Für die einen ist es das Essen, für andere die Landschaft, für andere wiederum sind es Traditionen, Familie, die Art zu leben. Was verkörpert diese Region, warum kehren so viele Ausgewanderte zurück, warum waren manche nie weg? Und was macht diesen Flecken Erde so besonders? Wir haben Antworten gefunden. In unserer Serie erzählen uns spannende Persönlichkeiten aus stadtlandhof, was sie mit ihrer (neuen) Heimat verbinden. #meinstadtlandhof – Teil 8 mit Waschies-Gründerin, Carolin Schuberth. Ihre Karriere hat die Geschäftsfrau und Mutter an der Hochschule in Hof begonnen und es heute bis zum erfolgreichen Deal bei der Fernsehshow, „Die Höhle der Löwen“, geschafft.
#1
StadtLandHof: Carolin, Du bist hier geboren, aber hast durch Deinen Beruf schon viel gesehen. Wie war Dein Karriereverlauf bisher?
Carolin Schuberth: Ich habe hier an der Hochschule in Hof internationales Management studiert, war dann in der Marketing- und Anzeigenleitung bei dem Verlagshaus Börsenmedien AG tätig, ging im Anschluss ins Investmentbanking nach Frankfurt und war später in London. 2015 habe ich mit dem Finanzen Verlag in München die Euro Akademie gegründet und seit 2012 gibt es meine Werbeagentur in Kulmbach.
#2
StadtLandHof: Hat Dir die Hochschule Hof das nötige Know-How für Deinen Start in die Karriere mitgegeben?
Carolin Schuberth: Ich glaube, je kleiner so eine Hochschule ist und je stärker sie mit der Region und der Wirtschaft vernetzt ist, umso besser ist es. Also, ich würde jedem hier empfehlen, zu studieren. Ich habe meinen Studienplatz auch immer hoch gelobt, obwohl es so lange her ist. Ich habe ja 1995 angefangen, da war Prof. Dr. Sonnenborn noch derjenige, der das Marketing betreut hat. Damals war ja noch wahnsinnig viel offline. Wir haben uns auch unheimlich viele Wege selbst suchen müssen. Und wenn ich das Angebot jetzt im Vergleich so sehe: Mega! Wo gibt es so eine Hochschule?
#3
StadtLandHof: Warum bist Du nach Deinen Großstadterfahrungen zurückgekehrt?
Carolin Schuberth: Wegen der Liebe. Zu meinem Mann, aber auch zur Region. Es wäre einfach nicht möglich, meinen Lifestyle in der Großstadt zu leben. Wenn du sagst, du willst mal Kinder und du willst mal Kinder mit deiner Firma verbinden, dann ist das in der Großstadt eigentlich schier unmöglich. Denn da kannst du gar nicht auf die gewohnten Strukturen zurückgreifen. Also, dass du sagst, die Nachbarin passt mal mit auf, du hast einen sicheren Nachhauseweg für die Kinder, du hast einen Kindergartenplatz. Meine Kinder sind zum Beispiel in den verschiedensten Sportgruppen – allein die Fahrtzeiten, die man in der Großstadt auf sich nehmen müsste! Das wäre einfach nicht zu bewältigen. Ich liebe das Kleinstadtleben, muss ich echt sagen.
#4
StadtLandHof: Kommst Du noch regelmäßig ins Hofer Land zurück?
Carolin Schuberth: Ja. Meine Brüder sind noch alle da, meine Mama ist noch da und ich habe auch noch viele meiner Freunde hier. Deshalb komme ich auch regelmäßig zu Besuch. Jetzt am Sonntag zum Beispiel wieder.
#5
StadtLandHof: Was unternehmt Ihr, wenn Du hier zu Besuch seid?
Carolin Schuberth: Also, vor allem erst mal Klöße essen! In Neudorf zum Beispiel. Ich liebe es, da essen zu gehen, da gibt es so gute Kloßrestaurants, das ist einfach sensationell. Für mich ist das einer der schönsten Bräuche, die wir hier haben. Als Mama, die immer on Tour ist, gibt es mir ein absolutes Hochgefühl, einfach mal Sonntagmittag zusammen essen zu gehen. Und dann ist unsere Spitzengastronomie hier ja auch noch total bezahlbar, das darf man ja vor allem nicht vergessen. Davon abgesehen gehe ich ganz oft mit meinen Kindern klettern, zum Beispiel hier am Untreusee. Oder Ski fahren – die Saison geht ja jetzt bald wieder los.
#6
StadtLandHof: Wie würdest Du einem Fremden unsere Region beschreiben?
