Berufliche Weiterbildung für junge Erwachsene, die eine Ausbildung in Bereichen wie Gastronomie, Hotellerie, Ernährung oder Hauswirtschaft mitbringen, ist im Hofer Land möglich. Mit einem Studium an der Fachakademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement stehen ihnen vielerei Türen offen. Von der Anstellung in leitender Funktion über die Selbständigkeit bis hin zu Abitur und Hochschulzugang.
Ein großer Vorteil: Die Ausbildung über den zweiten Bildungsweg wird in der Regel mit elternunabhängigem Meister-BAFöG unterstützt. Bloggerin Jennifer Müller hat die Fachakademie Ahornberg besucht und berichtet vom Geschehen in der sympathischen Ausbildungsstätte.
Die Stimmung ist so gut, dass sie sofort auf mich überschwappt. Wie schon beim letzten Mal, als ich zu Gast in der Fachakademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement Ahornberg war. Jutta Dauerer, die Leiterin der Schule, bereitet ihre Studierenden gerade auf die anstehenden Abschlussprüfungen vor. Sie alle haben entschieden, sich über den zweiten Bildungsweg zu staatlich geprüften Betriebswirten für Ernährungs- und Versorgungsmanagement weiterbilden zu lassen.
Das sind junge Leute, die mal Führungskräfte werden wollen (Jutta Dauerer, Leiterin der Fachakademie Ahornberg)
Jutta ist das exakte Gegenteil des Klischees einer furchteinflößenden, strengen Hauswirtschaftslehrerin. Die offenherzige Lehrkraft arbeitet schon seit 1990 hier in Ahornberg und wird 1995 zur stellvertretenden Schulleiterin bestellt, bevor sie 2018 die Leitung übernimmt. Manchmal nennt sie ihre Studierenden ihre „Süßen“. Ihnen begegnet sie auf Augenhöhe, der Umgang miteinander hier ist entspannt und herzlich. „Das sind junge Leute, die mal Führungskräfte werden wollen“, lächelt Jutta, „bei denen braucht man mit so einem alten Schüler-Lehrer-Stil meines Erachtens nicht mehr anfangen. Klar muss es einen geben, der weiß, wo es lang geht oder mal motiviert. Aber im Prinzip geht es darum, dass wir unser gemeinsames Ziel erreichen.“ Stolz sei sie deshalb auch auf ihre Ehemaligen, die sich immer freuen, wenn sie etwas aus Ahornberg hören.
Aufnahmekriterien für die Weiterbildung zur Führungskraft
Und es stimmt: Die jungen Leute hier haben sich aus eigener Motivation heraus für eine umfangreiche Ausbildung entschieden, um danach perfekt auf eine leitende Funktion in Gastronomie, Krankenhäusern, Hotels, Seniorenheimen oder ähnlichen Bereichen vorbereitet zu sein. Während des Unterrichts merkt man, dass die Studierenden bereits ein hervorragendes Verantwortungsbewusstsein entwickelt haben. Sie alle bringen bereits die mittlere Reife und eine Berufsausbildung in den einschlägigen Gebieten mit. Das sind die Aufnahmevoraussetzungen. Der große Vorteil, der sich daraus ergibt: Das Studium wird mit elternunabhängigem Meister-BAFöG gefördert. Dass man diese großzügige monatliche Unterstützung nicht zurückzahlen muss, macht die Förderung quasi zum Ersatz für ein Gehalt.
Die Ausbildungszeit beträgt 3 Jahre. „Zwei Jahre Vollzeitunterricht hier an der Fachakademie und ein Jahr betreutes Berufspraktikum in einem hauswirtschaftlichen Mittel- oder Großbetrieb“, erklärt mir die Schulleiterin. Auch die Bezahlung während des Praktikums ist fair: „1.600 bis 1.850 Euro verdient man während des Berufspraktikums ungefähr.“ Als ich staune, ergänzt sie: „Das ist aber auch Zeit geworden, denn das sind Fachkräfte und die Vorstellungen früher waren eigentlich noch nie akzeptabel.“ Dabei sei der Nachwuchs gerade in diesen Bereichen so wichtig. In der Hauswirtschaft verhalte es sich da genau wie bei der Pflege, betont Jutta.
