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Elektronische Tanzmusik im Hofer Land: Von House bis Techno ist alles dabei

Fragt man die Menschen im Hofer Land, was sie an unserer Kunst- und Kulturszene besonders schätzen, lautet die Antwort häufig: Die Vielfalt. Dabei meinen sie nicht zwingend das Offensichtliche, wie unser Theater, die Hofer Symphoniker oder die Freiheitshalle. Gerade die engagierten Einzelpersonen und kleinen Initiativen sind für die regionale Identität von Stadt und Landkreis Hof von besonderer Bedeutung. Denn, um sich ein klein wenig von dem nach Hause zu holen, was in Großstädten gut funktioniert, bilden sich engagierte Szenen um musische, darstellende, literarische oder bildende Künste. Deshalb darf sich das Hofer Land unter anderem über eine bunte, sympathische Szene rund um die elektronische Tanzmusik freuen. Wir stellen einige der DJs und Initiativen vor.

Inhalt:

Menschen, die nicht klagen, sondern machen. Leute, die nicht neidvoll auf die Möglichkeiten der Großstädte blicken, sondern motiviert versuchen, ihr eigenes Stückchen Großstadt-Flair in die Heimat zu holen. Davon gibt es im Hofer Land zum Glück viele. Es sind die Bürgerinnen und Bürger, dank derer wir uns an einer wundervoll vielfältige Kunst- und Kulturszene erfreuen können.

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Doch ich rede hier nicht von imposanten Angeboten, wie Theater, Hofer Symphoniker oder der Freiheitshalle. In diesem Beitrag soll es um eine unserer facettenreichen Kulturszenen gehen, die von Privatpersonen für Privatpersonen geschaffen wurde: Die Szene rund um die elektronische Tanzmusik im Hofer Land. Weil ich begeisterte Techno-Genießerin und deshalb sehr dankbar für all die Eigeninitiative vor Ort bin, möchte ich heute einen Überblick über die Macherinnen und Macher der Szene geben.

Saalebeben, Holter die Polter, Komm‘ tanzen – DJ Vicodin und DJ Belvedere

Um mir einen Überblick zu verschaffen, startete ich bei meiner Recherche mit Dennis Rödel (DJ Vicodin) und Stefan Hofmann (DJ Belvedere). Wenn jemand Bescheid weiß, wer wo mit wem in der Elektro-Szene unterwegs ist, dann die beiden alten Hasen. Dennis feiert nächstes Jahr bereits sein 30-jähriges Bühnenjubiläum. Stefan begann um die Jahrtausendwende mit dem Auflegen, damals im A9 in Bayreuth.

Das „Saalebeben“ im Kulturzentrum Alte Filzfabrik , „Holter die Polter“ im Club aber Herzlich oder „Komm‘ tanzen“ im Fernverkehr Zetdwitz – sind nur drei der Veranstaltungen, die die Musiker regelmäßig auf die Beine stellen. Je nach Saison organisieren sie auch Events zu den Hofer Filmtagen, Stadtfesten oder bei Feiertagen wie dem Hofer Schlappentag. Tanzen können die Feiernden bei DJ Vicodin zu Techno, Tech House und Jackin‘ House. DJ Belvedere spielt gerne bunt gemischt, von Techhouse bis Techno.

Bei der Organisation ihrer verschiedenen Events kombinieren die zwei Künstler ihre Stärken erfolgreich: „Stefan ist der Mann hinter der Technik, ich war schon immer eher der Socializer und mache das Marketing. Das ergänzt sich ganz gut“, erklärt Dennis. Die heutigen Möglichkeiten, eigene Veranstaltungen über Social Media zu bewerben, schätzt der Musiker, der bereits Events veranstaltete, als man noch viel aufwendiger dafür sorgen musste, die Leute zu Hause zu erreichen. Flyer und Plakate gestalten, drucken, verteilen – all das gehörte in Dennis‘ Anfangszeit noch dazu.

