#schoeneaussichten: Der Rohrbühlturm in Münchberg

Der Rohrbühlturm gehört zu den markantesten Bauwerken der Stadt Münchberg. Vom 23 Meter hohen Turm bietet sich ein beeindruckendes Panorama auf die Stadt, das Fichtelgebirge und den Frankenwald. Um den Turm ranken sich viele Spekulationen und Geschichten über dessen Entstehung und seine einstige Bedeutung. Die Wahrheit steht im dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte.  

Seit den 20er Jahren des vorherigen Jahrhunderts gab es in Münchberg Bestrebungen, den Kriegsgefallenen des ersten Weltkrieges ein Denkmal zu errichten. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde der Plan in die Tat umgesetzt. Nach einem Architektenwettbewerb wurden die Architekten Erich Holzner aus Münchberg, Konrad Kühnlein aus Selb und der Bildhauer Karl Himmelstoß mit der Planung des Turms beauftragt. Die Bauarbeiten begannen im April 1935. Zwei Jahre später fand die Einweihung des aus 2.500 Tonnen Reinersreuther Granit errichteten Turms durch den Gauleiter der NSDAP statt. Im Frühjahr 1938 entstanden der Aufmarschweg, die Freifläche, die für Massenkundgebungen genutzt wurde, und die gärtnerischen Anlagen rund um den Turm. Die Gesamtkosten des Bauwerks betrugen rund 52.000 Reichsmark.

Das Fundament des Turms bildet eine etwa 25 mal 25 Meter große Terrasse aus Granitquadern. Auf  der Stadt zugewandten Seite befand sich eine auch heute noch begehbare Rednertribüne. Von dieser Seite gelangte man ursprünglich ins Innere des Turms, durch eine mit NS-Symbolen verzierte Tür. Über der Tür prangte als Hoheitssymbol ein übergroßer Reichsadler mit einer Spannweite von fast vier Metern. An den Seiten links und rechts des Eingangs waren Steintafeln angebracht, in die die Namen der Gefallenen eingemeißelt waren. Im Inneren des Turms befand sich eine Gedächtniskapelle mit einem steinernen Sarkophag, der an die „siegreichen Schlachten des deutschen Heeres“ erinnern sollte. Gekrönt wurde der Turm durch eine tonnenschwere Stahlwanne, in der zu besonderen Anlässen weit sichtbare „Friedensfeuer“ abgebrannt wurden.

Der Rohrbühlturm in Münchberg ist 23 Meter hoch. Erklimmt man die 120 Stufen bis zur Plattform, erlebt man ein wunderbares Panorama. Der Rohrbühlturm ist von Ostern bis Oktober für Besucher geöffnet. Der Eintritt ist kostenfrei. (Foto: Patrick Findeiß)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden schnell Rufe nach einer Umnutzung des Geländes laut. Namentlich wurde aus dem Ehrenmal ganz schlicht der heutige Rohrbühlturm. Heute erinnern nur noch wenige Spuren an die einstige Bedeutung des Bauwerks. Über der mittlerweile mit Eisenplatten beplankten Tür sieht man nur noch die Befestigungsmale des Reichsadlers. 1971 wurden die vier Tafeln mit den Namen der Gefallenen demontiert. Sie befinden sich heute im Stadtarchiv. Im Inneren des Turms befindet sich nur noch die Treppe zur Aussichtplattform.

Der Rohrbühlturm, einst Wahrzeichen der NS-Ideologie, dient heute als Aussichtsturm für Wanderer, Radfahrer und Ausflügler. Zur Sommersonnwende findet auf dem Gelände ein großes Fest mit Kanzfeuer statt. Geöffnet ist der Turm von Ostern bis Oktober. Der Eintritt ist frei. Der Rohrbühl liegt auf der Route zahlreicher Wanderwege (z.B. Via Porta oder Fränkischer Gebirgsweg), ist zu Fuß und mit dem Rad direkt erreichbar. Autofahrer können auf dem etwa 300 Meter entfernten Parkplatz gegenüber der TVM-Halle parken.


#schoeneaussichten

In der Reihe #schoeneaussichten stellen wir im Sommer 2020 zehn der schönsten Aussichtspunkte im Hofer Land, deren historischen Ursprung und ihre heutige Bedeutung vor. Alle Aussichtspunkte finden Sie unter #schoeneaussichten auf der Facebook-Seite des Landkreises Hof und hier auf dem Blog.

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Jörg Raithel

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