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Big-O-Band: Ein Besuch bei Hochfrankens einzigartiger Jazzbigband

Die Big-O-Band macht Nordost-Oberfranken zu ihrem Jazzrevier. Seit 25 Jahren. Das Besondere: Sie ist die einzige große Jazzkapelle in der Region. Ihre Musiker kommen jede Woche aus allen Himmelsrichtungen zusammen, um im Hofer Land zu proben. Mit Stadt.Land.Hof dürfen wir dabei sein, einige Bandmitglieder kennenlernen und an der Faszination Bigband-Jazz teilhaben.

Satter Bigband-Sound dröhnt im Probenraum des Bürgerhauses in Oberkotzau bei Hof an der Saale. Wie jeden Donnerstag bereiten sich hier die Musiker der Big-O-Band unter Leitung von Marek Olszowka auf ihre Konzerte vor und studieren neues Repertoire ein. „Für jede Saison circa fünf bis sieben neue Stücke, die dann vor allem bei Auftritten im Sommer gespielt werden“, erzählt Marek. Zu einem Konzert kann ja jeder kommen. Aber StadtLandHof darf heute mal bei der Probe dabei sein und danach mit ins Stammlokal, um zu erfahren, wie es so ist, in Hochfrankens einziger Jazzbigband zu spielen.

Musikalische Einheit: Aus Oberfranken, der Oberpfalz und Sachsen kommen die Musiker zur Probe ins Hofer Land

Die Big-O-Band ist fest im Hofer Land verwurzelt, doch die Musiker kommen auch von außerhalb, um in dieser weit und breit einzigartigen Formation mitspielen zu können. Marek vereint Instrumentalisten aus Mitterteich in der Oberpfalz, Arzberg im Fichtelgebirge, Obersteben im Frankenwald, Münchberg, Ahornberg, Hof, Plauen und Adorf im sächsischen Vogtland zu einer musikalischen Einheit.
„Glenn Miller? Nein. Wir spielen richtigen Jazz.“
Bandleader Marek. Spielt am liebsten, was schön und selten ist.

Die zwanzig Musiker spielen in der klassischen Bigband-Besetzung: fünf Trompeten, fünf Posaunen, fünf Saxophone, Klavier, Schlagzeug, Bass und Stimme. Sie spielen anspruchsvolle Jazzliteratur auf hohem Niveau. Hauptsache: kein Mainstream und immer angenehm fürs Publikum.

Am Anfang half der Zufall

Bandleader Marek selbst ist Profimusiker und war jahrzehntelang als Saxophonlehrer in Hof/Saale und dem Hofer Land aktiv. Das O in Big-O-Band steht für seinen Nachnamen: Olszowka. Die Gründung der Big-O-Band sei nicht geplant gewesen, erzählt er: „Das ergab sich durch Zufall.“ Er habe damals aus Interesse beim Jazz-Workshop der Hofer Musikschule zugehört und dabei die späteren Gründungsmitglieder der Band kennengelernt, von denen einige noch heute dabei sind: „Irgendwann kam die Idee auf: Lasst uns weiterhin zusammenspielen!“ Das ist 25 Jahre her. Das erste Konzert fand im Galeriehaus Weinelt in Hof/Saale statt, das als Jazz-Institution bekannt ist.
„Es gab in Hof damals eine aktive Jazzszene, weil es die Jazz-Workshops an der Musikschule gab.“
Gründungsmitglied Norbert Rischawy. Zu den Ursprüngen der Big-O-Band.

Rund 250 Konzerte hat die Big-O-Band seit der Gründung gespielt

Seit diesen Anfängen hat sich die Band ihr Jazzrevier erobert. Sie treten regelmäßig im Hofer Land, im Frankenwald und Fichtelgebirge auf, gastierten aber auch schon in der Oberpfalz, dem Vogtland und der sächsischen Schweiz. Zwei Auslandsreisen führten sie nach in Polen, Mareks Heimatland. Zum Welttag des Jazz 2018 spielten sie in Hofs tschechischer Partnerstadt Cheb. Dorthin hatte sie die tschechische Nachbar-Bigband Jazz Big Gang zu einem gemeinsamen Konzert eingeladen. Ein Highlight in der Bandgeschichte. Die Musiker haben inzwischen auf rund 250 Auftritten das Publikum begeistert und ihre Konzerte und Jazzfrühschoppen in den Biergärten, Kursälen und Festscheunen von Steinwiesen im Landkreis Kronach bis Hallerstein im Landkreis Hof haben Tradition. Ein jährlicher Lieblingstermin von Marek ist der Deutsch-Tschechische Jazzfrühling in der Stadt Hof. So viele Jazzer aus verschiedenen Regionen und so viel Publikum kommen da zusammen – da geht jedem Jazz-Liebhaber das Herz auf!