Die Inspiration für ihre Partys holen sich die Künstler bei anderen Veranstaltungen. Dafür sind sie auch regelmäßig in der Techno-Hauptstadt Berlin. Von hier bringt man Musik aber auch Ideen für die Lichtshows mit. Und natürlich verbringen die Musiker unzählige Stunden mit dem Zusammensuchen ihrer Sets. Steht eine Party an, gleicht der organisatorische Aufwand einem Vollzeitjob. 40-50 Stunden Arbeitszeit forderte das Saalebeben zuletzt pro Nase.

Doch die DJs gehen in ihren Möglichkeiten vor Ort auf. Weil die eigenen Mühen in der Großstadt vielleicht eher untergehen würden, sagen sie. Hier tut man sich inzwischen mit den anderen Veranstaltern zusammen und sorgt dafür, dass man nicht gegen- sondern miteinander arbeitet. Das merkt man auch daran, dass die verschiedensten KünstlerInnen der Region bei den Events von Dennis und Stefan zu sehen sind.

Lola – der Club, den es nie gab

„Elektisch Stromern“ – so hieß das Kollektiv rund um die damaligen Studierenden, Thiemo Wagner und Christopher Witzig, zu Beginn. Die Idee dahinter: Ändern, dass in der Hochschulstadt „unter der Woche schon vor 20 Uhr die Gehsteige hochgeklappt wurden.“ Darum fanden die ersten Lolas zunächst an Donnerstagen statt.

Das originelle Marketing dahinter wurde 2015 gewieft an die Strukturen der Kleinstadt angepasst: Indem man einfach Gerüchte in die Welt setzte. Werbeaufkleber, Fahnen, Kreide-Stencils auf Gehsteigen und Werbeteaser propagierten für das erste Event den „Club Lola“ als Veranstaltungsort. Ein Club, den keiner kennen konnte. Und schon munkelte man, wo in Hof diese neue Location eröffnen würde. Selbst die Polizei machte sich auf die Suche nach der ominösen Diskothek. Gefunden hätten sie die Lola letztendlich im Rockwerk – dem kurzfristig umbenannten Veranstaltungsort.

Eine elektronische Reise

Seitdem werden Freundinnen und Freunde der elektronischen Tanzmusik regelmäßig mit akribisch durchgeplanten Shows verwöhnt. Dabei darf man sich nicht nur an den verschiedensten Facetten des House-Bereichs erfreuen. Die Macher von Lola beschreiben ihre Shows als „elektronische Reise, welche im Laufe des Abends energetischer wird. Von Minimal und Deep Tech, zu Deep- und Tech House bis hin zum Techno.“

Der Genuss mit allen Sinnen liegt den Veranstaltern dabei besonders am Herzen: „Grundlegend ist es uns das wichtigste, die tiefe Symbiose des musikalischen Programms in Einklang mit dem Bühnen & Lichtkonzept zu bringen. Jede Show wird Monate im Voraus akribisch geplant. Unsere Inszenierungen sind dabei nicht unbedingt mit einem normalen Clubabend vergleichbar, sondern eher mit Konzerten, die jedes Mal einzigartig sind.“

All das funktioniert allerdings nur, weil sich um Christopher und Thiemo inzwischen ein großes, zuverlässiges Team gebildet hat. „Besonders dankbar sind wir dabei unseren Licht- und Soundtechnikern Daniel und Cenk, dem Betreiber vom Rockwerk „Lütten“, sowie unserem engsten Kreis, inklusive befreundeten Veranstaltern.“

NTFM – No Time For Mainstream in Naila

Die ersten zwei Fakten, die ich über NTFM aus Naila hörte, waren folgende:
1. Hier wird auch Nachwuchstalenten eine Bühne geboten
2. Es ist immer ausverkauft.

Tim Bruchner, Andreas Crasser, Dirk Langnickel, Lukas Peetz – das sind die jungen Männer, die No Time For Mainstream gegründet haben, weil ihnen das musikalische Angebot im Hofer Land zu mager war. Nach einer sehr gut angenommenen Privatparty 2017, beschloss das Team aus Musikern, DJs und Veranstaltungstechnikern deshalb eine GbR zu gründen, um zukünftig professionelle Events aufzuziehen.

