Erneuerbare Energie durch Wasserstoff: Die Einstein1-Gründer, Andy Gradel und Tommy Hofmann

Der Eine stellt ihn sauber her – der Andere baut Lösungen, die den Wasserstoff benötigen, um umweltfreundlichen Strom herzustellen. Andy Gradel (Gründer von BtX energy) und Tommy Hofmann (Gründer von Hydrogen Technologies) bauen ihre innovativen StartUps in Hof, am Digitalen Gründerzentrum Einstein1, auf. Dabei sind beide nicht hier geboren: Hofmann erblickte das Licht der Welt in Plauen und Gradel in Bayreuth. Die jungen Männer haben sich bewusst für die Gründung im Hofer Land entschieden, weil sie das dynamische Netzwerk der Region schätzen. StadtLandHof hat die zwei Geschäftsführer näher kennengelernt.

Es ist die Mentalität im Hofer Land, die die zwei Gründer schätzen. „Hier ist man familiär und wenn einer eine Idee hat, packen alle mit an. Da kennt man sich persönlich und unterstützt sich gegenseitig“, freut sich der gebürtige Bayreuther, Andy Gradel (31). Ähnlich lobende Worte findet der 30-jährige Tommy Hofmann aus Plauen bei unserem Interview: „Ich habe hier schon sehr viele tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich mich regelmäßig austausche. Das Hofer Land bietet im Allgemeinen eine sehr gute Infrastruktur in verschiedensten Bereichen. Also für eine ländliche Region ist die Region für mich bezüglich der Möglichkeiten ganz oben mit dran.“

Andy und Tommy sind Gründer am Digitalen Gründerzentrum, Einstein 1. Beide haben an der Hochschule Hof studiert. Jetzt profitieren sie weiter vom starken Netzwerk des Gründerökosystems am Campus. Gradel ist leitender Ingenieur am Institut für Wasser- und Energiemanagement der Hochschule, sein Startup, BtX Energy GmbH, gibt es seit 2020. Hofmann’s Jungunternehmen, Hydrogen Technologies, gründet er 2021.

Durchstarten mit Wasserstoff: Gründen mit erneuerbaren Energien

Was die zwei Geschäftsführer gemein haben: Sie beschäftigen sich unter anderem mit Wasserstoff. Gradel stellt ihn her, Hofmann baut Geräte, die daraus grünen Strom machen. Wie kann man sich die zwei verschiedenen Unternehmen vorstellen?

Andy betreibt mit BtX zwei verschiedene Anlagen. Die erste war sein Promotionsthema, am Bau waren auch sein heutiger Mitarbeiter, Andreas Molle, und Werksstudent Julian Haffelder beteiligt. Die Anlage erzeugt besonders sauberes Gas aus Holz. Dabei wird Holzkohle im Prozess als eigener Filter genutzt, so dass sich der normalerweise hochpreisige Filter immer wieder selbst erneuert. Das Mischgas, das bei dem Prozess entsteht, kann in Motoren verfeuert werden, Strom und Wärme erzeugen oder als Brennergas verwendet werden. Aber auch Wasserstoff kann man mit einer Nachbehandlung daraus abziehen.

„Diese Anlage dürfen wir bei der BGA (Bioenergiepark Hof/ Saale) stehen haben“, erzählt Gradel. „Wir haben die Anlage damals als Hochschule besucht, um zu prüfen, wieviel Wasserstoff sie dort mit unseren Reformern erzeugen könnten. Als wir dann beiläufig gefragt haben, ob sie vielleicht noch ein wenig Platz für Forschung hätten, waren sie direkt total offen. Dafür sind wir wirklich äußerst dankbar!“

Die zweite Anlage steht in Stuttgart, wo der Firmensitz des Unternehmens ist, aus dem BtX als Ableger gegründet wurde. Sie erzeugt hochreinen Wasserstoff aus Biogas beim Landwirt. „Diese Anlage ist größer, die könnte eine ganze Busflotte versorgen.“ 860.000 Euro Fördermittel hat der Bund für das innovative Unternehmen schon bereitgestellt. Und Gradel selbst darf sich bereits über Auszeichnungen freuen: Bei der Startup Challenge des Einstein 1 belegt er noch vor der offiziellen Gründung den ersten Platz. Zuletzt gewinnt er den mit 20.000 Euro dotierten Rainer-Margraf-Preis 2021. Dafür vorgeschlagen hat ihn Jens Löbus, der Geschäftsführer des Gründerzentrums.

Auch Tommy Hofmann, der im letzten Jahr gründete, kann sich bereits über Fördermittel freuen. Beim KICKSTART-Programm der Hochschule stellt er seine Idee vor und erhält schnell und unbürokratisch 7.500 Euro, um seine Idee weiterzuentwickeln.

„Wir haben eine sogenannte Powerbank gebaut, die mit Wasserstoff betrieben wird. Unsere Zielgruppe sind eigentlich Leute, die sich gerne in der Natur aufhalten und dort eine stabile Stromversorgung wünschen, also Camper, Leute mit Wohnwagen und so weiter. Der Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Powerbank ist, dass man, sobald diese leer, ist eine Steckdose braucht. Unsere Powerbank braucht das nicht, weil sie mit Wasserstoff betrieben wird. 230 Volt Steckdosenspannung kann man ihr entnehmen und hat somit eine autonome Energieversorgung.“

Innovation für das Hofer Land

Zwei fortschrittliche Startups am Gründerzentrum, die mit dem Geist der Zeit gehen, engagiert sind und das Hofer Land damit aktiv stärken. Dabei gibt es auch schon Zukunftspläne:

