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Der Köder muss dem Fisch schmecken

Darauf achten Personaler bei der Bewerbung

Alles beginnt mit der Bewerbungsmappe. Die soll interessant sein, aber auch formale Vorgaben erfüllen. Wer zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird sollte sich gut vorbereiten. Denn jedes Unternehmen legt unterschiedliche Schwerpunkte und auch die Personalverantwortlichen haben ihre individuellen Vorlieben. Zwei Personalverantwortliche aus der Region verraten, was ihnen bei der Bewerbung wichtig ist. Ein Interview mit Christina Hechtfischer, Raumedic AG, und Uwe Zimmermann, dennree GmbH.

Frau Hechtfischer, Herr Zimmermann, Sie erhalten als Personalverantwortliche hunderte von Bewerbungen. Worauf achten Sie besonders und was raten Sie Bewerbern, um sich von der Masse abzuheben?

Christina Hechtfischer: Die Bewerbung ist die Visitenkarte jedes Bewerbers und sollte formal korrekt und fehlerfrei sein. Ein professionelles Bewerbungsfoto ist noch immer der erste Eindruck. Ich möchte nicht nur den Lebenslauf der Bewerber kennen lernen, sondern auch sehen, inwieweit dessen Persönlichkeit zu uns passt. Daher finde ich es schön, wenn der Bewerber interessante und nicht alltägliche Interessen hat. Sowas wie Lesen, Reisen oder Schwimmen lese ich 20 Mal am Tag.

Uwe Zimmermann: Mir ist es wichtig zu erkennen, ob sich der Bewerber mit unserem Unternehmen und der Aufgabe befasst hat und ob er sich damit identifizieren kann. Im Anschreiben erkenne ich schnell, ob ein ehrliches Interesse am Unternehmen besteht. Dabei muss der Text nicht mal lang sein. Manchmal ist weniger mehr.

Beachten Sie Karriereportale wie Xing oder LinkedIn bei der Auswahl der Kandidaten?

Hechtfischer: Natürlich. Wir veröffentlichen unsere Stellen auf Xing und machen damit sehr gute Erfahrungen. Als international aufgestelltes Unternehmen ist LinkedIn für uns ebenfalls von großer Bedeutung. Deshalb machen wir auch dort hin und wieder auf Vakanzen aufmerksam. Noch wichtiger ist uns aber der persönliche Kontakt zu potenziellen Kandidaten auf Jobmessen und während Vorträgen, die wir an Schulen und Hochschulen halten.
Zimmermann: Wir nutzen XING bei der Suche nach Fach- und Führungskräften. Die sozialen Netzwerke werden immer wichtiger für die Suche nach dem passenden Arbeitgeber oder einem passenden Bewerber.

Und Facebook?

Zimmermann: Es kommt darauf an, welche Stelle wir zu besetzen haben. Aber natürlich spielt Facebook eine große Rolle. Ein persönliches Gespräch ist aber immer noch der beste Weg, um einen Bewerber wirklich kennen zu lernen.

Hechtfischer: Wir haben einen Facebook-Account für Mitarbeiter. Für die Rekrutierung nutzen wir das nicht. Wir setzen eher auf die regionale Presse und auf Online-Portale. Ich selbst habe keinen Facebook-Account und checke somit auch keine Kandidaten vor einem Interview.

Der erste Eindruck zählt, besonders im Bewerbungsgespräch. Was sind aus Ihrer Sicht die absoluten No-Gos in einem Interview und was finden Sie gut?

Zimmermann: Ehrlichkeit ist das wichtigste Kriterium bei einem Bewerbungsgespräch. Immerhin geht man bei einer Anstellung ein Vertrauensverhältnis ein. In den Fragen der Bewerber zeigt sich, welches Bild sie von uns haben, ob sie sich mit dem Unternehmen befasst haben und was sie von einer Zusammenarbeit erwarten. Das ist für beide Seiten eine wichtige Grundlage für eine Entscheidung.

Hechtfischer: Höflichkeit ist die Einbahnstraße zum Erfolg. Ich hatte letztens ein Vorstellungsgespräch, in dem der Kandidat bei der Begrüßung nicht einmal aufgestanden ist. Das Gespräch war in der ersten Minute gelaufen. Befremdlich finde ich auch, wenn Bewerber als Erstes nach Vergütung und Urlaubstagen fragen. Es kommt immer gut an, wenn man authentisch und ehrlich ist. Schauspieler entlarven Personaler schnell. Positiv finde ich auch, wenn die Kandidaten gut vorbereitet sind und dementsprechend qualifizierte Fragen stellen.

Die Frage nach Stärken und Schwachen gehört zu den Standardfragen im Bewerbungsgespräch. Worauf sollte ein Bewerber außerdem gute Antworten haben?

Zimmermann: Wir nutzen diese Frage zu den Stärken und Schwächen kaum noch. Auf eine Standardfrage bekommt man Standardantworten, die nicht viel Aussagekraft haben. Auf Fragen zum Werdegang, zur Wechselabsicht und zu Wünschen und Vorstellungen hinsichtlich der Stelle sollten Interessenten aber eine konkrete Antwort haben.

Hechtfischer: Auch wenn es eine Standardfrage ist, auch ich stelle sie. Es geht darum, das Eigenbild des Bewerbers mit seiner Außenwirkung abzugleichen und festzustellen, ob er sich realistisch einschätzt. Was ich als Antwort unglücklich finde sind Lehrbuch-Antworten. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Dazu kann man stehen. Ein Bewerber sollte außerdem in drei Sätzen sagen können, warum er für eine Position geeignet ist.

Welche Bewerbung ist Ihnen bislang besonders im Gedächtnis geblieben?

Hechtfischer: Oh, da gibt es viele. Ich hatte vor zwei Jahren in unserem Werk in den USA ein Gespräch mit einer Facharbeiterin. Die Kandidatin hatte so einen starken Südstaaten-Slang und hat durch die Aufregung so schnell gesprochen, dass weder unser Werksleiter noch ich sie verstehen konnten. Wir sind dann einfach mit ihr an die Maschine gegangen und haben uns zeigen lassen, wie sie sie bedient. Danach wurde sie ruhiger und irgendwie konnten wir uns dann auch verständigen.

Zimmermann: Ich erinnere mich gerne an eine sehr kreative Bewerbung, in Form einer Bio-Chips-Rolle. Sowohl die Verpackung als auch der Inhalt waren als Bewerbung gestaltet. Als Inhaltstoffe waren zum Beispiel Anschreiben, Lebenslauf, eigene Arbeiten und Zeugnisse angegeben. Die Bewerberin hatte sich intensiv mit uns als Bio-Großhändler und der vakanten Position auseinandergesetzt. Solche Bewerbungen sind auch für erfahrene Personaler eine schöne Überraschung.

„Ich finde es auch gut, wenn ein Kandidat etwas aufgeregt ist – es geht ja schließlich um was.“

Christina Hechtfischer leitet den Bereich Personal bei der Raumedic AG. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Helmbrechts entwickelt und produziert polymere Produkte für die medizintechnische und pharmazeutische Industrie und beschäftigt weltweit über 700 Mitarbeiter. www.raumedic.com

„Eine Anstellung ist immer ein Vertrauensverhältnis - das ist wichtig bei uns.“

Uwe Zimmermann ist Personalleiter bei der dennree GmbH in Töpen. dennree ist der führende Fachhändler für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik im deutschsprachigen Raum und beschäftigt mehr als 5.500 Mitarbeiter. www.dennree.de

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Jörg Raithel