Ein heißer Tag im Juni. Es ist gerade mal 10 Uhr vormittags, aber das Thermometer zeigt schon sommerliche 24 Grad an. Ich sitze mit Mann und Hund im Auto und freue mich auf die angenehme Kühle des Frankenwaldes. Schattenspendende Wälder, die sich mit hellen Aussichtspunkten abwechseln, an denen ein kühles Lüftchen weht. Originelle Highlights, wie eine gut bestückte Getränkehöhle. Das und vieles mehr wartet auf dem 17 Kilometer langen Rundweg auf uns.
Das Frankenwaldsteigla, 12-Apostel-Weg, wurde vom Wandermagazin für die Publikumswahl „Deutschlands Schönster Wanderweg 2021“ nominiert und landete auf dem 4. Platz!
Schon die Anreise ist ein wahrer Augenschmaus. „Fühlt sich ein bisschen an, als fährt man gerade nach Österreich“, kommentiert der Mann unsere Fahrt durch die Täler. Ich muss ihm Recht geben und denke sogleich an unsere Österreicher Bekannten, die sich nach dem Wandern im Mittelgebirge hier jedes mal erstaunt fragen, warum wir eigentlich Urlaub in ihrer Heimat machen. Wir hätten hier doch schon das volle Programm Natur, sagen sie.
Einstieg: Wanderparkplatz Rotmaiseltal
Als Einstiegspunkt haben wir den Wanderparkplatz Rotmaiseltal ausgewählt. Wir sind gespannt, ob unser Tourenplan diesmal aufgeht, oder ob wir uns, wie bei unserem Trekkingerlebnis im letzten Jahr wieder verlaufen. Um möglichst viele Highlights mitzunehmen, aber unserem jungen Hund nicht die kompletten 17 Kilometer zuzumuten, habe ich im Vorfeld die übersichtliche Karte auf der Website des Frankenwaldtourismus studiert. Außerdem hat mir der Geschäftsführer des Frankenwaldtourismus, Markus Franz, einen Link zum digitalen Wanderführer, Outdooractive, zukommen lassen. Auf der Map dort sind die Höhepunkte der Strecke anschaulich, zum Teil mit Fotos, markiert. Deshalb habe ich mir auch die gleichnamige Wanderapp heruntergeladen. Wir sind bestens vorbereitet!
Auf dem Wanderparkplatz stehen drei weitere Autos und schon jetzt weiß ich, dass wir kaum einer Menschenseele begegnen werden. Das ist einer der großen Pluspunkte unseres Frankenwaldes: Hier ist es nie überlaufen. Deshalb kann man sich bei seinem Wandererlebnis voll und ganz den beruhigenden Naturgeräuschen hingeben. Und das machen wir bereits, als wir aus dem Auto aussteigen. Begrüßt wird man hier nämlich vom freundlichen Plätschern der Ölsnitz. Der Hund springt begeistert den Hang hinunter in den kleinen Fluss und tankt seine Wasservorräte auf. Wir orientieren uns derweil auf der ausgehängten Wanderkarte. Voller Tatendrang laufen wir los.
Wir haben die abgekürzte Route so variiert, dass wir erst nach einiger Zeit in den 12-Apostel-Weg einbiegen, dann dafür aber gleich drei Highlights hintereinander erleben, während wir zum Auto zurückgeführt werden. Anschließend fahren wir zu einem anderen Abschnitt des 12-Apostel-Weges, wo weitere Höhepunkte auf uns warten. Bei unserer Variante müssen wir allerdings erst einmal ganz schön Beinkraft einsetzen. Auf einem breiten Schotterweg durch den Wald kommen wir schon jetzt ins Schwitzen. Doch unter den schützenden Bäumen ist die Wärme erträglich und es macht Spaß, dem Hund beim neugierigen Schnüffeln zuzusehen.
Die Frankenwaldsteigla: Einmal die volle Dosis Wald, bitte!
Als wir den Aufstieg erklommen haben, nehmen auch wir erst einmal ein paar tiefe Atemzüge und blicken uns um. Ein blaues Schild mit der Nummer 3 lotst uns jetzt tiefer in den Wald. Endlich geht es los: Das Frankenwaldsteigla, 12-Apostel-Weg.
