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Rückkehr für mehr Lebensqualität: Die Schwestern von der Buchgalerie im Altstadthof

Im Jahr 2019 übernehmen die Schwestern Regine und Sybille Kaiser zurück in ihrer alten Heimat die Hofer Buchgalerie in der Altstadt. Die wunderschöne Geschichte, wie es dazu kam, erzählt mir Regine, als ich sie in ihrem Buchladen für Stadt.Land.Hof besuche. Kommt mit mir auf eine Reise zu pochenden Herzen und neuen Welten. Und das alles mitten im Hofer Land.  

Der Zauber von Büchern

Als Jugendliche habe ich mit Begeisterung das Buch „Tintenherz“ von Cornelia Funke gelesen. Einer der Hauptfiguren „Mo“, besitzt die Fähigkeit, jemanden in ein Buch und somit in dessen Geschichte „hineinzulesen“. Das ist mir deswegen so gut in Erinnerung geblieben, weil ich mich heute genauso fühle, wenn ich ein gutes Buch lese. Ich vergesse alles um mich herum und werde vollkommen von dem Buch verschluckt. Es entführt mich in andere Welten. Zugegeben, ein bisschen Fantasie und Vorstellungskraft schaden dabei nicht.

Bücher hatten für mich schon immer etwas Magisches. Sie haben die Fähigkeit, einem das zu geben, was man in dem Moment braucht. Sie sind Ratgeber, Hilfestellung, Wissen, Kreativität, Geschichte, Lehrer, Mutmacher, Spannung, Action. Was ist, wenn es bei uns einen Ort gibt, an dem man nicht nur tausende solcher Bücher kaufen kann, sondern bereits beim Betreten dieses Ladens in eine andere Welt eintaucht?

Ein Schatz mitten im Hofer Land

Als ich die Buchgalerie von Regine und Sybille Kaiser betrete, komme ich schon an der Tür nicht mehr aus dem Staunen raus. Ich weiß gar nicht, wo ich als erstes hinschauen soll. Ein Laden, in dem man sich wie ein Entdecker fühlt. In der Mitte des Ladens sehe ich einen Baum stehen. Ja, da steht ein riesiger, echter Baumstamm.

„Bei uns muss man manchmal etwas stöbern und wühlen,

aber eigentlich wird man immer fündig.“ Regine Kaiser

Um ihn herum sehe ich unzählige bunte Buchcover. Genauso wie Karten, ein paar Geschenkartikel und andere Papeterie. Es gibt hier wirklich überall etwas zu entdecken. Der Laden ist nicht so groß, man kann bis auf wenige Ecken alles gut überblicken. Regine empfängt mich ganz herzlich und sagt: „Bei uns muss man manchmal etwas stöbern und wühlen, aber eigentlich wird man immer fündig. Und wenn nicht, dann kann man alles über Nacht ganz einfach bestellen.“ Wir sitzen in mitten dieses wunderschönen Buchladens als Regine mir ihre Geschichte erzählt.

Von Hof nach München und wieder zurück

Regine Kaiser ist in Hof geboren. Nach ihrem Schulbesuch auf dem Jean-Paul Gymnasium geht sie zum Studieren an die Münchener LMU. Ihre Wahl fällt auf Geschichte und Japanologie. Während ihres Studiums arbeitet sie nebenbei bei der Munich Re, einer der größten Rückversicherungsgesellschaften der Welt. Und bleibt dort nach dem Studium hängen.

„Als ich bei der Munich Re anfing, haben wir noch

mit Schreibmaschinen gearbeitet.“ Regine Kaiser

Erst arbeitet sie in der Telekommunikation, dann in der Presseabteilung und wird dort die Pressesprecherin des Unternehmens. Ihr Job ist abwechslungsreich und vielseitig. Sie reist viel und arbeitet unter anderem in den USA, London und Neu-Delhi in Indien. „Als wir 1996 mit dem Unternehmen an die Börse gingen, war meine Lernkurve sehr steil. Als ich anfing, haben wir noch mit Schreibmaschinen gearbeitet. Ich bin praktisch mit der Munich Re in das heutige digitale Zeitalter gewachsen“, erinnert sich Regine. Den Job der Pressesprecherin macht sie viele Jahre, bis sie nochmal in die Marketingabteilung wechselt.