Jazz ist ein Lebensgefühl

Schlagzeuger Norbert „Charly“ Rischawy aus Hof ist ein Bandmitglied der ersten Stunde. Er erinnert sich noch gut, wie er damals zum Jazz und zu den legendären Hofer Workshops kam. Von Jugend an war er eigentlich Rockmusiker: „Ich bin 1953 geboren. Als die Beatles und die Stones ihre große Zeit hatten, war ich voll in der Pubertät. Das war meine Welt.“ Er spielte in verschiedenen Rock-Bands in Hof und Umgebung. Irgendwann war das Interesse an der Jazzmusik größer: „Es entwickelte sich in Hof damals eine aktive Jazzszene, weil es diese Workshops gab. Da ging richtig eine Tür für mich auf!“
„Jazz ist nicht nur eine Musikrichtung, es ist eine Lebenseinstellung.“
Norbert „Charly“ Rischawy. Macht nur noch Jazz.
Norbert, im Hauptberuf Lehrer, ließ sich in Jazz und Technik ausbilden, spielte parallel zur Big-O-Band auch 15 Jahre in der Lehrer-Bigband Bayern sowie in weiteren Formationen im Hofer Land. Er macht keine andere Musik mehr, immer nur Jazz: „Jazz ist mein Leben!“

Eine Jazzband dieser Größe ist einmalig zwischen Oberpfalz und Sachsen

Mit die weiteste Anreise zur Probe hat Bassist Rainer Kolbeck, der extra aus Mitterteich in der Oberpfalz nach Oberfranken kommt. Doch die Anfahrt von gut 40 Kilometern bis Oberkotzau macht ihm nichts aus. „Es ist ein Geschenk, wenn Du in so einer Formation mitspielen darfst. Ich freue mich jede Woche auf den Donnerstag!“, schwärmt er wie am ersten Tag. Dabei ist er ist ebenfalls schon lange dabei.
„Bigband-Jazz ist die Krönung. Es ist toll, so eine Band in der Region zu haben.“ Bassist Rainer.
Vorher hatte Rainer in kleineren Combos schon Jazz gespielt, Fusion und Funk. In der oberbayerischen Jazz-Hochburg Burghausen hatte er an Bigband-Workshops teilgenommen. „Bigband-Jazz ist die Krönung. Doch man braucht die komplette große Besetzung, um diese Literatur spielen zu können“, erklärt Rainer. „Sowas gibt‘s in Mitterteich nicht. Es ist toll, so eine Band in der Region zu haben!“ Die Auftritte sind für den selbstständigen Unternehmer nicht das Wichtigste. Er schätzt die Musik, die Gemeinschaft unter den Musikern: „Wir proben zwei Stunden, dann sitzen wir anderthalb Stunden in der Pizzeria.“ Rainer ist heute einer von zwei Bassisten, die sich abwechseln und sich auch gemeinsam um die Tontechnik kümmern. Sein Kollege Michael kommt aus Arzberg im Fichtelgebirge.

Die professionellen Hobbyjazzer aus dem Vogtland

Auch aus dem sächsischen Vogtland kommen inzwischen etliche Musiker: So wie die Trompeter Matthias Krüger und Udo Krumbiegel aus Plauen. Sie stießen vor circa 15 Jahren zur Band, als die frühere Plauener Bigband den Betrieb einstellte. Beide sind sogar Profis, haben Trompete studiert. Matthias spielt die Lead-Trompete und ist somit für die ganz hohen Töne zuständig. Der gebürtige Ostwestfale lebt seit langem in Plauen. Hauptberuflich spielt er Klassik. Jazz macht er „hobbymäßig und das macht richtig Spaß“. Udo ist als ‚zweite Trompete‘ der Mann für Solo-Parts und Improvisationen. Er arbeitet heute in der Versicherungsbranche: „Jazz ist einfach ein toller Ausgleich zum stressigen Arbeitsalltag!“ Trompete Nummer 3 bei der heutigen Probe ist Dominik Rumpf, das neueste und auch jüngste Band-Mitglied. Der Instrumentenbauer aus Wuppertal kam durch seinen Beruf nach Markneukirchen im Musikwinkel und wurde dort von Posaunist Karel für die Big-O-Band entdeckt.
„Unsere Trompeten sind ein absoluter Ohrenschmaus.“ Posaunist Karel. Neidlos.

Posaunist Karel Werner ist ein großer Fan der Big-O-Band-Trompeten, die sich direkt hinter ihm ins Zeug legen: „Das ist Wahnsinn, was die abziehen. Um nochmal einen Trompetensatz von dieser Qualität zu hören, muss man weit fahren.“

Work-Life-Balance. Oder: Eine Liebhaberei, die den Alltagstress vergessen lässt

Karel aus Adorf ist heute noch dankbar für den Zufall, der ihn 2006 zur Big-O-Band brachte. Er hatte sich immer für Jazz interessiert: „Aber bei uns im Vogtland gab’s da halt nichts. Jazz ist in Bayern durch die Amerikaner viel weiter verbreitet worden.“ Von klein auf hatte er traditionelle Blasmusik gespielt, durchaus auf hohem Niveau. Aber dann kam der Tag, an dem Karel für seinen Vater, einen Instrumentenbauer, eine reparierte Posaune an ein Big-O-Band-Mitglied in Hof ausliefern sollte. Dort wurde Karel für die Jazzband angeheuert.
„Ich mache lieber Musik, die mir selbst gefällt, für ein kleineres Publikum und freue mich dabei.“
Karel. Hat mit der Blasmusik abgeschlossen.