Kleine Wege, die sich mitten durch die Wälder schlängeln, weicher Boden, der sich angenehm an die Füße schmiegt. Hier und da ein paar Wurzeln, die aus dem Untergrund ragen und so zu entspannender Bewusstheit führen: Wer je auf einem der Frankenwaldsteigla gewandert ist, weiß sofort, warum diese so genannt werden. Die Wege sind urig, die Stimmung romantisch, der Duft der Tannennadeln ist einfach herrlich. Andächtig lauschen wir dem Knacken der Äste unter den Füßen, dabei werden wir von singenden Waldvögeln begleitet. Bei diesem sinnlichen Erlebnis werden die hektischen Gedanken des Alltags plötzlich ganz leise.
Wälder, Aussichtspunkte und Lehrreiches: Der 12-Apostel-Weg bietet Abwechslung
Überrascht stellen wir fest, dass auf dem Wanderweg keine hundert Meter wie die nächsten aussehen. Nicht nur der Boden unter den Füßen fühlt sich beim Gehen immer wieder neu an, vor allem die abwechslungsreiche Pflanzenwelt zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Der Frankenwald ist alles andere, als eine Aneinanderreihung von Fichten. Wir entdecken vielfältige bemooste Baumarten, knorrige Wurzeln und dekorative Felsen. Hier könnte man getrost die Verfilmung eines Märchens drehen.
Plötzlich erhebt sich rechts neben uns eine gigantische Wand aus Schiefern. Wir scheinen uns den Schieferhalden zu nähern. Wissenswertes über die Region erfährt man auf diesem Steigla nämlich ganz nebenbei. So haben wir beispielsweise im Vorfeld gelesen, dass sich in der Nähe, in Lotharheil, das einzige Schieferbergwerk Süddeutschlands befindet. Und so staunen wir nicht schlecht, als wir nach ein paar weiteren Metern beim Schiefertisch an der ersten Schieferhalde ankommen.
Die obere Schieferhalde bei Dürrenwaiderhammer
Ein traumhafter Ausblick über die bergige Waldlandschaft breitet sich jetzt vor uns aus. Wir bleiben stehen und blicken fasziniert in die Weite. Mitten in den Bäumen versteckt sich ein kleiner Kirchturm. Durch das Tal schlängelt sich eine einsame Straße. Doch, das ist nicht die einzige Besonderheit an diesem Ort. Ein massiver Tisch aus Schiefer lädt zum Rasten und Genießen ein. Wir sind uns sicher, so manch einer hat hier schon stundenlang seinen Gedanken nachgehangen. Und noch etwas erregt unsere Aufmerksamkeit: Die vielen, gestapelten Schieferplatten, auf denen sich unzählige Wanderer verewigt haben. Für diesen Zweck wurden hier extra Stifte ausgelegt.
Der Mann übernimmt das kunstvolle Verewigen, ich mache Fotos. Dann sehen wir uns um und stellen fest, dass der Hund verschwunden ist. Doch nach mehrmaligem Rufen stellt sich heraus, dass er nur ein paar Meter weiter in das dicht bewachsene Gebüsch gekrabbelt ist, um sich im Schatten abzukühlen. Hier ist es an einem Sommertag wie heute leider zu heiß, zum Verweilen. Deshalb müssen wir diesen schönen Ort verlassen, doch der Ausblick begleitet uns noch ein ganzes Stück am Weg entlang.
Stärkung vom Frankenwaldverein: Die Getränkehöhle an der Schieferhalde
Nun führt uns der Weg erst einmal bergab und meine Wanderapp verrät mir, dass wir schon bald einen weiteren, besonders originellen Höhepunkt der Strecke erreicht haben: Die Getränkehöhle, die regelmäßig vom Frankenwaldverein, Ortsgruppe Dürrenwaid bestückt wird. Schon im Vorfeld fand ich diese Idee absolut genial, doch als wir die Höhle entdecken, schlägt unser Gefühl in absolute Begeisterung um.
Denn zum einen ist es in der Höhle wirklich eiskalt und das, obwohl man gerade einmal um die zwei Meter weit hineingehen kann. Draußen herrschen inzwischen um die 30 Grad, hier drin hat es vielleicht sechs. Der andere Grund ist die riesige Auswahl an verschiedenen Getränken, die hier angeboten werden: Wasser, Radler, Apfelschorle, Bier, aber auch gekühlten Hugo aus der Dose stehen für die Besucher bereit. Hier gibt sich jemand wirklich Mühe. Man muss schließlich bedenken, dass die Kästen hier regelmäßig hergeschleppt und ausgetauscht werden müssen. Deshalb werfen wir gleich ein bisschen mehr Geld ein, als die verlangten 1,50 Euro. Die Bezahlung erfolgt auf Vertrauensbasis über eine ausgehängte Kasse.
