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Geliebte Geigersmühle

Zwischen Münchberg und Helmbrechts liegt das Bauernhofcafé Geigersmühle. Wer im Biergarten sitzt, hört über sich in der alten Esche, der Erle und der Birke den Wind rauschen und wer sehr genau die Ohren spitzt, kann es hören: das Märchen von der Geigersmühle.

Es war einmal ein Mädchen. Das lebte mit seinen Eltern in dem alten Bauernhaus, von dessen guter Stube aus man im Sommer über blühende Wiesen und wogende Felder blickte und in dem die Arbeit in Stall und Küche nie ausging – der Küche, in der sich das Leben abspielte, weil sie der einzig geheizte Raum war, wenn der Winter Eisblumen an die Fenster malte und den Hauch auf der Bettdecke gefrieren ließ. Das Haus war erfüllt vom Plätschern des Mühlbachs und den Geräuschen der benachbarten Mühle, in der Fichtenstämme geschnitten und Mehl gemahlen wurde. Als das Mädchen 16 Jahre alt war, bauten die Eltern ein neues Haus mit Bad und Zentralheizung, zog die Familie um, und mit ihr das Leben. Das alte Haus stand leer, die Gauben auf der Traufseite brachen ein, der Wind pfiff durchs Dach. Das Mädchen wurde eine verheiratete Frau, Mutter zweier Kinder, mit Leib und Seele Landwirtin, übernahm den Hof ihrer Eltern, und als sie ihr Elternhaus so sah, tat ihr Herz weh.

Also begann sie mit ihrem Mann, mit viel Kraft und Geld und noch mehr Herzblut, das Haus zu retten. Nach vier Jahren des Abreißens, Neubauens und Zusammenhelfens erfüllte sich ein Traum: Aus dem fast 170 Jahre alten Bauernhaus war ihr Bauernhofcafé geworden. Ein Haus, dessen Krüppelwalmdach, Gneismauern, Granittreppe, gewölbte Fensterlaibungen, niedrige Türstöcke von früher künden und das doch ganz im Heute angekommen und erfüllt ist vom Lachen seiner Gäste. Wo früher die Kühe standen, ist heute der Biergarten, die schwarze Küche wurde Gaststube, wo das Mädchenzimmer war, sitzen Gäste. Der Giebel wurde wie ein Bausatz zusammengelegt und auf das verkürzte Haus wieder neu aufgesetzt, der liegende Dachstuhl mit seinen handbehauenen Pfetten und das Gewölbe im Erdgeschoss gerettet, die Wände sandgestrahlt und innen so freigelegt, dass sie wie Gemälde wirken, die Gasträume mit rohweißen Wänden, Eichendielen und -parkett so gestaltet, dass alles zusammenpasst: Das Haus kann so nur im Hofer Land stehen.

Eine märchenhafte Geschichte? Ja. Und eine wahre. Die Oberfranken reden nicht groß über Gefühle, aber das Bauernhofcafé Geigersmühle gäbe es nicht, wäre Stefanie Pöhlmanns (39) Liebe zu ihrem Elternhaus nicht gewesen. Und, etwas unromantischer, ihr Wunsch, neben der Landwirtschaft ein zweites Standbein zu haben. Ein Lehrgang „Einstieg in die Bauernhof-Gastronomie“ und der Abschluss des „Bayerischen Wirtebriefs“ machten ihn wahr.

Stefanie Pöhlmann ist in der Geigersmühle aufgewachsen und heute Chefin des Cafés.

Auf dem grünen Samt der Bänke sitzen heute Damenkränzchen, Vereinsgänger, Geburtstagsrunden, Konfirmationsgesellschaften, Firmenausflügler, im Biergarten Wanderer und Radfahrer, die Rast machen, wo Frankenwald und Fichtelgebirge sich treffen, Familien, deren Kinder am Bach spielen, die Hasen füttern, auf den Spielzeugtraktoren fahren.

Viele kommen der Torten wegen in die Geigersmühle, die weit über das Hofer Land hinaus einen guten Ruf haben: Die fluffigen Biskuit-, Baiser- und Sahneschichten von Himbeer-Tiramisu-, Nougat-, Erdbeer-Sekt-, Mohn-Eierlikör- und Himmelstorte zergehen auf der Zunge. Alle sind selbst gebacken aus frischen Zutaten, Mehl aus der Selbitzer Rangenmühle und Eiern vom Mehringer-Hof in Neudorf.

Zu einer Tasse Kaffee schmecken auch die Blechkuchen – wie Mohn-Streusel- und Käsekuchen mit Schokoguss, gebacken nach althergebrachtem Rezept. Unbedingt versuchen muss man die hausgemachten Pfannakung (ausgezogene Krapfen), die besten der Welt.

Fast genauso berühmt wie die Torten sind die Brotzeiten. Die „Brotzeit Bauernhof“ vereint Göttinger, Heiß- und Rohgeräuchertes, Presssack, Bauernwürste, Käse und Hausmacher Kochkäse mit Ei, Gurke und Tomate auf einem hübsch angerichteten Teller. Dazu gibt es Brot von der Bäckerei Schübel aus Neudorf und ein Bayreuther Hell, Aktien Zwick’l oder eine Maisels Weiße. Die Wurst stammt von Metzger Leupold aus Volkmannsgrün, der dafür das Fleisch der Schweine vom Pöhlmann-Hof verarbeitet. „Direkter kann eine Wurst nicht auf den Teller kommen.“ Kräuter sind aus dem Hochbeet der Pöhlmanns, viele Früchte und Beeren aus ihrem Garten, geräucherte Karpfen aus ihren Teichen.

Das Bauernhofcafé ist nicht irgendein nettes Café, es ist ein Ort, der Kreise schließt: Das Essen auf dem Tisch stammt vom Hof der Familie. Die Wärme im Haus aus ihrer Biogasanlage, also aus der Triticale, die auf den Feldern rund um die Geigersmühle wächst. Das Haus ist im Einklang mit seiner Umgebung und seiner bäuerlichen Vergangenheit, jeder Winkel eng mit Stefanie Pöhlmanns Biografie verbunden und nur deshalb mit so viel Detailtreue wiederhergerichtet. All das begründet die besondere Atmosphäre: hier gehört alles zusammen.

Hinter dem Café steht die Familie: Stefanie Pöhlmanns Mutter und ihre Tochter helfen im Café mit, ihr Mann kümmert sich um Büro und Reparaturen, der Sohn hilft ihm dabei, mäht die Wiese um das Café. Wichtig ist auch das Team aus zwölf Mitarbeitern für Küche und Service. „Viele kenne ich von früher, vom Chor, aus meiner Akkordeon-Gruppe. Wir sind verbunden miteinander. Mir ist sehr wichtig, dass die Leute, die hier arbeiten, sich wohlfühlen.“

Man kann sich lange theoretisch fragen, was das Hofer Land so schön macht. Oder man kann ganz praktisch in diesem Bauernhofcafé sitzen, im Schatten der alten Bäume, das Wasser plätschern hören, den Blick vom Schwalbennest unterm Dach über die Brücke bis zum Wald schweifen lassen und einen Pfannakung essen – dann kommt man der Antwort sehr nah.

Bauernhofcafé Geigersmühle

Das Bauernhofcafé Geigersmühle hat Samstag und Sonntag von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Feierlichkeiten ab 15 Personen auch unter der Woche. Die zum Café gehörige Scheune eignet sich für größere Partys bis 80 Personen.

Geigersmühle 2
95233 Helmbrechts
09252 – 3509350
www.cafegeigersmuehle.de

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Maria Brömel