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Zen Meditation im Hofer Land – Wie Achtsamkeit ganz aus Versehen zu Stressabbau führt

Meditation. Damit verbinden viele Menschen Entspannungsübungen, autogenes Training oder Yoga Einheiten. Beim Zen geht es allerdings um etwas anderes, als die Reaktion auf äußerliche Impulse. Etwas sehr Einfaches, das für die meisten von uns zu Beginn extrem schwer ist: Die Auseinandersetzung mit sich selbst in der Stille.
Rolf Kiepfer aus Leupoldsgrün hilft den Menschen im Hofer Land mit seinen Meditationskursen schon seit vielen Jahren beim Sitzen und Atmen. Doch was zunächst simpel klingt, ist eine ganze Lebensphilosophie, die wissenschaftlich bereits mehrfach als wirksam bewiesen wurde. Jennifer Müller hat den Zen Lehrenden, der sich lieber nur „Meditationsmensch“ nennt, für Euch interviewt.

Es ist wie verhext. Jedes Mal, wenn ich Rolf Kiepfer besuche, bin ich aus irgendeinem Grund zu spät. Als würde mir das Leben genau diese Aufgabe stellen wollen. Denn Ihr müsst wissen: Jedes Mal, wenn ich Rolf dann hektisch per WhatsApp Bescheid gebe, dass ich gleich da bin, antwortet er:

Wenn Du es eilig hast, mach‘ einen Umweg.

„Ja toll!“, denke ich mir dann manchmal, denn mir gelingt es nur schwer, in die Achtsamkeit zu gehen, wenn ich einmal in der Stressspirale stecke. So geht es wohl den meisten von uns. Deshalb finde ich Rolfs Angebot im Hofer Land auch so wichtig. Doch höre ich ihn gerade schon wieder sagen: „Wir meditieren, weil wir meditieren. Nicht, weil wir damit irgendwas erreichen wollen.“ Und da wären wir auch schon mittendrin in der Misere. Denn irgendwie macht man das Ganze ja, um seine Lebensqualität zu verbessern, doch soll es bei der Meditation eigentlich mal ausnahmsweise nicht darum gehen, ein Ziel zu verfolgen. Aber fangen wir von vorne an.

Geübte Achtsamkeit: Vom Benediktushof Holzkirchen ins Hofer Land

Angekommen in Leupoldsgrün öffnet mir Rolf wie immer mit einem wärmenden, aufrichtigen Lächeln die Tür. Der 58-Jährige hat ein Geschirrtuch über der linken Schulter und heißt mich herzlich bei sich zu Hause willkommen. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig Rolf das Klischee des abgehobenen, spirituellen Führers erfüllt. Weder optisch noch charakterlich. Er ist einfach ein freundlicher, normaler Mensch mit einem Hauptberuf im Handwerk, Interessen, Stress, Ärgernissen und einem riesengroßen Herzen. Deshalb möchte er auch keine Titel, wie „Zen Meister“ haben. Auf meinen Vorschlag hin bestätigt er mir grinsend, dass „Meditationsmensch“ okay sei. Dass er am Benediktushof in Holzkirchen ausgebildet wurde und bereits zahlreiche Jahre praktiziert, ist für ihn kein Grund, sich in eine Hierarchie einzuordnen.

Rolf bittet mich in seine wunderschöne Wohnung. Viel Natur findet man hier. Holz, Stein, einen Kamin, Lesesessel und zarten Räucherstäbchenduft. Keine ablenkende, esoterische Deko. Stattdessen Minimalismus und viel Platz. Das ist pure Entspannung, sofortiger Stressabbau. „Komm‘ mit in die Küche, es gibt eine Kleinigkeit zum Essen“, sagt er dann. Auf dem Herd brutzeln thailändische Nudeln mit Gemüse, es läuft klassische Musik und ich bin in diesem Moment so dankbar für diese entspannende Mahlzeit nach einem sehr langen Tag.

Sobald ich bei Rolf ankomme, verfalle ich sowieso immer automatisch in Achtsamkeit. Ich gebe zwar zu, dass ich auch ein bisschen so tue als ob, weil wir ja dort meist genau über dieses Thema reden. Da wäre es seltsam, wie ein Trampel herumzufegen. Doch durch dieses achtsame Beobachten der Situation kommt man ja auch erst mal in den Moment. Davon abgesehen würde Rolf aber vermutlich ohnehin nur schmunzeln oder interessiert nachfragen, wenn ich ihn mit den Händen fuchtelnd anschreien würde.

