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700 Jahre Schwarzenbach Saale – So feiert man das Jubiläum im Hofer Land

1322 wird „Swertzenbach“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Deshalb feiert Schwarzenbach an der Saale in diesem Jahr ihr 700-jähriges Jubiläum. Mit Wiesenfestumzug, Altstadtfest, historischen Vorträgen, verschiedenen Jubiläumsprodukten und vielem mehr würdigt die Stadt im Hofer Land ihre bewegte Geschichte, schaut aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft. Die zahlreichen Aktionen ziehen sich durch das komplette Festjahr. In diesem Beitrag zeigen wir, wie man das Jubiläum in Schwarzenbach an der Saale feiert.

Im Jahr 2022 gibt es in Schwarzenbach an der Saale Grund zum Feiern: Vor stolzen 700 Jahren, 1322, wurde der Ort am schwarzen Gewässer, „Swertzenbach“, zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Zwar vermutet man, dass die kleine Siedlung schon deutlich älter ist, jedoch schweißt ein Blick auf die gemeinsame Geschichte zusammen. Und so hat man sich in Schwarzenbach an der Saale natürlich einige Jubiläumsaktionen ausgedacht, die die Wurzeln der Heimat würdigen.

Gewohnt anschaulich und kurzweilig berichtete bereits mein Kollege, der Landeshistoriker, Dr. Adrian Roßner, in diesem Beitrag  von der Geschichte der Stadt am schwarzen Gewässer. Von der ersten Besiedlung, über den Kleinadel und die verschiedenen Handwerksberufe, bis hin zur Blütezeit und dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Erzählt man die Geschichte von Schwarzenbach an der Saale, kommt man schließlich an der elementaren Bedeutung der florierenden Porzellan- und Textilindustrie, der Eisengießerei, des Maschinenbaus und der Hefefabrikation nicht vorbei.

Und auch, wenn viele der damals erfolgreichen Handwerksbetriebe inzwischen dem Wandel der Zeit weichen mussten, so machten sie die Stadt doch zu dem, was sie heute ist. Viele der zahlreichen Jubiläumsaktionen zeigen deshalb größte Wertschätzung für die fleißigen Ahnen der heutigen Einwohner. Sie würdigen das Handwerk aber auch die Kunst, die sich durch das Kulturstädtchen im Hofer Land zieht.

Egal, welche Herkunft, Religion oder sexuelle Orientierung – in Schwarzenbach ist jeder willkommen! (Maximilian Brünnig, Stadtrat)

Maximilian Brünnig ist seit letztem Jahr Mitglied des Stadtrates und hat größte Freude daran, gemeinsame Ideen wachsen zu sehen. Der 29-Jährige lebt seit seinem 15. Lebensjahr in Förbau – einem der 17 Stadtteile von Schwarzenbach. Seine Heimat beschreibt er als absolut „lebens- und liebenswert.“ Unter anderem, gerade weil man als Kulturstädtchen in alle Richtungen etwas zu bieten habe. Außerdem sei der Ort mit der „Saale als Lebensader“ auch wirtschaftlich sehr attraktiv. „Davon abgesehen sind die Schwarzenbacher in jeder Form tolerante und offene Menschen. Egal, welche Herkunft, Religion oder welche sexuelle Orientierung, in Schwarzenbach ist jeder willkommen!“, lobt der junge Stadtrat. Dies werde auch deutlich durch Aktionen, wie das diesjährige „Rock for Ukraine“ oder die jährliche „Kermes an der Yunus Emre Moschee“ in Martinlamitz.

 700-jähriges Jubiläum: Schwarzenbach feiert das ganze Jahr

Doch wie genau feiert man denn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Schwarzenbach an der Saale?  „Unser Jubiläum zieht sich in diesem Jahr wie ein roter Faden durch alle Veranstaltungen, ob von der Stadt oder den zahlreichen Vereinen organisiert“, erklärt mir Maximilian. Eingeläutet habe man das Festjahr mit einer großen Auftaktveranstaltung. Heimatforscher Bruno Hager hielt dort am 22. April einen historischen Beitrag in der St. Gumbertus Kirche. „Hier wurde auch die Urkunde gezeigt und es wurden einige interessante Hintergründe zum Jahr 1322 dargelegt.“

Vorträge wie dieser ziehen sich auch durch das restliche Jubiläumsjahr. Dabei können die Menschen eine Menge Wissenswertes über ihre Vorfahren lernen. Bereits stattgefunden hat hier beispielsweise ein Stadtrundgang mit anschließendem Bildervortrag von Bertram Popp. Bei diesem wurde das Thema „Brände und Stadtbild“ behandelt. Auch Kreisheimatpfleger und StadtLandHof-Blogger Adrian Roßner referierte bereits mit anschaulichen Bildern über das Ende des Mittelalters in Schwarzenbach. Für den Herbst geplant sind weitere interessante Vorträge über „Die Herren von Sparneck und die Herren von Hirschberg“, sowie ein weiterer Stadtrundgang, der den Titel „Das Saaletal in Schwarzenbach – Felsen, Wehr, Keller und Bodenschätze“ trägt.

