Suche
Close this search box.

Hofer Land entdecken: Wanderung auf den Spuren von Jean Paul

Heute nehmen wir euch bei Stadt.Land.Hof auf den Jean-Paul-Weg mit. Der Wanderweg zu Ehren eines der berühmtesten Dichter seiner Zeit beginnt nämlich direkt bei uns im Hofer Land. Kommt mit auf eine kleine literarische Reise durch unseren Landkreis. Dabei gibt es nicht nur landschaftliche Highlights zu entdecken. Versprochen. 

Wer war Jean Paul?

Jean Paul, der eigentlich Johann Paul Friedrich Richter hieß, wurde am 21.März 1763 in Wunsiedel geboren. Er zog mit seiner Familie im Alter von zwei Jahren nach Joditz, weil sein Vater dort Pastor wurde. Jean Paul verbrachte den Großteil seiner Kindheit und Jugend in Joditz, was ihn sehr geprägt hat. Viele Erfahrungen aus dieser Zeit finden sich in seinen späteren Werken wieder.  Dem idyllischen Saaletal bei Joditz etwa, durch das ich wandern werde, setzte der Dichter als „Auenthal“ ein literarisches Denkmal. Seine Jugendheimat Joditz findet sich im Werk als „Hukelum“ wieder, die Stadt Hof nennet er „Kuhschnappel“. Er besuchte unter anderem die Lateinschule in Hof, das heutige Jean-Paul Gymnasium in Hof und ist bis dato einer der berühmtesten Söhne dieser Schule.

Hier findet ihr einen weiteren Beitrag über das Saaletal bei Joditz: #schoeneaussichten: der Petersgratblick

„Nie bin ich ein freierer Mensch, alle inneren Verhältnisse und Kräfte treiben

leichter ihre Spiele als nach dem Ende eines Buches das ich geschrieben.“ Jean Paul 

 

Nach einem Studium der Theologie in Leipzig verstand er sich immer mehr als Schriftsteller und verfasste in den kommenden Jahren mehrere seiner Werke. Zwischen Umzügen nach Leipzig und Weimar, fand er immer wieder zu uns in die Region zurück. Er wohnte einige Jahre zusammen mit seiner Mutter am heutigen Schlossplatz in Hof. Nach mehreren Stationen in Coburg und Meiningen, lies er sich mit seiner Frau und den Kindern in Bayreuth nieder. Dort verstarb er am 14. November 1825.

Er beginnt im Hofer Land: Der Jean-Paul-Weg

Der Wanderweg zu Ehren des berühmten Dichters aus Oberfranken ist ein Gemeinschaftsprojekt der Landkreise Hof, Wunsiedel und Bayreuth. Ebenso war der Fichtelgebirgsverein an der Entstehung beteiligt, sowie alle Gemeinden und Städte, die an dem Weg liegen.

„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.“ Jean Paul

Der Weg ist insgesamt 200 km lang. Er führt von Joditz nördlich von Hof bis zum Felsengarten Sanspareil im Kulmbacher Land und ist in mehrere Etappen unterteilt. Auf jeder einzelnen Etappe gibt es mehrere Stationen. Dort findet man am Wegesrand Tafeln mit Informationen, Gedanken und Auszügen von Jean Pauls Werken. Der oberfränkische Wanderweg wurde in Teilabschnitten zwischen den Jahren 2002 und 2012 eröffnet.

 

Wanderung von Hukelum nach Kuhschnappel

Nachdem ich vor einigen Wochen bereits für euch auf dem oberfränkischen Jakobsweg unterwegs war (den Artikel könnt ihr hier lesen), erkunde ich jetzt – zum Leidwesen meines inneren Schweinehundes – den Jean-Paul-Weg. Ich decke mich vorher wieder mit genügend Informationsmaterial ein. Die kleinen Faltkarten, die der Naturpark Fichtelgebirge e.V. dafür herausgeben hat sind super zum mitnehmen und sehr übersichtlich. Auch in dem großen literarischen Wanderführer der Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH finde sehr viele nützliche und interessante Informationen rund um Jean Paul, seine Stationen und Werke.

 

 

Die erste Teilstrecke führt von Joditz in die Hofer Altstadt. Diesmal bin ich alleine unterwegs, meine Wanderfreundin hat keine Zeit. Kurz muss ich im Vorfeld darüber nachdenken, ob es eine gute Idee ist, ganz alleine los zuziehen. Ich hoffe aber auf eine gute Beschilderung und bin zuversichtlich, dass ich die 10,5 km locker schaffen werde. Der Weg verläuft fast immer direkt an der Saale entlang, worauf ich mich wirklich freue.

