Im Hofer Land gibt es viele schöne Dörfer und Ortschaften. Wusstet ihr, dass einige davon ganz besonders sind? Sie sind nicht nur hübsch anzusehen, alle unter ihnen eint eine Eigenschaft: der starke Zusammenhalt unter den Dorfbewohnern. Das macht sie zu einem der Golddörfer im Hofer Land. Was es damit auf sich hat und ob ihr vielleicht sogar in einem Golddorf wohnt, erfahrt ihr in diesem neuen Artikel auf Stadt.Land.Hof.
Bildrechte: Hallerstein, Zedtwitz, BMEL
Was ist ein Golddorf?
Ein Golddorf wird man, wenn man sich bei dem Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ bewirbt und auf mindestens einer Ebene gewinnt. Entschieden wird das auf Kreisebene, Bezirks- und Landesebene und zuletzt auf Bundesebene. Der Wettbewerb wird von Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, kurz BMEL, ausgerichtet. Seit seiner Gründung im Jahr 1989 hat sich dieser Wettbewerb zu einer wichtigen Plattform für die Entwicklung ländlicher Räume in Deutschland entwickelt. Der Wettbewerb soll die Lebensqualität in Dörfern fördern und innovative Ideen zur Dorfentwicklung unterstützen.
Die Ziele des Wettbewerbs
Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ verfolgt mehrere zentrale Ziele. Zum einen soll er das Bewusstsein für die Bedeutung ländlicher Räume stärken und die Identifikation der Dorfbewohner mit ihrem Wohnort fördern. Zum anderen werden durch den Wettbewerb kreative Ansätze zur Verbesserung der Lebensqualität in Dörfern gesucht. Dies umfasst nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch soziale, kulturelle und ökologische Aspekte. Der Wettbewerb bietet den teilnehmenden Dörfern die Möglichkeit, ihre Stärken und Potenziale zu präsentieren und sich mit anderen Gemeinden auszutauschen.

Die Teilnahmebedingungen und Kriterien
Jedes Dorf mit bis zu 3000 Einwohnern in Deutschland kann am Wettbewerb teilnehmen. Die Anmeldung erfolgt in mehreren Stufen. Zunächst müssen die Dörfer eine schriftliche Bewerbung einreichen, in der sie ihre Ideen zur Dorfentwicklung vorstellen. Eine Fachjury bewertet die Bewerbungen und entscheidet, welche Dörfer in die nächste Runde kommen.
Die Bewertung erfolgt anhand spannender Kriterien: Wie wird die Lebensqualität verbessert? Welche nachhaltigen Konzepte werden umgesetzt? Wie aktiv sind die Bürger in die Projekte eingebunden? Und nicht zuletzt: Wie innovativ sind die Ideen? Dörfer, die hier punkten, haben die besten Chancen auf eine Auszeichnung.
Die Phasen des Wettbewerbs
Auch der Wettbewerb gliedert sich in mehrere Phasen. Nach der Anmeldung und der Einreichung der Bewerbungen bewertet die Jury die Konzepte. Kommt ein Dorf weiter, findet danach eine Begehung statt. Die besten Dörfer werden in verschiedenen Ebenen ausgezeichnet und erhalten nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch finanzielle Unterstützung für ihre Projekte. Gewinnt ein Dorf auf Kreisebene, geht der Wettkampf auf der Bezirksebene weiter. Danach folgt die Landesebene und die Bundesebene. Die Gewinner dürfen ihre Ideen auf regionalen und nationalen Veranstaltungen präsentieren – eine tolle Gelegenheit, um neue Kontakte zu knüpfen.
Die Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ bietet den Gemeinden zahlreiche Vorteile. Neben der Möglichkeit, finanzielle Mittel für Projekte zu erhalten, profitieren die Dörfer von der Sichtbarkeit, die der Wettbewerb mit sich bringt. Die Auszeichnung als „Zukunfts-Dorf“ kann das Interesse von Touristen und neuen Bewohnern wecken und somit zur wirtschaftlichen Belebung beitragen. Darüber hinaus fördert der Wettbewerb den Austausch zwischen den Dörfern. Die teilnehmenden Gemeinden können so voneinander lernen.

