Nahezu jede und jeder kennt den Fernweh-Park in Oberkotzau: die bunte Sammlung aus Ortsschildern und Grüßen von Stars im Summa-Park. Doch was steckt hinter dem Projekt? Warum gerade in Oberkotzau? Initiator Klaus Beer spricht über die Geschichte, die Ideologie und die Bedeutung des weltweit einmaligen Parks.
For a peaceful world
Wer vom Amphitheater zum Park schaut, der sieht zunächst ein Sammelsurium an verschiedenen Ortsschildern aus aller Welt: Sydney, Dubai, Los Angeles oder das Schild vom Markt Oberkotzau selbst. Die Besucher sind eingeladen, schon am Eingang eine gedankliche Reise um die ganze Welt zu machen. Und wer schon einmal dort war, wird dies bestätigen können: Man hat zu jedem dieser Schilder ein Bild, ein Gefühl oder eine eigene Erinnerung. Die Welt in einem Bild: for a peaceful world.
„Der Fernweh-Park setzt ein einmaliges Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit, gegen Rassismus und für eine friedvollere Welt.“
Vor dem Fernweh-Park: Der Boulevard der Humanität mit Star-Sternen, ähnlich wie am Hollywood Walk of Fame. Diese werden ausschließlich an Menschen vergeben, die sich in besonderer Weise karitativ betätigen.
Alles begann in der Sahara …
… als Klaus Beer 1978 zum ersten Mal eine Expedition in die Wüste machte und seinen eigenen Sinn im Leben fand: das Reisen. Er war Bankangestellter bei der Sparkasse, hatte aber, wie er sagt, seinen Beruf verfehlt: „Ich hatte einfach nicht den Mut auszusteigen, da meine Frau auch dort angestellt war. Auf einem Betriebsausflug lernten wir uns kennen. Eine Liebe fürs Leben“. Den Beruf bei der Bank ergriff er auf den Rat seiner Eltern hin, er sollte was „Ordentliches“ lernen. Ihn zog es aber immer in die Ferne. So war Klaus mit seiner Erika in Indien, Nepal, Australien, Neuseeland und in vielen anderen Ländern. Sein Herz verlor er endgültig an Nordamerika – in den USA hat er auch seinen ersten Auftragsfilm über die legendäre Route 66 gedreht.
Seine Reisen durch den Kontinent führten ihn schließlich nach Kanada. Er besuchte den weltbekannten „Signpost Forest“ in Watson Lake. Jeder darf anbringen, was er möchte, sei es ein Ortsschild oder eine Bratpfanne. Im Signpost Forest ist alles erlaubt, Nägel und Hammer gibt es vor Ort an der Touristeninformation. Fast 100.000 Schilder stehen inzwischen dort.
Zu Hause im Hofer Land ließ Klaus die Idee nicht mehr los: Er wollte so ein Projekt in seine Heimat bringen. Doch als Weltenbummler und Kosmopolit war ihm schnell klar, dass der Hofer Schilderpark anders werden solle. Er wollte zeigen, wie wunderschön unser Planet ist und dass Menschen unabhängig von ihrer Ethnie, Religion, Sexualität und Herkunft friedlich zusammenleben können.
Einweihung am 9. November 1999
Es war nicht mehr als eine Spirale aus Steinen mit 20 Pfosten, dazu ein paar Ortsschilder, als der Fernweh-Park am 9. November 1999 eröffnet wurde. Das Datum hat Klaus Beer ganz bewusst ausgewählt. 10 Jahre nach dem Fall der Mauer sollte auch die Einweihung des Parks ein Zeichen für grenzenlose Freiheit und Völkerverständigung sein.
Die ersten Schilder kamen von der „Route 66“, die Klaus selbst beisteuerte und dem Hofer Ortsteil „Unterkotzau“, überreicht vom damaligen Bürgermeister Eberhard Siller. Der erste Schildergruß kam vom MDR Fernsehteam „Aussenseiter-Spitzenreiter“. Der Sänger Gunther Emmerlich signierte das erste Starschild. Dieses hat bis heute eine emotionale Bedeutung für Klaus, denn damit wurde auch die Idee geboren, Stars in den Park aufzunehmen.
