Suche
Close this search box.

Wir sind Waldhauptstadt 2022! Geballte Holzkompetenz in Schwarzenbach am Wald

Im Frankenwald, genauer gesagt, in Schwarzenbach am Wald, gibt es Grund zum Feiern: Nachdem die Stadt 2017 zum „Waldgebiet des Jahres“ ernannt wurde, darf sich Schwarzenbach am Wald nun auch ein Jahr lang „PEFC-Waldhauptstadt“ nennen. PEFC ist die größte Institution Deutschlands zur Sicherstellung nachhaltiger Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem. Das Siegel bestätigt, dass Holz und Holzprodukte des Waldes nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Zu verdanken hat die Stadt diese Ehre nicht zuletzt ihren engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die jeden Tag in Einklang mit ihrem Frankenwald leben und oft auch arbeiten. Deshalb stellen wir heute vier ansässige Holzunternehmen – von der Forstwirtschaft, über ein Sägewerk bis hin zur Zimmerei – vor. Ralf Kremer, Sylvia Söll, Heiko Meister und die Familie Ehrhardt leben die geballte Holzkompetenz in Schwarzenbach vor. Sie sind Waldhauptstadt 2022.

Alle Teile der Waldhauptstadt-Serie auf Stadt.Land.Hof gibt es hier: Waldhauptstadt Serie Archive – StadtLandHof

Nicht nur den Staffelstab, der den Titel „PEFC-Waldhauptstadt 2022“ bestätigt, sondern auch 1.000 Forstpflanzen zur Bepflanzung des Stadtwaldes und 3.000 Euro Preisgeld erhält die Stadt Schwarzenbach am Wald. Eine verdiente Anerkennung, die nicht nur die langjährige, nachhaltige Waldbewirtschaftung der Vergangenheit belohnt, sondern auch das zukünftige Engagement der Schwarzenbacher für einen respektvollen Umgang mit dem Wald fördert.

Von den 2.000 Hektar Wald, im Herzen des Frankenwaldes sind 100 Hektar PEFC-zertifiziert. Deshalb wird der Titel „Waldhauptstadt“ in diesem Jahr die Ortsschilder schmücken, es wird Baumpatenschaften geben und Jugendlichen wird das Thema nachhaltige Waldwirtschaft in vielen Aktionen nähergebracht. Außerdem freut man sich schon auf die Oberfränkische Waldarbeitsmeisterschaft, vom 2.-3.Juli 2022, bei der der Beruf des Forstwirts einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird, indem die teilnehmenden Waldarbeiter bei spannenden Wettkämpfen die Motorsägen schwingen. Man sieht: Auf ihren Frankenwald sind die Schwarzenbacher mächtig stolz. Um ihn zu würdigen, gehen ihnen die Ideen nicht aus. Den Titel „Waldhauptstadt 2022“ haben sie sich redlich verdient.

 

Zu den einzelnen Porträts:
Ralf Kremer – engagierter Forstunternehmer macht es sich zur Aufgabe, den Rohstoff Holz nicht nur Groß sondern auch Klein näher zu bringen
Sylvia Söll – leidenschaftliche Forstunternehmerin schafft für Schwarzenbach ein ganz besonderes Weihnachten
Heiko Meister – stolzer Unternehmer führt traditionsreiches Säge- und Hobelwerk an der Dorschenmühle in fünfter Generation
Familie Ehrhardt – eingespieltes Vater-Sohn-Gespann legt in eigener Zimmerei viel Wert auf Nähe zum Kunden

 

Kein Beruf, sondern Berufung: Forstunternehmer Ralf Kremer

Angeregt, dass die Oberfränkische Waldarbeitermeisterschaft in diesem Jahr im Hofer Land stattfindet, hat Forstunternehmer Ralf Kremer. Schon 2020 gelang es ihm, die Bayerischen Waldarbeitermeisterschaften nach Schwarzenbach zu holen. Doch nicht nur das: Er hat auch die Bewerbung für die PEFC-Zertifizierung initiiert. Das ist kaum überraschend, denn der 44-Jährige macht sich seit vielen Jahren mit unermüdlicher Hingabe für die Forstbranche stark.

„Ich möchte den Menschen wieder die besondere Bedeutung des Rohstoffes Holz näherbringen“, sagt Ralf Kremer.

Der Geroldsgrüner organisiert Events, klärt öffentlichkeitswirksam auf, engagiert sich in unzähligen Vereinen, die sich dem Frankenwald widmen. „Ich möchte den Menschen wieder die besondere Bedeutung des Rohstoffes Holz näherbringen“, erklärt er sein außergewöhnliches, ehrenamtliches Engagement. Dies empfinde er als seine Berufung.

Der goldene Pflanzwanderspaten vereint die Landkreise Kronach, Kulmbach und Hof

Wenn jemand behauptet, Forstmaschinen würden den Wald nur kaputt machen, trifft das Ralf Kremer merklich. Denn nichts liegt ihm ferner, als ein achtloser Umgang mit seinem Frankenwald. Im Gegenteil: Der Waldarbeiter trägt größten Respekt für die Natur in sich. Das zeigt er, indem er sich unter anderem eine Landkreis-übergreifende Pflanzaktion mit Schulen ausdenkt. Der „goldene Pflanzwanderspaten“ beispielsweise ist eine der zahlreichen Ideen von ihm. Durch den Wanderpokal soll den Schülerinnen und Schülern der Landkreise Kronach, Kulmbach und Hof der achtsame Umgang mit dem Rohstoff Holz nähergebracht werden.

Holz: Ein nachwachsender Rohstoff, der Generationen verbindet

„Das Thema Holz ist eine Angelegenheit der Generationen“, erklärt er den Hintergrund. „Das Holz, das wir jetzt nutzen, haben unsere Vorfahren angepflanzt und gepflegt. Genauso wird es mit der nächsten Generation sein.“ Bis zu 500 Bäume pflanzen die Schülerinnen und Schüler deshalb bei den gemeinsamen Aktionen. „Die Arten variieren, je nachdem, was die Natur dort gerade braucht.“ Die drei goldenen Pflanzwanderspaten, die man extra dafür angefertigt hat, werden dann von Schule zu Schule weitergereicht. In freudiger Erinnerung lacht Kremer auch, als er über seinen letzten Besuch in einem Schwarzenbacher Kindergarten zurückdenkt: „Da hat’s viele große Augen gegeben, als die Kinder sich auch mal auf die Maschinen setzen durften.“

Ralf Kremer ist Mitinitiator des Holzforums Schwarzenbach am Wald, die Organisation der FrankenWALDtage, die alle zwei Jahre stattfinden, unterstützt er tatkräftig. Der Geroldsgrüner Gemeinderat bekleidet zudem verschiedene Ämter im Frankenwaldverein (Ortsgruppe Steinbach), bei Unser Frankenwald e.V. und bei den Frankenwaldfreunden Wolfersgrün. Dazu kommen seine Mitgliedschaften beim Waldarbeitermeisterschaft 1996 e.V., dem Bayerischen Jagdverband sowie dem Bayerischen Forstunternehmerverband. Wenn der Mann von all seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten berichtet, fragt man sich ernsthaft, ob er jemals schläft. Da überrascht es auch nicht, dass Ralf Kremer 2020 bei der Wahl des „Forstunternehmer des Jahres 2020“ den dritten Platz belegt.

„Der Wald ist ein Multitalent – er ist Lebensraum, Wasserspeicher, Erholungsgebiet und für mich ein Arbeitsplatz, über den ich sehr dankbar bin“, schwärmt Ralf Kremer.

Der Netzwerker beweist in jeder freien Minute, dass sich Naturschutz und Forstwirtschaft Hand in Hand gehen können. „Der Wald ist ein Multitalent“, schwärmt er. „Er ist Lebensraum, Wasserspeicher, Erholungsgebiet und für mich ein Arbeitsplatz, über den ich sehr dankbar bin.“ Den Slogan „Frankenwald verbindet“ benutze er deshalb gerne. Die Kulturlandschaft Frankenwald sei ein großes Miteinander aus Naturschutz, Tourismus und Forstwirtschaft. Projekte wie den „Zukunftswald“, die Entwicklung des Waldes für die Menschen erlebbar machen, findet er deshalb klasse.

