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Adrian Roßner entdeckt die regionale Kultur des Hofer Landes: Die „kleine Kultur“ und die Kultur im Kleinen

Heimatforscher Adrian Roßner begibt sich auf Identitätssuche im Hofer Land: Woher kommt unsere regionale Kultur? Was hat sie geprägt? In einer kleinen Serie geht der bekannte Historiker auf Stadt.Land.Hof dieser Frage nach. Teil 1 beleuchtet die Kultur der vermeintlichen „kleinen Leute“, die in unserer Heimat Großes geschaffen haben.  

Teil 1:  Die „kleine Kultur“ und die Kultur im Kleinen – StadtLandHof
Teil 2:  Das Mittelalter. Von Adligen, Plackern und Heckenreitern – StadtLandHof
Teil 4: Vom Siegeszug des Dampfes – auf den Spuren der Industriekultur – StadtLandHof

Die „kleine Kultur“ und die Kultur im Kleinen

Heinrich von Treitschke schrieb einst: „Es sind Personen, Männer […], welche die Geschichte machen. Männer wie Luther, wie Friedrich der Große und Bismarck.“ In diesem Satz – so kurz er sein mag – stecken gleich zwei eklatante Fehler. Der offensichtliche besteht in der komplett negierten Rolle der Frauen. Es waren nie, sind nicht und werden nie allein „die Männer“ sein, die Geschichte machen.
Ein zweiter Punkt aber, der womöglich nicht derart schnell ins Auge sticht, ist die Fokussierung auf „die Großen“ der Vergangenheit. Diese Personalisierung geht davon aus, dass es die Entscheidungen Einzelner gewesen sind, die die Geschichte prägten und demnach alleine sie es sind, die verdient haben, von uns betrachtet zu werden. Dem steht die Tatsache gegenüber, dass es auch bei uns, „im Kleinen“, schon immer Akteure gegeben hat, die durch ihr Handeln die Region als solches sehr viel stärker und nachhaltiger vorangebracht haben, als es „die Großen“ jemals hätten tun können.

Bauern, Handwerker, Arbeiter, Unternehmer: Die kleinen Leute prägen das Hofer Land

Die „Kultur“ unserer Heimat ist die dieser angeblich „kleinen Leute“: Der Landwirte und Handwerker, aber auch der Arbeiter und Unternehmer. Durch ihr Handeln, durch ihre Entscheidungen stifteten sie die Identität der Landschaft. Durch ihre ganz eigenen, individuellen Geschichten können sie uns die Vielfalt dessen, was wir „Vergangenheit“ nennen, überhaupt begreifbar machen.
Die „Kultur“ unserer Heimat ist die Kultur dieser angeblich „kleinen Leute“. Der Landwirte und Handwerker, aber auch der Arbeiter und Unternehmer. Durch ihr Handeln, durch ihre Entscheidungen stifteten sie die Identität der Landschaft.
Wenn wir daher das Wesen des Hofer Landes ergründen wollen, dürfen nicht allein „die große Geschichte“ in den Blick nehmen. Sondern wir müssen mit offenen Augen durch die Landschaft schauen, um die Spuren derer zu finden, die sie seit Jahrhunderten als „ihre Heimat“ bezeichnet haben: Die Burgen und Schlösser des Kleinadels, die Fachwerkhäuser der Handwerker und auch die Fabriken, in denen teils Generationen von Arbeitern ihren Lebensunterhalt verdienten. Sie alle sind wichtige Elemente einer buntscheckigen Kulturlandschaft und erzählen spannende Geschichten.

Traditionen bewahren und mit der Moderne ergänzen

Wie es gelingen kann, diese Traditionen mit der Moderne zu ergänzen, zeigt das historische Fachwerkhaisla in Münchberg. Errichtet um 1700 kann es bis heute unzählige Anekdoten berichten: Vom Schmied, der es einst errichten ließ, über die Bäckerei, die sich ab den 1880er Jahren darin befand, bis hin zum Abbruch, der ihm 2014 drohte. Mittlerweile sind sich alle einig, dass die Geschichte des Häuschens weitergehen muss. Und so wird demnächst damit begonnen werden, es für das nächste Kapitel zu rüsten. Es wird zum „Genusshaisla“, das in der „KulCity“ als Zentrum des lokalen Handwerks weiterleben wird.
Zur Geschichte und Kultur des Hofer Landes auf Stadt.Land.Hof: 

Auf Spurensuche im Museum – und im Alltag

Wenige Kilometer davon entfernt lädt das Oberfränkische Bauernhofmuseum in Kleinlosnitz ein, der Traditionen und Lebensweisen der Landwirte nachzuspüren. Die „Mechanische Werkstatt“ in Rehau ermöglicht einen Einblick in die Technisierung des 19. Jahrhunderts (hier hat der Tonfilmpionier Dr. Hans Vogt seine Lehre gemacht; in einem „G’schichtla“ im Bayerischen Fernsehen wurde davon erzählt). Das Oberfränkische Textilmuseum in Helmbrechts zeigt die enorme Bedeutung, die unsere Region einst für die Textilindustrie hatte.
Darüber hinaus kann man selbst an Orten, wo man es nicht direkt erwartet, mit der Geschichte der Region auf Tuchfühlung gehen: Schlendern Sie gerne einmal durch die Straßen Hofs und lassen Sie Ihre Augen an den glanzvollen Fassadenreihen entlang wandern, die von der Geschichte der Stadt als „Bayerischem Manchester“ erzählen, als Zentrum der Industrialisierung Nordbayerns, die Architektur, Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig prägte.
Sicher, das Hofer Land mag keine barocken Schlösser vorweisen können, aber dafür hat es eine einzigartige, bodenständige Identität, die zeigt wie wichtig die „Kultur im Kleinen“ ist.

Serie: Adrian Roßner entdeckt die regionale Kultur des Hofer Landes:

In weiteren Teilen der Serie wird sich Adrian Roßner damit beschäftigten, wie unsere regionale Kultur im Laufe der Jahrhunderte geprägt wurde. Etwa im Mittelalter, von „Plackern, Heckenreitern und aufrechten Streitern“. In der Entwicklung vom Handwerk zur Industrie. Oder im Zeitalter der Industrialisierung.
Adrian Roßner

Adrian Roßner

Adrian Roßner aus Zell im Fichtelgebirge ist “Bestellter Kreisarchivpfleger” des Landkreises Hof. Doch das ist nur eine seiner vielen Funktionen und Ehrenämter. Bekannt ist er auch durch das TV-Format “Adrians G’schichtla” im Bayerischen Rundfunk. Bei Stadt.Land.Hof ist er immer wieder zu Themen der Heimatgeschichte und des Brauchtums aktiv.

Weiterlesen zu Geschichte und Brauchtum im Hofer Land – Beiträge von und mit Adrian Roßner

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Adrian Roßner

Adrian Roßner ist “Bestellter Kreisarchivpfleger” des Landkreises Hof. Doch das ist nur eine seiner vielen Funktionen und Ehrenämter. Bekannt ist er auch durch das TV-Format “Adrians G’schichtla” im Bayerischen Rundfunk. Bei Stadt.Land.Hof schreibt er immer wieder über Themen der Heimatgeschichte und des Brauchtums.