Dörfer mit Zukunft im Hofer Land
Nun aber mal Butter bei die Fische. Nach so vielen Erklärungen wird es Zeit, für unsere Dörfer mit Zukunft. Teilgenommen und erfolgreich gewonnen haben im Hofer Land:
- im Jahr 1989 mit Bronzemedaille und Sonderpreis auf Landesebene: Vierschau
- im Jahr 2001 mit Goldmedaille auf Bundesebene. Kirchgattendorf
- im Jahr 2004 mit Silbermedaille auf Landesebene: Isaar
- im Jahr 2017 mit Bronzemedaille auf Landesebene und Gold auf Bezirksebene: Issigau
- im Jahr 2023 mit Silbermedaille Bundesebene und Sonderpreis für den Dorfladen „ZEDTkauf“, Goldmedaille auf Landes- und Bezirksebene: Zedtwitz
- ebenfalls im 2023 mit Gold auf der Bezirksebene: Hallerstein (Hier steht der Wettbewerb auf Landes- und Bundesebene noch aus.)
Genau genommen, sind nicht alle Dörfer, die teilgenommen haben ein Golddorf. Aber sie sind unter die besten drei gekommen und sind deswegen für uns alle Golddörfer im Herzen. Ich habe mich für euch mit den Verantwortlichen aus drei Dörfern unterhalten. Im Folgenden erfahrt ihr, was unsere Golddörfer auszeichnet und was sie so besonders macht.
Unser schönes Hallerstein
Es ist ein Gemeindeteil von Schwarzenbach an der Saale und über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt: das schöne Hallerstein. Mit 280 Einwohnern müsste man meinen, die helfenden Hände im Dorf sind begrenzt. Weit gefehlt, denn die Hallersteiner sind nicht nur sehr tüchtig, sie haben auch noch einen ungewöhnlich starken Zusammenhalt untereinander. Das beweisen sie alle zwei Jahre mit ihrem berühmten Handwerkerfest. Jedes Jahr stürmen circa 15000 Besucher aus nah und fern in das kleine Dorf. Dort bestaunen sie mehr als 80 Verkaufsstände und unterschiedliche Handwerke. Das alles wird von den Einwohnern im Dorf geplant, organisiert und aufgebaut. Bei dem Fest merkt man in jeder Straße des Ortes, wie viel Heimatliebe und Herzblut in den Hallersteinern steckt.


Aber nicht nur das Fest steht für das kleine Dorf. Auch im alltäglichen wird angepackt und zusammengehalten. Die Bewohner haben sich in vier unterschiedlichen Vereinen organisiert. Einer der überall mit von der Partie ist: Thomas Barthold. Im Interview erzählt er mir: „Eigentlich ist fast jeder von uns Mitglied in allen vier Vereinen. Wir haben die Freiwillige Feuerwehr, den Turnverein, den Heimat- und Kulturverein und den Fichtelgebirgsverein mit der Ortsgruppe Hallerstein.“ Unter dem Credo „Nur zusammen sind wir stark“ setzen die Hallersteiner so ihre Projekte durch die große und tatkräftige Gemeinschaft um.
Hallerstein soll ein Golddorf werden
Nicht nur Thomas Barthold ist fleißig in Hallerstein. Neben vielen wichtigen Mitwirkenden, ist auch Anne-Kathrin Meister, stellvertretende Bundesvorsitzende des deutschen Landjugendverbandes und stolze Hallersteinerin, ganz vorne mit dabei. Sie kam auf die Idee, sich bei dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ zu bewerben. Und das kam nicht von ungefähr. Sie erzählt mir: „Ich bin Teil der Jury für den Wettbewerb und habe deswegen schon viele teilnehmende Dörfer besuchen dürfen. Irgendwann habe ich festgestellt, dass wir in Hallerstein alle Kriterien des Wettbewerbs erfüllen.“ Neben dem berühmten Handwerkerfest haben die Bewohner Hallersteins zum Beispiel eine eigene App, in der sie sich vernetzen. Ebenso stemmen die Hallersteiner gemeinsam einige Sanierungen alter Wohnhäuser und Gebäude, wie zum Beispiel das alte Pfarrhaus.
Die Idee der Teilnahme am Wettbewerb wird durch einen Infoabend im Dorf vorgestellt. Als ich alle einig sind, geht es an die konkreten Planungen. Die Hallersteiner überlegen sich, welche Projekte sie vorstellen wollen, wie die Broschüre dafür aussehen soll und bewerben sich. Und die vielen Mühen werden belohnt. Sie gewinnen die Goldmedaille auf der Bezirksebene. Anne Kathrin Meister sagt: „Darüber haben wir uns alle sehr gefreut. Jetzt warten wir, bis der Wettbewerb auf Landesebene weitergeht.“ Übrigens: Im Jahr 2025 findet der beliebte Hallersteiner Handwerkermarkt wieder statt. Am 17. August 2025 pilgern wieder zahlreiche Besucher in der kleinen Ortschaft mit dem markanten Dorfpanorama.
Wer mehr über Hallersteins Teilnahme über den Wettbewerb erfahren möchte, findet weitere Infos unter www.hallerstein.de.
Das Tor zum Frankenwald – Issigau
Die Gemeinde Issigau zählt ungefähr 970 Einwohner. Idyllisch eingebettet zwischen den Hügelketten des Frankenwaldes und den Tälern der Saale, ist Issigau ein beliebter Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen in die Umgebung. Hier treffen sich nämlich viele bekannte Wanderwege, wie etwa der Frankenweg, der Rennsteig oder der fränkische Gebirgsweg. Auch das romantische Höllental samt Hirschsprung liegt direkt vor der Tür.


Den Bewohnern liegt ihr Issigau sehr am Herzen. Deswegen arbeiten sie seit vielen Jahren unermüdlich daran, es Instand zu halten und zu verschönern. Das Dorf kann sich nicht nur mit einer Auszeichnung für die viele Arbeit schmücken. Auf der Internetseite der Gemeinde findet man etliche Urkunden und Anerkennungen für die Mühen der Einwohner. Das wird im Jahr 2017 auch mit der Goldmedaille des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ belohnt.

