Vorsicht Osterhasen kreuzen die Fahrbahn – denn es ist wieder „Osterdorf-Zeit“ im Hofer Land. Das kleine Örtchen Silberbach in der Gemeinde Konradsreuth hat sich für Ostern herausgeputzt und wieder ein wahres Paradies für kleine und große Osterfans gezaubert. Mittlerweile leben in Silberbach mehr Osterhasen als Einwohner. Ich habe mich für euch auf Oster-Mission begeben und den Hasen mal auf den Zahn gefühlt, um heraus zu finden, wie es dazu kam und wer für den Osterzauber verantwortlich ist.
Zur Tradition geworden und doch jedes Jahr anders – das Osterdorf Silberbach
Seit rund 20 Jahren verwandelt sich das Dörfchen Silberbach bei Konradsreuth in den Wochen rund um Ostern in ein Hasendorf. Überall im Ortskern des schmucken Weilers sind die putzigen Langohren zu sehen. Hasen, wohin man schaut! Gemeinschaft wird hier groß geschrieben, denn fast alle packen mit an. Allen voran Elke Eckardt, die „Hasenmutter“ und Initiatorin dieses im Hofer Land bekannten und besonders für Familien mit Kindern beliebten Spektakels.
Die „Mucker“, die „Läufer“, „Marion“ und „Oma Frieda“ – Osterhasen sind halt auch nur Menschen.
Die Hasenmutter des Osterdorfes – Elke Eckardt
Ich treffe mich gut drei Wochen vor Ostern mit Elke Eckardt in Silberbach auf ihrem Hof. Noch lässt der Frühling hier im Hofer Land etwas auf sich warten, aber im Kopf der Hasenmutter ist es längst Ostern. Denn die 56-jährige Silberbacher „Ureinwohnerin“, wie sie sich selbst nennt, hat das ganze Jahr über Ostern im Kopf und das seit vielen Jahren. Dennoch gibt sie zu: „Wenn die vier Wochen Osterdorf dann gut gelaufen sind und wir alle Hasen wieder eingelagert und alles aufgeräumt haben, bin ich auch froh und will erst einmal nichts mehr von Hasen hören.“
Die Hosen im Osterdorf Silberbach
Doch beginnen wir von vorn und klären erstmal das Grundlegende, nämlich die Aussprache des Wortes „Hase“, die im Hofer Land ja doch ziemlich variiert. „Mir song Hos“, erklärt mir die stolze Hasenmutter und verweist mich auf einen fränkischen Spruch:
„Wo die Hasen Hosen haaßn und die Hosen Husen haaßn – do senn mir dahaam!“
Alles klar, dann wäre das schon mal geklärt – ich muss mich sprachtechnisch gar nicht umstellen. Gefolgt von Hofhund Bobby betreten wir die „heiligen Hallen“ wo die Hasen auf ihren jährlichen „Auftritt“ warten und plötzlich kommen auch bei mir Ostergefühle auf, denn ich blicke in die Gesichter von gefühlt hunderten Strohhasen. Manche sitzen, viele stehen, einer liegt auf der Reparaturbank. Ich schaue mich um, bin beeindruckt und frage mich, wer die vielen Strohhasen gebastelt hat? „Die hab´ alle ich gemacht“, erklärt mir die Mutter der Langohren und lacht.
Wie alles begann – Die Geschichte des Osterdorfes Silberbach
Los ging das Ganze mit dem Schmücken des Brunnens in der Dorfmitte neben dem Teich, dessen Deko jedes Jahr ein bisschen anders ausfiel. Hier was Neues hin, da was Altes weg. Und schließlich gesellte sich 2003 eine Häsin, „die Marion“, dazu. Genau genommen und mit einem Augenzwinkern gesehen ist sie die Urmutter aller Silberbacher Dorfhasen. Und ja, natürlich schmunzelt Elke Eckardt auch über ihre eigene Verrücktheit. „Ich weiß, ich bin eine Märchenerzählerin…“, sagt sie, als sie mir die Geschichte von Marion, Uwe, Julia und Max, den ersten Silberbacher Hasen erzählt, welche dem Örtchen inzwischen den Rücken gekehrt haben.
In Handarbeit – Vom Holzrohling zum Stroh-Hasen
„Zuerst habe ich einen Hasen, eigentlich eine Häsin, mit einem improvisierten Innenleben gebastelt, die konnte aber nicht richtig sitzen. Das hat mir nicht gefallen und so habe ich für das Innenleben ein einfaches Holzgestell entwickelt. Dieses Gestell ist meine Vorarbeit. Um dieses Gestell binde ich dann mit Draht das Stroh und forme den Kopf mit den Ohren. Augen und Nase machen das Ganze komplett – und fertig ist der „Hos“, so beschreibt Eckhardt ihren Job, den sie zum Großteil oben in der großen Scheune, umgeben vom Rohstoff Stroh, verrichtet.
