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Digitale Antreiber aus dem Frankenwald

ROLF WEBER GRUPPE Schauenstein

„Es gibt nichts Spannenderes, als dafür zu sorgen, dass es läuft“, sagt Andreas Blug. Dass vieles in Zukunft anders laufen wird, gilt als sicher. Wie es laufen wird, will die ROLF WEBER GRUPPE, deren Marketingleiter Blug ist, mit beeinflussen. „Die Neugier, die Lust auf was Neues, auf Weitermachen, auf Stabilität und Fortführung“ treibt sie an in der Konzernzentrale im Frankenwaldstädtchen Schauenstein, wo der Vater von Geschäftsführerin Dr. Iris Weber nach dem Zweiten Weltkrieg einen Wälzlagerhandel aufgebaut hat. „Mein Vater hat von Anfang an international gedacht und schon Ende der Fünfziger Jahre nach Asien, Afrika und Südamerika geliefert.“ Noch immer sind Wälzlager das zentrale Produkt, das die Weber Gruppe vertreibt. Sie deckt aber den kompletten Industriebedarf ab – Antriebstechnik, Dichtungs- und Klebetechnik, Arbeitsschutz, vorbeugende Instandhaltung. 600000 Produkte. Unter dem Aspekt der Diversifizierung hat sie Ende der neunziger Jahre Händler in Chemnitz, Hamburg, Köln und Berlin übernommen und so Kompetenzen zugekauft. Das europäische und globale Geschäft mit Schwerpunkt China wird am Hauptsitz im Landkreis Hof abgewickelt.

„Es geht nicht darum, etwas zu entwickeln, nur um des Entwickelns Willen, obwohl es wenig praktischen Nutzen hat.“ (Iris Weber)

Die Zukunft der Instandhaltung, Digitalisierung, Industrie 4.0 – damit befasst sich die ROLF WEBER GRUPPE. Und wie in der Nachkriegszeit ist ihr Anspruch, Vordenker zu sein. „Der Begriff Industrie 4.0 hat für uns eine tatsächliche Bedeutung: Wir stehen auf unserer vierten Entwicklungsstufe“, sagt Bernd Becker aus der Geschäftsleitung. „Nach den Anfängen im klassischen Wälzlagerhandel wurden wir zum Just-in-Time-Spezialisten für den kompletten Antriebsstrang. Dann haben Dienstleistungen an Bedeutung gewonnen: Wir beschäftigen an allen Standorten Maschinenbau- und Elektroingenieure, setzen komplexe Messtechnik ein, optimieren Kosten- und Energieeffizienz. Auf Stufe 4 geht es darum, Messergebnisse, Know-how des Instandhalters und unseren Support zusammenzuführen.“

„Wir sind nicht stehengeblieben, haben uns zum Ingenieurdienstleister und Beratungspartner unserer Kunden entwickelt. Auch das Anforderungsprofil für unsere Mitarbeiter hat sich geändert. Der Handel hat sich so gewandelt, dass er Spezialisten braucht.“ (Bernd Becker)

Störungen an Maschinen und Anlagen lassen sich frühzeitig erkennen bzw. prognostizieren: Thermografie signalisiert drohende Lagerausfälle durch erhöhte Reibungswärme. Oberflächenrauheit führt zu messbaren Schwingungsveränderungen. Aber: Die Überwachungstechnik funktioniert isoliert. Gemeinsam mit der Hochschule Hof forscht die ROLF WEBER GRUPPE an der Auswertung kompletter Einheiten – unterschiedlichste Informationen in einer Software. Andreas Blug: „IT und Instandhaltung kommunizieren noch nicht. Die IT zieht heute schon Informationen aus Messdaten, ohne eine Ahnung davon zu haben. Wenn man die noch mit Leuten zusammenbringt, die wissen, auf welche Daten es in der Praxis, in der Produktion ankommt, könnte direkt was Sinnvolles rauskommen.“ Mit wissenschaftlicher Unterstützung der Hochschule Hof soll eine marktfähige Lösung entstehen. Die ROLF WEBER GRUPPE ist wesentlicher Träger des Projekts, für das das Institut für Informationssysteme (IISYS) einen Forschungsauftrag hat.

„Wir sind hier mittendrin und eigentlich weit vornedran. Du bist in zehn Minuten von A nach B gefahren und stößt an jeder Ecke auf ein Unternehmen, bei dem Du denkst, wow, was ist denn hier los?!“ (Andreas Blug)

Immer wieder betont Iris Weber, dass die Wirtschaft im Landkreis Hof ideal aufgestellt ist, um den Digitalisierungsprozess voranzutreiben: „Durch die mittelständische Prägung hier kommen wir schneller zu Resultaten, weil die Hierarchien in den Unternehmen flach sind. Wir sind nicht abgekoppelt von den vermeintlichen High-Tech-Zentren. Die Digitalisierung ist eine Chance für die Unternehmen der Region und für die Region selbst.“ Dreh- und Angelpunkt ist das IISYS-Projekt. Unternehmen mit unterschiedlichem Know-how und unterschiedlichen Messsystemen bringen sich ein. Bernd Becker: „Diese Vernetzung ist wichtig. Große Datenmengen sind die Voraussetzung für qualitative Aussagen, für das Erkennen von Zusammenhängen. Einzelne Unternehmen können keine Gesamtbewertung anstellen.“

Motiviert sind sie in Schauenstein. Sie wollen einen Mehrwert schaffen, der Kunden bindet. Denkbar ist ein automatisierter Ersatzteilversand noch vor einem Ausfall oder sogar eine Garantie gegen Maschinenausfälle. „Das kann der Weg sein, um eine Firma mit siebzigjähriger Geschichte auch für die nächsten siebzig Jahre erfolgreich zu halten“, sagt Bernd Becker.

Rolf Weber Gruppe Schauenstein - Verwaltungsgebäude

Die Rolf Weber Gruppe

Zur ROLF WEBER GRUPPE gehören die selbstständigen Niederlassungen WEBER Industrietechnik Köln GmbH & Co. KG, WEBER Industrietechnik Berlin GmbH & Co. KG, Filialen in Chemnitz und Hamburg und die Rolf Weber Suzhou Trading Ltd. in Suzhou/China. Die Gruppe beschäftigt ca. 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die ROLF WEBER GRUPPE liefert Wälzlager, die zum Beispiel in Werkzeugmaschinen, Papiermaschinen, Druckmaschinen, Pressen, im Schiffsbau, in Walzwerken, Windkraftanlagen, Elektromotoren etc. eingesetzt werden.

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Götz Gemeinhardt