Issigau hat Zukunft
Die Gemeinde gilt als aufstrebende Wohngemeinde, mit allem, was man zum Leben braucht. Durch eine lange geplante und gut durchdachte Dorferneuerung verhelfen die Gemeinde und die Bewohner ihrer Ortschaft zu neuem Glanz. Ortsstraßen und Plätze werden neu gestaltet und begrünt. Leerstehende Wohngebäude werden abgerissen oder umgestaltet und lassen so neue Freiflächen entstehen. So wird zum Beispiel ein neues Gebäude für das Feuerwehrgerätehaus gefunden, welches heute auch als Festhalle von der Dorfgemeinschaft genutzt wird.
Aber nicht nur in der Bemühungen der Dorferneuerung zeigt sich der Gemeinschaftssinn der Einwohner. Sie sind auch in über 25 verschiedenen Vereinen organisiert, so dass hier jeder eine Gruppe mit Gleichgesinnten findet. Ihren Zusammenhalt beweisen die Issigauer unter anderem jedes Jahr bei der Organisation des jährlichen Dorffestes. Die erwirtschafteten Einnahmen werden dabei der Gemeinde für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt. So kommt es nicht von Ungefähr, dass sich Issigau mit Stolz seit 2017 „Golddorf“ nennen darf.
Mehr zur erfolgreichen Teilnahme Issigau’s am Wettbewerb findet ihr unter www.issigau.de.
Last but definitely not least: Zedtwitz
Ungefähr 900 Einwohner können Zedtwitz ihr Zuhause nennen. In dem geschäftigen kleinen Dorf das zu Feilitzsch gehört ist einiges los. Nicht nur, das das Dorf viele Jahre in mühevoller Arbeit erneuert worden ist, die Zedtwitzer haben sich mit dem „ZEDTkauf“ auch die Nahversorgung im Ort ermöglicht. Vorher mussten sie dafür nach Hof oder Feiltzsch fahren. Dabei wurde ebenfalls Wert darauf gelegt, überwiegend Lebensmittel und Produkte von regionalen Erzeugern zu verkaufen.




Aber nicht nur ihre Nahversorger haben die Bürger in Zedtwitz vorangetrieben. Sie sind auch in einigen Vereinen organisiert und das auch noch generationenübergreifend. Jung und Alt sind in den verschiedenen Interessengemeinschaften vertreten und unterstützen sich gegenseitig. Durch die Manpower und viel Mühe stemmen die Zedtwitzer so einige Feste und Feierlichkeiten rund ums Jahr in ihrem Dorf.
Zedwitz schafft es bis in die Bundesebene
Weil sie von ihrer Gemeinschaft und ihrem Können überzeugt sind, bewirbt sich Zedtwitz beim „Wettbewerb unser Dorf hat Zukunft“ und gewinnt eine Goldmedaille nach der anderen. Sowohl auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene haben sie Erfolg und stehen ganz oben auf dem Treppchen. In der Bundesebene kämpfen sie mit 22 anderen Dörfern und gewinnen am Ende die Silbermedaille. Noch nie hat es zuvor ein Dorf aus dem Hofer Land so weit geschafft. Zu Recht können die Zedwitzer stolz auf ihre vollbrachte Leistung sein.


Markus Schmidt, der Sprecher des Ortsvereinsausschusses, verrät mir im Interview: „Wir freuen uns wirklich sehr, so weit gekommen zu sein. Zugegeben, die höheren Anforderungen auf den verschiedenen Ebenen war deutlich spürbar. Wir haben das nur durch unseren außerordentlichen Zusammenhalt und die Gemeinschaft geschafft.“ Den gabs im Übrigen auch schon lange vor dem Wettbewerb. Die Zedtwitzer dürfen jetzt sogar in den Wettkampf in die letzte Ebene gehen: die Europaebene. Wir fiebern mit und wünsche viel Glück.

Noch mehr Gold im Hofer Land
Auch Kirchgattendorf schafft es durch unermüdlichen Bemühungen für das Dorf und die Gemeinschaft zum Golddorf zu werden. In dieser Ortschaften findet man ebenfalls überdurchschnittliches Engagement für das Gemeinwohl und den Zusammenhalt untereinander. Sei es durch Dorferneuerungen, Verschönerungen mit Begrünung oder den Zusammenhalt in Vereinen. Alle genannten Gemeinden können stolz auf dieses außergewöhnliche Gemeinschaftsgefühl sein.

Der Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ist mehr als nur ein Wettbewerb – er ist eine Bewegung, die das Leben in unseren Dörfern bereichert. Er zeigt, dass ländliche Räume voller Potenzial stecken und dass die Menschen vor Ort die besten Ideen haben, um ihre Heimat zu gestalten. Für weitere Informationen und um herauszufinden, wie dein Dorf teilnehmen kann, besucht die Webseite des Wettbewerbs unter www.bmel.de. Und vielleicht können wir in ein paar Jahren noch mehr Golddörfer im Hofer Land bestaunen.
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