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#meinstadtlandhof: 10 Fragen an Autor und Regisseur, Roland Spranger

Im Hofer Land wohnen und arbeiten spannende Persönlichkeiten. Die einen sind zugezogen, andere sind Rückkehrer, viele sind ihrem Geburtsort stets treu geblieben. Was sie alle eint, ist die Liebe zur Heimat und die Hingabe, mit der sie sich auf ihren speziellen Gebieten einbringen.
Roland Spranger, mehrfach ausgezeichneter Autor und Regisseur, bereichert das Hofer Land seit etlichen Jahren mit seinen vielfältigen Literaturangeboten. Aus der heimischen Kulturszene ist er deshalb längst nicht mehr wegzudenken. Jennifer Müller hat mit ihm über seine Arbeit und die unzähligen kulturellen Angebote in unserer Heimat gesprochen.

 

#1

stadtlandhof: Roland, stell Dich doch kurz vor. Wo bist Du geboren, was machst Du so, wenn Du nicht gerade schreibst?

Roland Spranger: Also, mein Geburtsort ist schon mal bemerkenswert, der liegt nämlich in der Ringsiedlung in Oberkotzau. Ich gehöre zu den wenigen Leuten, die noch per Hausgeburt auf die Welt gekommen sind. Ich bin kürzlich 58 geworden, bin verheiratet und habe drei Kinder. Ansonsten leite ich bei der Lebenshilfe Hof das ambulant unterstützte Wohnen. Dort unterstütze ich Leute, die einen Hilfebedarf haben, dabei, dass sie selbständig in ihrer eigenen Wohnung oder auch WG’s leben können. So dass sie in der Stadt, in der Gesellschaft integriert sind.

#2

stadtlandhof: Deine Arbeit als Kulturschaffender ist vielfältig. Wie können wir uns Deine Tätigkeiten vorstellen?

Roland Spranger: Naja, zum einen bin ich Autor. Da schreibe ich alles, was anliegt, was gerade raus muss aus mir. Da bin ich froh, verschiedene Möglichkeiten zu haben, also vom Schreiben für das Theater über Romane bis hin zu Kurzgeschichten. Mich freut die Abwechslung, dass ich verschiedene Gattungen bedienen kann. Denn bei der Arbeit an so einem Roman verbringt man ja beispielsweise lange Zeit mit den Figuren. Da bin ich dankbar, wenn ich mich auch mal was anderem widmen kann, wie einem Theatertext. So ein Stückauftrag ist eben ein ganz anderes Arbeiten. Schon allein, weil man da auf ein Team trifft, mit dem man zusammenarbeiten und sich austauschen kann. Und das ist etwas, das mir sehr wichtig ist.

Ich habe aber auch Spaß daran, ganz andere Sachen zu machen. Zum Beispiel habe ich viel Freude daran, Literatur live entstehen zu lassen, wie mit den Musikerbrüdern, Hendrik und Michael Ertl, mit denen ich Texte und Musik miteinander verbinde. Allgemein mache ich gerne Sachen, bei denen man verschiedene Kunstgattungen mit Literatur verbinden kann. Das „LeseDing“ im Galeriehaus ist auch so ein Format, das wir neu entwickelt haben. Da haben der Wirt, Micha Böhm, und ich uns gefragt, wie man Menschen niederschwellig vorlesen lassen kann. Und da gehört natürlich auch die von mir moderierte Talkshow, das „Gwaaf zer Nacht“ im Hofer Kunstkaufhaus dazu.

Ich mag, wenn sowas Vernetztes entsteht. So ist letztendlich auch der Kunstverächter-Podcast mit Michael Gückel entstanden. Den habe ich zuerst beim LeseDing gesehen und mich über ihn schlapp gelacht. Dann habe ich ihn zum Gwaaf zer Nacht eingeladen und dann kam er mit der Idee, einen Podcast zu machen, was für mich natürlich auch sehr spannend war.

#3

stadtlandhof: Du durftest mit Deiner Arbeit schon zahlreiche Erfolge feiern. Was sind für Dich die Highlights Deiner beruflichen Biografie?

Roland Spranger: Ich habe ja früher viel freies Theater gemacht mit meiner Theatergruppe „Larpurlahr“, ab Ende der 80er Jahre. Da bin ich auch auf die Idee gekommen, für das Theater zu schreiben. Ich habe dann meine Stücke rumgeschickt und eine Absage nach der nächsten erhalten, das hat keinen interessiert. Als ich meine Sachen dann mal zu einem Wettbewerb geschickt habe, gab es da eine Jurorin von der TAZ, die mein Stück „Tiefseefische“ ausgewählt hat. Deshalb wurde ich dann zum Staatstheater Hannover eingeladen und plötzlich riefen mich die Theaterverlage an und fragten, ob sie mein Stück spielen dürfen. Insofern war das schon eine tolle Auszeichnung.

