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Lokal, nachhaltig und frisch: Christbäume aus dem Frankenwald

Wenn für die meisten Menschen gegen Ende des Jahres die stade Zeit beginnt, dann starten die Christbaumerzeuger der Region in die heiße Phase. Dann ist Hochsaison. Im Frankenwald werden seit Generationen Weihnachtsbäume angebaut – meist in kleinen Familienbetrieben. Ihre Anbauflächen sind klein, ihre Produkte dafür umso nachhaltiger. Ein Beispiel aus Heinersreuth.  

Fast 30 Millionen Weihnachtsbäume werden in diesem Jahr bundesweit wieder verkauft werden. Erfreulich ist, dass die überwiegende Mehrheit der Bäume in Deutschland mittlerweile aus heimischer Produktion stammt, also hierzulande angebaut wird. Kam in der Vergangenheit ein Großteil der Bäume noch aus Dänemark, liegt der Importanteil mittlerweile nur noch bei unter zehn Prozent. Mehr als 2.000 Erzeuger versorgen die Deutschen mit Christbäumen, die meisten davon im Nebenerwerb auf Anbauflächen von nur wenigen Hektar. Auch im Frankenwald hat der Anbau von Christbäumen eine lange Tradition. Das Oberland ist die größte Anbauregion in Oberfranken.

Ab Mitte November stapeln sich in vielen Haus- und Hofeinfahrten im Christbaumdreieck zwischen Helmbrechts, Presseck und Schwarzenbach am Wald die Christbäume – eingenetzt und fertig für den Verkauf. Dann ist Hochsaison für die zahlreichen kleinen Erzeuger im Oberland. Kleine Plantagen links und rechts der Straßen, manchmal nicht größer als ein Tagwerk, zeugen von der langen Tradition des Anbaus.

„Das ist typisch für unsere Gegend, wo viele ein bisschen was haben“, sagt Günter Schmidt. Seine Familie betreibt in Heinersreuth bei Presseck einen kleinen Betrieb. Auf drei Hektar bauen sie vor allem Nordmanntannen an. „Das ist der Volksbaum mittlerweile“, sagt der 60-Jährige, der den Anbau von Kindesbeinen an miterlebt und den Betrieb schließlich von den Eltern übernommen hat. Dabei packt die ganze Familie mit an. Günter kümmert sich um den Anbau, seine Frau Sigrun um die Zahlen. Die Töchter Franziska, Manuela und Schwiegersohn Tobias sind auch mit im Boot. „Und wenn´s pressiert, dann helfen auch die Nachbarn mal mit“, sagt er.

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Aus Leidenschaft und Tradition

Wie viele andere Familien im Frankenwald betreiben die Schmidts das Geschäft im Nebenerwerb. „Das ist nicht zu vergleichen mit den industriellen Christbaumkulturen im Sauerland oder Dänemark. Bei uns ist das alles viel kleiner strukturiert und zum größten Teil Handarbeit. Viele Bauersfamilien haben den Christbaumanbau früher als Ergänzung zur Landwirtschaft betrieben. Und manche führen die Tradition heute noch fort, auch wenn es insgesamt weniger geworden sind.“

„Wir machen das aus Leidenschaft. Leben könnte man von der kleinen Fläche nicht“, sagt Schmidt. Über das Jahr sind Günter und seine Frau in Vollzeit angestellt. „Die Überstunden, die wir im Laufe des Jahres ansammeln, nutzen wir im November und Dezember für den Christbaumverkauf.“

Acht bis zehn Jahre Wachstum für zwei Wochen im Mittelpunkt

So kurz das Leben der Christbäume im heimischen Wohnzimmer auch ist, für die Aufzucht brauchen die Anbauer Geduld und viel Geschick. Acht bis zehn Jahre braucht ein Setzling, bis er etwa zwei Meter Höhe erreicht und damit schlagreif ist. „Wenn die Leute oft wüssten, wie viel Arbeit notwendig ist, bis ein kleines Bäumchen zum Christbaum wird.“

