Zell trägt seinen Zusatz „im Fichtelgebirge“ nicht umsonst: Von hier aus lässt sich wunderbar der Waldsteingipfel erklimmen. Aber auch kulinarische Gipfel! Schneiders Gasthof „Zum Waldstein“ in Zell bietet traditionelle Küche auf höchstem Niveau.
Kopfsteinpflaster, Blumen, Blick auf die Kirche. Am Zeller Marktplatz liegt mit der Hausnummer 16 und orangefarbener Fassade: Schneiders Gasthof „Zum Waldstein“, seit fünf Generationen ein Gasthaus, seit drei Jahren in der Hand von Katrin Eberhardt (39, geborene Schneider). Wer „zu die Schneider“ kommt, will gut essen, gerne fränkisch, am liebsten traditionell. Rinder- und Schweinebraten mit Klößen und Kraut, Rouladen, Gansbrust – die fränkischen Klassiker werden hier vor allem von den Sonntagsgästen geordert, genossen, gelobt. Das Fleisch ist zart, die zugehörigen Kartoffelklöße flauschig, die Soßen aromatisch.
Katrin Eberhardt weiß, dass ihre Gäste nicht nur aus dem Hofer Land, sondern oft von weither nach Zell kommen, um Traditionelles zu essen, nach allen Regeln der Kochkunst zubereitet, aber ohne Schnickschnack. „Molekularküche gibt es bei uns natürlich nicht“, sagt sie, „wir waren und bleiben immer mit beiden Füßen auf dem Boden.“
Trotzdem ist Schneiders Gasthof „Zum Waldstein“ nicht einfach ein fränkisches Wirtshaus wie viele andere. Das liegt daran, dass er nicht nur Restaurant, sondern auch Hotel mit 17 Zimmern und Tausenden Übernachtungen pro Jahr ist, an seiner Größe – die gelernte Restaurant- und Hotelfachfrau Katrin Eberhardt und ihr Mann Joachim (48) dirigieren drei Köche, rund zehn Kräfte für Service und Zimmer, bewirten in drei Gasträumen bis zu achtzig Gäste – aber auch an seiner verkehrsgünstigen Lage, nur wenige Minuten von der A 9 entfernt. Sie spült internationales Übernachtungspublikum nach Zell: Schweden, Dänen, Niederländer, Polen, die unterwegs nach Italien oder in die Alpen auf halbem Weg eine Übernachtungspause einlegen – und Küche wie Zimmer des Zeller Hauses schätzen. „Wir merken genau, wann Schweden oder Polen Ferien haben, dann sind wir oft ausgebucht.“
An einem Sommerabend sitzen also nicht nur Gäste aus dem Hofer Land in den Gaststuben und dem Biergarten, Wanderer, die eine Tour auf den vielen hier kreuzenden Wanderwegen zurückgelegt haben, Fichtelgebirgstouristen, Radfahrer, die hier in den Saaleradweg einsteigen, ihre heißgestrampelten Waden entspannen oder kostenlos ihre E-Bikes laden, sondern auch viele Durchreisende. Fränkisch mischt sich mit Schwedisch. Katrin Eberhardt muss ihre Speisekarte mitunter auf Englisch erklären – was heißt „hausgemachte Pfannensülze“? – notfalls geht es mit Händen und Füßen und einem Lächeln der Chefin.
Ihre Philosophie besteht aus zwei Zutaten: Regionalität und Saisonalität. Was auf den Tisch kommt, ist sofern irgend möglich aus der direkten Umgebung, bevorzugt sogar aus eigener Schlachtung. Denn zum Gasthof gehört ein Bauernhof mit Schweinen, Hühnern und Galloway-Rindern. Die zottigen Schotten (die alte Rinderrasse stammt aus Schottland) stehen in der Nähe des Gasthofs auf einer idyllischen Weide. Als echte Outdoorer sind sie das ganze Jahr über draußen, fressen nur Gras und Heu, bewegen sich viel und wachsen langsam – das trägt zum exzellenten Geschmack ihres Fleisches bei. „Es ist feinfaserig und feinmarmoriert, schmeckt nussig, saftig und ganz zart“, sagt Joachim Eberhardt , „ein echtes Genussfleisch.“
Sind die eigenen Schweine schlachtreif, wird Schlachtfest gefeiert, mit Schweinebraten, gebratenem Schweinebauch und Blut- und Leberwürsten. Reh, Hirsch und Wildschwein für die Wildplatte stammen aus heimischer Jagd, die Eier von den eigenen Hühnern. Vor allem zu Jahresbeginn gibt es – auf Vorbestellung – etwas weit und breit Besonderes: Die weißen, blauen und silbernen Tauben, die Seniorchef Hermann Schneider züchtet, landen, nachdem sie auf Geflügelschauen Preise geholt haben, auf dem Teller: gebraten, mit Semmel und Innereien gefüllt, in fein gewürzter Täubchensoße, mit Blaukraut und Kloß – ein Genuss! Zur Regionalität gehören aber auch die selbstgemachten Bowlen, Liköre, Marmeladen und Kuchen, regionale Brände, dass Zeller Familien hier ihre Taufen, Konfirmationen und Geburtstage feiern, sich Stammtische treffen, und: dass man bei Katrin Eberhardt selbstverständlich von Rosenthal-Porzellan speist – Fichtelgebirgsehre.
Wie wichtig Saisonalität ist, zeigt ein Blick auf den „Kulinarischen Kalender“ des Gasthofs: Er verzeichnet, wann Spargel- oder Pfifferlingszeit ist, wann Schlachtfest, Wirthaussingen, Stockfischessen und Kerwa stattfinden und, wann es Martinigans gibt, aber auch Schnitzel-, Nudel-, Haxen- oder Steakwochen, BBQ-Grillfeste und den überaus beliebten Burgertag. Internationale Gäste verstehen „Burger“ leichter als „Krenfleisch“, und selbst eingefleischteste Franken essen nicht jeden Tag Braten – auch sie schätzen die Abwechslung auf der Karte. Der Kalender ist auf der Website des Gasthofs www.gasthof-zum-waldstein.de zu finden. Überhaupt ist der Gasthof auf der Höhe der Zeit und in den sozialen Medien vertreten; die Zimmer sind über Online-Portale buchbar.
Katrin Eberhardts Gäste fühlen sich wohl in den hübsch dekorierten Gasträumen – die Chefin hat ein Händchen für Schönes – und mögen ihren familiären Ton. Bei gutem Essen und einem Seidla Kulmbacher Pils oder Scherdel Zoigl sind sich Fichtelgebirgler und Frankenwälder mit Skandinaviern einig: Zell liegt mit seinen 623 Metern über dem Meeresspiegel ganz schön weit oben, und kulinarisch im Himmel!
Ein Kommentar
Hallo, wann gibt es denn die Täubchen auf der Karte ?