Eine vielseitige Ausbildung mit Fächern von Personalführung bis Existenzgründung
Berufliche Weiterentwicklung zur Führungskraft
„Wir organisieren Lebensqualität“ ist auf der neuen Website der Fachakademie zu lesen. Wenn man es runterbricht, geht es bei den Ausbildungsinhalten genau darum. Die Pflicht- und Wahlfächer an der Schule umfassen deshalb ein breites Themenspektrum: Planung, Organisation und Verwaltung, Verpflegungsmanagement, Textilmanagement, Service- und Veranstaltungsmanagement sowie Reinigungsmanagement stehen auf dem Studienplan. „Die Schwerpunkte werden mit den Studierenden abgesprochen. Wir holen sie da ab, wo sie stehen. Das ist eben der Vorteil einer relativ kleinen Schule, man kann sich auf das Individuum konzentrieren.“
Sogar interkulturelles Management kann man wählen. „Wenn man in einem Betrieb arbeiten möchte, an dem die Mitarbeiter oder Gäste aus unterschiedlichen Kulturen kommen. So kennt man sich mit deren Ritualen aus, ihrem Tagesablauf. Das kann im Altenheim genauso von Vorteil sein wie beim Housekeeping oder im Cateringbereich.“ Weitere wichtige Skills, die man während seiner Ausbildung lernt, drehen sich um das Thema Existenzgründung. Denn auch die Selbständigkeit ist eine vielversprechende Option nach der intensiven Ausbildung. Betriebswirtschaftslehre oder Personalführung helfen dabei in der Theorie, jedoch finde ich die Praxistage persönlich am interessantesten.
Praxisorientierter Unterricht: Auf dem zweiten Bildungsweg zur Fachkraft für Ernährungs- und Versorgungsmanagement
Auch heute darf ich deshalb wieder bei einer Unterweisung dabei sein. Hier lernen die Studierenden durch praktische Anwendung, wie man Lebensqualität organisiert und erwerben dadurch am Ende ihre Ausbildereignung. Während der Unterweisungen werden den Schülern verschiedene Aufgaben vorgezeigt. Diese machen sie zunächst nach, üben sie anschließend intensiv und geben die gelernten Inhalte schließlich an ihre Kolleginnen weiter. Bei meinem letzten Besuch durfte ich in der Küche helfen und habe selbst eine Menge gelernt: Wie man erkennt, ob ein Strudelteig reif für die Verarbeitung ist. Wie man selbst Eis herstellt. Und – für mich als Köchin für 5-6 Personen zuhause das Wertvollste – Tipps und Tricks, wie man sich in einer Großküche organisiert, ohne im Chaos zu versinken. So wie ich regelmäßig.
Diesmal drehen sich die Unterweisungen um den Getränkeservice, genauer gesagt um Bier und Milchshakes. Student Tim durfte sich mit dem allseits beliebten Braugetränk auseinandersetzen und gibt sein Wissen jetzt an Sebastian weiter, während alle anderen zusehen. Das ist der Teil, der mir an dem Unterricht in der Fachakademie Ahornberg persönlich am besten gefällt. Denn im Gegensatz zu dem sturen Auswendiglernen nach frontalem Beschallen mit Informationen, bleibt Wissen, dass man selbst gelehrt hat, wirklich nachhaltig hängen. Die Unterweisung ist lebendig. Es wird miteinander gelacht und wenn kritisiert wird, dann konstruktiv.
Anna hat ihr Thema besonders kreativ aufgearbeitet. Denn auch die Art der Präsentation fließt in die Bewertung ein. Sie klärt Ann-Kathrin über die verschiedenen Milchsorten – von Hafermilch über Kokosnuss bis Kuhmilch – auf. Wie werden die verschiedenen Arten hergestellt? Welche Inhaltsstoffe haben sie? Auch Haltbarkeit und Preis werden besprochen. Nach und nach entsteht dabei ein wunderschöner, bunter Milchshake, der natürlich getrunken werden darf. Mittags wird die Gruppe dann von einer anderen Klasse zum Essen eingeladen. Dort ist ein duftendes, buntes Buffet entstanden, das gerade von der Lehrkraft fotografiert wird. Die Tische wurden mit viel Liebe dekoriert. Kein Wunder, dass hier alle so gut gelaunt sind. So macht Unterricht Spaß!
Karrierechancen durch Abitur: Auch Fachhochschulreife oder fachgebundener Hochschulreife erhält man
Und noch eine weitere Kirsche auf dem Milchshake-Sahnehäubchen gibt Anlass zur Freude: Die Karriereaussichten nach dem Abschluss als BetriebswirtIn für Ernährungs- und Versorgungsmanagement sind ausgezeichnet und abwechslungsreich. Neben den verschiedenen Leitungspositionen, die die Ausgebildeten einnehmen können, wird ihnen auch der Weg zu einem Studium geebnet. Mit einem Notendurchschnitt von 1,5 oder besser im Abschlusszeugnis und im Fachhochschulreifezeugnis erwirbt man die fachgebundene Hochschulreife. Hat man sein Abitur erhalten, kann man an den Fachhochschulen in jedem beliebigen Studiengang oder fachgebunden an den Universitäten studieren. Insgesamt bestätigen die Arbeitsagenturen sehr gute Berufsaussichten.
Neben all den guten Neuigkeiten, gibt es allerdings auch hier einen kleinen Wermutstropfen, der zum Schluss noch einmal betont werden soll: Selbst an der Ahornberger Schule mangelt es – wie fast überall – an Nachwuchs. Als Jutta Dauerer mich am Auto verabschiedet, gibt sie mir deshalb noch einmal ihren größten Wunsch mit: Mehr Bewusstsein für die vielen Möglichkeiten, die an der Fachakademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement im Hofer Land warten!
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