Biohealth schwimmt auf der Erfolgswelle. Das Unternehmen aus Münchberg, das Geschäftsführer Stefan Gebhardt 2007 mit gerade einmal 29 Jahren vom Vater übernommen hat, ist innerhalb kürzester Zeit von einer Handvoll auf über 200 Mitarbeiter angewachsen und hat sich zu einem der wichtigsten Lohnproduzenten für Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland entwickelt. Grundlage für diese Entwicklung ist ein boomender Markt, der laut Gebhardt in vielen Bereichen noch am Anfang steht.
Sie liefern für den Körper wichtige Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren oder Ballaststoffe, wahlweise als Tablette, Kapsel, in Pulver- oder flüssiger Form. Sie versprechen Kraft und Energie, Gesundheit, Wohlbefinden und Schönheit. Die Rede ist von Nahrungsergänzungsmitteln. Produkte also, in denen Nährstoffe mit physiologischer Wirkung, etwa Magnesium, Calcium, Eisen, Folsäure oder Vitamin D, in konzentrierter Form enthalten sind.
Nahrungsergänzungsmittel waren in Deutschland lange eine Randerscheinung, während sie in anderen Teilen der Welt, vor allem in den USA, bereits fester Bestandteil in den Regalen der Apotheken, Drogerie- oder Supermärkte waren. Ihren Ursprung haben diese Produkte in Japan. Der Trend zur Nahrungsergänzung greift seit einigen Jahren auch in Deutschland um sich. Mittlerweile macht die Branche hierzulande einen Umsatz von mehr als anderthalb Milliarden Euro. Und der Markt wächst weiter rasant. Angetrieben wird diese Entwicklung durch ein wachsendes Gesundheits- und Schönheitsbewusstsein vieler Menschen.
Beim Thema Nahrungsergänzung scheiden sich die Geister, das sagt auch Stefan Gebhardt, der Geschäftsführer der Biohealth International GmbH mit Sitz in Münchberg, Produzent für Nahrungsergänzungsmittel, Functional Food und Sportlernahrung. „Die einen halten es für einen Ausdruck völlig entrückter Lebensverhältnisse, für andere ist es die optimale Möglichkeit, ihre Ernährung gezielt zu steuern und die logische Konsequenz aus einem Angebot an Lebensmitteln, die nicht mehr das halten, wofür sie einst standen. Im Obst, das man heute im Supermarkt kauft, stecken kaum noch gesunde Inhaltsstoffe. Sportler, die sich optimal ernähren müssen, greifen deshalb schon immer auf Nahrungsergänzungsmittel zurück. Und das tun mittlerweile auch immer mehr Menschen, die sich bewusst und systematisch ernähren möchten.“
Der Vater legt den Grundstein
Stefan Gebhardt und seine Firma profitieren von diesem Trend. Den Grundstein für die Biohealth International GmbH, kurz BHI, legten Stefan Gebhardts Eltern. Sie betreiben in den 80er Jahren in Sparneck die Beauty Company GmbH, ein kleines Familienunternehmen, das auf den Handel mit pflegender Kosmetik spezialisiert ist. Vater Rudolf kommt durch Geschäftsreisen in die USA erstmalig Ende der 80er mit Nahrungsergänzungsmitteln in Berührung und sieht darin eine Nische für die eigene Firma. Er importiert diese Produkte nach Deutschland und vertreibt sie in den kommenden Jahren erfolgreich in Deutschland, Österreich und der Schweiz an Apotheken, Ärzte und Heilpraktiker.
Der Sohn wächst mehr oder weniger in der Firma der Eltern auf, hilft nach der Schule und am Wochenende mit, um sich sein Taschengeld aufzubessern, saugt alles auf und lernt so von Kindesbeinen an das Geschäft. Nach der Schule absolviert er zunächst eine Ausbildung zum Speditionskaufmann. „Ich wollte irgendwas Kaufmännisches machen“, sagt er rückblickend, „spielte aber auch schon immer mit dem Gedanken, in das Unternehmen meiner Eltern einzusteigen“. Nach Abschluss der Lehre übernimmt er im Unternehmen, das damals aus einer Handvoll Mitarbeitern bestand, zunächst die Bereiche Vertrieb und Marketing.