Carolin Schuberth: Unsere Region ist glaube ich der Hingucker auf den zweiten Blick. Der erste Blick ist oft so dieses: „Ach naja, ist ganz schön rau hier. Das Wetter ist so ein bisschen harsch.“ Aber ich muss echt sagen, auf den zweiten Blick und wenn du mal draußen warst, mal woanders warst, dann schätzt du auch, was es hier alles gibt. Du hast hier Naherholungsgebiete, du hast eine tolle Hochschule, du hast hier wahnsinnig tolle Hidden Champions, tolle Gründungsstätten, eben wie hier das Digitale Gründerzentrum. Die Region ist für mich einfach…(überlegt)…Ich liebe Oberfranken, ich würde nie mehr weggehen. Davon abgesehen, sind die bezahlbaren Preise hier echt etwas, das Fremde immer wieder erstaunt. Bei uns in Kulmbach beispielsweise haben wir gerade 300 Quadratmeter Räumlichkeiten, die zum Verkauf stehen. Wenn da ein Frankfurter Banker zu mir kommt, sagt der: „Um Gottes Willen, wieviele Millionen kostet’s denn?“ Und dann sage ich: „Nein. Es ist bezahlbar.“ Das ist einfach eine Work-Life-Balance, die bei uns gegeben ist. Ich muss hier nicht in einem hässlichen Gebäude sitzen, weil ich es mir nicht leisten kann. Das ist, was ich eigentlich auch jedem Gründer sage: Überlege dir gut, ob du wirklich in eine Großstadt gehen willst zum Gründen.
#7
StadtLandHof: Also lohnt es sich, hier in der Region zu gründen?
Carolin Schuberth: Heutzutage ist es ja völlig egal auf welchem Platz du sitzt in der Welt. Die Hauptabsatzquelle ist das Internet. Du kannst hier natürlich mal einen Pop-up-Store machen und kannst eine Zeit lang was verkaufen, aber an sich ist alles, was du brauchst, online. Und ob du jetzt einen Kunden hast, der in Hamburg sitzt, oder einen Kunden in der Schweiz – fahren musst du sowieso. Ob von München oder Hof aus, macht keinen Unterschied.
#8
StadtLandHof: Was würdest Du Gründern in der Region noch raten?
Carolin Schuberth: Hier das Angebot des Einstein 1 Gründerzentrums zu nutzen. Wenn es das früher gegeben hätte, hätte ich sofort mitgemacht. Das ist eine super Sache – du hast alles vor Ort und dabei so viel Hilfe, so viele Menschen um dich rum. Da kann eigentlich nichts schief gehen.
#9
StadtLandHof: Gab es Gründerinnen in der Region, die Dich inspiriert haben?
Carolin Schuberth: Inspiriert haben mich zum Beispiel Unternehmerinnen, wie Christina Engehausen, die ein Modelabel gegründet hat und auch gesagt hat, sie fängt jetzt nochmal von vorne an. Das sind so Start-Ups, wo ich mir als Mutter dachte „Wow, die stemmt das auch mit zwei Kindern.“ Das Lustige daran ist aber, dass ich viele der Unternehmen hier aus der Region gar nicht kannte. Vor kurzem wurde der Unternehmerinnen-Award Oberfranken verliehen. Da war ich nominiert als Start-Up des Jahres. Da waren noch einige andere erfolgreiche Unternehmerinnen dort und das Komische war: Ich wusste nicht mal, dass die auch hierher kommen. Und ich glaube, das ist oftmals unsere Schwäche, vielleicht sogar eine Art Frauenschwäche, nicht drüber zu reden, dass man was Cooles, Tolles macht.
#10
StadtLandHof: Willst Du den Menschen in Deiner Heimat noch irgendetwas mitgeben?
Carolin Schuberth: Ja, ich glaube: Lasst mal dieses Mosern. Lasst mal dieses Meckern. Da können wir schon verdammt viel von den Amerikanern lernen. Oder auch von anderen Städten. Nehmen wir als Beispiel das „Mia san Mia“ in München. Von dieser Einstellung können wir uns wirklich was abschauen. Weil hier verdammt viel gut ist. Da würde ich mir einfach diese Ärmel-hochkrempeln-Mentalität wünschen. Mehr zu machen und zu sagen: Ich sehe eben, dass das Glas halb voll ist. Positives kannst du nur anziehen, wenn du Positives ausstrahlst. Und das sollten wir einfach immer mehr tun. Positives in die Welt tragen, dann kommt es auch zu dir zurück. Dann wird alles gut. Daran glaube ich auch.
Ein Kommentar
Ich habe letztens einen Online-Vortrag von Frau Schuberth besucht und bin darauf auf diese Website hier gestoßen. Tolle Interviews führt ihr! Viele Grüße aus Bayreuth