Mitten durch die Republik zieht sich von der Ostsee bis ins bayerisch-sächsische Vogtland ein fast 1.400 Kilometer langer und bis zu 200 Meter breiter Grünstreifen. Das „Grüne Band“, einst Todesstreifen der innerdeutschen Grenze, bildet heute ein Biotop mit einer Artenvielfalt, wie es sie sonst nur noch selten gibt. Heute erholen sich Touristen, wo früher die Grenzer patrouillierten.
Der Eiserne Vorhang teilte nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa. Vom Eismeer an der norwegisch-russischen Grenze im Norden bis ans Schwarze Meer im Süden verlief eine Barriere, an der die Natur in weiten Teilen ungestört blieb. Das Grüne Band verbindet fast alle Naturräume des Kontinents und bildet damit ein zusammenhängendes Ökosystem auf einer Länge von über 12.500 Kilometern durch 24 Staaten. Über 46 Nationalparks liegen direkt am Grünen Band mehr als 3.200 Schutzgebiete finden sich in einem 50 Kilometer breiten Korridor.
Das Grüne Band ist in vier Hauptregionen gegliedert. Koordinator für die zwei Regionen Zentraleuropa mit den Anrainerstaaten Deutschland, Tschechien, Slowakei, Österreich, Ungarn, Slowenien, Italien und Kroatien sowie der Region Ostsee (Estland, Lettland, Litauen, Polen und deutsche Ostseeküste) ist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND). Der BUND organisierte bereits im Wendejahr, Ende ´89, das erste Treffen von Naturschützern aus Ost und West in Hof. Hier wurden die Idee und der Name „Grünes Band“ geboren – das erste gesamtdeutsche Naturschutzprojekt. Seither initiiert der BUND grenzüberschreitende und transnationale Projekte am Grünen Band zur nachhaltigen Sicherung dieser einzigartigen Naturlandschaften – als Refugium der biologischen Vielfalt und als lebendiges Denkmal eines wiedervereinten Europas.
Vielfalt am laufenden Band
Was vier Jahrzehnte im Schatten von unüberwindbaren Grenzanlagen geprägt war, ist heute ein Stück unberührte Wildnis und Lebens- und Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen. Entlang des Grünen Bandes leben mehr als 1.200 Tier- und Pflanzenarten, viele, die auf der Roten Liste stehen und vom Aussterben bedroht sind.
Wo sich früher die Grenzsoldaten beiden deutschen Staaten gegenüberstanden, gibt es heute Wanderer und Radfahrer. Der 120 Kilometer lange Abschnitt des Grünen Bandes von Mitwitz im Landkreis Kronach bis Mödlareuth (siehe Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth) im Landkreis Hof wurde im Rahmen des Modellprojektes "Erlebnis Grünes Band" auf umweltverträgliche Weise für Touristen erschlossen und erlebbar gemacht. Auf zahlreichen Wanderungen und Radtouren kann das Grüne Band erkundet werden. Tafeln und Audioguides informieren über die Geschichte der deutschen Teilung, die Geologie oder über Fauna und Flora am ehemaligen Grenzstreifen. Es gibt auch geführte Touren, die von ausgebildeten Natur- und Landschaftsführern angeboten werden.
Wandern auf den Spuren der Grenzer
Spiegel Online kürte den Grenzer-Weg zu einem der schönsten Grenzwege in Deutschland. Die 17 Kilometer lange Rundwanderung führt von Carlsgrün im Landkreis Hof über das thüringische Schlegel und folgt vor allem auf der bayerischen Seite in weiten Teilen dem Verlauf des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Startpunkt der Tour ist am Dorfplatz in Carlsgrün. Dort lohnt sich auch ein Abstecher in die Adelskammer, dem ältesten Wirtshaus im Frankenwald.