Schwarzenbach/Saale auf dem StadtLandHof-Blog entdecken? Hier auf unserer Sammelseite zur Stadt.

Porzellan, Textil und Co.: Industrie und Handwerk werden beim Wiesenfest Umzug gewürdigt

Bei meiner Recherche stelle ich also schnell fest: In Schwarzenbach an der Saale ist man stolz auf seine Herkunft. Deshalb bin ich nicht überrascht, dass auch die Kinder beim diesjährigen Wiesenfest Flagge bekannten. Hier bekamen die Grund- und Mittelschüler der Stadt ein jeweiliges Thema zugewiesen, das sie am 17. Juli, beim großen Festzug stolz zur Schau trugen. Dabei repräsentierten die Grundschulklassen jeweils ein eigenes Handwerk: Kleine Porzelliner, Weber, Färber, Fischer, Kornbauern, Bäcker, Landwirte und Steinmetz konnten die Zuschauer an diesem Tag beklatschen.

Mehr über Handwerk und Industrie im Hofer Land lesen? Hier entlang!

Die Mittelschüler hingegen trugen Banner mit den historischen Namen von Schwarzenbach vor sich her. Während man 1322 noch die Erwähnung von „Swertzenbach“ in den Dokumenten liest, so war 1399 von „Swerzenpach“ zu lesen. 1421 wandelte sich der Name bereits zu „Schwertzenbach“, um 1430 „Swarczenbach“ überzugehen. 1528 liest man schließlich von „Schwarczenpach“, um schlussendlich bei „Schwarzenbach an der Saal(e)“ zu landen.

Das Erika-Fuchs-Haus zeichnet Zukunftsträume

Was das Städtchen von gestern, heute und morgen definitiv vereint, ist das Erika-Fuchs-Haus – Deutschlands erstes Comicmuseum. Dort kann man die Welt von Entenhausen bereits seit 1951 spielerisch erkunden. Ein Mitwirken des international bekannten Museums durfte bei einer wichtigen Feier wie dieser deshalb nicht fehlen. Das Jubiläum wurde in dem Comicmuseum zum Anlass genommen, um mit den Bürgerinnen und Bürgern einmal optimistisch in die Zukunft zu blicken. Dabei konnten sie sich einmal selbst zur Comic-Heldin oder zum Comic-Helden machen lassen.

Zu diesem Zweck ludt Nadine Scherer, eine aus Münchberg stammenden Illustratorin und Comic-Künstlerin, im Mai ins Museum ein, um inspirierende Fragen zu stellen: Welche Träume hast du für die Zukunft? Wovon träumst du schon immer? Wovon hast du als Kind geträumt? „Und sie war auf dem Wiesenfest anwesend, um die Träume der Schwarzenbacher zu zeichnen“, schwärmt Maximilian Brünnig. „Auch ich habe meinen Traum dargelegt. Zehn der Comics werden in Form großer Plakate in der ganzen Stadt in leeren Schaufenstern für einen Rundgang ausgestellt.“

Auch Kunst und Kultur feiern 700 Jahre Schwarzenbach

Doch was das Bestaunen kreativer Werke angeht, sind wir hier längst nicht am Ende angelangt. Das Kunststädtchen eröffnete im Rahmen des Wiesenfestes zum 56. Mal die Ausstellung der „Schwarzenbacher Maler“. Eine Sonderausstellung, die die Turnhalle des Ortes einmal jährlich in eine Kunstgalerie verwandelt. Hier kann man die Werke regionaler Künstlerinnen und Künstler bestaunen, die im Vorfeld von einer Jury ausgewählt werden. Ein traditionsreiches Ereignis, das weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebt ist. Doch das Spiel mit der Kunst geht noch weiter.

Auch das Kulturprojekt „Schwarzenbacher Fischflut“ beteiligt sich im Festjahr natürlich. Ich muss zugeben, ich wusste bis zu meiner Recherche gar nicht wirklich, was die 1,50 Meter großen Fische,  eigentlich zu bedeuten haben.  Denn diese sind in der ganzen Stadt verteilt. Jetzt ist mir klar: Es handelt sich dabei um eine geniale Initiative, die 2004 vom Schwarzenbacher Künstler David Kampfmeier ins Leben gerufen wurde. Dabei können Unternehmen, Privatpersonen oder sonstige Organisationen „Paten“ der kunstvoll bemalten Fische werden. Der Fisch ist das Wappentier der Stadt.

Zwei Ziele kann diese neue Art des „Kultur-Sponsorings“ dadurch verwirklichen. Zum einen wird der kulturelle Anspruch der Stadt kreativ sichtbar gemacht. Zum anderen kommen durch die spendenbasierten Patenschaften Mittel zusammen, die nötig sind, um kleinere Initiativen außerhalb des städtischen Haushalts zu finanzieren. Der „kleine Kollege“ der Schwarzenbacher Fischflut (ein Sammlerfisch aus Porzellan) wurde diesmal ganz im Zeichen der 700 Jahre Schwarzenbach gestaltet. Wer mehr über das Kunstprojekt Schwarzenbacher Fischflut erfahren möchte, sollte sich unbedingt hier einmal genauer zu der Initiative informieren.