Seitdem kommen Fans der elektronischen Tanzmusik in Naila nicht mehr um NTFM herum. Hier können sie verschiedenste Musikrichtungen genießen – von House über Techno bis hin zu Elektro. „Die Sparten lassen sich allerdings noch in viele weitere Sub-Gruppen unterteilen, was eine große Bandbreite hergibt. Wir sind da musikalisch flexibel“, erklärt Andy Crasser.

Der häufigste Veranstaltungsort von NFTM ist die Halle der freien Turnerschaft in Naila. Hier können im Biergarten auch Open Airs stattfinden. Aber auch im Burgsaal Geroldsgrün oder dem alten Freizeitzentrum am Lichtenberger See haben die Männer bereits Partys veranstaltet. Von der Stadt fühlen sie sich bei der Durchführung ihrer Vorhaben ernst genommen und unterstützt. Mit den Künstlern der Region sind sie bestens vernetzt. Das ist der Vorteil, wenn die Szene überschaubar ist.

Besonders toll an dem Konzept ist die Chance, die NTFM den Nachwuchstalenten der Region gibt. „Wir nehmen immer wieder neue Talente aus der direkten Umgebung in unser LineUp auf, um diesen eine Plattform zu geben, sich zu beweisen und Erfahrung auf der Bühne zu sammeln“, sagt Andy Crasser. Gemeinsam mit erfahrenen DJs der Region bilden sie an einem Abend ein vielfältiges Programm und sind zwischen den Profis bestens aufgehoben.

Ein Abend gilt für die Jungs von NTFM dann als gelungen, wenn alle eine gute Zeit hatten. „Das größte Kompliment, das wir bekommen können, ist wenn jemand mit einem großen Grinsen auf uns zukommt und sagt, wie schön es doch sei und wie viel Spaß er oder sie hat. Genau aus diesem Grund machen wir das Ganze.“

Techno Legends – Elektronische Tanzmusik in der Hofer Altstadtpassage

„In unserer Region fehlte es einfach an Veranstaltungen, die sich auf ‚härteren‘ Techno fokussieren. Und jedes Mal nach Berlin, Leipzig oder Frankfurt zu fahren ist auf Dauer zu teuer. Wieso also nicht ein wenig Großstadt Feeling nach Hof bringen?“, sagt Simon Rödel, 26.  So kommt es, dass die Person hinter dem Instagram Kanal „028_sleepless_management“ seit Herbst 2021 regelmäßig die Reihe“ Techno-Legends“ organisiert.

Mit „härterem Techno“ meint Simon vor allem „Industrial“ und „Dark Techno“.
„Industrial Techno ist ein Subgenre der Techno- und Industrial Dance-Musik, das in den 1990er Jahren entstanden ist. Charakteristischerweise enthält es Einflüsse aus dem düsteren, lauten Klang und der Ästhetik früher Industriemusik-Acts, insbesondere Cabaret Voltaire und Throbbing Gristle. Als weitere Veranstaltung wird ab November noch eine „Hardtekk/Frenchcore“ Party dazukommen. Hier werden dann schon mal bis zu 250bpm gespielt“, erklärt der 26-Jährige.

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Bei seinen Vorhaben erhält er überwältigende Unterstützung durch die Hofer Techno Community. „Ohne die wäre das niemals möglich gewesen“, schwärmt Simon. Mittlerweile hat sich ein festes Team aus Organisatoren um die Veranstaltungsreihe gebildet. Die Künstler kommen aus ganz Deutschland und wechseln an den verschiedenen Abenden, um ein vielfältiges Erlebnis zu bieten. Und das ist auch das Lebensgefühl, das der DJ gleich mitliefern möchte: Vielfalt, Zusammenhalt und Toleranz. So wie es in der Berliner Techno-Kultur gang und gäbe ist.