Signs of Fame und Hands of Fame
Zu Beginn unterschrieben die Prominenten Ortsschilder aus ihrer eigenen Heimat. Doch schon bald merkte Klaus, dass sich die starträchtigen Schilder kaum von den anderen Ortsschildern unterschieden. Eine andere Lösung musste her: die individuellen Starschilder, analog gedacht zum weltberühmten Walk of Fame. Über 500 Schilder hat Klaus inzwischen gesammelt. Hollywood-Schauspieler wie Arnold Schwarzenegger oder Winnetou-Darsteller Pierre Brice, deutsche Show-Legenden wie Thomas Gottschalk und Günther Jauch oder Sportler wie Georg Hackl und die Deutsche Meisterin im Bogenschießen aus Oberkotzau, Claudia Wohlleben, haben sich hier verewigt. Selbst der Dalai Lama unterschrieb ein Schild.
Erweitert wurde der Fernweh-Park um die Hands of Fame. Die Stars heben symbolisch ihre Hand gegen Rassismus und für eine friedvollere Welt. Über 400 Handabdrücke hat Klaus inzwischen gesammelt – und damit mehr als das TLC Chinese Theater Hollywood (dem Ort der Oscarverleihung), das auf etwas über 100 Abdrücke kommt.
Von Hof nach Oberkotzau
Anfangs waren die Handabdrücke in einem Diner in Hof ausgestellt. Das Diner versprühte durch seine authentische Optik den Flair der USA der 60er Jahre. Klaus Beer war unternehmerisch nicht am Diner beteiligt; der Fernweh-Park Verein stellte diesem aber die Star-Handabdrücke und andere Dekogegenstände als Leihgabe zur Ausstellung zur Verfügung.
Doch mit der Zeit veränderte sich das Projekt, zudem platzte der Schilderpark an der Saale aus allen Nähten. Die Pfosten wurden morsch. Irgendwann war der richtige Zeitpunkt gekommen, einen neuen Standort zu suchen.
Weltweit hat die Presse über den Fernweh-Park berichtet und ihm so zu großer Bekanntheit verholfen. So gab es Angebote unter anderem aus Berlin oder auch aus Bad Steben im Hofer Land, den Park bei sich aufzubauen. Klaus Beer wollte es dieses Mal jedoch anders machen. Aus dem sympathisch-chaotischen Park in Hof einen Ort schaffen, der die Ideologie gut darstellte. Einen Ort, der Besucher zum Träumen in die Ferne anregte, der vor allem barrierefrei für alle zugänglich und strukturierter war.
Eine neue Chance
Zur gleichen Zeit entstand in der Marktgemeinde Oberkotzau das Freizeitgelände Summa-Park mit Wohnmobilstellplätzen, Spielplatz und Naturinseln an der Schwesnitz. Aber ein passendes Highlight fehlte bisher. Und so kamen Bürgermeister Stefan Breuer und Klaus Beer ins Gespräch, den Fernweh-Park dorthin umziehen zu lassen.
„Alles, was ich mache, findet in enger Absprache mit dem Rathaus statt. Der Marktgemeinderat stimmte dem Umzug nach Oberkotzau einstimmig zu.“
Am 18. Mai 2018 war der Umzug dann vollbracht: die große Eröffnung des neuen Fernweh-Parks, u.a. mit Hollywood-Schauspielerin Elke Sommer wurde im Atrium gefeiert. Der Fernweh-Park hat sein neues Zuhause gefunden.
Die Handabdrücke dagegen bisher nicht (Stand Juni 2023). Diese werden aktuell an einem geheimen Ort gelagert. Es gab viele verschiedene Ansätze, wie man die Abdrücke wieder den Besuchern zugänglich machen könnte. Doch keine der Ideen konnte bisher final umgesetzt werden. Klaus Beer sucht weiter nach einem passenden Ausstellungsort in der Umgebung.
Promis im Hofer Land
Das Atrium ist immer wieder Schauplatz für Besuche von Prominenten. Zuletzt durfte der deutsche Produzent Holm Dressler sein Starschild einweihen und seine Hände in Gips drücken. Dressler produzierte 72 „Wetten, dass …?“-Sendungen und ist eine Institution im deutschen Fernsehen.
Die Liste der Prominenten, die schon in Oberkotzau zu Gast waren, ist lang. Und so kann es immer wieder mal passieren, dass man bei einem Spaziergang durch den Summa-Park auf einmal einer bekannten Persönlichkeit gegenüber steht.
