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Pilgern im Hofer Land: Der Jakobsweg

Wusstet ihr, dass einer der berühmtesten und ältesten Pilgerwege direkt vor unserer Haustüre beginnt? Bis zu seinem Ziel, der Stadt Santiago de Compostela in Spanien, hat der Jakobsweg von Hof aus ungefähr eine Gesamtlänge von 2885 Kilometer. In diesem Artikel auf Stadt.Land.Hof nehmen wir euch mit auf die erste Etappe von Hof nach Helmbrechts. 

Das Verlassen der Komfortzone

Eigentlich bin ich keine große Wanderin. Bis auf kleinere Spaziergänge und Wandertage in der Schule würde ich meine Wandererfahrungen eher als „überschaubar“ bezeichnen. Wenn mir Freunde erzählen, sie machen „Wanderurlaub“, benicke ich das meistens lächelnd und denke mir innerlich „Warum?“.

Seit über einem Jahr bin ich als Autorin für Stadt.Land.Hof unterwegs, was mich immer bereichert. Und manchmal da schuppst mich genau diese Tätigkeit auch ein bisschen aus meiner gemütlichen Komfortzone. Für mich war schnell klar, einen Artikel über den Jakobsweg zu schreiben, ohne ihn bei uns im Hofer Land gelaufen zu sein, fühlt sich irgendwie unvollständig an.

Pilgern auf Fränkisch

Für meine Recherche zum oberfränkischen Jakobsweg besuche ich Regine von der Buchgalerie. (Zu dem Artikel über die Hofer Buchgalerie kommt ihr hier.)  Sie versorgt mich mit einer Wanderkarte vom Hofer Land und einem Buch über den Jakobsweg. Die erste Etappe mit einer Länge von 21,5 km verläuft von Hof nach Helmbrechts. Mein innerer Schweinehund rollt laut schnaufend mit den Augen. Ich entgegne ihm, in dem ich ein Feld im Kalender mit „Wandertag“ markiere und mir einen Tag in der Arbeit frei nehme.

Da vieles in Gesellschaft einfacher ist, frage ich meine Freundin Michaela Fleischer, ob sie mit mir kommt. Sie wandert gerne und viel. Insgeheim dachte ich mir auch, dass es vielleicht nicht die schlechteste Idee ist, jemanden mit Wandererfahrung dabei zu haben. Im Nachhinein war das Gold wert. Nicht nur wegen meinem fehlenden Orientierungssinn, sondern natürlich auch wegen der guten Gesellschaft. Über Michaelas eigene Rückkehr von Afrika zurück ins Hofer Land könnt in diesem Artikel lesen.

Er beginnt im Hofer Land: Der Jakobsweg

Der Jakobsweg oder auch „Camino de Santiago“ genannt, bezeichnet eigentlich ein Netz von Pilgerwegen durch Europa. Alle haben das angebliche Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela zum Ziel. Die erste Benennung des Jakobsweg geht auf das Jahr 1047 zurück. Der berühmteste Abschnitt nennt sich „Camino Francés“ und hat eine Länge von knapp 800 km. Selbst Berühmtheiten wie Hape Kerkeling sind diesen Weg gelaufen. Viele kennen sein Buch „Ich bin dann mal weg“, das er nach seiner Pilgerreise schrieb.

Einer dieser Jakobswege beginnt direkt bei uns im Hofer Land. Die Lorenzkirche in Hof ist der Kreuzungspunkt mehrerer Jakobswege. Hier treffen sich der „Via Imperii“ von Leipzig über Plauen nach Hof und der sächsische Jakobsweg von Bautzen über Dresden und Oelsnitz. Weiter geht es dann auf dem Jakobsweg Richtung Fichtelgebirge und auf einer Strecke über Helmbrechts und Bayreuth nach Nürnberg.

Wanderroute: Hof – Osseck – Pirk -Föhrenreuth

Wir starten unsere Wanderung also früh am Morgen mit gefüllten Brotzeitdosen und gepackten Rucksäcken an der Lorenzkirche. Hier bekommen Pilger auch einen Stempel und finden einen Verweis auf Pilgerherbergen in der Umgebung. Wir folgen dabei immer dem Zeichen des Jakobswege, einer gelben Muschel auf blauem Hintergrund. Es geht über das Biengäßchen entlang der Schillerstraße und dem Kugelwiesenweg Richtung Wölbattendorfer Weg. Wir biegen auf die August-Mohl-Straße und laufen dann entlang der Ossecker Straße stadtauswärts. Wir lassen das morgendliche hektische Treiben der Stadt hinter uns und laufen durch den Ortsteil Osseck. Jetzt wird es deutlich ruhiger und grüner, was sich für mich gleich ein bisschen mehr nach „Wanderung“ anfühlt. Durch die ansässigen Bauernhöfe weht uns gleich die Landluft um die Nase und wir hören die ersten Kühe und Hühner. Wir verlassen Osseck in Richtung Flughafen in Pirk.

Durch ein paar kleinere Wälder und Wiesen sind wir schnell am Flughafen. Auch dort herrscht geschäftiges Treiben, der Rasen wird gemäht und es starten einige kleinere Flugzeuge. Das Wetter meint es gut mit uns, die Temperaturen sind zum Wandern sehr angenehm. Am Flughafen vorbei geht es Richtung dem beschaulichen Gemeindeteil  „Föhrenreuth“. Wir laufen direkt durch die Dorfmitte, vorbei an ein paar Häusern in den Wald hinein. Eines dieser Häuser wird gerade renoviert. „Was für ein wunderschöner Fleck, um ruhig zu leben und doch alles in der Nähe zu haben,“ denke ich mir im Vorbeilaufen.