Die Location ist ungewöhnlich für diese Musikrichtung – assoziierte man das Music Legends doch bisher vielmehr mit Hip Hop. Mit der Nachfrage sind die Veranstalter allerdings sehr zufrieden. Und sie sind dankbar für die Offenheit des Clubs in der Hofer Altstadtpassage, weil es gar nicht so einfach sei, eine passende Location für derartige Veranstaltungen zu finden. „Aktuell fokussieren wir uns auf den Club Music Legends, weil wir dort immer herzlich willkommen sind. Ein Event fand bisher auch in der Filzfabrik statt. Wir erkunden jedoch stetig neue Locations, für den besten Vibe.“

DJ Frauen im Hofer Land: Amy Baile und Conny Su

Apropos härterer Techno. Den spielt im Hofer Land eine Frau, die mich auf die Idee brachte, den weiblichen DJs der Region in diesem Beitrag einen eigenen Abschnitt zu widmen: Amelie Leppin, Künstlername Amy Baile. Für die Lücke, die Simon im Legends zu füllen versucht, ist sie nämlich definitiv nicht verantwortlich. Mit Tech House, House und vor allem Techno hat mich Amy bisher zielsicher zum Tanzen gebracht.

Zu ihr gesellt sich eine weitere sympathische DJ-Frau, die man in der regionalen Szene definitiv kennt. Cornelia Suttner, Künstlername Conny Su. Sie verwöhnt ihr Publikum seit 2011 mit Tech House, Minimal und Micro House. Darauf feiert auch sie selbst gerne, wobei sie auch Downtempo, Dark Disco oder klassischen Techno schätzt. „Schön deep und treibend muss es sein“, schwärmt Conny.

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Conny lernte das Auflegen 2011 von ihrem Mann, der darin schon viele Jahre Erfahrung hatte. „Das war damals eigentlich eine Schnapsidee, weil ich zu dieser Zeit keine Arbeit und massenhaft Zeit hatte“, erinnert sie sich. Auch Amy lernte die Kunst von einem Mann. „Durch meinen Bruder. Der ist 6 Jahre älter und hat schon in seiner Pubertät damit angefangen. Ich kam mit meinen 9 Jahren dann nach und nach dazu. Das war quasi Hirnwäsche“, lacht sie. Offiziell als DJ arbeitet sie inzwischen seit 2015.

Beobachtet man die beiden Frauen heute allerdings am Mischpult weiß man, dass männliche Unterstützung absolut nicht mehr nötig ist. Und weil weibliche DJs auch im Hofer Land nach wie vor unterrepräsentiert sind, wollte ich von den Beiden wissen, wie sie ihren Weg bis hier her empfanden. Mussten sich die Künsterlinnen wegen ihres Geschlechts anders beweisen?

 

„Das Feedback war unterschiedlich“, erzählt Amy, „Gerade auch, weil Eifersucht männlicher Kollegen aufkam, die behaupteten, ich hätte Auftritte nur bekommen, weil ich eine Frau sei, was eben seltener ist.“ Von den Partygästen im Hofer Land kriegt die Musikerin allerdings von Anfang an Begeisterung entgegengebracht. „Das Publikum hat sich definitiv für meine Musik interessiert. Ich hatte gleichermaßen weibliche wie männliche Zuhörer und Tänzer. Und auch viele die das cool fanden, dass es nun mehr Frauen gibt“, freut sie sich.

Sich anstrengen, viel üben und am Ball bleiben

„Man wird halt immer mit Männern verglichen“, berichtet Conny, „Im Großen und Ganzen fielen Feedback aber auch Unterstützung positiv aus. Man muss sich eben anstrengen, viel üben und musikalisch am Ball bleiben.“ Beide DJs würden sich über mehr weibliche Verstärkung an ihrer Seite freuen, genießen aber auch, mit ihren Männern gemeinsam zu musizieren. „Mit vier Händen kannst du halt besonders geil mixen, wenn du ein eingespieltes Team bist“, schwärmt Amy.