„Meditation schützt nicht vor den Widrigkeiten des Lebens.“ (Rolf Kiepfer)

Nun stehen wir jedenfalls in seiner Küche mit aufgebautem Diktiergerät und Rolf stellt als allererstes klar: „Mir ist wichtig, dass die Menschen wissen, dass Meditation Dich nicht vor den Widrigkeiten in Deinem Leben schützt. Wir Menschen sind oft bequem. Wir suchen uns immer eine Möglichkeit, unser Leben bequemer zu machen, oder etwas, dem ich die Verantwortung für das geben kann, was nicht klappt.“ Dann schwenkt er mit einer geübten Bewegung die Nudeln in seiner Pfanne.

Schon jetzt bin ich amüsiert, denn eines kann ich selbst als Meditationslaiin sagen: Bequem ist das aktive Sitzen und Atmen definitiv nicht. Ganz im Gegenteil. Man möge sich nur vorstellen, wie es ist, sich 15-30 Minuten lang mit seinem schärfsten inneren Kritiker, puren Ängsten und seinen ungeliebtesten Unzulänglichkeiten  auseinanderzusetzen. Face to face. Ach ja, und da war ja noch diese oberpeinliche Situation 1997. Das bedeutet erst einmal nicht unbedingt Stressabbau.
Bis man gelernt hat, zu beobachten, ohne zu bewerten, ist das für die meisten Menschen wohl eher ziemlich ungemütlich. Viele von uns können ja nicht mal einen Tag mit sich alleine zu Hause verbringen. Das hat uns das letzte Jahr gelehrt.

Akzeptanz und Entspannung statt Kontrolle und Stress

Als wir uns mit unseren duftenden Tellern an seinen großen Holztisch setzen, wird mir wieder klar, wie schwierig es ist, den Sinn von Meditation in Worte zu fassen. Praktische Beispiele mögen sich für das Verständnis eignen, doch am Ende hat jeder seinen eigenen Weg zu gehen. Was alle eint, dürfte aber wohl die Herausforderung sein, sich nicht mehr so vehement gegen das Leben und sich selbst zu wehren. „Ist halt so“, sagt Rolf manchmal. Doch diese Einstellung ist lange nicht mit Gefühlskälte gleichzusetzen – im Gegenteil.

„Es entsteht immer wieder der Eindruck einer gewissen ‚Wurschtigkeit‘ bei uns“, sagt er und ich muss über den Begriff lachen. „Dass ohnehin alles crazy ist und wir sind immer gut drauf. Aber darum geht es nicht. Es geht immer nur um die Frage, was jetzt gerade ist. Um diesen Augenblick. Wie geht es mir jetzt?“ Mitgefühl für sich selbst und andere ist da die logische Folge. Statt zu interpretieren, nimmt man schließlich erst einmal nur wahr. Statt wegzuschieben, abzulenken, nimmt man wertfrei an. „Um sich als Mensch zu spüren, als eins mit dem, was eben ist.“ Das klingt schon erst mal nach einer Menge Fühlen.

Achtsamkeit praktizieren in Privat- und Berufsleben

Dass sich das achtsame Beobachten eigener Gedanken und Gefühle positiv auf die eigene Gemütslage, Konzentration und zwischenmenschliche Beziehungen auswirkt, wurde jedenfalls bereits hinreichend wissenschaftlich belegt. Die Forschung dazu boomt, selbst in den Chefetagen ist dieses Bewusstsein angekommen. Ein praktisches Beispiel hierfür wäre vielleicht die Fähigkeit, sich an einem vollen Tag immer wieder zur Besinnung auf die aktuelle Aufgabe zu berufen. „Eins nach dem anderen“ zu machen. Gedanklich weder in die Vergangenheit noch in die Zukunft abzudriften, sondern voll im Moment zu sein. Egal, was ich gerade mache.

„Viele Menschen kommen zur Mediation, weil sie sagen ‚Mein Leben verläuft nicht so, wie Ich das will.‘ Doch, was ist eigentlich dieses Ich? Das sind die Prägungen, Gene, Erfahrungen, die mich so machen. Und dann ist die Frage: Wo ist das Selbst?“, wirft Rolf in den Raum. Ich überlege und antworte dann: „Na, nur im Jetzt, oder?“ Rolf nickt und ich spekuliere: „Und das Selbst kann dann ja eigentlich gar nichts wollen, oder?“ Rolf grinst sein Denk-da-mal-weiter-drüber-nach-Grinsen. „Wir sind nicht unsere Gedanken“, betont er dann wieder.

Zen Meditation: Nicht leicht, aber eigentlich ganz einfach

Ich überlege bereits fieberhaft, wie ich all das später im Beitrag beschreiben soll. Irgendwie geht es ja nur um’s Spüren und Beobachten. Und gleichzeitig ist es eben so viel mehr. Rolf sagt immer: „Das ist nicht leicht. Aber eigentlich ganz einfach.“ Vielleicht kann man Meditation auch einfach als eine Taktik beschreiben, bei der man lernt, sich endlich nicht mehr so gegen das, was nun mal so kommt, wie es kommt, zu versperren. Offener zu werden. Dass man da eine Menge Energie spart, ist ja nur logisch.

