. Beide Gesprächspartner konnten direkt in ihre Muttersprache wechseln und hatten sofort eine Verbindung. Kurze Zeit später war klar: Die Familie Heidek zieht nach Schwarzenbach / Saale.
„Am Ende war Schwarzenbach ein absoluter Glückstreffer. Es hätte auch ein anderer Ort werden können, aber hier ist es einfach perfekt“, schwärmt Marta.
Endlich konnte es losgehen… oder doch nicht?
Mit Sack und Pack zogen die Heideks Ende September 2020 ins Hofer Land, renovierten das alte „Dominikaner“ nach ihren Vorstellungen und schon kurze Zeit später war das Polka Café bereit zur Eröffnung… und durfte nicht. Die Pandemie kam dazwischen und alle Gaststätten mussten im November 2020 schließen.
Doch schnell sprach sich im Ort herum, dass es ein neues Café gäbe. Und so starteten Marta und Mateusz mit kleiner Karte einen Verkauf am Fenster – der zu ihrer eigenen Überraschung sehr gut lief. Vor allem Martas Weihnachtsplätzchen waren heiß begehrt.
“Schwarzenbach war ein absoluter Glückstreffer für uns.” Marta Heidek
Und so hatte die Familie schon zu ihrer offiziellen Eröffnung am 13. Dezember 2020 eine kleine Stammkundschaft. Im Polka Café sind alle willkommen – vom Stammtisch bis hin zu Tagesausflüglern. Ihren Schwerpunkt möchte Familie Heidek aber auf Familien legen. Dieses Jahr ist noch eine Spielecke geplant, außerdem ein offenes Bücherregal sowie ein Angebot an Brettspielen.
Das Polka – mehr als nur ein Café
„Als Eltern wissen wir, dass es nicht immer so einfach ist, mit Kindern essen zu gehen. Wir wollen für Familien einen Ort schaffen, an dem sie sich entspannen können. Und Michalina freut sich jedes Mal, wenn Kinder vorbeikommen“, erzählt Mateusz.
Gerne auch über Nacht, denn wenn Mateusz nicht gerade seine Gäste bedient, werkelt er an der Ferienwohnung im gleichen Haus herum. Auch diese wird für Familien ausgerichtet sein: zwei Erwachsene und zwei Kinder sollen sich hier wohlfühlen. Wenn alles gut geht, kann die Ferienwohnung ab Herbst 2022 angeboten werden.
“Kinder sind herzlich willkommen. Wir wollen für Familien einen Ort schaffen, an dem sie sich entspannen können.” Mateusz Heidek
Wer denkt, dass dann Schluss ist, der irrt: Es gibt auch noch einen Nebenraum, der allerdings einer Aufhübschung bedarf. Sobald die Ferienwohnung fertig ist, geht Mateusz dieses Projekt an. „Dann können wir noch mehr Gäste begrüßen – denn wir sind tatsächlich schon so manches Mal in der Situation gewesen, dass wir Gäste wegschicken mussten. Wir hatten keine freien Plätze mehr!“
Marta freut sich besonders, Gastgeberin für Familienfeste und spezielle Anlässe sein zu dürfen. Das Osterbuffet 2022, so erinnert sie sich, war ein voller Erfolg. Die 30 Plätze waren schnell gebucht, Anfragen gab es viele mehr. Aktuell kann das Polka Café Feiern im kleinen Rahmen mit bis zu 35 Personen ausrichten. „Ich liebe es einfach, meinen Gästen eine schöne Atmosphäre zu schaffen. Jeder soll sich bei uns wohlfühlen.“
Zu Hause in Schwarzenbach
Auf einem Spaziergang durch den Ort wird klar, warum sich die Heideks keinen anderen Wohnort mehr vorstellen können. „Es ist alles in Laufnähe“, freut sich Mateusz. Ob Bäcker, Metzger oder auch der Steuerberater ums Eck. „In München war alles weit weg. Hier gehen wir vor die Tür und haben alles da, was wir brauchen.“ Michalina hüpft derweil umher und begrüßt die Gänse an der Saale. Es ist die Mischung aus Ruhe und Stadtleben, welche die Familie an Schwarzenbach so schätzt.
Am Ende ist es das familiäre Gesamtkonzept, dass das Polka Café zu dem macht, was es ist: Der helle, in grün gehaltene Gastraum mit großen Fenstern und vielen Pflanzen. Marta, die jedes Gericht mit viel Liebe kocht und immer das Wohl der Gäste im Blick hat. Polnische Gastfreundschaft eben. Dem kleinen Gast ist der Teller Piroggen zu viel? Kein Problem, er bekommt eben eine kleinere Portion. Oder er hat noch Geschmack auf zwei weitere? Jeder Wunsch wird nach Möglichkeit erfüllt.
Das kleine Café am Kirchberg hat Mittwoch bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet und bietet seinen Gästen von einem leckeren Frühstück, über polnische Spezialitäten zu Mittag bis selbstgebackenen Kuchen am Nachmittag alles, was das Herz begehrt.
Marta und Mateusz wollen hier nie wieder weg: „Unser Weg zum `Polka Café` war kein leichter. Aber wir sind genau da, wo wir immer sein wollten.“
Haben Sie Appetit bekommen auf Cafés im Hofer Land?
Hier lesen Sie, wie sich Familie Seidel-Wollner den Traum vom Café “Alte Liebe” im Höllental erfüllt hat.
Und hier erzählen wir vom zauberhaften Café “Schokomädchen” in Reuthlas.
Mehr Entdeckungen in Schwarzenbach an der Saale finden Sie hier im Stadt.Land.Hof-Blog.