Umzug nach Hof: Eine Entscheidung für mehr Lebensqualität

Es kommt ganz unverhofft und bringt einen großen Stein ins Rollen: ein internes Stellenabbauprogramm. „Sie boten mir an zu gehen und nach ein paar Tagen nahm ich dieses Angebot an“, erzählt Regine. Ich fragte sie, wie sie diese lebensverändernde Entscheidung getroffen hat, nach 30 Jahren in München. Sie erzählt: „Letzten Endes war es eine Entscheidung der Lebensqualität. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens in München verbracht, konnte vieles ausprobieren und erleben durch die Möglichkeit der Großstadt. Aber auch in München ist nicht alles Gold, was glänzt.“

„München ist eine tolle Stadt, aber die Wege sind oft weit und umständlich, die Mieten und die Lebenshaltungskosten hoch.“ Regine Kaiser

Eigentlich war eine Rückkehr bei Regine lange Zeit keine Option. „Obwohl ich mir im Vorfeld über eine Rückkehr keine Gedanken gemacht habe, hat dieses Angebot viel in mir aufgewühlt. Ich hatte plötzlich so einen inneren Drang nach Veränderung“, erklärt mir Regine. Sie verrät mir außerdem: „München ist eine tolle Stadt, aber die Wege sind oft weit und umständlich, die Mieten und die Lebenshaltungskosten hoch. 30 Jahre waren für mich einfach genug.“ Der Ruf zurück in ihre Heimat wurde immer lauter. Sie bekommt im Februar 2018 das Angebot und schon im April packt sie ihre Sachen und zieht zurück ins Hofer Land.

Neuer Lebensabschnitt – und ein Buchladen, der sich seine Besitzer selbst aussucht

Zu diesem Zeitpunkt, hatte Regine noch keine Ahnung, dass sie im nächsten Jahr von einem Buchladen als dessen Besitzerin gefunden werden würde. Sie traf die Entscheidung ihrer Rückkehr ohne ein berufliches Sicherheitsnetz. „Ich wusste nicht, wie der Weg für mich in Hof aussehen wird. Ich bin einfach meinem Herzen gefolgt, ohne zu wissen wohin“, lässt mich Regine an ihrer Geschichte teilhaben. Schon während ich ihr zuhöre, bewundere ihren Mut. Vielleicht ist es das, was wir in der heutigen Zeit viel zu selten machen. Unserem Herzen blind zu vertrauen und zu folgen. Wie sehr ihr Herz ihr auch in Zukunft den Weg weisen wird, weiß Regine damals noch nicht.

„Ich wusste nicht, wie der Weg für mich in Hof aussehen wird. Ich bin einfach meinem Herzen gefolgt, ohne zu wissen wohin.“ Regine Kaiser

Trotz ihrer guten Anstellung als Pressesprecherin bei der Munich Re kann sie, zurück in der Heimat, beruflich nicht so richtig Fuß fassen. Und so beschließt sie spontan bei einem Besuch der Buchgalerie, bei der damaligen Besitzerin Marlene Hofmann nach einem Aushilfsjob zu fragen. Wie der Zufall so will, ist eine Aushilfe ausgefallen und das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür. Regine fängt ein paar Tage später an, in der Buchgalerie zu arbeiten.

„Mein Herz war längst überzeugt. Der Kopf brauchte aber ein bisschen länger.“ Regine Kaiser

Marlene Hofmann eröffnete im Jahr 2004 die Buchgalerie im Altstadthof zusammen mit ihrem Ehemann. Ende 2018 sucht sie bereits einige Zeit aus Altersgründen einen Nachfolger für den kleinen Laden. Regine wusste das, hatte dabei aber nicht an sich selbst gedacht. „Nachdem ich einige Monate im Buchladen arbeitete, fragte mich Marlene ganz direkt, ob ich mir vorstellen könnte, die Buchgalerie zu übernehmen. In dem Moment habe ich ein ganz intensives Herzklopfen gespürt“, schwärmt die heutige Ladenbesitzerin. Sie nimmt sich ein paar Tage, um darüber nachzudenken. „Ich habe mit meiner Schwester Sybille über die Idee gesprochen. Mein Herz war längst überzeugt. Der Kopf brauchte aber ein bisschen länger“, gesteht sie mir. Ich kann ihre Überlegungen nachvollziehen. Immer hin leben wir in einem digitalen Zeitalter und vor allem in einer Zeit in der Amazon alles, gefühlt in wenigen Stunden, an die Haustüre liefert.

