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Weihnachtsbrauch: Christbaumloben im Hofer Land

Brauchtum ist nichts Statisches, sondern ändert sich immer wieder. Ein relativ neuer Weihnachtsbrauch ist das Christbaamschaua oder „Christbaumloben“, das sich auch im Hofer Land wachsender Beliebtheit erfreut. Adrian Roßner wirft einen Blick in die Geschichte des Christbaums und seines Schmucks.

„Ach Godderla, is des a scheener  Baam!“ – Das Christbaumschauen

„Willst aweng an Schnaps?“ Derlei Unterhaltun­gen hört man insbe­sondere in den Tagen nach Heiligabend immer häufiger, nachdem sich das „Christbaumschauen“ (oder auch „Christbaumloben“) als Weihnachtsbrauch im Hofer Land wieder wachsen­der Beliebtheit erfreut.

Brauchtum: Woher kommt der Weihnachtsbaum?

Der Kern dieses modernen Brauches ist relativ schnell zusammengefasst: Gegen ein ehrliches Lob (wobei „ehrlich“ hier sehr weit aus­gelegt werden darf) des geschmückten Baums, bekommt der Gast vom Haus­herrn einen Schnaps serviert. Wann genau mit diesem Ritus be­gonnen worden ist, lässt sich aufgrund fehlender Quellen leider nicht belegen. Der erste „Christbaum“ hingegen taucht tat­sächlich schon im 16. Jahrhundert auf, als in einer Akte bezüglich des Hüb­nerwaldes bei Stockstadt am Main die Sprache auf „die weiennacht baum“ kommt. Diese Nennung von 1527 bringt sie erstmals direkt mit dem Weih­nachtsfest in Verbindung, nachdem man Bäume bereits vorher im Rahmen sogenannter „Paradiesspiele“ immer wieder im Gottesdienst eingesetzt hat­te. 

Paradiesspiele standen für die Verdeutlichung der biblischen Geschichte.

Damals allerdings standen sie stell­vertretend für den Baum der Erkennt­nis, von dem Adam und Eva den Apfel pflückten und damit die Erbsünde auf das Menschengeschlecht brachten. In Erinnerung an den Sündenfall nebst anschließender Buße durch Christus, wurde die biblische Episode am 24. De­zember inszeniert.

Der geschmückte Baum: Der Stolz der Familie

Früher war mehr Lametta!

In privaten Räumen findet sich der Christbaum erst ab dem 17. Jahrhundert: Damals sah der Brauch es vor,  die grüne Tanne mit Süßigkeiten und kleinen Spielsachen zu behängen, die die Kinder anschließend herunterangeln oder auch -schütteln durften. Vermutlich steckt darin, also im kindlichen Spiel, auch die hauptsächliche Bedeutung des Baums. Wenngleich auch die Idee, damit das neue Leben im kalten Winter und die Freude auf den nahenden Frühling auszudrücken, logisch scheint.

Ab dem 19. Jahrhundert behing man den Baum mit Kerzen, Äpfeln und ersten gläsernen Figürchen, wohingegen das Schmücken mit Lametta (zur größten Enttäuschung des berühmten Großvaters Hoppenstedt), noch nie weit verbreitet war. Hier blieb er in den meisten Fällen tatsächlich „grün und umweltfreundlich“. Was jedoch nicht daran hindert, ihn in der Zeit nach Heiligabend in den höchsten Tönen zu loben.

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DURMERSHEIM

Christbaumschmuck aus dem Fichtelgebirge

Wer den Christbaum ein wenig aufwendiger dekorieren wollte, konnte in der Zeit des Wirtschaftswunder auch auf Produkte aus dem Fichtelgebirge zurückgreifen. In Weidenberg hatten sich nach dem Zweiten Weltkrieg verschiedene Glasmacher aus dem Gablonzer Raum niedergelassen, die damit begannen, eine neue Industrie aufzubauen. Sie fertigten Glasknöpfe, Deko-Objekte und schon ab Ende 1945 erstmals Christbaumschmuck aus Pappe, wie Kiefernzapfen oder kleine Häuschen, die sie anschließend mit „Diamantine“ (Glasstaub) bestreuten und so zum Funkeln brachten.

Weiterschauen: In diesem G’schichtla besucht Autor Adrian Roßner die letzte erhaltene Glasmacher-Werkstatt in Weidenberg und stellt ihre spannende Geschichte vor!

Auch im Frankenwald, wie hier in Rothenkirchen, gab und gibt es eine reiche Tradition der Christbaumschmuck-Herstellung. (Adrian Rossner, Photosammlung Horst Schröder)

„Christbaamschaua“ und Christbaumloben heute

Während man einst auch zu Fremden gehen konnte, um die Tanne zu bestaunen, was in erster Linie zum Aufbau einer dörflichen Gemeinschaft beitragen sollte, zieht man nun meist in befreundeten Grüppchen umher, um die Bäume nebst Dekoration zu lobpreisen. In manchen Ortschaften hat sich daraus ein richtiggehender „Sport“ entwickelt, der am Ende des Umzugs die Prämierung des „schennsten Baams“ vorsieht.

Welcher Hintergedanke nun auch tatsächlich in diesem Brauch verborgen liegen mag, geht es doch in erster Linie darum, die Feiertage dazu zu nutzen, sich mit Verwandten und Freunden zu umgeben, ehe nach Silvester das neue – sicher wieder arbeitsreiche – Jahr beginnt.

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Photos: Horst Schröder, Wikimedia Commons, Pixabay

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[Erstveröffentlicht auf Stadt.Land.Hof am 26. Dez. 2021, aktualisiert am 26. Dez. 2022.]

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Adrian Roßner

Adrian Roßner ist “Bestellter Kreisarchivpfleger” des Landkreises Hof. Doch das ist nur eine seiner vielen Funktionen und Ehrenämter. Bekannt ist er auch durch das TV-Format “Adrians G’schichtla” im Bayerischen Rundfunk. Bei Stadt.Land.Hof schreibt er immer wieder über Themen der Heimatgeschichte und des Brauchtums.