Klaus hatte sie alle. Na ja, fast alle.
„Wenn ich Starschilder von Sylvester Stallone, Barack Obama und Sir Paul McCartney bekomme, dann höre ich auf.“
Entdecken Sie weitere bekannte Personen aus dem Hofer Land:
Roland Spranger; Regisseur und Autor aus Oberkotzau
Andreas Leopold Schadt; deutscher Fernsehschauspieler aus Hof / Konradsreuth
Bruno und Anja Rauh; bekannt aus „Bauer sucht Frau“ aus Regnitzlosau
Harry Tröger, Musiker und Waldschrat-Legende aus Münchberg
Großes mediales Echo
Über 35 deutsche Tageszeitungen berichteten inzwischen vom Signs of Fame im Hofer Land. Ob die Süddeutsche Zeitung oder der Münchner Merkur, ob die Mittelbayerische Zeitung oder die Westdeutsche Zeitung, sie alle haben schon über das Projekt berichtet. Insgesamt gab es 1500 Presseberichte weltweit, sogar in Indien, Sri Lanka, Kanada und Japan. Eine PR-Agentur aus München, die die Tourismuszentrale Fichtelgebirge berät, stellte Oberkotzau als Paradebeispiel hervor. Die Berichterstattung hat einen Gegenwert von 3,5 Millionen Euro, hätte man eine Kampagne mit gleicher Reichweite und Wirkung bezahlt.
Der Summa-Park als Tourismusmagnet
Der Summa-Park ist in seiner Ausgestaltung ein Magnet für Besucher aus nah und fern. Wohnmobilisten finden ihn, wenn sie nach Stellplätzen suchen. Andere Besucher stoßen über Berichte im Internet oder die Autobahnschilder an der A93 darauf. Sie alle genießen und streifen durch diesen einmaligen Ort.
Sie amüsieren sich über kuriose Ortsnamen wie „Katzenhirn“ oder „Lederhose“. Erinnerungen an eigene Reisen kommen hoch, wenn sie vor den entsprechenden Schildern stehen. Oder sie versuchen den längsten Ortsnamen der Welt auszusprechen: Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch
Sie suchen nach ihren Lieblingsstars und machen Fotos vor den Schildern. Es gibt viel zu entdecken. Und da der Park immer weiter wächst, lohnt sich auch immer wieder ein Besuch.
Viele Wege führen zum Fernweh-Park:
Eine Perle für Radfahrer: Auf dem Perlenradweg von Rehau nach Oberkotzau
Saaleradweg: Ein Tag am Fluss
Wohnmobilstellplätze im Hofer Land
Die Welt liegt ihm zu Füßen
Doch zurück zu Klaus Beer. Wenn er die ganze Welt gesehen hat, hatte er nicht die Sehnsucht, auch mal woanders zu leben? Klaus lacht: „Los Angeles ist meine zweite Heimat im Herzen. Hauptsächlich wegen der Filmindustrie.“ Die Welt des Films und der großen Filmstudios, der Glanz und Glamour Hollywoods, Bel Air und der Walk of Fame. All das liebt Klaus. Wenn er auswandern würde, dann nach Los Angeles.
„Auswandern würde bedeuten, Hof hinter mir zu lassen. Und das kommt weder für meine Frau noch für mich infrage.“
Hof war ihm immer Heimat, Anker und Ort der Rückkehr, wenn er wieder mal unterwegs war. Das möchte er nicht missen. Auch seinem Arbeitgeber verdankt er viel. 40 Jahre war er dort angestellt. Ihm wurde ermöglicht, seine beiden Leben als Weltenbummler und Bankangestellter zu vereinen.
Ein Wegzug würde auch bedeuten, sein Herzensprojekt zu verlassen. Spricht Klaus Beer über den Fernweh-Park, so leuchten die Augen. Für die einen ist es ein großer Haufen Schilder, für Klaus ist es sein Lebenswerk. Und so freut er sich immer wieder, wenn bei seinen Führungen durch den Signs of Fame die Besucher staunen, Orte erkennen und sich am Park und dessen weltweiter Einmaligkeit erfreuen.
Die verwendeten Fotos stammen von der Autorin sowie von der Website: https://fernweh-park.de. Herzlichen Dank an Klaus Beer, der der Verwendung der Fotos zugestimmt hat.