Tommys Team möchte perspektivisch auch wasserstoffbetriebene E-Zapfsäulen bauen. Eine Entwicklung, die gerade Gegenden wie unserer gut tun würde: „Man kennt ja diese Ladestationen, diese Wallboxen, an denen man seine E-Autos laden kann. Das Problem dabei ist, dass man in ländlichen Regionen schlicht und einfach nicht die Möglichkeit hast, allzu viele solcher Ladestationen aufzustellen. Weil das die Netzinfrastruktur nicht mitmacht. Wir wollen gerne daran arbeiten, E-Tankstellen zu entwickeln, die ebenfalls mit Wasserstoff betrieben werden, um netzunabhängig zu werden.“

Und auch Andy Gradel bereichert die Region. Zum einen ist er als leitender Ingenieur am Bau des innovativen Instituts für Wasser- und Energiemanagement beteiligt. Ein weiteres, beeindruckendes Gebäude am Campus, das sich nicht nur selbst versorgen soll, sondern auch als Forschungsobjekt genutzt werden kann, weil beispielsweise Rohre sichtbar freigelegt bleiben.
Von diesem Projekt berichtet er mit großer Leidenschaft, während er einen 3D-Plan auf seinem Computerbildschirm betrachtet. „Es wird Analyticlabore geben, ein Windrad, Solarthermie überall. Zur Speicherung von Wärme einen der größten Schichtwasserspeicher, die es gibt. Das wird richtig gut!“

Über den Bau des iwe und andere spannende Forschungsprojekte kann man sich hier informieren: Webtalk mit Anne Christine Habbel – Der Podcast der Forschenden Hochschule Hof

Auf der anderen Seite bringt und hält Gradel Arbeitskräfte im Hofer Land. „Ich bin hiergeblieben, meine zwei Fachkräfte sind hiergeblieben und das Ganze soll ja noch viel größer werden. Ich weiß noch nicht, wo genau, aber unsere Arbeitskräfte werden auf jeden Fall in der Region bleiben.“

Was spricht für eine Gründung im Hofer Land?

Doch warum genau diese Region? Wovon genau profitieren die Jungunternehmer im Hofer Land?
Gradel betont die Vorteile: „Bei einer Gründung sind viele Hürden zu meistern. Bei uns wird dann dieses typische Familiending sichtbar. Wir sind hier ca. 45.000 in der Stadt, das heißt, entweder wir machen was zusammen oder keiner macht was. Bayreuth ist zum Vergleich eine Festspielstadt, die steht dementsprechend auch finanziell gut da. Das Schöne an Hof ist, die Stadt ist gerade so groß, dass die Leute wissen, sie müssen sich noch selbst organisieren. Mein Prof. hat sich 2016 beispielsweise gewünscht, dass ich hierbleibe, weil ich das Hochschul-Rennsportteam aufgebaut und betreut habe. Dann habe ich gesagt, das geht nur, wenn ich promovieren kann, weil ich nicht gleich nach dem Abschluss enden will. Also hat er dafür gesorgt, dass ich ein Promotionsthema bekomme, obwohl das thematisch erst mal gar nicht zu meiner Ausbildung gepasst hat.

Oder als es darum ging, dass ich gründe und gleichzeitig das Institut mit aufbaue, da hat sich Frau Prof. Weber gleich hingesetzt und das juristisch so formuliert, dass es trennbar ist und wir das ohne Ärger gleichzeitig machen können. Dann hat mir das Gründerzentrum noch ein freies Büro angeboten und so ziehen alle an einem Strang.“

Auch Tommy Hofmann weiß die Vorteile eines starken Kleinstadtnetzwerks zu schätzen. „Das Einstein1 hat mir richtig gut unter die Arme gegriffen, um mein Startup bekannt zu machen, neue Kontakte zu knüpfen. Jörg Raithel und Prof. Seidel haben mich beim KICKSTART Programm tatkräftig unterstützt. Und ich möchte auch nochmal kurz Harald Rietsch von Bayern innovativ erwähnen, der uns zur Zeit bezüglich der ganzen marken- und patentrechtlichen Fragen betreut. Ich fühle mich bei den verschiedensten Punkten, die bei einer Gründung einfach wichtig sind, gut durch das Einstein1 unterstützt und habe viele Kontakte knüpfen können, die mir wirklich weiterhelfen.“

Natur, Kultur, Genuss: Auch privat macht es hier Spaß

Ob bei all der fleißigen Arbeit noch Freizeit bleibt? Was treiben die beiden Geschäftsführer als Privatpersonen im Hofer Land?

Andy Gradel gibt scherzhaft die Standardantwort auf diese Frage: „Bier trinken“, lacht er und erzählt dann von seiner Leidenschaft für Musik, der man in den Kulturkneipen der Region nachgehen kann. „Ich gehe gerne in die Linde“, erklärt er. „Früher habe ich mal Punkrock / Hardrock gehört, dann hatte ich eine Akustikband. Später war ich dann als House DJ unterwegs und habe sogar mal Schlager in Lederhosen aufgelegt“, lacht er. „Mein Musikgeschmack ist breit.“

Tommy Hofmann schätzt als Familienvater die Natur. „Das Hofer Land bietet viele Möglichkeiten, familiär was zu unternehmen. Es ist eine wunderbare Landschaft, die sich zum Wandern oder zum Radfahren anbietet. Deshalb bin ich auch am Wochenende mit meiner Familie oft im Hofer Land unterwegs. Außerdem bin ich im Astronomieverein der Sternwarte in Hof. Das ist ein toller Verein, wo ich mein Hobby mit tollen Menschen ausleben kann. Ich habe hier im Hofer Land schon wirklich viel Freundschaften mit Leuten geknüpft, mit denen man einfach gerne seine Zeit verbringt. Die Mentalität hier macht einfach Spaß!“

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