„Ich wünsche mir, dass die Leute wieder erkennen, wie wichtig der Rohstoff Holz eigentlich ist.“ (Ralf Kremer)

Und so dürfte es jedem klar sein, warum sich Kremer über den Titel „PEFC-Waldhauptstadt 2022“ und die damit verbundene Unterstützung bei der diesjährigen Öffentlichkeitsarbeit besonders freut. „Ich wünsche mir, dass die Leute wieder erkennen, wie wichtig der Rohstoff Holz eigentlich ist und wo er überall seine Verwendung findet. Gerade in diesen Zeiten sieht man – auch in anderen Bereichen – wie abhängig man sich eigentlich gemacht hat und warum die Forstwirtschaft in Deutschland so wichtig ist.“ Dass die Nutzung des erneuerbaren Rohstoffs auf eine respektvolle Art und Weise möglich ist, lebt er jeden Tag vor.

Eine Frau, die anpackt: Sylvia von der Söll Forst GmbH

Sylvia Söll ist eine echte Macherfrau. Geduldig erklärt sie, wie die großen Maschinen, die zum Inventar der Söll Forst GmbH gehören, funktionieren. Was ein Rückeschlepper ist oder wie man mit dem Harvester große Mengen an Holz ernten kann. Mit der Materie kennt sie sich bestens aus, obwohl ihr das Fachwissen nicht wie anderen in die Wiege gelegt wurde. „Wissen Sie, ich stamme ja eigentlich gar nicht aus so einem Milieu“, erklärt die 55-Jährige ihren Werdegang. „Eigentlich stamme ich aus einer Gastwirtschaft hier im Ort. Aber wo die Liebe hinfällt – und wenn sie auf den nächsten Misthaufen fällt“, scherzt Sylvia lachend.

Als die Macherin ihren Mann Matthias kennenlernt, betreibt das Paar zunächst nur Landwirtschaft. Die Forstwirtschaft fängt als Zubrot an. Seit 2019 ist die Landwirtschaft jedoch an Sohn Michael verpachtet. Ein Biolandbetrieb, in dem man Wert darauf legt mit der Natur im Einklang nachhaltig zu wirtschaften, um die Böden dabei nicht auszulaugen. Auf dem Biohof bekommt man Gemüse, Getreide, Öle, Milch, Käse, Kräuter, Eier und Wildprodukte. Alles aus erster Hand, ganz simpel durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Ein bis zwei Mal im Jahr wird ein Rind geschlachtet. Dann gibt es Rouladen oder Gulasch für Freunde und Bekannte.

Winterdienst, Forstunternehmen, Biobauernhof:
Die Familie Söll in Schwarzenbach am Wald

Sylvia und ihr Mann Matthias widmen sich inzwischen vollständig der Arbeit mit dem Holz. Sie beliefern große Sägewerke und sind Hackschnitzellieferant. Im Winter, wenn sich im Frankenwald der Schnee türmt, ist Matthias Söll mit dem Winterdienst unterwegs und befreit sowohl in Schwarzenbach als auch in einigen Ortschaften drum herum die Straßen.

Zu ernten gab es in den Wäldern in den letzten Jahren reichlich. Der Borkenkäfer sorgt für viel Schadholz, das Forstunternehmen wie die Söll GmbH beseitigen. Aber auch Stürme und Dürren sorgen manchmal für chaotische Zustände im Wald. Von den Waldbesitzern beauftragt, rückt dann das Unternehmen aus und räumt auf. Sylvia ist dankbar für die schnellen, flexiblen Maschinen, die die Arbeit im Wald erledigen können. „Händisch würde man all das gar nicht mehr schaffen“, erklärt sie.

Auch wenn Sylvia vor allem organisatorische Aufgaben übernimmt, ist sie es gewohnt, sich die Hände schmutzig zu machen. Selbst ihr Fleisch kann sich die 55-Jährige Naturbegeisterte selbst besorgen. Nachhaltig, gesund und mit bestem Gewissen: Denn 2003 hat die damals bereits dreifache Mutter ihren Jagdschein gemacht. Eine strenge, zeitaufwendige Ausbildung, für die sie auch von ihrem Mann begeistert wird, der den Schein bereits seit 1990 besitzt. Das Wild, das man von ihrem Sohn Michael zu kaufen bekommt, stammt deshalb manchmal auch auch von ihr.