Alles in allem fühlen sich die beiden Künstlerinnen im Hofer Land richtig gut aufgehoben. Conny schätzt die gemütlichen, familiären Events. Amy ist begeistert davon, wie sich die Szene entwickelt hat. „Am liebsten bin ich tatsächlich bei uns in der Region unterwegs. Da Techno hier gerade während der letzten 10-15 Jahre zur puren Leidenschaft der Leute wurde. Das war ja früher in Hof eher selten der Fall. Da gab es mehr Hip Hop.“

Aus Hof: Techno-Legende Raver’s Nature

Der letzte Künstler aus Hof, den ich vorstellen möchte, hätte genügend Geschichten für einen eigenen Blogbeitrag zu erzählen. Denn er hat die Anfänge des Techno in Deutschland nicht nur hautnah miterlebt, sondern sogar aktiv mitgestaltet: Peter Luft. Der heute 53-Jährige war einer der drei Gründer des Musikprojekts „Raver’s Nature“. Das Trio schaffte es in den 90ern nicht nur selbst mehrmals in die deutschen und Schweizer Charts, sie sorgten auch dafür, dass regelmäßig Größen wie Marusha im Hofer Land produzierten.

Das Dreiergespann – bestehend aus Markus Ströbel, Ralf Lindner und Peter Luft – produzierte hauptsächlich schnelle, fröhliche elektronische Tanzmusik, wie Hard Trance und Happy Hardcore. Ihre Singles wurden unter anderem beim Musiksender VIVA gespielt, das Lied „Take off“ stieg 1995 von null auf Platz 35 der deutschen Charts ein. „Das hat sich als Trio aus Hof schon klasse angefühlt“, erinnert sich Peter, „Man glaubt ja nicht, was man erreichen kann, wenn man aus einer kleinen Stadt kommt.“

Um Gottes Willen, das möchte doch keiner hören!

Ich übertreibe vermutlich nicht, wenn ich sage, dass Raver’s Nature einen Grundstein für die Szene rund um die elektronische Tanzmusik im Hofer Land gelegt hat. Denn als sie begannen, mussten sie zunächst Überzeugungsarbeit leisten. „Während der Anfänge, da legte ich bereits in Haidt oder im Kiwi auf, fragte ich in der Kneipe ‚Muli’s Farm‘ in Tauperlitz, ob ich dort einmal in der Woche elektronische Musik auflegen dürfe.“ Die ersten Reaktionen sind unmissverständlich. „Um Gottes Willen, das möchte doch keiner hören“, erinnert sich Peter lachend.

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Doch der DJ bleibt hartnäckig und bietet an, sich in kompletter Eigenverantwortung um die Organisation zu kümmern. „Ich habe gesagt, dass ich kein Geld dafür möchte und mich um alles selbst gekümmert.“ Die Rechnung geht auf: Einmal wöchentlich ist die Kneipe gerammelt voll mit den begeisterten Ravern. Auf diesem Wege findet Peter auch zu seinem ersten Kollegen, mit dem er beginnt, Musik zu produzieren.

Eines ihrer Lieder lassen sie schließlich auf eigene Kosten auf Schallplatte pressen. „An den Wochenenden sind wir dann immer nach Berlin gefahren, weil hier ja nichts los war. Und irgendwann standen wir im Club und DJ Tanith – ein Urgestein der Berliner Technoszene – spielte plötzlich unser Lied. Wir gingen zu ihm, um uns vorstellen. Er fand das so klasse, dass er uns spontan ein Hotelzimmer gebucht hat, damit wir noch in Berlin bleiben konnten. Am nächsten Tag hatten wir dann unseren ersten Plattenvertrag.“

Und so nimmt die Erfolgsgeschichte von Raver’s Nature ihren Lauf. Von 1994 bis 1999 können sich die drei Männer erfolgreich hauptberuflich der Musik zuwenden. Dabei arbeiten sie mit Chartgrößen wie Marusha, Westbam oder Mark‘ Oh zusammen. Unter anderem in ihrem Studio in Tauperlitz. Sie sind europaweit unterwegs, einmal drei Wochen mit VIVA in Südafrika. Wenn Peter diese Zeit beschreibt, stellt man sich die Jahre wie einen einzigen wilden Ritt vor.

Die Originalbesetzung von Raver’s Nature ist inzwischen auseinander gegangen und Peter hat sich wieder seinem alten Beruf zugewandt. Doch gemeinsam mit seinen Freunden Karsten Reiß und Jens Berndt widmet sich Peter heute nach wie vor als Raver’s Nature dem Happy Rave. Dafür wird die Gruppe auch heute noch deutschlandweit gebucht. Aber auch im Hofer Land sind Raver’s Nature in letzter Zeit vermehrt wieder zu hören. Als Charity Aktion beispielsweise auf dem Flughafenfest des Rotary-Clubs Hof-Bayern 2022. Oder zuletzt im CLUB ABER HERZLICH zur „Zeitreise in die elektronische Musik“.

