GEALAN Fenster-Systeme zählt zu den bekanntesten Industriemarken im Landkreis Hof. Genau genommen sind es zwei Marken: Während das grüne GEALAN (gealan.com) Kunststoffteile für Autos, Heizungs- und Wassersysteme entwickelt und fertigt, steht das blaue GEALAN (gealan.de) für Kunststoffprofile für Fenster und Türen. Seit 50 Jahren extrudiert GEALAN; Extrusion bedeutet: Pressen zähflüssiger Materialien durch eine Düse. 2015 hat GEALAN Fenster-Systeme seine deutsche Produktion in Tanna (Thüringen) gebündelt. Die ehemalige Extrusionshalle in Oberkotzau wurde umgebaut zu einem Technologiezentrum. „Die Leute haben gesehen, dass wir vier große Silos demontiert haben“, sagt Ivica Maurović, einer der beiden Geschäftsführer von GEALAN Fenster-Systeme. „Was sie nicht sehen, ist, dass wir immer neue Leute einstellen, aber in ganz anderen Segmenten als der Produktion.“ Um 2.000 Quadratmeter wurde der Werkzeugbau erweitert, in dem es jetzt 80 High Tech Arbeitsplätze gibt. „Unser Werkzeugbau wurde 2017 von der Technischen Hochschule Aachen im Wettbewerb Excellence in Production als einer der deutschlandweit besten seiner Art ausgezeichnet.“ Direkt angeschlossen ist das neue Anwendungstechnikum. Auf 1.500 Quadratmetern werden neue Produkte gebaut und auf modernen Prüfständen getestet. Technikum und Werkzeugbau sind vernetzt und können schnell reagieren, um Anpassungen vorzunehmen. Rund anderthalb Millionen Euro hat GEALAN in das Technologiezentrum gesteckt, vier bis fünf Millionen fließen jedes Jahr in neue Werkzeuge und Produkte: „Wir investieren in Software, die den Materialfluss durch das Werkzeug simuliert, wir investieren in Personal, besetzen strategisch wichtige Stellen, stärken die digitale Kompetenz. Das findet alles in Oberkotzau statt.“
Der Fenstermarkt wächst, GEALAN wächst überproportional. Die positive Situation will Ivica Maurović für Veränderungen nutzen. Veränderungen, die die VEKA AG ermöglicht hat: Das milliardenschwere Familienunternehmen stieg 2014 als strategischer Investor ein und beendete die unsicheren Zeiten wechselnder Eigentümer und der Finanzspekulation. „Die Befreiung von Private Equity hat Spielräume für Umstrukturierungen eröffnet. Wir müssen schnell, progressiv, agil sein, um die Zukunft der Firma zu gewährleisten.“ GEALAN ist einer von sieben namhaften deutschen Profilsystem-Herstellern. In ganz Europa beherrscht nur GEALAN die Koextrusion, bei der zwei Materialien untrennbar zusammengeführt werden: Acrylcolor vereint farbiges Acrylglas und PVC zu einer Oberfläche von herausragender Qualität – kratzfest und wetterbeständig. „Wieso machen das die anderen nicht auch, wenn es so gut ist? Weil GEALAN 40 Jahre Erfahrung hat und sein Know-how auch im Werkzeugbau umsetzen kann. Wir kontrollieren den Gesamtprozess, beginnend bei der Materialzusammensetzung.“ Acrylcolor ist nur eines von vielen Features, mit denen sich GEALAN als Innovationsführer positioniert hat. IKD-Profile (Intensiv-Kerndämmung) mit einer Art Füllung aus PU-Schaum maximieren die thermischen Eigenschaften von Fenstern. Bei der Statischen Trockenverglasung (STV) wird die Scheibe in den Flügel geklebt, die Statik des Glases überträgt sich auf das Profil, das zusätzlich über Stahlaussteifungen verfügt. GEALAN-Kunden können mit STV besonders große Fenster- oder Türelemente bauen. Noch mehr Glas und extrem wenig sichtbares Profil – dieses Ideal realisiert GEALANs jüngstes System KUBUS. Maurović: „Im Paket haben wir ein einzigartiges Produkt, das sich für farbige, passivhaustaugliche Fenster mit besten Einbruchschutzwerten in größten Dimensionen eignet. Innerhalb eines Jahres produzieren wir um die 30.000 Produktvariationen. Diese Komplexität stellt hohe Anforderungen, sie differenziert uns aber auch im Wettbewerb.“
Die Zukunft liegt aber nicht allein in innovativen Produkten. Sie liegt in der Dienstleistung. GEALAN unterstützt seine Kunden bei der Planung mit einer speziellen Architekten-Software, bei Ausschreibungen, bei der Ausführung. Und natürlich dominiert die Digitalisierung auch die Fensterbranche: „Ein Trend ist das Building Information Modeling, mit dem Architekten dreidimensionale Fenstermodelle in ihre Pläne integrieren. Da sind wir schon sehr gut unterwegs. Fensterbauer können auf unserer Webseite Fenster dimensionieren, Statik und Wärmedämmung prüfen, Fenster visualisieren. Ein virtueller Online-Showroom ist im Aufbau. Im Smart Home müssen Fenster innerhalb eines Netzwerks Daten transportieren. Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung digitaler Lösungen und richten uns auf die Standards der Industrie 4.0 aus.“
GEALAN ist in 35 Ländern tätig. Aber der Landkreis Hof ist seit fast 100 Jahren die Heimat von GEALAN. Das Gehirn sitzt in Oberkotzau – Entwicklung, IT, Finanzen, Human Resources, Vertrieb. GEALAN engagiert sich an der Hochschule Hof als Partner des digitalen Gründerzentrums und verfolgt einige Projekte mit dem Institut für Informationssysteme (iisys). „Oberkotzau ist das Herzstück“, sagt Ivica Maurović. „Wir brauchen Leute, die sagen, mir gefällt's hier, hier gibt's interessante Jobs. Wir haben solche Leute gewonnen, die aus Großstädten gekommen sind. GEALAN hat Zukunft in Oberkotzau.“
„GEALAN 2018 steht vor allem für Wachstum. Für innovative Produkte. Für den Fokus auf Digitalisierung. Für Kundenzufriedenheit und Mitarbeiterzufriedenheit. Ich kann nicht sagen, dass GEALAN in der Zukunft für etwas anderes stehen wird. “ (Ivica Maurović)
Die Geschichte GEALANs beginnt 1921, als Adam Fickenscher in Oberkotzau einen pelzverarbeitenden Betrieb gründet. 1956 startet die Kunststoffverarbeitung, 1968 wird das erste Fensterprofil entwickelt. Seit 1979 trägt die Firma den Produktnamen GEALAN. Nach rund einem Jahrzehnt mit wechselnden Finanzinvestor-Beteiligungen übernimmt 2014 die VEKA AG die GEALAN-Gruppe, in der heute rund 1.350 Menschen arbeiten, davon 350 in Oberkotzau. 2017 lag der Umsatz bei 226 Millionen Euro. GEALAN Fenster-Systeme investiert jährlich rund 16 Millionen Euro.