Joditz – Fattigsmühle – Saalenstein

Ich starte also an einem kalten Novembertag früh morgens um 08:00 Uhr in Joditz. Ich habe Glück mit dem Wetter, es soll nicht regnen. Trotzdem ist der Wind, der mit um die Ohren weht, wirklich eisig. Dementsprechend bin ich recht warm angezogen. Im Gegensatz zu meiner letzten Wanderung auf dem Jakobsweg, habe ich auf die erfahrenen Wanderer gehört und habe heute sowohl getragene Socken als auch Wanderschuhe an. Blasen an den Füßen sollte ich heute also keine bekommen. Zumal mein Weg an diesem Tag nur halb so lange ist wie die erste Etappe des Jakobswege.

In Joditz schaue ich mir vor Beginn der Wanderung noch das Jean-Paul-Museum von außen an und laufe zu der Johanneskirche. Dort steht der Jean-Paul-Gedenkstein, welcher auch die erste Station und somit der Start meiner Wanderung ist. Ich laufe der Beschilderung entlang und überquere die Saale. Nach der Brücke geht der Weg gleich rechts weg in Richtung Fattigsmühle. Die Fattigsmühle hat im Übrigen einen kleinen Laden mit Direktvermarktung und bewirtschaftet im Sommer einen Biergarten. Dort angekommen, finde ich die Tafel mit der 2. Station des Weges.

 

Ihr möchtet die Museen im Hofer Land erkunden? In unserem Beitrag „20 Museen, die man im Hofer Land unbedingt besucht haben muss“ werden ihr bestimmt fündig.

 

An der Fattigsmühle kann man sich entscheiden, ob man direkt weiter nach Saalenstein läuft oder einen kleinen Umweg (3,6 km) über ein Wildgehege. Ich entscheide mich für den direkten Weg, welcher einen gefühlt nie endenden Berg beinhaltet. Oben angekommen, bereue ich die dicke Jacke ein wenig. Ich laufe in den Ortskern von Saalenstein und entdecke dort die 3. Station.

Burg Saalenstein – Unterkotzau

Nach Saalenstein laufe ich direkt in einen Wald. Es sieht wirklich schön aus, mit all den herbstlichen Farben der Blätter. An dieser Stelle des Weges bin ich in Mitten der Natur. Das hat eine sehr beruhigende Wirkung und ich bleibe oft stehen um zu beobachten. Ich komme an eine Stelle, an der die Saale unter einer großen Autobahnbrücke fließt. Oben drüber verläuft die A73. Obwohl die Autos über mir fahren, ist es erstaunlich still an diesem schönen Fleckchen Erde.

Ich überquere die Saale nun zum zweiten Mal und komme an der 4. Station an. Bis Unterkotzau sind es jetzt ungefähr noch drei Kilometer. In der Mitte dieser Strecke hat man bereits einen herrlichen Ausblick auf Hof. Man sieht die Stadt bereits am Horizont. Auf diesem Weg entdecke ich die 5. und 6. Station des Jean-Paul-Weges.

Immer wieder während der Wanderung frage ich mich, wie es hier wohl vor 250 Jahren ausgesehen hat. Und vor allem, wie es sich so gelebt hat in unserem Hofer Land. Nur zu gerne würde ich eine Zeitreise machen. 250 Jahre kann ich leider nicht zurück, aber ungefähr 20. Ich laufe im Hofer Ortsteil Unterkotzau ein und alles kommt mir bekannt vor. Ich war ungefähr 12 Jahre alt, als ich mit meiner Familie nach Unterkotzau zog. Hier verbrachte ich meine Jugend. An jeder Ecke an der ich vorbei laufe, zieht eine Erinnerung an meinem inneren Auge vorbei. Wer hätte gedacht, dass mich Jean Paul einmal zurück führt in meine eigene Vergangenheit. Mit einem Lächeln auf den Lippen durchquere ich Unterkotzau.

„Besehet Hof“ – das Ziel rückt näher

Ich komme in der Stadt Hof am Teufelsberg raus wo sich die 8. Station befindet, und laufe Richtung Unterkotzauer Weg. Eine Straße in der ich noch nie zu Fuß unterwegs war. Meine Füße werden langsam schwer und ich bekomme ein Hungergefühl. Verwundert schaue ich auf die Uhr. Es ist erst 09:45 Uhr. Obwohl ich gut gefrühstückt habe, habe ich einen Bärenhunger. Ich hatte die Strecke mit einigen Anstiegen vielleicht doch unterschätzt. Zum Essen habe ich mir diesmal natürlich nichts eingepackt. Ich freue mich wie ein kleines Kind, als ich in meiner Winterjacke einen alten Bonbon vom letzten Jahr finde. Am Fuß des Schützenwegs überquere ich die Lessingstraße und laufe an der Rudolf-Lion-Halle vorbei in Richtung Jean-Paul-Gymnasium. Dort befindet sich die 9. Station meines Weges und der letzte Anstieg Richtung Jean-Paul-Brunnen.

Auf meinem Weg zu der letzten Station, hoffe ich inständig an meinem Ziel Marcus Traub, einen unserer „Wärschtlamänner“ anzutreffen. Ich finde, ein paar „Wärschtla“ habe ich mir jetzt verdient, auch wenn es erst 10:00 Uhr morgens ist. Unsere Hofer „Wärschtlamänner“, die einzigartigen mobilen Würstchenverkäufer, feierten im Jahr 2021 im Übrigen ihr 150-jähriges Jubiläum. Ich bin mir sicher, hätte es sie bereits zu der Zeit gegeben, in der Jean Paul noch gelebt hat, hätten wir in seinen Werken von ihnen lesen können. Ich komme genau mit dem Glockenschlag der Kirchen auf dem Schlossplatz an. Der ist leider schon winterfest gemacht worden und ist deswegen bereits abgedeckt. (In der Bildergalerie dieses Beitrags seht ihr den Hofer Jean-Paul-Brunnen in österlichem Schmuck) Direkt vor der Fachoberschule steht meine letzte Station des Jean-Paul-Wegs.

Angekommen in Kuhschnappel – Willkommen in der Stadt Hof

Ich laufe über den Schlossplatz und komme an der Stelle vorbei, wo einst das Haus von Jean Paul und seiner Mutter stand. Durch das Jean-Paul-Gäßchen laufe ich, getrieben vom Hunger, direkt auf Marcus Traub zu. Der sieht mir meine Unterzuckerung offensichtlich direkt an und begrüßt mich mit: „Oh, ein Notfall, ich seh´s dir an! Was kriegstn?“ Ganz klar, ein paar „Wärscht mit Senf“. Zufrieden und glücklich esse ich meine Wiener und erzähle ihm von meiner Mission. Die Strecke ist er auch schon gelaufen, erzählt er mir.

Für mich war die Wanderung mal wieder eine Bereicherung. Nicht nur, dass ich viele landschaftliche Highlights gesehen habe, ich habe zudem auch noch viel über Jean Paul erfahren. Die Strecke von 10,5 km ist gut machbar. Die Beschilderung war wirklich gut. Ein Verlaufen ist dadurch fast unmöglich. Für spontan aufkommenden Hunger sollte man sich aber ein kleines „Notproviant“ einpacken. Blasen habe ich diesmal zum Glück keine an meinen Füßen. Und wer weiß? Vielleicht laufe ich eines Tages die zweite Etappe bis nach Schwarzenbach an der Saale. Dann aber nur gemeinsam mit Marcus Traub. Dann wäre das mit dem Notproviant ja auch geklärt.

Der Schriftsteller Jean Paul und die Sächsische Saale

Für den Schriftsteller Jean Paul war die Saale etwas Besonderes. Sie weckte bei ihm zeitlebens sehnsuchtsvolle Gedanken. In seinen Aufzeichnungen findet man einiges über unseren Fluss. Hier ein Auszug:

„Wie himmlisch und italienisch-dunkelblau bist du, heutiger Tag! Ich ruhe jetzt, in schöner dankbarer Erinnerung an eine Familie voll elterlicher und kindlicher Liebe, am romantisch-bewachsenen Ufer der Saale und blicke in den vertrauten Strom, an welchem ich aufwuchs und worin das träumende Kind oft seinem schwimmenden Lächeln lange nachgesehen und den ich nach so langer Zeit hier in der Ferne wiederfinde.