Hauptgeschäftsbereich war immer noch der Handel mit Beautyprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln, die weiterhin zum Großteil aus den USA importiert wurden. Weil es regelmäßig Probleme bei den Lieferzeiten und der Liefertreue der Hersteller gibt, entscheidet sich Stefans Vater Anfang 2000, die Produkte künftig selbst herzustellen und investiert in die notwendigen Maschinen – der Startschuss für die Firma Biohealth. 2003 folgt die offizielle Gründung der Biohealth International GmbH. Mit im Boot ist anfangs ein Apotheker als Partner und Teilhaber des Unternehmens.
Als der Vater 2007 stirbt, muss Stefan Gebhardt, damals 29 Jahre alt, alleine entscheiden, wie er die Firma in Zukunft weiterführen will. „Die ersten Jahre waren nicht einfach für mich und eine harte Schule“, sagt er. Weil er Kaufmann ist, muss er die Produktionsseite von Grund auf lernen und sich um vieles selbst kümmern. Drei Maschinen und vier Angestellte sind zu wenig, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Deshalb entscheidet er sich für eine Spezialisierung. Er verkauft die Vertriebsfirma und konzentriert sich fortan auf die Produktion, nicht für sich selbst, sondern als Lohnproduzent für andere Firmen. Dafür holt er sich strategische Partner ins Boot.
„Schlankheit, Schönheit, Gesundheit: das sind die Prioritäten unserer Kunden, in dieser Reihenfolge. Das spiegelt sich auch in unserem Produktportfolio wider.“
Stefan Gebhardt
Die Abnehmer sind Vertriebsunternehmen, die die von BHI produzierten Nahrungsergänzungsmittel, Medizinprodukte, Sportlernahrung oder Kosmetikprodukte unter eigenem Label verkaufen, etwa Ärzte- oder Therapeutenvertriebe, Apotheken- oder Fitnessstudio-Ketten oder Firmen im Pharma- oder Sportbereich mit innovativen Produktideen, die die Produktion nicht selbst erledigen wollen oder können, sondern sich auf Marketing und Vertrieb konzentrieren. Wenn also ein Unternehmen einen neuen Proteinshake speziell für Frauen, ein Liquid für den Energieschub zwischendurch oder ein Mittel gegen Haarausfall auf den Markt bringen möchte, dann ist Biohealth die richtige Adresse.
In den Labors in Münchberg entstehen die Rezepturen für die neuen Produkte. Dafür beschäftigt Stefan Gebhardt Biologen, Pharmazeuten, Lebensmitteltechniker oder Chemiker. Allein im Jahr 2018 entstanden 600 neue Rezepturen. Bis zu 6.000 verschiedene Produkte gehen pro Jahr von Münchberg aus in die ganze Welt. Produziert wird im Drei-Schicht-Betrieb, 24 Stunden rund um die Uhr. Rund 35 Millionen Umsatz erwirtschaftete Biohealth im Jahr 2018.
Schnelligkeit und Flexibilität sind Trumpf
1.500 Rohstoffe lagern ständig im Lager in Münchberg und sind sofort verfügbar: Vitamine, Mineralstoffe, Pflanzenextrakte, Fruchtpulver, Proteine oder Aromen – von A wie Acerola bis Z wie Zink. „So können wir schnell auf Kundenwünsche reagieren und dadurch grenzen wir uns auch vom Wettbewerb ab. Wenn ich Rohstoffe erst aus Asien oder Südamerika bestellen muss, dann sind die schon acht bis zehn Wochen unterwegs“, sagt Stefan Gebhardt.
Biohealth erarbeitete sich in den Jahren seit der Gründung einen guten Ruf in der schnell wachsenden Branche. Das Unternehmen steht für hohe Qualität Made in Germany, Zuverlässigkeit und Flexibilität, auch bei kleineren Produktionsmengen. Und mit der steigenden Nachfrage wächst auch das Unternehmen. Immer mehr Mitarbeiter, Maschinen und lagernde Rohstoffe brauchen Platz. Neben dem Standort in Sparneck kommt 2009 eine weitere Produktionsstätte in Weissenstadt hinzu. Zwei Jahre später werden beide Standorte nach Münchberg verlagert und zusammengelegt.