Ich würde gerne die Künstler zueinanderbringen (Peter Luft)

Peter betont, dass ihm vor allem wichtig sei, dass in seiner Heimat etwas geboten wird. Deswegen verzichte er auch auf allzu teure Preise. „Mir macht das vor allem Spaß, wieder vermehrt hier unterwegs zu sein“, sagt er. „Außerdem würde ich gerne die Künstler zueinander bringen. Was ich mir da schon lange wünsche, wäre ein DJ-Contest.“

SMS – Das SonneMondSterne Festival in Saalburg

Schreibt man über elektronische Tanzmusik im Hofer Land, darf man die SMS nicht unerwähnt lassen. Nicht direkt im Landkreis aber gleich um die Ecke findet jährlich nämlich ein gigantisches Event statt. Es ist eines der größten Open-Air-Festivals der elektronischen Tanzmusik europaweit: Das SonneMondSterne-Festival in Saalburg (Thüringen). Begonnen mit 2.500 Besuchern im Jahr 1997 verzeichneten die Veranstalter 2022 einen Rekord von über 40.000 Teilnehmern.

Bei der Open-Air-Veranstaltung wird die Bleichlochtalsperre jedes Jahr am zweiten August-Wochenende drei Tage lang zur größten Beachparty der Region umfunktioniert. Zahlreiche große und kleine Bühnen, sowie Zelte und sogar ein Partyboot bieten hier Platz für Acts, von Superstar bis Newcomer. Chartgrößen, wie The Prodigy, Sven Väth, The Chemical Brothers oder Deichkind sorgen hier mittlerweile für ein rauschendes Fest.

Aber nicht nur auf dem Festivalgelände selbst, sondern auch auf mehreren Hektar Campingplatz nebenan wird gefeiert. Dafür wurde der Zeltplatz in die Bereiche „laut“ und „leise“ unterteilt. Während die Besucher im zweitgenannten Bereich zur Ruhe kommen können, tanzen sich die Besucher im anderen Abschnitt ebenfalls in Extase. Dafür bauen einige Künstler ihre eigenen Zelte auf, so dass sogar die, denen das Festival zu kommerziell geworden ist, auf ihre Kosten kommen.

Und auch die Dorfbewohner feiern mit:  In dem 3700-Seelen-Ort herrscht große Toleranz gegenüber der Festivalgäste. Den 3-tägigen Ausnahmezustand nehmen einige Einwohner selbst zum Anlass, ihr eigenes Fest zu feiern.

Danke

Alles in allem können wir festhalten: Dank vieler engagierter Künstlerinnen und Künstler im Hofer Land dürfen wir uns hier an einer bunten Szene rund um die elektronische Tanzmusik erfreuen. Dabei ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und sollte einmal etwas fehlen, so haben unsere Kulturschaffenden vor Ort die besten Strukturen geschaffen, um das zu ändern. Dafür sind ihnen zahlreiche Menschen im Hofer Land dankbar. Ich hoffe, sie wissen das!

 

Lust zu tanzen?
Bevorstehende Veranstaltungen:

Lola (Rockwerk, Hof): 5.11.2022

Techno Legends (Music Legends, Altstadtpassage Hof): 12.11.2022

 

 

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Ein Kommentar

  • Noch zu erwähnen wären alte techno Legenden wie NSonX, einer der ersten LiveActs der TechnoSzene und Veranstalter vieler legendärer Parties u.a auf der Loveparade, Rasthaus Frankenwald oder Badehouse und
    Natürlich DJ Perigo, einer der ersten TechnoDjs überhaupt, seineszeichens einer der Menschen mit den meisten Platten auf der ganzen Welt und einer der letzten DJs der auch noch mit Platten auflegt!!!

    Cooler Beitrag übrigens 🙂

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