O wie linde und weich laufen deine lieben Wellen vorüber, die ja alle vor meinen Geliebten in Hof und vor ihren Spaziergängen vorbeigezogen sind! Sehnsüchtig und bekannt schau ich jeder daherflatternden Woge entgegen und folge dann lange dem fliehenden Wasserringen nach und möchte die liebe Flut trinken und sie auf meine Brust kühlend sprengen. Möget ihr nur, ihr Wellen, lächelnde Gestalten und rote Abende nachgespielet haben und den breiten Glanz der Mondesnacht, und keine Träne soll mit euch geflossen kommen.“

Jean Paul: Leben und Werke

  • 1763: Am 21. März wird Johann Paul Friedrich Richter als erstes Kind von Sophia Rosina und Johann Christian Christoph Richter in Wunsiedel im Fichtelgebirge geboren
  • 1765: Umzug der Familie nach Joditz nördlich der Stadt Hof. Der Vater tritt seine Pfarrstelle an.
  • 1776: Umzug nach Schwarzenbach an der Saale
  • 1778: Jean Paul beginnt, Exzerpthefte zu schreiben. Er besucht das Gymnasium in Hof.
  • 1779: Tod des Vaters
  • 1780: Tod des Großvaters, Hungerjahre
  • 1781: Erster Romanversuch: Abelard und Heloise. Er beginnt das Studium der Theologie in Leipzig.
  • 1783: Die Grönländischen Prozesse
  • 1784: Jean Paul flieht vor seinen Gläubigern aus Leipzig nach Hof.
  • 1787: Er wird Hauslehrer in Töpen
  • 1789: Rückkehr nach Hof. Auswahl aus des Teufels Papieren.
  • 1790:Jean Paul wird Hauslehrer in Schwarzenbach. Am 15. November überfällt ihn seine berühmt gewordene Todesvision.
  • 1793: Die unsichtbare Loge. Er schließt eine lebenslange Freundschaft mit Emanuel Osmund.
  • 1795: Mit Hesperus oder 45 Hundsposttage erfährt Jean Paul den literarischen Durchbruch.
  • 1796: Das Leben des Quintus Fixlein und Siebenkäs erscheinen. Erster Besuch in Weimar. Er trifft Goethe, Schiller und andere Weimarer Geistesgrößen.
  • 1797: Die Mutter stirbt, Jean Paul zieht um nach Leipzig.
  • 1798: Palingenesien erscheinen.
  • 1799: Verlobung mit Karoline von Feuchtersleben.
  • 1800: Der erste Band des Titan erscheint. Jean Paul zieht nach Berlin um.
  • 1801: Der Zweite Band des Titan erscheint. Er heiratet Karoline Mayer und zieht nach Meiningen.
  • 1802: Der dritte und vierte Band des Titan erscheinen.
  • 1803: Geburt der Kinder Emma und Max. Die Familie zieht nach Coburg um.
  • 1804: Jean Paul zieht mit seiner Familie nach Bayreuth, wo die Tochter Odilie geboren wird. Hier entsteht bis 1807 Flegeljahre, Vorschule der Ästhetik, Freiheitsbüchlein, Levana oder Erziehlehre.
  • 1809: Dr. Katzenbergers Badereise. Er reist zu E.T.A. Hoffmann nach Bamberg. Der Fürstprimas des Rheinbundes, Karl Theodor von Dalberg, gewährt Jean Paul eine jährliche Pension von 1000 Gulden.
  • 1817: Politische Fastenpredigten. Reise nach Heidelberg, wo er die Ehrendoktorwürde der Universität erhält.
  • 1820: Der Komet.
  • 1825: Am 14. November stirbt Jean Paul in Bayreuth.

Weitere Informationen über Jean Paul

Wenn ihr weitere Informationen zu Jean Paul und dem Jean-Paul-Weg lesen wollt,

findet ihr diese unter anderem hier:

www.hof.de 

www.jeanpaulweg.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben
Autorenbild_M Spindler_img_2853

Michaela Spindler

Hi, ich bin Michaela und ich liebe meine Heimat. Nachdem ich selbst 6 Jahre lang im Schwabenländle war, bin ich zurück gekommen, weil mein Heimweh so groß war. Heute bin ich mit ganzem Herzen ein Teil von dem Blog Stadt.Land.Hof. Ich entdecke mit viel Leidenschaft unsere Region für euch nochmal ganz neu. Ich liebe es, euch die wunderschönen Geschichten hinter den Gesichtern des Hofer Landes zu erzählen. Wir haben hier jede Menge zu entdecken. Ich freue mich, wenn ihr mit mir kommt.