„Viele Kunden wollen den perfekten Baum. Mindestens fünf Kränze sollen es sein, schön gleichmäßig gewachsen, perfekt in der Form, nicht zu schmal, nicht zu breit, und die Nadeln in einer satten dunkelgrünen Farbe.“

Günter Schmidt

Auch wenn am Ende des Jahres die meiste Arbeit anfällt, Christbaumanbau ist ein ganzjähriges Geschäft. Die Flächen müssen regelmäßig gepflegt und von Wildwuchs befreit werden, damit sich die Bäumchen richtig entfalten können. Und sie brauchen Pflege, müssen gedüngt, teilsweise gewässert werden. Außerdem sind regelmäßige Nachpflanzungen nötig, weil es nicht jeder Steckling bis zum fertigen Christbaum schafft. In den letzten Jahren waren die Ausfälle sehr hoch, wegen der Trockenheit. Auch Schädlinge wie die Tannenlaus oder Gallmilben machen den Anbauern immer wieder zu schaffen. Die meisten Arbeiten werden mit der Hand verrichtet, weil es keine passenden Maschinen gibt oder deren Anschaffung unrentabel wäre.

Auf die perfekte Form kommt es an

Im Frühling beschneidet Günter Schmidt seine Bäumchen zum ersten Mal, insgesamt bis zu fünf Mal im Jahr. Snipping heißt das im Fachjargon, also das gezielte schneiden und ausdünnen der Zweige, damit der Baum schön schmal bleibt, aber trotzdem nicht zu buschig wird. Günter hätschelt seine Bäume wie einen Rosenstrauch. Nur wenige betreiben diesen zusätzlichen Aufwand, „hier in der Region so weit ich weiß nur wir“, sagt er. „Die meisten Anbauer im Frankenwald bieten naturbelassene Bäume an. Das tun wir auch, aber die Ansprüche der Kunden sind mittlerweile sehr hoch. Viele wollen den perfekten Baum.“ Mindestens fünf Kränze sollen es sein, schön gleichmäßig gewachsen, perfekt in der Form, nicht zu schmal, nicht zu breit, und die Nadeln in einer satten dunkelgrünen Farbe.“

100 Prozent regional

„Hier in der Region war die Blaufichte lange Zeit die dominierende Sorte im Anbau. Die sank aber nach und nach in der Gunst der Kunden. Plötzlich wollten alle nur noch Nordmanntannen. Wir haben die Bäume dann anfangs auch aus Dänemark importiert“,  sagt Schmidt. „Das war aber keine Dauerlösung für uns. Wir haben dann einen Cut gemacht, wollten uns unabhängiger machen und haben unseren Betrieb umgestellt. Seit 2009 bieten wir ausschließlich Bäume aus eigenem Anbau an – hauptsächlich Nordmanntannen und Nobilis.“

Das komme gut an bei der Kundschaft, sagt Schmidt. Der Kunde lege mittlerweile sehr viel Wert auf die regionale Herkunft der Bäume, und damit auf mehr Umweltverträglichkeit, weil die Bäume nicht durch halb Europa transportiert werden müssen. „Bei importierten Bäumen weiß man außerdem auch häufig nicht, wann sie geerntet wurden und wie lange sie schon liegen. Regionale Ware ist in der Regel frischer.“

„Mittlerweile fragen die Leute danach, wo der Baum herkommt. Früher war das nicht so.“

Günter Schmidt

„Wir investieren sehr viel Zeit und Arbeit in unsere Kulturen und bieten unseren Kunden sehr gute Qualität aus der Region. Das ist nicht für 20 Euro zu bekommen“, sagt Schmidt. Damit spielt er auf den Preiskampf an, den sich die großen Einzelhandels- und Baumarktketten jedes Jahr liefern, um Kunden mit günstigen Christbäumen ins Geschäft zu locken. Ein Preisdruck, den auch die lokalen Anbauer spüren. „Da wird häufig im Cent-Bereich kalkuliert“, sagt Schmidt. „Mit diesen Dumpingpreisen können und wollen wir nicht konkurrieren. Für den Baumarkt ist der Christbaum nichts weiter als ein Lockartikel. Es reicht ihnen, wenn sie die Kunden in den Laden locken und ihnen Christbaumkugeln oder Lichterketten verkaufen können.“