Vielseitige Produkte zum Jubiläum

Das 700-jährige Jubiläum in Schwarzenbach kann aber nicht nur angesehen und angehört werden. Feiernde können es sozusagen mit allen Sinnen genießen. Dafür wurden noch weitere Jubiläumsprodukte gefertigt, die man riechen, schmecken und spüren kann. So darf unter anderem ein Jubiläumsbier nicht fehlen. „Gebraut wurde das von der Brauerei Stelzer“, erklärt Maximilian. „Dabei handelt es sich um einen sogenannten Gesellentrunk, den der junge Brauer anlässlich seiner Prüfung kreiert hat. Es wird auf dem Altstadtfest ausgeschenkt und nachträglich in den Getränkemärkten der Stadt zu kaufen sein.“ Das Altstadtfest wird vom 27. – 28. August 2022 gefeiert.

Dazu kommt ein Anhänger aus Porzellan, der das Logo „700 Jahre Schwarzenbach“ trägt und damit ebenfalls die Porzellanindustrie würdigt. Das Wappentier wird zudem noch einmal sichtbar: Die Grundschule töpferte stattliche 700 Fische aus Ton, die sie für 3 Euro unter anderem auf dem Wiesenfest verkauften. Die Erlöse kommen den „Helfern vor Ort“, der Wasserwacht zugute. Außerdem wurde ein Fotobuch der Stadt gestaltet, das man neben den Fischen und dem Anhänger beim gemeinsamen Stand von Stadtrat und Jugendstadtrat auch auf dem Wiesenfest erwerben konnte. Und natürlich wird es eine Sonderausgabe des „Schwarzenbacher Amtsblatts“ geben – die von den Bürgern hochgeschätzte Heimatzeitung, welche seit über 100 Jahren jeden Freitag über die Vorkommnisse in der Stadt berichtet.

75-jähriges Jubiläum: Die Schwarzenbacher Landjugend feiert mit

Zuletzt gibt es aber noch eine Besonderheit zu erwähnen: Das 75-jährige Jubiläum der Schwarzenbacher Landjugend – die älteste Landjugend im Hofer Land – trifft beim diesjährigen Altstadtfest auf das Jubiläum der Stadt. Amelie Lang ist Mitglied des Vereins, der aus jungen, engagierten Menschen besteht, die sich zur Aufgabe gemacht haben, dafür zu sorgen, dass auf dem Land was los ist. Auf die gemeinsamen Festtage freut sie sich schon. „Wir veranstalten Stadtfest und Jubiläum zusammen in der gleichen Zeit, am gleichen Ort. Wir fangen aber schon am 26. August an und verlängern das Stadtfest somit quasi um einen Tag!“ In Schwarzenbach weiß man eben, wie man gemeinsam feiert.

Ich muss zugeben, es beeindruckt mich, wieviel verschiedene Aktionen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt für ihre Jubiläumsfeier auf die Beine gestellt haben. Wie stolz sie auf ihre Wurzeln sind, wie bewusst man sich in Schwarzenbach mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzt.

Auf die nächsten 700 Jahre Schwarzenbach Saale

Und wie sieht der Blick in die Zukunft aus? Das möchte ich zum Schluss noch von Stadtrat Maximilian Brünnig erfahren. „Schwarzenbach hat sich immer wieder neu erfunden, aber dabei nie seine Traditionen verloren“, betont er optimistisch. „Als beispielsweise die Porzellanindustrie nicht mehr lief, ist durch die Sandler AG dafür ein Weltmarktführer in Sachen Vliesstoff entstanden. Aber auch Bäckereien oder Metzgereien sind nach wie vor – fast wie vor 700 Jahren – gut und in hervorragender Qualität vertreten. Deshalb ganz einfach gesagt: Ich freue mich auf die Zukunft! Denn natürlich gibt es Themen, die wir angehen müssen, aber das ist mit der Schaffenskraft aller Schwarzenbacher meiner Meinung nach kein Thema!“

Dazu kann ich nur sagen: Wenn ich an die „Jungen Wilden“ der Stadt denke, macht sich auch bei mir Optimismus breit. Neben der Landjugend gibt es schließlich noch reichlich junge UnternehmerInnen, die die Zukunft der Stadt erfolgreich gestalten: Das 6Grad cooler und sein Concept Store, der Traditionen der Textilindustrie erfolgreich mit den heutigen Werten vereint. Blackriver, die mit ihren Fingerboards für weltweite Bekanntheit gesorgt haben. Und nicht zuletzt die Metzgerei Vider, bei der man seit kurzem Wurst- und Fleischwaren aus der Region „wie früher“ genießen kann. Bleibt nur noch zu sagen: Auf die nächsten 700 Jahre!

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Jennifer Müller (Hof Bloggerin)

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