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Vom Hofer Land in die Welt: Nachhaltige Textilien von Browatech aus Geroldsgrün

Der Unternehmer Mario Browa aus Geroldsgrün Langenbach hat seine Erfinder- und Tüftelleidenschaft zur Geschäftsidee gemacht. Sein Metier: spezielle Textilien, die er über seine kleine oberfränkische Firma Browatech als Partner internationaler Weltmarktführer vertreibt. Sein Antrieb: Dinge besser machen – besser für die Kunden, besser als früher und besser für die Umwelt. Damit trifft er den Nerv der Zeit und stärkt die Kompetenz der Region Hofer Land für Wasser und Energie.

Wer Mario Browa und Bernadette Jahn kennt, hat gleichzeitig schon alle Beschäftigten der Firma Browatech kennen gelernt. Sie hat ihren Sitz in Geroldsgrün im Hofer Land. Genauer gesagt in Langenbach, einem Ortsteil von Geroldsgrün. In Langenbach ist Mario Browa auch aufgewachsen, dort lebt und arbeitet er. Er ist gelernter Industriemechaniker für Geräte- und Feinwerktechnik. „Früher hätte man Maschinenschlosser dazu gesagt“, sagt er.

Mario Browa ©/ Foto: Fotostudio Schwarzenbach

Beeindruckende Karriere im Hofer Land

Sein Berufsleben im Angestelltenverhältnis hat Mario Browa vom Beginn seiner Ausbildung im Jahr 1988 bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2015 bei der Firma LIBA Maschinenfabrik in Naila (jetzt Karl Mayer Technische Textilien GmbH) verbracht. Diese hatte sich auf die Produktion und Montage von Maschinen zur Herstellung von Textilien aller Art konzentriert. Dort hat er sich vom Auszubildenden über den Abteilungsleiter Endmontage bis zum Bereichsleiter für alle Montagen mit Verantwortung für bis zu 80 Mitarbeitende hochgearbeitet und war viel in der Welt unterwegs. Seinen Handwerksmeister hat er bei LIBA gemacht und sich auch mit betriebswirtschaftlichen Themen auseinandergesetzt.

„Mario ist so eine Art Daniel Düsentrieb. Er hat immer wieder neue Ideen, was man mit Maschinen alles machen kann.“

Das alles ist gut zu wissen, wenn man seine heutige Tätigkeit verstehen will. Eine Aussage, die seine Kollegin Bernadette Jahn macht, hilft dafür ebenfalls: „Mario ist so eine Art Daniel Düsentrieb. Er hat immer wieder neue Ideen, was man mit Maschinen alles machen kann.“ Damit sind die „Zutaten“, die es für das Unternehmen Browatech brauchte, komplett: Erfindergeist, ein Faible fürs Tüfteln, handwerkliches Können und Kenntnisse über Textilien. Gerade die ausgeprägte Kompetenz in Sachen Hightech-Textilien lassen im Hofer Land immer wieder Innovationen in diesem Bereich entstehen – so auch in Geroldsgrün bei Browatech. Vorzuweisen hat die erst im April 2016 gegründete Firma bereits zwei patentierte Textilien, die viel Potenzial für wirtschaftlichen Erfolg haben: das Drainagetextil „Tech-Drainage“ und ein beheizbares Textil, das „Browatech Heiztextil“.

Nachhaltigkeit steht bei Browatech ganz oben

Das klingt im ersten Moment nicht sonderlich spektakulär, löst aber bewunderndes Kopfnicken beim Zuhörer aus, wenn Mario Browa seine Entwicklungen erklärt. Das tut er sehr lebhaft. Es ist zu spüren, dass er alles, was er tut, mit Herzblut und unheimlich viel Freude macht. Er kehrt auch nicht heraus, dass er schon etwas ganz Besonderes entwickelt hat. Dazu ist er viel zu bodenständig. Diese Bewertung überlässt er seinem Gegenüber. Der wiederum wird im wahrsten Wortsinn „nachhaltig“ beeindruckt sein, weil es Mario Browa genau darum geht: um Nachhaltigkeit.

Kompetenz in Starkregenmanagement

Seine „Tech-Drainage“ ist Teil des sogenannten „Purple-Roof-Konzeptes“, das in Europa als „Detention-Roof“ bekannt ist. Das ist nach eigener Beschreibung ein Konzept zur Bewältigung von Starkregenereignissen, das auch ein Gründach ist. Welche Relevanz das Themenfeld Wassermanagement bei Starkregen hat, mussten auch einige Gemeinden im Hofer Land im Sommer 2021 in eigener Erfahrung feststellen.