Weihnachten im Frankenwald

Wenn Sylvia dann gemeinsam mit der Kirchengemeinde ihr jährliches „Weihnachten im Stall“ veranstaltet, können sich bis zu 150 Gäste ihren eigenen Wildfleischkäse mit Glühwein schmecken lassen. „Dazu kam es, weil ich gesagt habe, man braucht doch nicht immer Schickimicki. Jesus ist auch im Stall geboren, also habe ich unseren Stall zur Verfügung gestellt, es wurde vorgelesen, gab ein großes Schwedenfeuer – Das war schon sehr schön!“ Während der Pandemie konnte die romantische Zusammenkunft im verschneiten Frankenwald natürlich nicht stattfinden. Aber wenn man die Menschen im Ort schwärmen hört, lässt sich hoffen, dass das Fest bald wieder auflebt.

Sylvia und ihre Familie leben einen nachhaltigen Umgang im Einklang mit der Natur des Frankenwaldes vor. Eine Sehnsucht nach der Großstadt, so wie sie oft bei den Nachfolgegenerationen entsteht, kommt bei ihren Kindern gar nicht erst auf. Inzwischen genießen auch ihre Enkel eine unbeschwerte Kindheit im Grünen. „Ich dachte eigentlich, die ziehen bestimmt mal fort, aber die wollen alle gar nicht weg“, lächelt sie.

Geballte Holzkompetenz in fünfter Generation: Das Säge- und Hobelwerk Meister

Herzlich empfangen von einem Elternpaar, das ein Dauerlächeln im Gesicht zu tragen scheint, wird man auch bei der Dorschenmühle in Schwarzenbach. Ein ganzes Stück weit ab vom Schuss, mitten im Frankenwald, findet man hier das Säge- und Hobelwerk Meister. Der Familienbetrieb ist ein Paradebeispiel für die geballte Holzkompetenz, die im Frankenwald oft an Kinder, Enkel und Urenkel weitervererbt wird. Bereits in fünfter Generation wird das Unternehmen geführt. Seit 2020 von Heiko Meister, der das Unternehmen von seinem Vater Edmund übernommen hat.

Sorgfältig verarbeitet wird hier ausschließlich Holz aus den heimischen Wäldern: Fichten-, Kiefern-, Lärchen- und Douglasien-Holz. Zu den Kunden des Familienunternehmens zählen sich der Holzhandel, Zimmereien, Dachdeckereien, sowie Privatkunden. „Einfach nur geschnitten wird hier lange nicht mehr“, erklärt Heiko Meister das Angebot. „Wir hobeln, trocknen oder veredeln und haben uns damit ganz gut am Markt etabliert.“

Die Produkte der Firma erstrecken sich von normalen Bauschnitthölzern über verschiedenste Dachlatten, bis hin zu hochwertiger Hobelware und Konstruktionsholz für Haus, Hof und Garten. Braucht man Terrassendielen, einen Gartenzaun, Material für sein Hochbeet oder wünscht sich einen Echtholzfußboden, der das Eigenheim verschönert, ist man an der Dorschenmühle bestens beraten.

Das sieht man gleich, wenn man bei dem Säge- und Hobelwerk vorfährt. Empfangen wird man hier von einer hochwertigen Holzterrasse und selbstgebauten Sitzbänken. Auf dem Betriebsgelände gibt es Holz, soweit das Auge reicht. Sorgfältig aufgestapelt wartet es auf seine weitere Verarbeitung. Bei einem kurzen Rundgang über das Gelände berichtet Geschäftsführer Heiko von der nachhaltigen Energieversorgung, die man dort nicht zuletzt dem nachwachsenden Rohstoff zu verdanken hat. „50 Prozent unseres Eigenbedarfs an Strom können wir hier mit unserer Photovoltaikanlage decken, die haben wir seit letztem Jahr. Die Werkstatt, unsere Trockenkammer und die zwei Wohngebäude heizen wir seit 1991 mit Hackschnitzeln.“

Im Inneren des Wohnhauses der Familie kann man bewundern, was mit den heimischen Hölzern alles möglich ist. In der Küche findet man einen selbst angefertigten massiven Esstisch vor, die Garderobe wurde selbst gebaut und der Sichtdachstuhl sorgt für rustikale Behaglichkeit. Heikos Frau Sabrina genießt es, wenn der Regen auf das Dach prasselt. „Heiko findet es fast ein bisschen laut, aber ich finde gerade das urgemütlich!“, schwärmt die frischgebackene Mama mit der 6 Monate jungen Mary auf dem Arm, die jetzt fröhlich vor sich hin gluckst. Ob die Kleine wohl auch einmal in dem Familienbetrieb arbeiten wird? „Wenn sie das ‚Holzgen‘ von Mama und Papa erbt, ist das schon wahrscheinlich“, grinsen die Eltern.