Auch das Erscheinen meines Romans „ThRAX“ bei einem kleinen Verlag in Kiel war für mich ein weiteres Highlight. Dass der Verlag später insolvent war weniger! (lacht)

Eine ganz besondere Bedeutung hatte für mich auch, dass mein Roman „Tiefenscharf“ auf die Krimibestenliste kam und zugleich, dass ich da bei einem sehr renommierten Verlag gelandet bin. Der Polar Verlag ist quasi die Speerspitze der Krimiliteratur auf dem deutschen Markt, dort gibt es nur wenige deutsche Autoren und ich bin einer davon. Das ist schon sehr schön!

Und natürlich ist mein neuestes Buch, „A Kind of Blue“, gerade ein Highlight. Es steckt ja immer viel Zeit und Arbeit in so einem Buch drin und wenn man es dann in der Hand hält, den Geruch riecht, ist das halt dein Baby.

Was bleibt sind eigentlich die Leute, die man während seiner Zeit kennengelernt hat. Grad mit dem Theater, dort habe ich zwei meiner besten Freunde kennengelernt, die die Hauptrolle in meinen Stücken gespielt haben. Daraus sind echt enge Freundschaften entstanden.

#4

Bei uns gibt es vielfältige Verknüpfungen und Initiativen, die unglaublich gut vernetzt sind.

stadtlandhof: Findest Du, das Hofer Land bietet einen guten Nährboden für Kulturschaffende wie Dich?

Roland Spranger: Ja, mittlerweile schon. Man kennt sich halt auch und das ist der Vorteil einer kleineren Stadt. Wobei die Frage ist, ob es so etwas wie „Provinz“ im Internetzeitalter überhaupt noch gibt. Ich kann ja jederzeit mit meinen Freunden von überall her skypen. Auf die Distanz entsteht bei mir gerade auch ein Projekt.
Auf jeden Fall gibt es bei uns vielfältige Verknüpfungen und Initiativen, die unglaublich gut vernetzt sind. Da gibt es kein Konkurrenzdenken, sondern man weiß voneinander und tut sich mitunter zusammen. Ein schönes, sichtbares Zeichen war da zum Beispiel das Linie 4 Festival, bei dem sich die Hofer Kulturkneipen, Galeriehaus und Kunstkaufhaus, sowie Linde und alter Bahnhof, zusammengetan haben. Da hat man deutlich gefühlt, da ist keiner auf den anderen neidisch, sondern man hält zusammen. Oder nehmen wir das Kulturzentrum, Alte Filzfabrik. Auch da wird unglaublich viel Interessantes für Kreative geboten.
Ob die Vernetzung in der Großstadt genauso gut ist, da bin ich mir nicht sicher. Aber ich glaube schon, dass dort mehr Konkurrenzdenken herrscht, das es ja auch geben muss. In Berlin gibt’s eben ein paar tausend Autoren.

#5

stadtlandhof: Hast Du schon mal über’s Wegziehen nachgedacht?

Roland Spranger: Ich hab als Kind mal in Mitterteich gelebt! (lacht) Naja, ans Wegziehen gedacht habe ich bestimmt. Aber wenn man mit 22, also relativ jung, Vater wird, dann werden die Pläne halt von der Realität angepasst. Dann ist man ja verantwortlich und muss schauen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient. Es fehlt mir aber auch nichts. Man muss halt reiselustig sein, wenn man in Hof lebt. Wenn man sowas wie ich macht, kommt man ganz gut rum. Und klar habe ich dann früher auch mal gedacht, man müsste nach Berlin, aber das hat sich wieder gelegt. Denn es ist ja langweilig, wenn alle in Berlin sind. Es braucht ja auch Leute in Hof!

#6

stadtlandhof: Was zeigst Du Freunden, die Dich im Hofer Land besuchen?

Roland Spranger: Naja, alle finden halt erst mal das gleiche gut. Das Bier, die Wurst und die Umgebung. Man muss aber auch sagen, Hof ist eine Stadt, die ihren Charme oft erst auf den zweiten Blick entwickelt. Natürlich ist das nicht so eine tolle Weltkulturerbestadt wie Bamberg. Aber wir haben durchaus eine interessante Geschichte als Arbeiterstadt oder Stadt des Bürgertums. Allein, dass dadurch das Theater entstanden ist, weil die Bürgerschaft gesagt hat, wir gönnen uns das jetzt. Das spricht schon für ein gewisses Selbstbewusstsein. Ich mag auch die alten Industriebauten, die es so gibt. Das ist es ja, was eigentlich die Geschichte von Hof ausmacht.

Und was natürlich immer alle Freunde von auswärts schätzen, sind die verschiedenen Seen und Gewässer hier. Wenn die in Berlin ans Wasser wollen, müssen sie mit ihren Kindern erst mal ewig weit mit der Bahn oder dem Auto fahren und wenn sie dann ankommen, sind dort eben alle an diesem Wasser. Die sind deshalb total begeistert über die kurzen Wege, die man hier hat, wenn man baden gehen will. Wir haben eben viel Natur um’s Eck.

#7

Austausch kann sich hier jeder suchen, der sich traut, mit seinen Sachen an die Öffentlichkeit zu gehen.

stadtlandhof: Was rätst Du Künstlern, die in der Region Fuß fassen wollen?

Roland Spranger: Man trifft hier auf eine offene Szene, wo sich die Leute interessieren, das ist der Vorteil. Ich hatte jetzt erst wieder so einen Fall mit zwei Studenten von auswärts, die aber im Galeriehaus ein Theaterstück machen wollen. Da hat dann der eine jemanden an der Hand wegen der Technik, der fragt dann wieder mich, ob ich das Stück mal gegenlesen kann und so geht das weiter. Wenn Du Musiker bist, solltest Du einfach Kontakt mit den entsprechenden Veranstaltern aufnehmen, also mit den Leuten vom IN.DIE.musik Festival, dem Kulturzentrum, Alte Filzfabrik und all den Veranstaltungen. Da hilft man sich auch bei technischen Fragen gerne gegenseitig aus.

Ich würde sagen, Austausch kann sich hier jeder suchen, der sich traut, mit seinen Sachen an die Öffentlichkeit zu gehen. Das habe ich mich zum Beispiel lange nicht getraut. Aber man muss echt sagen, hier herrscht ein gutes Klima. Auch wenn man dem Oberfranken ja eher eine herbe Art nachsagt. Aber ich glaub, des gedd scho!

#8

stadtlandhof: Welche sind Deine liebsten Events im Hofer Land?

Roland Spranger: Das ist schwierig. Natürlich die Hofer Filmtage. Dann tatsächlich das akustische Frühjahr/der akustische Herbst vom Filmwerk in Helmbrechts. Die Serie mochte ich echt immer gerne. Super ist außerdem die Lesungsreihe „Zeilen & Zoigl“, eine Vernetzung von Galeriehaus und Buchhandlung Kleinschmidt. Das ist schon allein deshalb toll, weil man auf die Art die Künstler angemessen bezahlen kann. Und tatsächlich das „Gwaaf zer Nacht“ im Kunstkaufhaus.

#9

stadtlandhof: Gibt es Kunst- und Kulturschaffende im Hofer Land, die Du uns gerne empfehlen möchtest?

Roland Spranger: (überlegt) Ja, das sind erst mal alles Freunde, Leute, die persönlich schätze, deshalb bin ich da etwas zögerlich. Zwei, drei Stück fallen mir sofort ein: Thanos Kießling, der leider vor 6 Jahren verstorben ist. Das war ein Hofer Dichter, dessen Gedichtbände man immernoch lesen kann. Die gibt es zum Beispiel in der Stadtbücherei.
Max Dietz finde ich auch großartig, da kann ich jede Ausstellung empfehlen. Da gibt es in Schwarzenbach auch eine kleine Galerie.
Dann mein Freund, Ingo Franz, der ebenfalls tolle Bilder macht. Da habe ich immer so die Idee, mal einen Comic mit ihm zu machen.
Vielleicht müsste ich auch Musiker aufzählen? Koalika oder Gallos Hermanos zum Beispiel!

#10

stadtlandhof: Was wünscht Du Dir für die Kulturszene Deiner Heimat?

Roland Spranger: So als Event hätte ich gerne mal wieder die bayerischen Theatertage in Hof, weil man da auch mal Einblicke in Arbeiten von anderen Theatern bekommt.
Ansonsten würde ich mir wünschen, dass freie Kulturanbieter verstärkt gefördert werden. Und dass die Schatzkästchen, die wir so haben, erhalten bleiben. Schwimmbad, Theater, Kino, Stadtbücherei– wenn man all das nicht mehr hat, ist man nur noch ein Ort, wo die Leute arbeiten gehen. Gesellschaftliches Leben, Begegnungen, sowas findet eben an solchen Plätzen statt. Deshalb wünsche ich mir unbedingt, dass diese uns erhalten bleiben.

 

Lust auf mehr Beiträge über die vielfältige Kulturszene im Hofer Land? Dann hier weiterstöbern:

Galeriehaus und Kunstkaufhaus: Zwei Kneipen für Konzerte, Kunst, Kultur in Hof

IN.DIE.musik // Open Air Festival in Hof

Roland Spranger wurde für seinen Thriller "Kriegsgebiete" 2013 mit dem begehrten Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet.

Roland Spranger

Wer sich mit der Hofer Kulturszene beschäftigt, kommt an Roland Spranger nicht vorbei.
Der dreifache Vater schreibt seit vielen Jahren Stücke für das Theater Hof und erhielt für seine Romane bereits bedeutsame Preise. So landete zuletzt sein Krimi Tiefenscharf im Jahr 2018 auf Platz 7 der Krimibestenliste. Für seinen Thriller Kriegsgebiete wurde er 2013 mit dem Friedrich-Glauser-Preis geehrt.
Roland Spranger bereichert das Hofer Land mit vielzähligen Live-Literaturprojekten. Er genießt es, Text mit verschiedensten Kunstgattungen, wie Musik, zu kombinieren. Außerdem moderiert er sowohl die Talkshow Gwaaf zer Nacht im Hofer Kunstkaufhaus als auch den Hofer Kultpodcast, Kunstverächter, gemeinsam mit seinem Autorenkollegen, Michael Gückel.

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