2019, zwölf Jahre nach der Übernahme der elterlichen Firma, Stefan Gebhardt ist 41 Jahre alt, als Unternehmer gereift und reicher an Erfahrung, blickt stolz auf das Geschaffene. Seine Firma zählt mittlerweile über 200 Mitarbeiter und gehört zu den wichtigsten Lohnproduzenten für Nahrungsergänzungsmittel in ganz Deutschland.
„Wir haben das durch viel Fleiß und harte Arbeit geschafft, durch loyale und sehr engagierte Mitarbeiter, die die rasante Entwicklung des Unternehmens mitgegangen sind. Wir mussten richtig ranklotzen, hatten in den ersten zwei, drei Jahren kaum Urlaub. Zufälle und Glück gehören aber auch dazu.“
Stefan Gebhardt
2017 wurde BHI als Bayerns Best 50, eines der wachstumsstärksten Unternehmen in Bayern, ausgezeichnet. Biohealth produziert mittlerweile nicht nur, sondern bietet ein breites Dienstleistungsportfolio und unterstützt die Kunden von der Idee bis zum fertigen Produkt und übernimmt bei Bedarf neben der Entwicklung der Rezepturen und der Herstellung auch Design und Verpackung sowie den Versand.
Fest in der Region verwurzelt – Made in Germany ist ein Gütesiegel
Der komplette Firmensitz befindet sich seit 2012 in Münchberg. Dort ist Biohealth einer der größten Gewerbesteuerzahler. Am neuen Standort wird seither immer wieder angebaut und erweitert. Gebhardt investierte auch in intelligente Maschinen, um Abläufe effizient zu gestalten und Fehlerquoten gering zu halten. Vor zwei Jahren eröffnet Biohealth in Salzburg ein Kompetenzzentrum und damit den ersten Standort außerhalb Deutschlands. 2019 übernahm Biohealth weitere 10.000 Quadratmeter Lagerfläche eines Logistikunternehmens am Stadtrand von Münchberg und kauft „auf Reserve“, wie Gebhardt sagt, das komplette Schödel-Areal, ein 80.000 Quadratmeter großes Industriegelände einer ehemaligen Weberei. Der Geschäftsführer sagt offen, dass es Jahre zuvor Überlegungen gab, ein Werk im benachbarten Tschechien zu errichten. „Wir haben uns aber letztendlich für Münchberg entschieden, weil wir hier die optimalen Rahmenbedingungen haben.“
„Wir sind hier in der Region zuhause und Made in Germany ist in unserem Bereich ein Gütesiegel, weil wir hier die strengsten Standards haben. Deshalb ist der Standort Münchberg für uns von hoher Bedeutung.“
Stefan Gebhardt
„Wir haben hier noch viel vor und der Markt steht in vielen Bereichen noch am Anfang“, sagt der Geschäftsführer. „Schauen Sie in die USA. Dort können Sie die Vorzeichen für die Entwicklung in Europa sehen. Nahrungsergänzungsmittel sind dort ein Massenmarkt. Wir denken beispielsweise aktuell darüber nach, wie man in einen gewöhnlichen Müsliriegel eine Funktion einbauen, also einen physiologischen Mehrwert für den Kunden schaffen kann. Das könnte zum Beispiel das Hinzufügen von Omega-3-Fettsäuren sein, die sehr gesund sind, für gewöhnlich aber nach Fisch schmecken.“
Die Liste der Ideen bei Biohealth ist lang. Stefan Gebhardt hat sich vorsichtshalber schon über neue Gewerbeflächen in und um Münchberg informiert. „Wir sichern uns bereits jetzt Flächen, die wir in Zukunft sicherlich brauchen werden.“
Ein Kommentar
Innovatives Unternehmen in einem wachsenden Markt. Sehr guter Artikel.