Nun ist es auch für uns an der Zeit, einmal zu Rasten. Während der Hund sich vor der kühlen Höhle platziert hat und schaut, als hätte er sein Plätzchen für den Rest des Tages gefunden, nehmen wir auf den Bänken gegenüber Platz, trinken ein Radler und lassen uns unsere Brotzeit schmecken. So haben wir uns das heute vorgestellt!
Der restliche Weg bis zum Wanderparkplatz gestaltet sich genauso abwechslungsreich, wie die Strecke zuvor. Wunderschöne Waldwege führen uns mal bergauf, mal bergab. Dann führt uns die Route direkt durch eine weitere – die untere – Schieferhalde. Das immer näher kommende Plätschern der Ölsnitz verrät uns schließlich, dass wir unseren ersten Abschnitt geschafft haben.
Die Seele baumeln lassen in der Hängematte
Auf der Fahrt zu unseren nächsten Zielen durchqueren wir die Geroldsgrüner Ortsmitte. Auch hier führt der 12-Apostel-Rundwanderweg hindurch. Deshalb halten wir kurz an, um die herrliche Oase zu begutachten, die hier um den Dorfteich herum angelegt wurde. Ein Spielplatz lädt Kinder zum fröhlichen Turnen ein. Fest installierte Hängematten und Liegebänke ermöglichen es müden Eltern, ihre Beine hochzulegen. Doch dafür haben wir jetzt keine Zeit, deshalb peilen wir nun unser nächstes Ziel an: Den vielseits gelobten Aussichtsturm Langesbühl.
Der Aussichtsturm in Langesbühl
Als wir bei dem Aussichtsturm vorfahren, wird mir klar, warum dieser Ort als Geheimtipp für spektakuläre Sonnenuntergänge gehandelt wird. Auf der kleinen Parkfläche vermute ich am Abend frisch verliebte Pärchen, die in ihren Autos knutschen. Von hier aus kann man unendlich weit ins Land blicken. Ich habe ja schon viele Aussichtspunkte im Hofer Land bewundert, aber dieser hier ist wirklich ganz besonders. Ein kühler Wind weht über die Feld- und Wiesenwege, die man als Wanderer hierher durchquert. Auch hier könnte man stundenlang verweilen und bei mir kommt die Frage auf, wie man diesen Rundwanderweg bei all der Staunerei an einem Tag schaffen kann.
Ein paar hundert Meter weiter wurde ein origineller „Wetterstein“ aufgestellt. Der Mann liefert mir seinen Wetterbericht ab (der Stein ist trocken, also ist es schön) und ich gebe mich beeindruckt. Dann machen wir uns zur letzten und wichtigsten Station des Rundwanderweges auf: Den 12 Aposteln.
Das Stonehenge des Frankenwaldes: Die 12 Apostelsteine
Die Strecke, die zu den namensgebenden Steinen gestaltet sich wieder völlig anders, als die Wege, die wir bisher gelaufen sind. Wiesen- statt Waldwege ermöglichen den Wanderern einen weiten Blick über Felder und Gebirge. Diese vielfältige Gestaltung des Weges ist eine Eigenschaft, die man wirklich betonen muss. Denn die Strecke wird keine Sekunde langweilig.
Und dann erreichen wir es endlich: Das „Stonehenge des Frankenwaldes“, die 12 Apostelsteine. Mitten in der Natur ragen hier 12 schwere Diabassteine in Reih‘ und Glied aus dem Boden. Wie sie dort hingekommen sind? Man weiß es nicht. Welche Bedeutung sie haben? Auch darüber streitet man sich an dem sagenumwobenen Örtchen Langenbach. Und so bleibt es dem jedem Besucher selbst überlassen, über die Herkunft der verzauberten Monolithen zu sinnieren.
Während ich fotografiere, schließt unser Hund zuletzt noch Freundschaft mit einer zutraulichen Kuhherde. Es ist herrlich hier, denn mehr Natur geht wirklich nicht. Deshalb bleiben wir noch eine Weile auf dem Bänkchen neben den Apostelsteinen sitzen und lassen diese schöne Wanderung ausklingen, bevor wir zurück zum Auto laufen. Dabei sind wir uns einig: Der 12-Apostel-Weg im Frankenwald wurde im Jahr 2021 völlig zu Recht für die Publikumswahl „Schönster Wanderweg Deutschlands“ nominiert und landete unter den ersten 10!
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