Im Industriegebiet in Schwarzenbach an der Saale gibt es einen kleinen gemütlichen Platz, den man dort so vielleicht nicht vermuten würde. Lisa Breckner und Michael Augustin haben dort einen heimeligen Ort erschaffen, an dem jeder einfach nur „sein“ kann. Warum diese Idee von einem Bestseller inspiriert wurde und was ihr dort noch alles entdecken könnt, erzählen wir euch in diesem Artikel.
„Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben?“ mit diesen elementaren Fragen wird man in dem Weltbesteller „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky konfrontiert. Ein gestresster Manager verfährt sich auf dem Weg in seinen wohlverdienten Urlaub. Er landet mitten im Nirgendwo auf Hawaii in einem Café.
„Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben?“ aus dem „Buch Café am Rande der Welt“ von John Strelecky
Mit dem Besitzer des Cafés und der Bedienung begibt er sich auf (s)eine Reise nach dem Sinn des Lebens. Das Buch verspricht Kurzweile und ist definitiv ein Denkanstoß, egal wo man selbst gerade im Leben steht. Genau das dachten sich Lisa und Michl im Herbst 2019 auch. Sie fragten sich, wie es funktionieren könnte, genau einen solchen Ort in der Realität zu erschaffen.
Ein Ort der Ruhe mitten im Hofer Land
Einen Ort, wo man Ruhe vom hektischen und schnellen Alltag findet, wo man mal auf den „Pause“-Knopf drücken kann. Einfach mal „sein“ kann. Fast genau ein Jahr später findet man in den Räumen des Werksverkaufs der Textildruckerei Hofmann das kleine Café „6° cooler“. Nach einer Karriere als Leistungssportlerin im Skirennen und einem Studium der Wirtschaft und angewandten Ökonomie in Österreich, kommt Lisa zurück in ihre Heimat Schwarzenbach an der Saale. Sie übernimmt die Druckerei „Hofmann druck+design“ im Jahr 2015 von ihrer Mutter. Ebenso die Manufaktur für Heimtextilien „anna blume“ und die „shirteria“, wo man unter anderem die liebevoll bedruckten „Fichtelsachen“ kaufen kann. Zusammen mit Ihrem Freund Michl, wagt Lisa den Schritt und eröffnet Mitte diesen Jahres ihr hingebungsvoll gestaltetes Café. Michl kommt gebürtig aus Bad Brambach. Nach seinem Wirtschaftsingenieur Studium an der Hochschule Hof, gefiel ihm es hier so gut, dass er im Hofer Land bleibt.
Recycling&Nachhaltigkeit
Schon von weitem kann man den urban gestalteten Außenbereich mit recycelten Gitterboxen als Möbeln sehen. Das tägliche und selbst gebackene Kuchenangebot wird ganz einfach mit Hand auf Karton geschrieben. Die Stoffservietten sind Ausschussware von dem Label „anna blume“. Auch alte Möbel finden hier ein zweites Zuhause, das Inventar kommt größtenteils aus Wohnungsauflösungen.
„Wir wollten einen gemütlichen Platz schaffen, an dem man sich wohl fühlt, an den man gerne zurück kommt.“ Lisa Breckner
Ein wunderschönes antikes Klavier wartet in der Ecke auf Spieler. Selbst die Bücher von John Strelecky kann man dort im Schaukelstuhl lesen, wenn man möchte. „Wir wollten einen gemütlichen Platz erschaffen, an dem man sich wohl fühlt, an den man gerne zurück kommt, egal wie lange, egal wie oft und egal mit wem. Unser Alltag wird immer fordernder und hektischer, deshalb sind Ruhepausen umso wichtiger. Für uns war es eine Herzensangelegenheit, hierfür eine geeignete Plattform zu schaffen“, erzählt Lisa. Dabei verzichten die beiden ganz bewusst auf das sonst übliche „To-go“ Angebot von Heißgetränken, weil sie gerne möchten, dass die Gäste „To-here“ bleiben und bewusst genießen.
Regionale Partnerschaften
Ihre Produkte beziehen sie fast alle regional und das nicht nur, der Nachhaltigkeit wegen, sondern auch weil sie mit ihren Räumlichkeiten ein „Schaufenster der Region“ sein möchten. „Uns war es sehr wichtig, dass wir unsere Produkte wie beispielsweise Kaffee, Milch, und Kaltgetränke von regionalen Herstellern beziehen. Wir bieten auch ganz unterschiedliche Produkte zum Kauf von Unternehmen aus der Region an.“ erzählt Lisa.