Das Abenteuer beginnt: Zwei Schwestern und ein Buchladen

Für Regine stand nach einigen Tagen fest: Sie möchte die Buchgalerie übernehmen. Aber auch, dass sie das unmöglich alles allein stemmen kann. Sie fragt kurzer Hand ihre Schwester, ob sie mit einsteigen will. Sybille Kaiser lebt zu dieser Zeit seit 25  Jahren in Köln. Auch sie hat es nach ihrem Psychologiestudium in Trier in die Großstadt verschlagen. Dort arbeitet sie mittlerweile als Managerin im kaufmännischen Bereich bei Computacenter, einer großen IT-Firma. Regine erzählt mir: „Meine Schwester ist ein sehr bodenständiger Mensch. Aber als sie am Telefon zu mir sagte: ‚Ich sag jetzt mal nicht gleich nein‘, wusste ich, meine Chancen stehen gut, dass sie mit an Bord ist.“

„Für uns war es wichtig, dass wir mit unserem Buchladen

auch im Internet vertreten sind.“ Regine Kaiser

Und so kommt es auch. Sybille kommt ebenfalls zurück ins Hofer Land und übernimmt zusammen mit ihrer Schwester am 01.Juli 2019 die Hofer Buchgalerie. Regine gesteht mir: „Natürlich hatten wir auch ein paar Zweifel. Keiner von uns war gelernte Buchhändlerin. Ich hatte noch nie etwas mit Rechnungswesen zu tun.“ Hier ergänzen die Schwestern ihre Fähigkeiten. Sybille kümmert sich um die Bürokratie wie etwa Abrechnungen und Buchhaltung. Regine fängt an den kompletten Laden zu digitalisieren. Sie führen ein Onlineshop ein und modernisiert die Buchgalerie mit einer PC-Kasse. Ebenso ist die Hofer Buchgalerie auf Social-Media zu finden. „Durch meinen Job bei der Munich Re, war mir von Anfang an bewusst, dass wir mit der Zeit gehen müssen. Für uns war es wichtig, dass wir mit unserem Buchladen auch im Internet zu erreichen sind“, betont Regine.

Die Hofer Buchgalerie: Kaufe lokal und digital

Wenn man im Laden einmal nicht fündig wird, kann man sich die Bücher natürlich bestellen. „Wenn wir vor 17:00 Uhr bestellen, sind die Bücher meist am nächsten Tag schon da“, erklärt Regine. Wer den persönlichen Kontakt mag, macht das direkt im Laden. Es geht aber auch gerne telefonisch, per Email oder im Onlineshop. Die Schwestern versuchen immer, ihren Kunden ein außergewöhnliches Einkaufserlebnis zu bieten. Sie setzen dabei gerne auf kleinere Verlage. Auch Bücher von regionalen Verlagen findet man in der Buchgalerie. Wie beispielsweise vom Loewe Verlag aus Bindlach. „Natürlich haben wir auch die Bestseller im Sortiment. Wir mögen es aber auch, wenn unsere Kunden etwas außergewöhnliches bei uns entdecken können“, erklärt mir Regine.

„Wenn wir vor 17:00 Uhr bestellen, sind sie Bücher

meist am nächsten Tag schon da.“ Regine Kaiser

Und das fällt mir beim Stöbern auch gleich auf. Ich entdecke viele schöne Bücher, die mir von dem üblichen Angebot nicht bekannt sind. Vor allem bei den Kinderbüchern stechen mir sofort einige ins Auge, die noch nie gesehen habe. Ich brauche hier nicht erwähnen, dass zwei davon gleich mit mir nach Hause wandern. Mein Sohn freut sich über „Schneckbert“ und „Ein Junge so wie du“. Ersteres lesen wir seit Tagen ununterbrochen. Ich sehe auch einige schöne Geschenkideen, die ich für zukünftige Geburtstage meiner Lieben auf die innerliche Merkliste setze.

Herausforderungen sind da, um gemeistert zu werden

Jedes Jahr gibt es ungefähr 80.000 Neuerscheinungen. Regine und Sybille geben sich größte Mühe unter ihnen die Besten für ihre Kunden auszusuchen. „Es fällt uns in der Tat oft schwer, eine gute Mischung zu finden. Wir sind dabei auf die Rückmeldungen und Vorlieben unserer Kunden angewiesen“, gesteht Regine. Sie legen auch viel Wert darauf, mit regionalen Partnern zusammen zu arbeiten. Deswegen unterstützen sie regionale Verlage und Künstler. In der Buchgalerie findet man zum Beispiel auch die liebevoll gestalteten Karten von „Sellerina“. (Zu dem Artikel über sie kommt ihr hier.)

