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Holzwerke Ströhla – Tradition und Moderne im Hofer Land 

„Ob jemals jemand darüber nachgedacht hat, die Unternehmen in fremde Hände zu geben?“, Heinrich Ströhla, Senior Geschäftsführer und 9. Ströhla in der Geschichte der Familie grinst.
„Nein, niemals. Die Holzwerke Ströhla sind seit 1661 in Familienbesitz. Und das bleiben sie auch.“

Über 360 Jahre Familiengeschichte

Der Besuch der Holzwerke Ströhla im Frankenwald ist ein Besonderer. Ich bin mit Hannes Ströhla verabredet, dem 26-jährigen geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens. Mit am Tisch Vater Heinrich, der noch aktiv am Unternehmen arbeitet, aber seinem Sohn Hannes inzwischen freie Hand lässt.

Wenn man auf 361 Jahre zurückblickt, hat man einiges zu erzählen. Die Geschichte beginnt am 21. Oktober 1661, als der Markgraf Christian Ernst zu Bayreuth-Brandenburg einen Lehnsbrief unterzeichnet. Auf diesem steht: „Itzo Hanns Ströhla, Müller, den Hammer, der Rauschenhammer genannt, käuflich inne hat und besitzet“.

Hier im Tal der Wilden Rodach hat alles begonnen. Der erste Ströhla-Müller baute eine Säge- und eine Mehlmühle. Doch schon bald war klar, dass das Holz das Herz der Rauschenhammermühle ist. Das hat sich durch alle Generationen hindurch bis heute nicht verändert.

„Unser Unternehmen hat erlebt, wie sich die Welt und die Industrie verändert haben. Die Erfindung der Dampfmaschine und die damit mögliche Energiegewinnung waren ein Wendepunkt.“, so Heinrich Ströhla. Mussten seine Vorfahren noch mit der Kraft des Wassers und ihrer Muskeln arbeiten, war auf einmal eine maschinelle Fertigung möglich. Aus einem kleinen Holzwerk im Hofer Land konnte ein Unternehmen werden.

Die Holzwerke Ströhla waren stets Zeitzeugen ihrer jeweiligen geschichtlichen Epoche. Nichts konnte das Unternehmen ernsthaft erschüttern. Doch dann kam…

Der große Brand

Es ist der 22. August 2015: Ein Feuer bricht aus und innerhalb weniger Stunden sind die Holzwerke Ströhla bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Rund 700 Einsatzkräfte geben ihr Bestes, doch am Ende ist klar: Die Rauschenhammermühle gibt es nicht mehr.

Für Heinrich ein Schock. Sein Zuhause, sein Unternehmen, sein Leben, der Arbeitsplatz von 37 Menschen – alles zerstört. Vom Schaden in Höhe von 25 Millionen Euro ganz zu schweigen.

Wenn Heinrich Ströhla von dieser Zeit spricht, verändern sich seine Gesichtszüge. Er wirkt schwermütig, immer noch entsetzt vom Inferno, das er ertragen musste. Sohn Hannes übernimmt:

 „Der Brand änderte alles. Für unsere Firma, für unsere Mitarbeiter und für unsere Familie.“

Wie schafft man das, nur wenige Jahre nach so einer Katastrophe wieder ein funktionierendes Unternehmen zu haben?

„Wir hatten zum Glück eine Betriebsausfallversicherung. Wir mussten erstmal niemanden entlassen. Dennoch standen wir vor der Frage, wie es nun weitergehen solle“, erinnert sich Heinrich.

Es gab sehr ernsthafte Überlegungen, woanders neu anzufangen, so ehrlich sind Vater und Sohn. Vielleicht städtischer, wo man leichter Personal bekäme.

„Ich konnte nicht. Das hier ist unser Zuhause.“

Heinrich Ströhla

Und so blieb man im Frankenwald im Hofer Land. Und nutzte die Chance für einen Neuanfang. Drei Jahre hat es gedauert, bis die Holzwerke Ströhla wieder voll zurück waren. Man änderte die Produktion und die Prozesse. Hat man früher fertige Produkte verkauft, so spezialisiert sich Ströhla heute auf Konstruktionsvollholz und Brettschichtholz und verkauft diese an die Industrie weiter.

Hannes Ströhla:

„Niemand hat auf uns gewartet, wir mussten uns auf dem Markt komplett neu beweisen.“

Ich schaue die Beiden voller Bewunderung an. „Unglaublich, was Sie geschaffen haben. Das ist schon fast heldenhaft“, staune ich.

„Wir sind keine Helden“, lächelt Heinrich Ströhla sanftmütig, “Wir haben uns nur zurückgeholt, was uns das Feuer genommen hat. Und wir hatten eine Verantwortung unseren Mitarbeitern gegenüber.“

Der 10. Ströhla steht bereit

„Papa, wenn ich groß bin, übernehme ich die Firma und mach was Ordentliches draus!“

Hannes Ströhla, im Alter von ca. 12 Jahren

Heinrich und Hannes Ströhla
Heinrich und Hannes Ströhla

Zum Glück war schon früh für Hannes klar, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Nach dem Abitur lernte er im Familienbetrieb das Holzhandwerk und wollte dann eigentlich woanders studieren. Ein paar Jahre etwas Anderes sehen und erleben, bevor er sich voll dem Hofer Land verschreiben würde.

Doch der Brand änderte auch für ihn alles. Es war genau die Zeit, in der er sein Studium beginnen wollte, doch mitten im Wiederaufbau der Firma konnte er nicht weg. Zum Glück konnte er berufsbegleitend an der Hochschule Hof Betriebswirtschaftslehre studieren und währenddessen langsam in die Fußstapfen seines Vaters treten – als 10. Ströhla in der Geschichte der Familie.