Doch besteht dann nicht die Gefahr, dass man gar keinen Einfluss mehr nimmt? Lethargisch wird? Alles über sich ergehen lässt und keine Grenzen mehr setzt? „Nein, im Gegenteil. Ich bin viel mehr in der Lage, nach Lösungen zu suchen. Nur das Urteilen und Anprangern fällt weg. Wenn jemand kommt, der eine andere Meinung hat als ich, ist er nicht mehr automatisch das Arschloch, über das ich mich nur ärgere. Ich bin in der Lage, mich in ihn zu versetzen und dann aus beiden Perspektiven heraus Lösungen zu finden.“

„Mach‘ einfach den Mund auf“ – Gefühle offen kommunizieren

Das klingt so entspannt. Ich frage, wie ich mich beispielsweise als Mutter verhalten kann, wenn ich mich völlig überlastet fühle, zwischen Arbeit, Kindern, Partner und Haushalt. So viele Bedürfnisse, so wenig Zeit. Manchmal kommt in solchen Momenten der Überforderung jemand auf mich zu, weil er etwas braucht, und ich könnte aus der Haut fahren.

Sollte ich mich dann lieber schnell zurückziehen? Rolf grinst wieder. „Mund aufmachen“, sagt er nur. „Sag‘ einfach ganz offen: Leute, mir geht’s grad echt scheiße. Ich bin überfordert. Ich bräuchte gerade mal eine viertel Stunde für mich.“ Diese Kommunikation lernt man beim Zen auch. Denn es ist ein großer Unterschied, ob ich sage, ‚Lass‘ mich jetzt in Ruhe, du Blödmann‘, oder ‚Bitte, ich brauche gerade ein bisschen Ruhe.‘ “ Mich beruhigt dann, zu hören, dass auch der langjährig Geübte immer wieder solche Tage hat, an denen die Welle ihn überrollt. „Dann kommt es für mich drauf an, festzustellen: Ups, Rolfi, da hat’s Dich mal wieder geschüttelt.“ Die entspannte Ausdrucksweise gefällt mir. Ich spüre sofort den Unterschied zu: Du blöde Kuh, jetzt machst du dir wieder selbst so einen unnötigen Stress!

Spätestens hier müsste jedem klar sein, dass das achtsame Meditieren in der Konsequenz deutlich die eigene Lebensqualität verbessert, die Gesundheit positiv beeinflusst, den Stress reduziert, für Mitgefühl sorgt. Ja, Ja, wir meditieren nicht, ‚um zu‘, sagt Rolf. Aber er sagt auch, dass all diese Nebeneffekte mit der Zeit ganz von selbst kommen. Obwohl – oder gerade weil – man es nicht darauf anlegt.

Mit dem Meditieren beginnen

Wer jetzt einen kleinen Knoten im Gehirn hat, dem möchte ich abschließend noch etwas Handfestes mitgeben. Deshalb frage ich Rolf, wie ich die Sache als Anfänger am besten angehe.
„Für die ersten 4 Wochen rate ich zu 10 Minuten Mediation am Tag. Im zweiten Monat kann man dann mit 15-20 Minuten fortfahren und ab dem dritten Monat 25-30 Minuten. Mehr nicht, das reicht. Es kann sinnvoll sein, die Übungen als Ritual zu einer festen Tageszeit zu integrieren. Natürlich ändern sich mal die Zeiten, oder es stagniert etwas. Das ist in Ordnung. Am Ende geht es darum, stetig zu üben.“
Zum Glück kann man das theoretisch überall. An der roten Ampel, beim Kochen, in der Supermarktschlange.

Und was wünscht sich Rolf für die Zukunft? Wünscht man sich eigentlich überhaupt etwas, wenn man in der Lage ist, die Dinge zu akzeptieren, wie sie kommen und gehen?
„Ich würde mir mehr Empathie wünschen“, sagt Rolf und ich glaube eine gewisse Betroffenheit in seinem Gesicht zu erkennen. „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen besser fühlen können, dass sie miteinander verbunden sind. Gerade in diesen Zeiten.“

(Anmerkung: Während der verschärften Coronamaßnahmen bietet Rolf keine Kurse an. Nähere Informationen zu den Kursen bekommt Ihr über die Kontaktdaten ganz unten)

 

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Meditationsangebot von Rolf Kiepfer

Die Zen-Meditationsabende finden in der Regel
montags und donnerstags am Abend in Hof statt.

Interessierte können sich hier melden:
E-Mail: rolf.kiepfer@gmail.com
Tel.: 0160 – 5 470 193

Weiter Informationen gibt es hier:
www.meditation-in.de/Gruppen/95028.htm

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Influencerin Jennifer Müller

Jennifer Müller (Hof Bloggerin)

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