Doch zurück zur Innovation von Gründer Mario Browa: Ein „Purple Roof“ besteht aus vier Schichten. Die „Tech-Drainage“ als unterste Schicht ist der sogenannte Detentionslayer. Er hat die Aufgabe, eine möglichst hohe Wassermenge zu puffern (Detention) und erst zeitverzögert wieder abzugeben. Ziel des „Purple-Roof-Konzeptes“ ist, die Abflussmenge kalkuliert zeitverzögert abfließen zu lassen, sodass Überschwemmungen vermieden und bislang erforderliche Rückhaltebecken oder Zisternen überflüssig werden.

Browatech, also Mario Browa, hat es geschafft, mit der „Tech-Drainage“ ein extrem leistungsfähiges Drainagetextil zu entwickeln. Es ist nur fünf Millimeter dick, weiß mit schwarzen Streifen, und federleicht. Die ideale Gewebestruktur sowie die passenden Maschinen für die Produktion hat er gemeinsam mit Maschinenherstellern ausgetüftelt. Die Initialzündung war, einem Gartenbaubetrieb für Geranien bei der Lösung eines leidigen Problems zu helfen. Weil die Pflanzen oft ungewollt im Wasser stehen, tritt erst Staunässe und dann Wurzelfäule ein.

Mario Browa ging das Problem nach seinem bewährten Schema an, das gut zu seiner Persönlichkeit passt: Zuhören, beobachten, kreativ werden. „Die Ideen fliegen mir dann eigentlich zu“, sagt er. Und weil das schon immer so war, ist es für ihn auch nichts Besonderes. „Ich war schon immer ein guter Tüftler“, sagt er. Und weil er für so manch technisches Problem Lösungen fand oder es optimieren wollte, hatte er bei Freunden oder Kollegen schon länger den Spitznamen „Browatech“ weg. Deshalb fiel ihm das Finden eines Firmennamens dann auch nicht schwer.

Initialzündung für die Geroldsgrüner Erfindung durch Partner in den USA

Im Februar 2016, acht Monate nachdem er bei LIBA ausgeschieden war, meldete er für das Drainagetextil ein Patent an und ging auf Suche nach interessierten Abnehmern. Pragmatisch wie er ist, hat er Folgendes gemacht: „Ich habe mir bei Google interessante Firmenadressen rausgesucht und bin hingefahren.“ Nach Belgien, Dänemark und in die Niederlande führten ihn diese Wege zunächst.

Doch der entscheidende Durchbruch für seine heutigen Geschäftsbeziehungen gelang ihm mit einem Partner mit Sitz in den USA. Er heißt Oscar Warmerdam, von Mario Browa nur „der Oscar“ genannt. Warmerdam ist CEO der Firma Sempergreen USA mit Sitz in Culpeper, Virginia, und wie Browa davon angetrieben, nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Sempergreen USA ist der größte und am schnellsten wachsende Züchter von Gründach-Vegetation. An Oscar Warmerdam schickte Mario Browa ebenfalls ein Muster seines Drainagetextils. Danach ging es schnell mit dem persönlichen Kennenlernen: „An einem Freitag hat er mich angerufen, am Dienstag darauf saß ich schon im Flieger nach Amerika.“

Die „Tech-Drainage“ hält wissenschaftlichen Untersuchungen stand

Bernadette Jahn / Foto: © Privat

Nicht ganz so schnell ging es mit den notwendigen Verträgen für eine Zusammenarbeit. „Elf Monate dauerten die Vertragsverhandlungen“, erzählt Browa. Während dieser Zeit lernte er seine spätere Kollegin Bernadette Jahn kennen. Die studierte Linguistin für Englisch und Spanisch war seine Ansprechpartnerin für alles rund ums Hin- und Her-Übersetzen im Zusammenhang mit der Vertragserstellung. „Auf diese Weise habe ich das, was Mario macht, schon intensiv kennengelernt“, sagt sie. Seit 2019 ist sie Teil des (noch) zweiköpfigen Teams.

Nach den erfolgreichen Vertragsverhandlungen tüftelten Mario und seine amerikanischen Geschäftspartner weiter an dem Drainagetextil bzw. an dem Konzept des „Purple Roof“. Als unabhängiges Forschungslabor war „Green Roof Diagnostics“ mit von der Partie. 2.500 Mal war Browas „Tech-Drainage“ mittlerweile Teil wissenschaftlicher Untersuchungen des Labors. Das Bemerkenswerte: „Obwohl wir auch andere Varianten des Drainagetextils ausprobiert haben, erwies sich das Ursprungsmodell als das Richtige. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein Glückstreffer“, sagt Mario Browa.

Markteinführung der „Tech-Drainage“ macht das Hofer Land weltweit bekannt

Im September 2021 war offizielle Markteinführung der „Tech-Drainage“. Browatech produziert nicht selbst, sondern setzt auf Auftragsfertigung mit Partnern aus der Region. Der Vertrieb läuft als Exklusivvertrieb über Sempergreen: „Einfach gesagt, der Oscar ruft mich an und sagt, welche Mengen wann und wo sein müssen.“ Dann legen Mario und Bernadette los, kümmern sich auch um die notwendigen Papiere, Zollrecht etc.

„Egal, wo du wohnst oder mit deiner Unternehmung startest: Die Welt ist ein Dorf, wenn du bereit dafür bist.“

So leitet Mario Browa gewissermaßen vom Küchentisch in Geroldsgrün aus ein weltweit agierendes Unternehmen. Für ihn kein Problem: „Egal, wo du wohnst oder mit deiner Unternehmung startest: Die Welt ist ein Dorf, wenn du bereit dafür bist.“ Bernadette Jahn arbeitet in ihrem Domizil in Hirschaid bei Bamberg. Beide tauschen sich regelmäßig aus. Dann besprechen sie tagesaktuelle Dinge oder auch neue Ideen, die Mario Browa hat.

Energiesparwunder „Browatech-Heiztextil“

Das von ihm entwickelte „Browatech-Heiztextil“ steckt noch in den Kinderschuhen. Browa’s Ziel war es, ein beheizbares Textil zu entwickeln, das großflächige und flexibel steuerbare Heizflächen ohne großen Aufwand möglich macht und das auf umweltschädliches Carbon als Heizfadenmaterial verzichtet. Zudem wollte er seine Heiztechnik dafür nutzen können, die Stromkosten spart. Klingt nach derzeitigem Stand der eingesetzten Technik nach der berühmten „eierlegenden Wollmilchsau“.

Das „Browatech-Heiztextil“; Foto: © Browatech

In einem Pilotprojekt, das überregional Beachtung fand, ersetzte Browa die Raumheizung einer Berliner Kirche durch unterschiedlich beheizte Textilien: steuerbare Sitzpolsterheizung in den Kirchenbänken, heizende Deckenbilder über der Cafeteria, Heizbilder im Rednerpult und rings um den Organisten, flexibel einsetzbare heizbare Teppiche für Chor, Altar und Rednerpult sowie Akkukissen für den Posaunenchor. Alles hat als Innenleben das „Browa-Heiztextil“, basiert auf Infrarotheizungen, jede Textilgröße ist denkbar, keiner der verwendeten Fäden seines Heiztextils ist aus Carbon. Alle sind vollständig recycelbar. Und das Beste: Die wöchentlichen Stromkosten der Kirche sanken um über 90 Prozent.

Denkbar ist der Einsatz des Heiztextils für vieles – für Wohnungen, im Flugzeugbau, für Caravans oder auch für die Beheizung von Hofeinfahrten. „Würde das nicht das Schneeschieben und Enteisen bei uns in der Region viel bequemer machen?“, fragt Browa mit einem Grinsen. Die Maschinen für die Herstellung hat er durch Umbau und Kombinationen, „die es so vorher noch nicht gab“, ausgetüftelt. Daniel Düsentrieb halt …

Browatech engagiert sich für „Kompetenznetzwerk Wasser und Energie“

Gemeinsam stellen Mario Browa und Bernadette Jahn auf Tagungen oder Kongressen die „Tech-Drainage“ und das Heiztextil vor. Und das nicht nur, um ihre Produkte bekannt zu machen. „Es geht uns schlicht und ergreifend darum, es besser machen zu wollen – besser für unsere Kunden, besser als früher und besser für die Umwelt“, sagt Browa. Da die Hofer Region Teil einer Kompetenzregion für Wasser und Energie ist, hilft das zukunftsgerichtete Angebot von Browatech auch dabei, das Profil der Region bei diesen Aktivitäten weiter zu schärfen.

„Es geht uns schlicht und ergreifend darum, es besser machen zu wollen – besser für unsere Kunden, besser als früher und besser für die Umwelt“

Browatech ist Mitglied in Organisationen wie dem in Hof ansässigen Verein „Kompetenznetzwerk Wasser und Energie“. Gemeinsam mit dem Verein hat Browatech im Februar/März 2021 ein Online-Symposium ausgerichtet zum Thema „Die Stadt der Zukunft im Klimawandel – Technologische Möglichkeiten und Best Practices“. Ebenso ist Browatech Teil des „Kompetenzatlas Wasser und Energie“, einem Kooperationsprojekt des „Kompetenznetzwerk Wasser und Energie“ und der Wirtschaftsregion Hochfranken. Er steht mit der Hochschule Hof, insbesondere dem Campus Münchberg, für gemeinsame Forschungsaktivitäten in Kontakt.

Er will auch die politischen Amtsträger sensibilisieren. „Wir konnten mit viel positiver Resonanz unsere Ideen und Entwicklungen auch schon auf politischer Ebene vorstellen“, erzählt Browa. Bei Präsentationen haben Mario Browa und Bernadette Jahn eine perfekte Arbeitsteilung gefunden. Die sprachgewandte und coachingerfahrene Jahn übernimmt die Präsentation, Browa den Fragen-/Antwortpart, in dem es um die Details geht. Stehen Forschungsergebnisse oder -methoden auf der Agenda, springt ihnen die Biologin Dr. Anna Zakrisson zur Seite. Sie kennt sich als Ansprechpartnerin für Deutschland von „Green Roof Diagnostics“ bestens in diesem Feld aus.

Lebensqualität des Hofer Landes als Motivationsquelle

Mario Browa ist gerne selbstständig und stellt sein Wissen, seine Kreativität und seine Kompetenz in den Dienst für eine bessere Zukunft und eine intakte Umwelt. Mit seiner Frau und den beiden 14- und 17-jährigen Kindern fühlt er sich in seinem Langenbach wohl, ist als zweiter Vorsitzender des Mountainbike-Teams Teil des Langenbacher Vereinslebens. Und er liebt die Natur. „Schon immer war ich gerne in der Natur unterwegs“, sagt er. Wenn er sich einmal richtig entspannen will, dann geht er in den Wald. „Modern ausgedrückt, mache ich dann wohl das, was man heute Waldbaden nennt“ sagt er schmunzelnd. Er drückt es einfacher aus: „Ich gehe ganz bewusst durch den Wald, nehme seine Geräusche und Gerüche wahr, genieße die Ruhe. Da brauche ich dann für 500 Meter schon mal eine Stunde.“

„Schon immer war ich gerne in der Natur unterwegs“

Das will Browa aber nicht als Maßnahme zum Stressabbau verstanden wissen. „Nichts hasse ich mehr als den Spruch ‚selbst und ständig‘“, regt er sich fast ein bisschen auf. „Ich möchte nicht mehr in mein altes Leben zurück“, sagt er. Er genießt es, dass er nun viel flexibler agieren und sich Zeit nehmen kann, wenn zum Beispiel seine Kinder einmal kurzfristig Hilfe brauchen. Er genießt die gemeinsame Zeit mit der Familie viel mehr als früher, weil sie nicht mehr von unzähligen Telefonaten unterbrochen wird. Grundsätzlich arbeitet er aber schon nach einem festen Tagesrhythmus mit Arbeitsbeginn und Arbeitsende. Ist das erreicht, will er auch gar nicht mehr über die Arbeit sprechen. Das heißt nicht, dass der Geroldsgrüner Daniel Düsentrieb sich nicht auch einmal eine Nacht um die Ohren schlägt, wenn ihn eine Idee fesselt.

„Das kommt mir als Freigeist, der ich bin, sehr entgegen“, ist er zufrieden. Auch Bernadette Jahn hat den Schritt zu Browatech nie bereut. Hier hat sie die Freiheit, die sie sich wünscht – trotz Angestelltenverhältnis. „Keine starren Arbeitszeiten, eine unglaubliche Breite an Aufgaben, Austausch und Kommunikation auf Augenhöhe. Und vor allem ein Themengebiet, hinter dem ich voll und ganz stehen kann“, sagt sie.

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Die Erfolgsgeschichte von Browatech soll weitergehen

Browatech soll wachsen. Das steht für Mario Browa außer Frage. Wie eine künftige Firmenstruktur aussehen kann, das weiß er noch nicht. Jetzt steht erst noch im Vordergrund, die beiden aktuellen Produkte zu vertreiben bzw. weiterzuentwickeln. Wenn das geschafft ist, will er an einer neuen Idee weiterarbeiten, die ihm schon im Kopf herumgeht. Über die will er aber noch nicht sprechen. Feststehen dürfte aber: Sie wird zum Wohl von Umwelt und Mensch sein.

 

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Mehr zum Unternehmen Browatech: browatech.de

 

 

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