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Leidenschaft für Holz: Andreas Schnurrer von „Waldstücke“ in Münchberg
Traditionell und modern: Lederwaren aus der Manufaktur „KALOS“ und „AND SONS“
Geschenke aus dem Hofer Land: Handgefertigtes und Individuelles
Neue Inspiration für die Ostertradition
Auch unter dem Jahr fällt Eckardt immer wieder Neues ein, das man zum nächsten Osterdorf in Silberbach präsentieren könnte.
„Beim Melken, da fallen mir die besten Sachen ein“
Die Energiekrise. Insektenmehl im Brot. Handwerkermangel. Dorfleben und Landwirtschaft. Das alles sind willkommene Themen für´s Osterdorf Silberbach – und natürlich auch die biblische Geschichte. Neues kommt dazu, anderes weicht. Bewährte Sachen, wie beispielsweise verschiedene Spiele und das Quiz für Jung und Alt, gibt es jedes Jahr. So haben die Hasen, die teilweise sogar Namen tragen, über die Jahre verschiedene Einsatzgebiete – „Job´s“ sozusagen. Und diese haben auch die zahlreichen freiwilligen Helfer aus dem Dorf, die Elke Eckardt jedes Jahr mit ins Boot holt und die zur Stelle sind, als ca. 3 Wochen vor Ostern das Dorf auf Vordermann gebracht wird.
Helfende Hände – Tradition dank Engagement
Und dann geht es Schlag auf Schlag. Die Hasen, welche alle inzwischen für ihren jeweiligen Einsatz gekleidet und präpariert wurden, werden aus ihrem Winterschlaf geholt. Dabei wird im Osterdorf Silberbach Hand in Hand gearbeitet. Elke Eckard koordiniert das Ganze.
„Ohne meine vielen treuen Helfer aus dem Dorf gäbe es diese Tradition nicht!“
Viele Hände und einige Zeit braucht es um im Ortskern unter den Linden und um den Dorfteich herum das putzige Hasendorf zu errichten. Die Akkuschrauber sind im Anschlag und ganz viele Helfer sind da. Nach der Arbeit und am Wochenende ist gefühlt das ganze Dorf auf den Beinen um es richtig hübsch zu machen für die vielen Besucher aus nah und fern, die seit Jahren das Örtchen besuchen. „Des Dorf werd nausgeputzt“, so nennt sie es. Für die Umsetzung ihrer Ideen ist ihr dabei nichts zu viel. Dazu spannt sie auch gerne mal ihre Familie mit ein.
Los geht´s – Das Osterdorf Silberbach wartet auf Euch
Und dann ist es soweit! Exakt zwei Wochen vor Ostern haben alle Hasen ihren Platz. Die Sondereinsätze aller Helfer in den letzten Tagen haben sich gelohnt. Der Brunnen ist geschmückt, alles frisch gewienert – Silberbach und seine Hasen sind bereit für ihre großen und vor allem kleinen Gäste!
Von ihrem Küchenfenster aus hat Elke Eckardt dann den besten Blick auf die Hasenparade. „Oft schaue ich von oben zu und sehe, wie sich die Besucher über unsere Hasen freuen. Das ist für mich das Allerschönste. Das ist mein Lohn“, freut sie sich.
Neuerung im Osterdorf: Zählmeister Hase
Und weil sie oft gefragt wird, wie viele Gäste wohl das Osterdorf jedes Jahr besuchen, gibt es in diesem Jahr eine einfache Zählaktion für die, die sich zählen lassen wollen. Selbstverständlich ist hier auch einer der rund 130 Hasen Zählmeister!
Wer am Oster-Wochenende das Dörfchen Silberbach besucht und vom vielen Staunen, Spielen und Raten hungrig ist, kann sich am Stand der Landjugend, welche mit Leckereien vom Grill und Getränken fürs leibliche Wohl sorgt, stärken.
Wir wünschen allen großen und kleinen Besuchern viel Spaß beim Staunen und Entdecken und natürlich Frohe Ostern!
Und wer noch mehr Lust auf Ostern hat, kann gerne noch in unseren Osterbeiträgen stöbern:
Osterbräuche aus dem Hofer Land (1/2): Rund um das Osterei
Osterbräuche aus dem Hofer Land (2/2): Wasser, Feuer und Magie
Mehr zum Thema Ehrenamt und Engagement in der Region findet ihr hier: