Suche
Close this search box.

Eine Fahrradtour durchs Hofer Land (2)

Die drei kommen nach Schwarzenbach an der Saale. Papa stellt den Fotoapparat auf einen Stein und schaltet den Selbstauslöser ein. KLICK! Jetzt grinsen Laura, Max und Papa vom Display der Kamera. Aber - huch - nicht nur die drei sind auf dem Bild zu sehen. Laura und Max lachen sich fast kaputt, denn noch jemand hat sich mit auf das Bild geschlichen: Donald Duck winkt im Hintergrund! Klar, sie sind vor dem Erika-Fuchs-Haus gelandet. Hier in Deutschlands erstem Comicmuseum kann man in die Geschichten aus Entenhausen eintauchen. Und da darf eine große Donald-Duck-Figur natürlich nicht fehlen.

Der Löwe sitzt wieder in Lauras Fahrradkorb als sie weiterfahren. „Halt dich gut fest“, sagt Laura. Ganz oben am Hang sieht sie, dass ein abschüssiger, schnurgerader Abschnitt des Radweges vor ihnen liegt. Und schon geht es los. Sie brausen schneller davon, als Laura es geplant hat. „Bremsen!“, schreit Laura. „Bremsen!“ Doch das Fahrrad bremst nicht. Laura, das Fahrrad und der Löwe rasen den Berg hinunter. „Hilfe!“, schreit Laura. „Hilfe!“ Aber das Fahrrad wird immer schneller. Kurz vor einer hohen Hecke kann Laura endlich bremsen. Der arme Löwe fliegt über die Hecke und landet in einem Strauch. „Was ist denn los“, ruft Papa. „Ist dir etwas passiert?“ „Nein, mir geht‘s gut“, sagt Laura. „Aber mein Löwe hat sich verletzt!“ Papa untersucht den Löwen. Und wirklich, er hat eine große Beule. „Dann machen wir jetzt einen Abstecher zum Naturhof und der Kräuterschule in Faßmannsreuth“, sagt Papa. „Dort wird eine besondere Pflanze angebaut. Aus ihren duftenden gelben Blüten kann man eine Salbe herstellen, die ganz wunderbar gegen blaue Flecken hilft.“

Wie schön, neben dem Radweg fließt ein kleiner Bach. Laura, Max und Papa folgen ihm und kommen zu einem See, dem Quellitzsee. Er ist von Wiesen, Bäumen und ein paar Häusern umgeben. Ein Weg führt rund um den See. Außerdem gibt es einen Badestrand. Eine Treppe führt in das flache Wasser.

Nach dem Toben ruhen sich die drei erst einmal aus und legen sich in die Sonne. Dann geht es weiter nach Konradsreuth, wo es einen Mehrgenerationenspielplatz gibt. „Heute wohnen Oma und Opa meistens nicht mehr im gleichen Haus wie ihre Enkel“, erklärt Papa, „aber hier kommen die Generationen wieder zusammen und können voneinander lernen.“ Die Spiel- und Fitnessgeräte machen jüngeren und älteren Besuchern Spaß. Max entdeckt nicht weit davon entfernt ein rotes Feuerwehrauto. Neugierig rennt er hin und sieht, dass es mit großen und kleinen Spielgeräten, Sachen zum Experimentieren, Konstruieren und Kochen vollgepackt ist. Als Papa und Laura dazukommen, sitzt er schon zwischen den Bastel- und Malsachen und hat bunte Striche im Gesicht. „Na, das schaut aber komisch aus“, sagt Laura und setzt sich zu ihm. Sie schminkt sein Gesicht und bastelt einen Kopfschmuck, damit er wie ein Indianer aussieht. „Haben Häuptling Flinkes Wiesel und seine Squaw jetzt Zeit, mit dem bleichgesichtigen Vater ihre Reise fortzusetzen?“, fragt Papa lachend.

Sie erreichen als nächstes die Blumenaumühle an der Sächsische Saale. Sie ist die Grenze zwischen Bayern und Thüringen. Von 1962 bis 1989 trennte hier ein Stacheldraht die beiden deutschen Staaten. Damit niemand fliehen konnte, ließ man in der DDR auch alle Brücken abbrechen. Erst im Jahr 2010 wurde die „Grünes-Band-Brücke“ über die Saale nach Pottiga für Fußgänger und Radfahrer wieder eröffnet. Papa sagt, dass man im Deutsch-Deutschen-Museum in Mödlareuth mehr über die Zeit der deutschen Teilung erfahren kann. Diesen Besuch haben sie sich für morgen vorgenommen.

Sie fahren weiter nach Blankenstein auf der thüringischen Seite der Saale. Schon bald wird der Radweg immer schmaler und die Hänge links und rechts davon immer steiler. Dann geht es rechts zum Gasthaus "Friedrich-Wilhelm-Stollen", denn sie wollen sich das alte Bergwerk anschauen. Vor dem Eingang bekommt jeder eine Schutzkleidung. Dann geht es in einem engen Gang, einem Stollen, hinein. Je weiter sie kommen, desto dunkler wird es. Laura und Max können sich nicht vorstellen, dass auch Kinder hier früher gearbeitet haben. Sie mussten mehr als zehn Stunden am Tag mit einem Hammer Erze aus der Wand klopfen.

Dann fahren sie ins Höllental. Der Weg wird noch schmaler und die Hänge noch steiler. Laura meint, da könne man ja oben von einer Seite des Tals zur anderen springen. „Stimmt“, sagt Papa, „das soll ein Hirsch auch einmal auf der Flucht vor einem Jäger gemacht haben.“ An der Stelle steht heute zur Erinnerung eine hölzerne Figur, die Hirschsprung heißt. Kurz darauf fahren sie an einem großen alten Wasserkraftwerk vorbei. Es wurde 1888 erbaut und ist bis heute in Betrieb. Es liefert Strom für etwa 1.000 Haushalte. Wenn in der Selbitz im Sommer genug Wasser fließt, erzeugt das Kraftwerk für die Touristen eine bis zu 36 Meter hohe Wasserfontäne. Bei der nächsten Brücke, die über die Selbitz führt, hält Papa an. „Ratet mal, wie die heißt?“, fragt er und versucht dabei bedrohlich zu schauen. Aber die Kinder zucken nur ahnungslos mit den Schultern. „Na überlegt mal, ein Steg in der Hölle…“ „Teufelssteg!“, ruft Laura. „Genau!“ Und wie heißt der kleine Ort, der am Ende des Höllentals liegt? Na klar, Hölle! Dort gibt es mehrere Brunnen, deren Wasser in Flaschen abgefüllt und unter dem Namen Höllensprudel verkauft wird.

Nach Lichtenberg geht es ganz schön steil bergauf. Da müssen Laura und Papa kräftig in die Pedale treten. Oben schnaufen sie erstmal kräftig durch. Sie sehen die engen, verwinkelten Gassen der kleinen Stadt, die so schön wie auf alten Postkarten aussehen. Um sich zu informieren, gehen sie in das Rathaus. „Leider seid ihr nicht am letzten Wochenende der Sommerferien hier“, sagt die nette Frau hinter dem Schreibtisch. „Denn da findet eines der bekanntesten und beliebtesten Mittelalterfeste statt.“

Und dann erzählt sie, dass die Altstadt früher immer wieder niederbrannte. Einmal sogar, weil die Lichtenberger sie selber angezündet hatten. So wollten sie die Soldaten aus Nürnberg verwirren, die im Winter 1444 vor der Stadt standen. „Die Taktik war erfolgreich“, erzählt die Frau. „Auch wenn die Stadt nachher in Schutt und Asche lag, kamen unsere Vorfahren mit dem Leben davon.“ Nach dieser schaurigen Geschichte fahren Laura, Max und Papa weiter. Und dann geht es bergab zum letzten Ziel ihrer Reise.

Als sie am großen Kurpark in Bad Steben vorbeirollen, macht Papa ganz komische Geräusche: „Krk krk krk.“ „Was ist das?“, fragt Max müde, weil er ein bisschen eingeschlafen war. „Mein Geigerzähler!“, antwortet Papa lachend und erklärt, dass man damit Radioaktivität messen kann. Und je schneller es „Krk krk krk“ macht, desto mehr Strahlung gibt es. „Aber das ist doch gefährlich?“, fragt Laura ängstlich, weil sie davon schon mal was in der Schule gehört hat. „Nein, nein“, beruhigt Papa sie. „Die Strahlung kommt von dem seltenen Edelgas Radon. Sie schadet niemandem und ist gerade stark genug, um gegen Krankheiten wie Rheuma, Athrose und anderen Muskel- und Gelenkschmerzen zu helfen.“ Im Park und auf den Wegen gehen viele Menschen spazieren, um sich bestrahlen zu lassen.

Papa, Max und Laura bleiben vor einem Laden stehen. Weil die Region Hof ein echter Geheimtipp für oberfränkische Spezialitäten ist, wollen Sie am Ende ihrer Tour noch die berühmten Delikatessen probieren. Papa mag am liebsten die Hofer Bratwürste und für die Kinder gibt es frisch gebackene Anisbrezen. Papa schaut auf die Uhr: „Oh je, höchste Zeit, um zum Bahnhof zurückzufahren. Unser Zug fährt schon in 20 Minuten!“ Zum Glück haben sie schon ein Ticket für die Rückfahrt. So können sie gleich in den Triebwagen einsteigen, der nur wenig später seine Türen schließt und abfährt.

Broschüre Fahrradtour durchs Hofer Land

10 Jahre LEADER im Landkreis Hof (2018)! 


Dieser Erlebnis-Reiseführer wurde durch Mittel aus dem Förderprogramm LEADER ermöglicht. Das Programm unterstützt ländliche Regionen bei einer selbstbestimmten Entwicklung. Das Besondere an diesem Programm ist, dass die Bürger aufgerufen sind, ihre Ideen für die Region zu formulieren und in Projekte zu fassen. Im Verein „Lokale Aktionsgruppe Landkreis Hof e. V.“ sind alle Kommunen des Landkreises Hof, regionale Vereine und Verbände sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger organisiert. Die Vereinsgründung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) ist Voraussetzung, um überhaupt am LEADER-Programm teilnehmen zu können und um Projekte mit Mitteln aus diesem Programm zu fördern. Seit ihrer Gründung konnte die LAG mehr als 30 Projekte in der Region unterstützen, unter anderem diesen Reiseführer, der vom Landratsamt Hof herausgegeben wird. Den Reiseführer gibt es auch als PDF zum Download oder als gedrucktes Exemplar im Landratsamt Hof.

Text und Illustration: SCHROEDER Werbeagentur GmbH

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben

Jörg Raithel