Förster sein ist eine Berufung. Und der jüngste Revierleiter von ganz Bayern lebt im Frankenwald. Wussten Sie das? In der Waldhauptstadt Schwarzenbach am Wald ist eben so einiges möglich rund um den Wald, den die Menschen hier so lieben, hegen und pflegen. Hier ist Förster Jonas Hellpoldt in seinem Traumberuf angekommen. Er nimmt Stadt.Land.Hof exklusiv mit in sein Revier und erzählt uns davon. Ein neuer Teil unserer Waldhauptstadt-Serie.
Alle Teile der Waldhauptstadt-Serie auf Stadt.Land.Hof gibt es hier: Waldhauptstadt Serie Archive – StadtLandHof
Denkt man an einen Förster, so hat man vielleicht folgende Bilder im Kopf: ein älterer Herr mit grünem Hut, natürlich mit einer Feder drin, auf seinem Hochsitz im Wald hockend, leicht kauziger Blick. Dass Jonas Hellpoldt aus Schwarzenbach am Wald im Hofer Land all das nicht sein wird, war mir klar, als ich las, dass Jonas – heute 26 – mit 23 Jahren der jüngste Revierleiter in Bayern wurde.
Unser Treffen findet nicht auf dem Hochsitz statt, was ich direkt schade finde. Jonas hat mich in sein Büro ins Rathaus eingeladen.
Zwischen Rathaus und Wald
Wer glaubt, dass ein Förster den ganzen Tag durch den Wald streift, der irrt. Jonas arbeitet bis zu 60 % im Büro – als Beamter, angestellt bei der Bayerischen Forstverwaltung.
Die meiste Zeit habe ich mit Menschen und weniger mit Bäumen zu tun. Förster Jonas Hellpoldt
„Die meiste Zeit habe ich mit Menschen und weniger mit Bäumen zu tun“, lacht Jonas. Zu seinen Hauptaufgaben zählt die Beratung der Privatwaldbesitzer sowie die Betreuung der hiesigen Kommunalwälder. Auch die Waldpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit sind ein großer Aufgabenbereich. Einmal jährlich kommen zum Beispiel die dritten Klassen der Grundschulen zu ihm in den Wald, um die Natur gemeinsam zu entdecken.
Die finanzielle Förderung von Privat- und Kommunalwäldern ist ebenfalls ein großer Tätigkeitsbereich seiner Arbeit, wenn nicht vielleicht der größte. Es gibt zahlreiche Projekte, die gefördert werden können: etwa Wiederaufforstungen, die Pflege junger Bestände oder auch Naturverjüngungen. Jonas Hellpoldt ist hierfür der erste Ansprechpartner.
Ich bekomme bis zu 40 Anrufe am Tag. Wenn ich nicht zuständig bin oder nicht weiterhelfen kann, vermittle ich an die richtige Stelle.
„Ich bekomme bis zu 40 Anrufe am Tag“, berichtet er. „Wenn ich nicht zuständig bin oder nicht weiterhelfen kann, vermittle ich an die richtige Stelle.“ Die restliche Zeit, die ihm dann noch bleibt, ist er tatsächlich draußen. Knapp 20.000 ha Gesamtfläche umfasst Jonas‘ Revier. Der Waldumbau ist das wichtigste Projekt: weg von der Fichte, hin zur Ansiedlung klimatoleranter Mischbaumarten, wie Tanne, Eiche und Buche. Dafür muss er regelmäßig Entscheidungen im Wald treffen. Gibt es Probleme, wie zum Beispiel zu starker Verbiss durch Rehwild, das die Knospen junger Bäume frisst, oder auch Borkenkäferbefall, der den Baum zum Absterben bringt, so muss Jonas entsprechend handeln.
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Aus Berufung wird Beruf: „Mama, ich werde Förster!“
„Mama, ich werde Förster.“ Diesen Satz hat er in der 3. Klasse zu seiner Mutter gesagt. Und seitdem hat Jonas Hellpoldt sein ganzes Leben genau auf dieses Ziel ausgerichtet. Gymnasium, Abitur, Studium.
„Wie kommt man als kleiner Bub auf die Idee, genau diesen Beruf zu lernen?“, frage ich ihn. Die Berufung zur Natur – das war schon immer in ihm drin, erklärt mir Jonas. Geboren wurde er in Naila, aufgewachsen ist er im Bad Stebener Raum – mehr Frankenwald geht nicht. Mit seinem Opa war er viel im Wald unterwegs. Die Zusammenhänge in der Umwelt und das Ökosystem Wald haben ihn schon als kleines Kind fasziniert. Er war schon immer gerne draußen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Als Jonas in der 5. Klasse war, nahm ihn der damalige Förster Dietmar Friedrich unter seine Fittiche. Das war quasi sein erstes Berufspraktikum. Das Eintauchen in den Beruf des Försters machte Jonas endgültig klar, wo seine Reise später einmal hinführen sollte.
Heimat im Frankenwald: Der Traum vom Hofer Land
Den Abschluss als Forstingenieur hat Jonas an der Hochschule Weihenstephan in Freising gemacht. Den Anwärter für die dritte Qualifikationsebene (ehemals gehobener Dienst) machte er in Lohr a. Main. Da man als Förster bei der bayerischen Forstverwaltung verbeamtet wird und er gerne in seiner Heimat im Hofer Land arbeiten wollte, war es nur richtig und konsequent, in Bayern zu studieren. Nach bestandener Staatsprüfung wurde er zunächst im Forstrevier Steinwiesen in der Nähe von Kronach eingesetzt. Nur wenige Monate später verketteten sich die Umstände zu Jonas Gunsten und er konnte sich auf die Traumstelle in Schwarzenbach am Wald bewerben – und wurde genommen. Heute ist er Beamter auf Lebenszeit und arbeitet in dem Forstrevier, in dem er immer sein wollte.
Spricht Jonas vom Frankenwald, so strahlt er. Seine Familie und seine Freunde sind hier, auf die könnte er niemals verzichten. Dem Angelverein Lichtenberg ist er schon seit der 3. Klasse treu. Man kennt sich hier. Das schätzt er sehr.
Hier im Frankenwald habe viel mehr von meinem Geld als im Ballungsraum.
Dazu kommen die Lebenshaltungskosten. Als Beamter verdient Jonas grundsätzlich das Gleiche, wie seine Kollegen zum Beispiel in München. „Hier habe viel mehr von meinem Geld“, erklärt Jonas. Während in den Ballungsräumen die Besoldung gerade für eine kleine Wohnung reicht, wäre im Hofer Land sogar eine eigene Immobilie drin.
Stand es wirklich niemals zur Debatte, von hier wegzugehen, frage ich ihn? „Nein“, antwortet Jonas bestimmt, „auch wenn die Entscheidung nicht immer einfach war.“
Viele Menschen genießen die Vorteile des Lebens im Frankenwald. Hier erzählen ein Grafikdesigner und eine Museumleiterin die Geschichten ihrer Rückkehr:
- Werbung fürs Hofer Land: Hans Schrepfer von Nortwald Neunzehn
- #meinstadtlandhof: „Glückliche Rückkehr in den Frankenwald“ oder: 10 Fragen an Dr. Magdalena Bayreuther vom Museum Bayerisches Vogtland in Hof
Flora und Fauna: Die Magie des Frankenwaldes
Es ist nicht nur das Leben, das Jonas Hellpoldt am Hofer Land so schätzt. Als Förster liebt er natürlich allen voran die Landschaft. Im nördlichen Teil seines Reviers gibt es wenige große zusammenhängende Waldgebiete, sondern eher kleine Waldinseln. Östlich, in Richtung Bayerisches Vogtland wird der Wald offener und lichter. Entsprechend kommen hier mehr Offenlandarten vor. In den großen zusammenhängenden Waldgebieten im Zentrum des Reviers brütet zum Beispiel der Schwarzstorch, eine deutschlandweit sehr seltene Art. Die vielfältige Tierwelt fasziniert Jonas immer wieder aufs Neue.
Da er den Frankenwald so gut wie vermutlich kaum ein anderer kennt, frage ich ihn nach Ausflugstipps. Schließlich sei Schwarzenbach am Wald ja auch Waldhauptstadt 2022 und 2023. Sofort fällt Jonas der Romansfelsen in Bernstein am Wald ein. Oder der Trekkingplatz am Döbraberg. Touristisch sei der Frankenwald viel zu sehr auf die Therme Bad Steben und das (ohne jeden Zweifel wunderschöne) Höllental fokussiert, findet Jonas. Um die Magie des Frankenwaldes richtig zu erfassen, hat Jonas im Grunde nur einen Rat: Mit offenen Augen durch den Wald gehen, bewusst wahrnehmen – und dabei die Hauptwanderwege nicht verlassen.
Mein Rat für Besucher des Frankenwaldes: Mit offenen Augen durch den Wald gehen, bewusst wahrnehmen – und dabei bitte die Hauptwanderwege nicht verlassen.
Unser Gespräch verlagert sich vom Rathaus ins Auto. Wir fahren ein kleines Stück durch seinen Stadtwald in Schwarzenbach a. Wald und halten dabei immer wieder an. Jonas schwärmt, wenn er mir von seinem Revier, seiner Welt, seinem Wald erzählt. Was er mir im Rathaus alles erzählt hat, zeigt er mir jetzt live vor Ort. Es ist leicht zu verstehen, warum es für Jonas keinen anderen Platz auf der Welt geben kann als genau hier.
Weitere Ausflugstipp im Frankenwald von Stadt.Land.Hof:
- Zukunftswald, Skulpturenweg und der Gasthof Bischofsmühle – Ausflug in den Frankenwald
- Ausflugsziel unter Tage: Das Besucherbergwerk Friedrich-Wilhelm-Stollen im Frankenwald
Jonas hat noch einen Appell an alle Leserinnen und Leser:
Bitte verhaltet Euch ruhig im Wald.
Verlasst die Wege nicht.
Vermeidet Feuer und Rauchen.
Denkt nachhaltig.
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