„Für die Zukunft wünschen wir uns noch mehr regionaler Partnernetzwerke“, sagt Michl.
„Aktuell kann man handgemachte Karten von „Lines,Dots&Colours“ und „sellerina“ bei uns kaufen. Ebenso wie liebevolle Handarbeiten aus Leder von „KALOS AND SONS“. Für die Zukunft wünschen wir uns noch mehr regionaler Partnernetzwerke“, sagt Michl. Entgegengesetzt der Marktwirtschaft, wo es eigentlich oft Einzelkämpfer gibt, ist Zusammenarbeit aber vor allem auch Zusammenhalt ein ausdrücklicher Wunsch in Lisas und Michls kleiner Ruheoase. Sie wollen damit ein Zeichen setzen und beweisen, dass man gemeinsam mehr erreichen kann.
„Was steht auf deiner Speisekarte des Lebens?“
Auch die Speisekarten sind mit sehr viel Liebe zum Detail gefertigt worden. Wenn man genau hinschaut, findet man die eine oder andere Frage über das Leben, von der man sich inspirieren lassen kann. Selbst auf dem stillen Örtchen verweilt man vermutlich länger als gewohnt, weil es auch dort einiges zum Entdecken gibt. „Wir wollen damit einfach Anreize schaffen, Impulse setzen und vielleicht etwas ins Rollen bringen,“ so Lisa. Ganz nach dem Motto „Alles kann, nichts muss“ betonen die beiden, zwar keine ausgebildeten Life Coaches zu sein, die Gäste bekommen aber immer eine Einladung zum Gespräch.
„Jeder der zu uns kommt, hinterlässt etwas und nimmt etwas von uns mit auf seinen Weg.“ Michl&Lisa
Aktuell kann man im Café von Mittwoch bis Freitag von 12:00 – 17:00 Uhr aktiv entschleunigen. Das ist auch so für die Wintersaison geplant. „Wir sind mittlerweile ein Treffpunkt für verschiedene Menschen und Gruppen geworden. Freitags kommt beispielsweise immer eine sehr nette Gruppe von Damen, die mit einem guten Kaffee das Wochenende einläuten. Oder eine andere gesellige Damenrunde, die sich mit der Zeit etwas aus den Augen verloren hat und sich jetzt bei uns im Café immer an festen Terminen trifft. Das ist genau das, was wir wollen. Wir mögen diese kleinen Geschichten, bei denen es ein bisschen warm ums Herz wird. Jeder der zu uns kommt, hinterlässt etwas und nimmt etwas von uns mit auf seinen Weg,“ sagen Michl und Lisa.
Themenabende für die Zukunft
Für die Zukunft sind Impulsvorträge, Verkostungen und verschiedene Themenabende geplant. „Wir sind dabei auch immer offen für Vorschläge.“ Nachhaltige Plastikvermeidung, regionale Produkte aber auch Sehenswürdigkeiten in der Region spielen hierbei eine große Rolle.
„life is better in the fichtelmountains“ von der shirteria
Man kann im Café „6° cooler“ am Rande von Schwarzenbach an der Saale leckeren selbst gebackenen Kuchen essen und regional gerösteten Kaffee mit Milch von glücklichen fränkischen Kühen trinken. Währenddessen kann man über die großen Fragen des Lebens philosophieren und sich zusätzlich auch noch über die Besonderheiten des Fichtelgebirges informieren. Und am Ende kann man sich dort auch gleich noch ein T-shirt aus der „Fichtelsachen“-Kollektion kaufen. Denn: „life is better in the fichtelmountains“.
2 Kommentare
Bin begeistert wenn Menschen ihren A….. in die Hand nehmen und was für unsere Region bewegen. So auch Lisa und Michl. Nicht nur reden…machen und seine Ideen und Träume verwirklichen. Denn das Leben ist viel zu kurz. Weiter so ihr zwei. 🙂
Guten Abend,
leider war ich noch nicht da aber bei Facebook habe ich die Zimtschneckem bereits mehrfach gesehen und würde die gerne mal probieren. Ebenso den „schwarzen Peter“.
In meiner Jugend war ich viel in Schwarzenbach, der Freundeskreis kam von da, leider ist das nun nicht mehr ganz so häufig.
Liebe Grüße, Bianca