„Anfangs war es eine Umstellung, Jazz zu spielen“, erinnert sich Karel. Doch wenn man ein gewisses Level und eine fundierte musikalische Ausbildung mitbringt, dann klappt das Jazzen auch für Quereinsteiger. Heute spielt Karel nur noch in der Big-O-Band: „Musikalisch ist es das Beste, was mir passieren konnte. Ich freue mich jedes Mal, dass es so einen Spaß macht und den Alltagstrott vergessen lässt.“ Den Steuerberater in sich kann Karel dennoch nicht ganz ausknipsen: „Was wir hier machen, ist eine Liebhaberei. Ganz klar ein Minusgeschäft“, analysiert er und lacht.

Das Schönste ist, wenn der Funke aufs Publikum überspringt

Jahrelang spielte die Big-O-Band rein instrumental. Bandleader Marek war kein großer Fan von begleitendem Gesang zur wunderbaren Jazzmusik. Das änderte sich, als Trompeter Reinhard Göbbel einmal erwähnte, dass seine Frau Laura übrigens sehr gut singe. „Dann kann sie ja mal zur Probe kommen!“, meinte Marek. Das Feedback nach dem ersten gemeinsamen Auftritt war so gut, dass Laura als Sängerin bleiben durfte. Seitdem wechseln sich Instrumental- und Gesangsstücke im Repertoire ab.
„Jazz gefällt mir von allem, was ich ausprobiert habe, am besten.“ Sängerin Laura.

Lehrerin Laura Göbbel aus Münchberg singt schon von Kindesbeinen an. Als sie 2008 zur Big-O-Band kam, war sie Mitglied im Extrachor des Hofer Theaters. „Jazz war etwas Anderes. Eine tolle Herausforderung für mich!“, erzählt sie. Sie mag diese Musik: „Die Elemente von Blues und Gospel, die ja mit in den Jazz eingeflossen sind – das gefällt mir am besten von allem, was ich bisher ausprobiert habe.“ Das Schönste sei, wenn der Funke dann aufs Publikum überspringe. Ihr Lieblingsstück? „Meistens das, das wir gerade neu einstudieren!“, lacht Laura. Zur Zeit der Klassiker „What a difference a day makes“. Neben solchen Balladen liebt sie auch schmissige Stücke wie “Mr. Zoot Suit“ von Mark Cally, in dem auch mal die Herren der Big-O-Band als Background-Sänger glänzen dürfen.

Gründe zum Feiern

Apropos glänzen. Glänzt die Big-O-Band denn mit einem Jubiläumskonzert zum ‚25-Jährigen‘? Ein Extra-Konzert gibt es nicht, denn in der Jubiläumssaison stehen ohnehin etliche Auftritte auf dem Programm. Jazzfreunde können die Bigband etwa in der Reihe der Hofer „Innenhofkonzerte“ am Galeriehaus erleben, bei der Hofer Kulturnacht im Theater Hof, im Kurpark von Bad Steben, in der Konzertscheune von Gefrees im Landkreis Bayreuth und beim Deutsch-Tschechischen Jazzfrühling am Hofer Theresienstein. Lauter wunderbare Gelegenheiten, die Jazzmusik und das Jubiläumsjahr der Big-O-Band zu feiern.

Alle Bilder: Dagmar Müller für Big-O-Band

Erinnerungsfoto: Die Big-O-Band vor dem Promenadenkonzert am Theresienstein in Hof/Saale.

Big-O-Band

Die Big-O-Band unter der Leitung von Marek Olszowka gibt Songs aus siebzig Jahren Bigband-Jazz zum Besten. Standards der großen Bigband-Literatur von Duke Ellington, Count Basie, Bill Holman, Thad Jones und Peter Herbolzheimer gehören ebenso zum Repertoire wie Arrangements aus dem Rock-, Pop- und Soul-Universum von James Brown, Phil Collins und Stevie Wonder. Die Band glänzt mit einem beeindruckenden Sound, durch exzellente Solisten und eine hervorragende Sängerin. Ihr Jazz ist erfreulich geradlinig und von beachtlicher Bandbreite, von Swing bis Latin, von Mainstream bis Sophisticated.

Big-O-Band:

Website: https://big-o-band.de/

Facebook: Big O Band @bigobandinhochfranken https://www.facebook.com/bigobandinhochfranken/

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Dagmar Müller

Unsere Autorin Dagmar Müller begann als Kind eine inzwischen beendete Karriere als Hobby-Bassposaunistin. Heute singt sie nur noch. Eines ihrer Lieblingsstücke im Repertoire der Big-O-Band ist „Children of Sanchez“ von Chuck Mangione für den gleichnamigen Film mit Anthony Quinn. Falls das hier jemand liest. Also, jemand, der über die Setlist entscheidet …