Für die einen ist es das Essen, für andere die Landschaft, für andere wiederum sind es Traditionen, Familie, die Art zu leben. Was verkörpert diese Region, abgesehen von Traditionen, gutem Essen und Natur? Warum kehren so viele Ausgewanderte zurück, warum waren manche nie weg? Warum fühlen sich auch Auswärtige mit der Region verbunden und hier zuhause? Und was macht diesen Flecken Erde so besonders? Wir haben Antworten gefunden. In einer 12-teiligen Serie erzählen uns spannende Persönlichkeiten, was sie mit der Region verbinden. #meinstadtlandhof – Teil 6 mit Thorsten Schaumann, künstlerischer Leiter der Internationalen Hofer Filmtage.
Er hat den tollsten Job der Welt
Thorsten Schaumann ist seit 2017 künstlerischer Leiter der traditionsreichen Internationalen Hofer Filmtage. Der Wahl-Münchner hat somit den – nach eigenen Worten – „tollsten Job der Welt“. Und er ist der Nachfolger des verstorbenen Filmtage-Chefs Heinz Badewitz, der als gebürtiger Hofer seine Heimatstadt seit Ende der 60er-Jahre zum Mekka des deutschen und internationalen Nachwuchsfilms machte. Das Filmfestival findet jährlich an sechs Tagen Ende Oktober statt. Doch Festivalleiter zu sein, ist ein Ganzjahresjob. Thorsten hat eine Mission: „Wir wollen Talente entdecken und nachhaltig aufbauen. Hof soll als Serviceplattform einen Mehrwert für die Filmemacher schaffen.“ Er ist rund ums Jahr in aller Welt für die Hofer Filmtage im Einsatz, besucht andere Festivals, Branchentreffs, Filmhochschulen. Und findet dazwischen auch sehr oft Zeit, in Hof zu sein, hier Veranstaltungen besuchen, Kontakte zu pflegen und neue Filmtage-Reihen zu etablieren.
Filmtage das ganze Jahr
Dass die Filmtage ganzjährig in der Stadt Hof zu spüren sind und entsprechende Events stattfinden, ist Thorsten ein großes Anliegen. So arbeitet er tatkräftig daran, die neuen Reihen HoF-Filmtage Rendezvous sowie die Schulvorführungen #of Next zu etablieren. Alle vier bis sechs Wochen werden dabei aktuelle Filmtage-Filme nochmals in Hof gezeigt. Dazu kommen auch die Regisseure und der Festivalleiter in die Stadt, um mit dem Publikum zu diskutieren – ganz wie zu den Filmtagen.
Stadt.Land.Hof hat Thorsten Schaumann bei einem HoF Filmtage-Rendezvous für das #meinstadtlandhof-Interview getroffen – zwischen Terminen beim Festival in Cannes und in Hannover, wo das HoF-Filmtage Rendezvous nun ebenfalls stattfindet.
#1
Wo bist Du geboren, wo wohnst Du?
Thorsten Schaumann: Geboren wurde ich in Neuwied bei Koblenz, dann ging es nach München und danach nach Hannover, wo ich größtenteils aufgewachsen bin. Nun lebe ich in München, wohin ich als Student für ein Praktikum im Vertrieb der Bavaria Film International kam. In den ersten Praktikumsmonaten habe ich auch Heinz Badewitz kennengelernt. Heinz war damals ja nicht nur Leiter der Hofer Filmtage, sondern kuratierte unter anderem auch eine deutsche Filmreihe beim Marché du Film der Festspiele von Cannes. So hatte ich mein erstes ‚Hof-Erlebnis‘ damals in Cannes. Das waren meine Anfänge in der Filmbranche. In der Stadt Hof bin ich jetzt mindestens einmal im Monat, eher sogar öfter, schon durch unsere neue Reihe HoF-Rendezvous.
#2
Was sollte man in stadtlandhof auf jeden Fall gemacht oder gesehen haben?
Thorsten Schaumann: Auf alle Fälle auf den Hofer Rathausturm steigen! Das ist ein Ausblick mit Einblick. Und natürlich die Internationalen Hofer Filmtage besuchen (lacht). Dort gibt es einfach die spannendsten Momente und Begegnungen im Kino und ums Kino.
#3
Mit welchen Schlagworten würdest Du die Region und die Menschen in stadtlandhof beschreiben?
Thorsten Schaumann: Hof steht für mich für lässige und interessierte Leute. Ich denke oft: Alle, die ich hier treffe, sind offen, ratschen und sprechen mich an. Auch ich kann jeden ansprechen und habe so bereits viele Leute kennengelernt. Die Region steht für mich für Vielfalt. Es gibt immer Neues zu entdecken.
#4
Jede Region hat ihre Eigenheiten. In welcher Hinsicht ist stadtlandhof einzigartig für Dich?
Thorsten Schaumann: Das Besondere hier ist für mich das große Engagement der Menschen und ihre Liebe zu einer Sache. Ja, wie zum Beispiel zu den Hofer Filmtagen oder zu Projekten wie Awalla oder der Hoftexplosion. Ich denke auch an Menschen wie Micha Böhm, den Wirt des Galeriehauses. Hier gibt es so viel Idealismus, Eigeninitiative und Ehrenamt – und das Ergebnis ist klasse.