„Wir freuen uns, wenn die Menschen lesen.“ Regine Kaiser

Die Kaiser-Schwester arbeiten ebenso mit der Stadtbücherei zusammen und veranstalten gemeinsame Lesungen. Sie sehen andere Buchhändler nicht als Konkurrenz, sondern als Kollegen. „Wir freuen uns, wenn die Menschen lesen. Wir betrachten uns und unsere Kollegen dabei eher als Botschafter des Buches“, erzählt Regine. Die Anforderungen an Regine und Sybille sind dabei andere, als in ihren früheren Festanstellungen. Regine erzählt: „Der Stress ist ein anderer geworden. Aber diesmal ist er selbstbestimmt und das macht einen großen Unterschied.“ Sie mag es mittlerweile sehr, ihr eigener Chef zu sein und zieht eine positive Energie aus der Arbeit in ihrem kleinen Buchladen. Die Schwestern werden noch von ihrer Angestellten Wiebke Sörgel bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt.

Angekommen im Heimathafen Hofer Land

Sowohl Regine als auch Sybille Kaiser können nun mittlerweile schon auf zwei Jahre in ihrem Buchladen zurückblicken. Sie haben ihre Entscheidung bisher keinen einzigen Tag bereut. Weder das Zurückkehren ins Hofer Land noch die Übernahme des Buchladens. „Wir haben uns hier so schnell wieder eingelebt. Viele alte Bekanntschaften und Freundschaften sind auch durch die Buchgalerie wieder aufgeblüht. Wir können aus tiefstem Herzen sagen, dass wir angekommen sind“, schwärmt Regine.

„Wir können aus tiefstem Herzen sagen, dass wir angekommen sind.“ Regine und Sybille Kaiser

Sie betont mehrmals, wie schön sie es findet, dabei immer auf die Unterstützung ihrer Kundschaft zählen zu können. Auch ich bin sehr dankbar euch Regines Geschichte erzählen zu dürfen und dabei wieder ein weiteres „Puzzlestück“ in das Gesamtwerk „Menschen und Geschichten aus dem Hofer Land“ einfügen zu können.

Am Ende unseres Interview schlendern wir nochmal durch den Laden. Dabei entdecke ich kleine eingeritzte Herzen und Initialen in dem großen Baumstamm, der wie ein Wächter auf alles in dem Buchladen herunter blicken kann. Ich frage Regine was es damit auf sich hat. „Früher war in diesen Räumen des Altstadthofes das Hochzeitshaus. In dem Baum haben viele Hochzeitspaare beim Kauf von Brautkleid, Anzug und Trauringen ihre Initialen mit Herz eingeritzt“, erzählt Regine. Und das ist genau das, was ich beim Betreten der Buchgalerie auch gespürt habe. Liebe, Magie und ganz viel Charme.

Von der Liebe zu Büchern

Regine und Sybille Kaiser haben sich mit ihrer liebevoll eingerichteten Buchgalerie einen Namen im Hofer Land gemacht.

Regelmäßig veranstalten sie verschiedene Vorlesungen und veröffentlichen Buchempfehlungen.

Wenn du nichts mehr von der Buchgalerie verpassen möchtest, dann folge ihnen doch unter „buchgalerie.hof“ auf Facebook oder Instagram.

Wenn du gerne im Onlineshop oder auf der Internetseite stöbern möchtest,

findest du sie unter www.buchgaleriehofsaale.buchkatalog.de

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Michaela Spindler

Michaela Spindler

Hi, ich bin Michaela und ich liebe meine Heimat. Nachdem ich selbst 6 Jahre lang im Schwabenländle war, bin ich zurück gekommen, weil mein Heimweh so groß war. Heute bin ich mit ganzem Herzen ein Teil von dem Blog Stadt.Land.Hof. Ich entdecke mit viel Leidenschaft unsere Region für euch nochmal ganz neu. Ich liebe es, euch die wunderschönen Geschichten hinter den Gesichtern des Hofer Landes zu erzählen. Wir haben hier jede Menge zu entdecken. Ich freue mich, wenn ihr mit mir kommt.