„Wir haben einen anderen Ansatz. Wir stehen für regionale Produktion und hohe Qualität.“ Insgesamt fünf Güteklassen bietet die Familie an: erste Wahl, zweite Wahl, naturbelassene Bäume und Premium-Bäume. Der Preis liegt zwischen 14 Euro pro Meter für die zweite Qualität bis zu 30 Euro für Premiumbäume. Verkauft werden die Bäume ausschließlich regional, direkt ab Hof in Heinersreuth und an den Verkaufsständen in der Region. Auch kleinere regionale Händler kaufen in Heinersreuth ihre Ware.

„Herr Schmidt, Sie wissen schon, was ich brauche.“

Ab Anfang Dezember startet offiziell der Verkauf. Dann rücken die Verkäufer aus. Die Schmidts verkaufen in Selb, Bayreuth und Bad Berneck. Die Plätze sind limitiert und heiß begehrt bei den Verkäufern. Häufig werden die Konzessionen von Generation zu Generation weitergegeben. Günter koordiniert den Verkauf, sorgt für Nachschub und steht als Springer auch selbst am Stand. Unterstützt wird er durch Aushilfen.

Smalltalk gehöre zum Geschäft. Feilschen auch. „Wer sich als Verkäufer hinter seinen Bäumen versteckt, der kommt auf keinen grünen Zweig.“  Günter liebt den direkten Kontakt mit seinen Kunden. Mit vielen pflegt er ein langjähriges, oft freundschaftliches Verhältnis. Für Stammgäste ist er der „Kussi“, weil´s zur alljährlichen Begrüßung ein Busserl gibt. „Man erlebt sehr viel am Stand und lernt die Menschen kennen. Viele kommen seit Jahrzehnten zu uns. Dann heißt es, „Herr Schmidt, Sie wissen schon was ich suche.“ Ich freue mich jedes Jahr auf diese Zeit.“

„Wir erleben auch sehr skurrile Dinge am Stand. Wir haben Kunden, die sprechen vorher mit den Bäumen und schauen, ob die Chemie stimmt. Manche bringen sich ihren eigenen Glühwein und Plätzchen mit zum Stand.“

Für viele Menschen sei der Christbaumkauf noch immer ein Ritual. Vor allem Familien mit kleinen Kindern holten ihren Baum gerne persönlich in Heinresreuth ab und verbinden das mit einem Sonntagsausflug. Darauf sind die Schmidts eingerichtet. Jedes Jahr am zweiten Advent veranstaltet die Familie einen Waldtag in Heinersreuth. Dann können sich die Kunden ihren Baum direkt in der Plantage aussuchen. Erst dann wird der Baum abgesägt. Regionaler und frischer geht es nicht.

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frankenwaldtanne.de

Familie Schmidt
Heinersreuth 13
95355 Presseck
Telefon: 09 222 / 328
Telefax: 09 222 / 990878
info@frankenwaldtanne.de
www.frankenwaldtanne.de

Ein Kommentar

  • Echt cooler Beitrag über die Christbäume aus dem Frankenwald. Unglaublich, dass ein Weihnachtsbaum acht bis zehn Jahre wachsen muss. Der Baum den wir dieses Jahr gekauft haben ist wirklich besonders schön.

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Jörg Raithel

Jörg Raithel

Jörg Raithel, Jahrgang 1982, ist Elektrotechniker, Diplom-Sozialpadägoge, Marketingmanager (MBA) und Landwirt. Bis 2015 war er Geschäftsführer des Regionalmarketingvereins Wirtschaftsregion Hochfranken in Hof. Er lebt nach Stationen im In- und Ausland in seiner Heimatstadt Münchberg und schreibt freiberuflich für verschiedene Print- und Onlinemedien über die Themen regionale Wirtschaft und Tourismus. Kontakt: info@6sensemedia.de