„Ich wollte die Arbeit meiner Vorfahren weiterführen“, erzählt Heiko Meister.

Dass er den Betrieb seiner Familie übernehmen würde, war für Heiko jedenfalls schon immer klar. „Weil mir die Aufgaben sehr viel Spaß machen“, erklärt er, „Und ich wollte die Arbeit meiner Vorfahren weiterführen.“ Schon als Kind war der heutige Vater oft im Wald unterwegs. An das Aufwachsen in dem Familienbetrieb erinnert er sich gerne. „Nach der Schule konnte ich im Sägespänelager mit meinen Fahrzeugen spielen, das war klasse. Sonntagvormittag war ich immer mit meinen Eltern zur Holzübernahme im Wald. Da bin ich viel rumgekommen“, lächelt er.

Und so steht mit der kleinen Mary schon die sechste Generation an der Dorschenmühle in den Startlöchern. Auf sie wartet eine unbeschwerte Kindheit zwischen Spänen, Frankenwaldgeruch und im Schoß einer herzlichen Familie.

Zimmerermeister mit Leib und Seele:
Die Zimmerei Ehrhardt

Unter anderem auch beim Säge- und Hobelwerk Meister bezieht die Zimmerei Ehrhardt aus Schwarzenbach am Wald ihr Baumaterial. Bei der GmbH handelt es sich ebenfalls um ein Familienunternehmen, das Sohn Maximilian Ehrhardt inzwischen von seinem Vater Rudi übernommen hat. Dieser ergriff die Gelegenheit, sein eigenes Unternehmen zu gründen, als die Firma Findeiß Hoch- und Tiefbau, bei der er angestellt war, im Jahr 2005 schließt. „Zehn Zimmerleute haben damals dort gearbeitet“, erinnert sich Rudi, „damals war ich 52. Gemeinsam mit zwei anderen Kollegen haben wir dann beschlossen, dass wir eben selbst weitermachen.“ Also wagt der Zimmerermeister mit einem dreiköpfigen Team den Sprung in die Selbständigkeit. Ein Schritt, den er bis heute nicht bereut hat.

Bei der Frage, ob der 69-Jährige auch jetzt, nach der Übergabe an seinen Sohn Maximilian, auf der Baustelle arbeitet, wird die Verbindung zu seiner Arbeit spürbar. „So ganz kann man sich da nicht losreißen. Wenn man das 50 Jahre lang gemacht hat, kann man nicht von heute auf morgen aufhören. Vorausgesetzt, die Gesundheit lässt es zu. Aber ich hänge schon sehr dran“, gibt der Zimmermann zu und klingt dabei fast ein wenig melancholisch. „Er unterstützt schon sehr auf der Baustelle“, ergänzt seine Frau Angela und fügt lächelnd hinzu, dass Vater und Sohn schon ein wenig „Workaholics“ seien.

Der geborene Zimmermann

Dass Rudi gleichzeitig auf seinen Nachfolger vertraut, merkt man allerdings auch. Und warum auch nicht? Max, selbst frischgebackener Vater, wurde die Arbeit mit dem heimischen Rohstoff quasi in die Wiege gelegt. Bereits mit 8 Jahren baut er gemeinsam mit seinen Grundschulfreunden ein eigenes U-Boot aus Holz. „Das war ungefähr drei Meter lang und stand bei uns im Garten“, erinnert er sich. „Wir haben zusammen ein wenig rumgebohrt und gewerkelt und dabei kam uns die Idee, wir bauen jetzt unser eigenes U-Boot. Der Witz bei der Geschichte war aber, dass wir damals überzeugt waren, wir würden das Teil wirklich mal an einen Kran hängen und ins Wasser lassen“, lacht er.