Video: Jedes Jahr Ende Oktober wird die Stadt Hof in Oberfranken zum Mekka der Filmbranche. Die Internationalen Hofer Filmtage sorgen für volle Kinos und zaubern eine besondere Atmosphäre in die Stadt. Seit dem Jahr 2017 ist Thorsten Schaumann der künstlerische Leiter des renommierten Filmfestivals.
#5
Was vermisst Du am meisten, wenn Du länger nicht hier bist?
Thorsten Schaumann: Die geselligen Runden im Galeriehaus. Um es mal so auszudrücken (grinst). Man könnte auch sagen: Feiern bis in den Morgen und wilde Karaoke-Nächte, die es dort exklusiv nur zu den Filmtagen gibt. Nein, im Ernst, das Galeriehaus mit seiner Geselligkeit und seinem Kulturprogramm ist wirklich einzigartig. Das gibt es woanders nicht. Und: Hof ist wilder als der Hofer denkt!
#6
Was zeigst Du Freunden und Gästen, die Du hier in stadtlandhof begrüßt?
Thorsten Schaumann: Die Hofer Ludwigstraße und den Markt am Maxplatz. Den finde ich so schön und gemütlich. Und architektonisch ist dieses Viertel unfassbar toll. Ein so gut erhaltenes, geschlossenes Ensemble wie das Hofer Biedermeierviertel ist selten. Man hat doch meistens Lücken und hässliche Bausünden in einer Stadt – hier nicht. Auch unsere Gäste sind total begeistert davon. Ich war vorhin erst mit einem Regisseur dort, der zum HoF-Rendezvous hier ist. Man sieht bei jedem Spaziergang neue schöne Stellen. Allerdings empfinde ich das Viertel wie einen Schatz, den es gerade in der Außenwirkung noch stärker zu heben gilt.
#7
Welche Veranstaltung in stadtlandhof sollte man besucht haben, und warum?
Thorsten Schaumann: Den Hofer Schlappentag! Allein schon der Name ist herrlich originell und Programm. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle. Darüber hinaus sollte jeder natürlich das Hofer Volksfest besuchen! Dort hat man das Gefühl, die ganze Stadt ist auf den Beinen, und gleichzeitig ist es so entspannt. Eine tolle Atmosphäre. Das Festival Linie 4 im September finde ich als Musikevent klasse, so einmal quer durch die Stadt, von Musikkneipe zu Musikkneipe, ins Theater sollte man gehen … oha, es gibt so viel! Dabei zähle ich noch nicht einmal die Hofer Filmtage und die HoF Filmtage-Rendezvous auf!
#8
Bitte vervollständige den Satz: stadtlandhof ist lebenswert, weil…
Thorsten Schaumann: … es hier viel Raum für Ideen gibt und die Möglichkeit, einfach mal Neues und Experimentelles auszuprobieren.
#9
Wir leben in einer Genussregion. Welches Gericht repräsentiert die Region aus Deiner Sicht am besten und welches ist Dein Lieblingsgericht?
Thorsten Schaumann: Ui, das ist hier natürlich ein spezielles Thema für einen Vegetarier. Aber ich probiere immer gerne Neues aus. Ein leckeres fleischloses Gericht aus der Region sind die „Ei’gschnittna Kleeß“, die es zum Beispiel im Biersalon Trompeter gibt (gebratene Kartoffelkloß-Scheiben, für Vegetarier ohne Speck bestellen, Anm. d. Red.). Oder „Baggerla“ (Kartoffelpuffer). Ich liebe in Hof auch die Gemüsepizza der Pizzeria Neustadt, die wir immer im Galeriehaus essen.
#10
Was möchtest Du sonst noch loswerden?
Thorsten Schaumann: Ich wünsche mir mehr Selbstbewusstsein in stadtlandhof. Dass die Menschen hier mehr ihre Schätze sehen, die sie haben, und, dass sie das auch leben.
Thorstens Insidertipps:
Kulinarik
- Jean Paul Café
- Restaurant des Hotel Strauß
- Biersalon Trompeter
- Gaststätte Konrad Zelt („Eine urige, wirklich authentische Kneipe mit regionalen Spezialitäten gegenüber des Hofer Rathauses. Dort gehe ich auch mit Filmemachern hin.“)
Kultur
- Theater Hof
- Galeriehaus
- Internationale Hofer Filmtage & HoF Filmtage-Rendezvous
Natur
- Untreusee
- Bürgerpark Theresienstein
Events
- Awalla
- Hoftexplosion
- Hofer Schlappentag
- Hofer Volksfest
- Linie 4 Musikkneipen-Festival
- … und natürlich die Hofer Filmtage und alle Rahmen-Events, die dazugehören
Extra-Tipp in der Nähe von stadtlandhof, wegen Einzigartigkeit: Gropius-Bau Rosenthal-Werk Am Rothbühl in Selb – früher eine Fabrik mit Pflanzen und Flamingos