„Mein ältester Sohn ist Augenarzt geworden, aber da Hannes ja was „Ordentliches“ aus meiner Firma machen wollte, gab es auch in dieser Generation keine Sorge, ob es weitergehen würde.“, lacht Heinrich. Hannes schaut etwas verlegen. „Und? Haben Sie Ihr Versprechen gehalten und was Ordentliches draus gemacht?“, frage ich ihn. „Naja, mein Vater hat ja gut vorgearbeitet. Ich habe ein super Unternehmen übernommen.“

 

Der Frankenwald – Eine Region mit Lebensqualität

Auf meinem Weg in die Rauschenhammermühle bin ich durch malerische Täler des Frankenwaldes gefahren. Serpentinen um Serpentinen, eine wunderschöne Natur. Die Holzwerke liegen eingebettet im Tal der Wilden Rodach, entlang der Straße, werden fast Teil der Kulisse.

Außengelände der Holzwerke Ströhla
Außengelände der Holzwerke Ströhla, eingebettet im Tal der Wilden Rodach

Was mögen die Ströhlas so an diesem Ort? Abgesehen von der Familiengeschichte?

Die Frage fällt Heinrich Ströhla schwer zu beantworten. „Eigentlich alles, aber das ist ja recht unpräzise“, grinst er. Er wird konkreter: Die Infrastruktur ist super, drei Autobahnen in unmittelbarer Nähe. Dazu die Lebensqualität, die das Hofer Land generell mit sich bringt. Die Stadt Schwarzenbach am Wald ist ein Ort mit Schulen, Ärzten und natürlich mit erschwinglichen Miet- und Grundstückspreisen. Seine Mitarbeiter sind alle aus der Region, sie möchten auch nirgendwo anders wohnen.

Apropos Schwarzenbach am Wald, die Stadt ist ja Waldhauptstadt 2022. Jennifer Müller hat bei uns auf dem Blog schon darüber berichtet. Die Ströhlas freut das sehr. Der Frankenwald bekommt mit dem Titel eine verdiente Würdigung der Region.

Auch die Themen Holz und Wald bekommen Aufmerksamkeit. Schwarzenbach am Wald hat viele Aktionen zum Thema geplant. Von Vorträgen, über geführte Trekking-Touren zum Döbraberg bis hin zu den 2. Oberfränkischen Waldarbeitsmeisterschaften – im umfangreichen Programm ist für jeden was dabei.

Moderne trifft Tradition

Normalerweise kommen nur Kunden in den Genuss von Führungen durch das Werk. Dieses Jahr besteht jedoch eine Ausnahme: Im Rahmen der Aktionen der Waldhauptstadt können die Holzwerke Ströhla am 14. September 2022 besichtigt werden. Doch Heinrich Ströhla gibt mir die Chance, hinter die Kulissen zu schauen.

„Das Einzige, was das Feuer verschont hat, ist ausgerechnet die Steintafel, die die Gründer der Rauschenhammermühle abbilden.“, zeigt mir Heinrich Ströhla. Die Platte hat im Außengelände einen besonderen Platz gefunden.

Im Werk ist es vor allem eins: sehr laut. Was einst mit Hammer und Stein begann, ist heute ein hochmoderner Produktionsbetrieb. Wir sind im Herzen von Heinrich Ströhlas Lebenswerk, das merkt man in jedem Satz. Kurz schweift er ab und erzählt von seiner Zeit in Schweden. Als junger Mann war er dort, lange ist das her. Ein halbes Jahr hat er in einer Holzfabrik gelernt. „Die Schweden waren damals viel weiter als wir. Ich konnte viel Wissen mit nach Hause bringen.“

Angst um die Zukunft des Betriebes hat Heinrich Ströhla nicht. „Wenn man so will, sind wir Trendsetter. Und das seit über 360 Jahren!“ Der Klimawandel hat eine nachhaltige Bauweise unabdingbar gemacht – Holz ist der Baustoff der Zukunft.

Ich bedanke mich für die über zwei Stunden Zeit, die sich Heinrich Ströhla für mich genommen hat. „Wenn es darum geht zu zeigen, wie schön es bei uns ist, dann nehme ich mir sehr gerne die Zeit dafür.“

Die Holzwerke Ströhla – so besonders wie ihre Geschichte

Zum Abschied bekomme ich einen Holzkeil, dank gestempelten Datum ein Unikat. Besonders ist die Geschichte, die Heinrich Ströhla mir dazu erzählt.

„Ein Keil wird durchaus negativ betrachtet. Man kann einen Keil zwischen zwei Menschen treiben. Aber wir Holzhandwerker wissen, dass wir ohne einen Keil nie einen Baum fällen könnten. Und ein Keil hält Türen offen, die vielleicht sonst zugefallen wären.“

Ich mag dieses Bild gerne. Für unter die Tür klemmen ist mir mein einzigartiger Holzkeil viel zu schade. Er bekommt einen besonderen Platz. So wie die Holzwerke Ströhla ihren ganz besonderen Platz im Frankenwald im Hofer Land haben.

Holzwerke Heinrich Ströhla GmbH & Co. KG

Holzwerke Heinrich Ströhla GmbH & Co. KG

Rauschenhammermühle 9, 95131 Schwarzenbach am Wald

www.stroehlaholz.com

Telefon: 092899330

Fax: 0928993344

Mail: post@stroehlaholz.de

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Alicja Grießhammer

Zweifache Mama aus Oberkotzau. Beruflich und privat viel unterwegs. Immer auf der Suche nach spannenden Menschen und Orten.