 

Almbranz – Edlendorf

Wir ziehen vorbei an den letzten Häusern in Föhrenreuth und laufen in einen großen Wald rein. Ich muss zugeben: Es macht richtig Spaß, die Umgebung zu Fuß zu erkunden. Die Gespräche über Gott und die Welt und die schöne Natur lassen die Zeit schnell vergehen. Wir entdecken vor allem immer wieder Tiere und halten an, um sie zu beobachten. Es gibt viele verschiedene Raupen zu sehen. Wir schauen einer riesigen Kreuzspinne zu, wie sie gerade fleißig ihr Mittagessen einwickelt und entdecken sogar einen Biber. Also, wir dachten, es wäre ein Biber gewesen. Im Nachhinein könnte es aber auch eine Wasserratte gewesen sein. Wir sind uns da nicht mehr so sicher. Wichtig ist: wir bemerken all diese Dinge und haben die Zeit, stehen zu bleiben und einfach nur zu beobachten. Da merke ich zum ersten Mal, welche entschleunigende Wirkung diese Recherche-Wanderung auf mich hat. Vielleicht ist es ja doch etwas für mich, das Wandern.

Nachdem wir durch das große Waldstück gelaufen sind, laufen wir ein Stück an der A9 entlang. Durch einen großen Tunnel kommen wir auf die andere Seite und setzen unseren Weg Richtung Almbranz fort. Es folgt ein Wanderabschnitt voller schöner Ausblicke und Waldstücke. Wir machen einige Fotos und sind uns einig, sie könnten auch an großen Wandergebieten entstanden sein. Als wir durch Almbranz laufen, entdecken wir eine kleine Weide mit vielen kleinen Kälbern, an der wir natürlich zum Bestaunen stehen bleiben. Nach Almbranz laufen wir wieder entlang schöner natürlicher Kulissen in Richtung Edlendorf.

Ziel erreicht: Die Johanniskirche in Helmbrechts

Wir erreichen Edlendorf. Der Ort ist in der Region bekannt für das Restaurant der Familie Ostermeier. Dort kann man gutes Essen in einer schönen Atmosphäre genießen. Aber auch landschaftlich ist das Dorf umgeben von wunderschöner Natur. Als wir Edlendorf verlassen, kann man unser Ziel in der Ferne bereits sehen. Auf unseren letzten Metern stelle ich fest, dass meine Füße zwar langsam schwerer werden, die Wanderung es aber wert war. Wir kommen in Helmbrechts direkt zwischen dem Rewe Markt und dem Netto raus. Weiter geht es fast geradeaus Richtung Oberfränkisches Textilmuseum, die Johanniskirche sehen wir bereits im Hintergrund.

Und nach ein paar hundert Metern haben wir sie dann erreicht. Auch hier finden wir wieder Hinweise auf eine Pilgerherberge und Informationen zum Jakobsweg an der Kirche. Ich muss zugeben, ein bisschen stolz bin ich schon. Wir sind einfach von Hof nach Helmbrechts gelaufen. Eine Strecke, die ich bisher immer nur mit dem Auto gefahren bin. Es hinterlässt ein gutes Gefühl, diesen Weg aus eigenem Antrieb geschafft zu haben.

Das Fazit einer eigentlichen Nicht-Wanderin

Für die erste Etappe des Jakobsweges haben wir, mit einer Pause, ungefähr fünf Stunden gebraucht. Was auch für Nicht-Wanderer machbar ist. Die Beschilderung war gut, wenn auch manchmal für Menschen mit eher schwach ausgeprägtem Orientierungssinn etwas schwerer zu finden. Bei dieser ersten Etappe des Pilgerweges deckt sich die Strecke aber mit dem Webersteig, einem anderen beliebten Wanderweg. So hatten wir also immer zwei Wandersymbole zur Orientierungshilfe.

Ein paar Souvenirs habe ich dann aber doch mitgenommen. Zwei schöne große Blasen am Fuß, da ich natürlich weder richtige Wanderschuhe an hatte, noch getragene Socken. Ich habe mir sagen lassen, das ist ein typischer Anfängerfehler. Für die nächste Wanderung nehme ich mir das zu Herzen.

 

 

Ihr wollt noch mehr über die schönen Wanderwege im Hofer Land erfahren?

Dann schaut doch mal bei diesen Artikeln vorbei:

Einer der schönsten Wanderwege Deutschlands: Der 12 Apostel Weg im Frankenwald

 

Wandern für Nichtwanderer: Leichte, kurze Touren im Frankenwald

 

#expeditionindieheimat: Einmal zu Fuß um den Landkreis Hof

Der Jakobsweg im Hofer Land

Wenn ihr noch mehr über den oberfränkischen Jakobsweg wissen wollt, dann schaut doch mal hier vorbei:

www.pilgern-bayern.de

Hier findet ihr auch alle Informationen über das Pilgern mit dem Fahrrad:

www.jakobus-oberfranken.de  

 

Seid ihr selbst schon auf dem Jakobsweg gelaufen?

Dann teilt eure Erfahrungen doch mit uns in den Kommentaren.

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Michaela Spindler

Hi, ich bin Michaela und ich liebe meine Heimat. Nachdem ich selbst 6 Jahre lang im Schwabenländle war, bin ich zurück gekommen, weil mein Heimweh so groß war. Heute bin ich mit ganzem Herzen ein Teil von dem Blog Stadt.Land.Hof. Ich entdecke mit viel Leidenschaft unsere Region für euch nochmal ganz neu. Ich liebe es, euch die wunderschönen Geschichten hinter den Gesichtern des Hofer Landes zu erzählen. Wir haben hier jede Menge zu entdecken. Ich freue mich, wenn ihr mit mir kommt.