Maximilian Ehrhardt besucht zunächst das Gymnasium, schließt später noch die FOS ab. Dann hat er genug von der Theorie. „Es kam der Punkt, da sagte ich, nö, ich will jetzt wirklich arbeiten.“ Sein Vater will damals eigentlich, dass Maximilian seine Zimmererlehre in einem anderen Betrieb macht, dort Erfahrungen sammelt. „Aber ich wollte das unbedingt. Letztendlich habe ich dann doch hier angefangen und später meinen Zimmerermeister gemacht.“

Die Zimmerei Ehrhardt ist überwiegend regional unterwegs und möchte das auch bleiben. Die Arbeiten mit dem nachwachsenden Rohstoff reichen von Gartenzäunen und Terrassenbelägen über Dachstühle für Wohnhäuser bis hin zu Beton- und Sockelarbeiten. „Energetische Sanierung ist momentan auch ein großer Punkt“, erklärt Max. „Alles, was mit Vorausdenken zu tun hat. Sollen wir dämmen? Strukturiert man komplett um? Aber unser Steckenpferd sind nach wie vor Altbausanierungen.“

Gearbeitet wird in der Zimmerei überwiegend mit Fichte. „Die ist maßgebend, die haben wir ja auch sehr stark vertreten hier“, sagt Max. Aber auch Lärche, Douglasie, Bangkirai oder Robinie kommen gelegentlich zum Einsatz. Je nachdem, welcher Bewitterung die Hölzer ausgesetzt sind.

Über die Ernennung zur Waldhauptstadt freuen sich Vater und Sohn sehr. „Das ist schon ein Titel!“, nickt Rudi anerkennend.  Als Jäger und Jagdpächter kennt er sich in den heimischen Wäldern bestens aus. Zu verdanken habe man solche Erfolge nicht zuletzt den Aktivitäten des Bürgermeisters, Reiner Feulner, betont er. Als Stadtratsmitglied in Schwarzenbach/Wald ist Rudi selbst politisch aktiv und bringt sich mit seinem Knowhow nützlich in vielerlei Projekte ein.

Was der Familie als Unternehmen letztlich am wichtigsten ist, erklärt zum Schluss Sohn Max: „Dem Kunden ins Gesicht schauen können. Auch nach dem Auftrag noch“, sagt er und seine Eltern nicken eifrig. Hier, im Frankenwald, kennt und verlässt man sich schließlich aufeinander. Dass diese Nähe zu den Mitmenschen auf dem Land auch Getratsche bedeuten kann, stört die Familie dabei keineswegs. Im Gegenteil: „Hier schaut man noch aufeinander und hilft zusammen“, freut sich Rudi.

 

Und so sind Ralf Kremer, Sylvia Söll, Heiko Meister und die Familie Ehrhardt nur einige der vielen Menschen, die ihren Frankenwald nicht nur als Unternehmer schätzen, sondern auch als Lebensraum, der Menschen verbindet. Sie leben dort, wo andere Urlaub machen – in der Waldhauptstadt 2022, Schwarzenbach am Wald.

StadtLandHof sagt: Herzlichen Glückwunsch!

 

Mehr über den Frankenwald lesen:

Wandern für Nichtwanderer – Leichte, kurze Touren im Frankenwald
Ein echtes Familienunternehmen: Zu Besuch bei Frankenwaldschuhe in Helmbrechts
Abenteuer Trekking im Frankenwald: Unser Wanderausflug mit der Familie
Lokal, nachhaltig und frisch: Christbäume aus dem Frankenwald

Teaserbild Waldhauptstadt Schwarzenbach a.Wald

Das pefc Siegel

www.pefc.de

Städte und Gemeinden, die sich in besonderer Form für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung engagieren sowie auf eine langjährige Bewirtschaftung ihrer Wälder nach den PEFC-Standards zurückblicken können, können sich um die Auszeichnung „PEFC-Waldhauptstadt“ bewerben. Gewählte Kommunen können den Titel „Waldhauptstadt“ ein Jahr in ihrem Stadtmarketing einsetzen. Zudem stiftet PEFC Deutschland 1.000 Forstpflanzen für Neupflanzungen im Stadtwald und unterstützt die Marketingaktivitäten mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000€.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben
Porträt

Jennifer Müller (Hof Bloggerin)

https://www.hof-bloggerin.de/ueber-mich/