Schon ein paar Mal war ich für euch im schönen Frankenwald unterwegs. In diesem Artikel möchte ich euch auf eine ganz besondere Art und Weise in dieses Naturparadies direkt vor unserer Haustüre mitnehmen. Ich habe die Naturpark-Ranger vom Frankenwald getroffen und durfte einiges erleben. Kommt mit und entdeckt mit mir gemeinsam diesen unvergleichlich wertvollen Naturschatz im Hofer Land.
Der Frankenwald
Nach meiner Recherche zu diesem Beitrag, habe ich mir nur eine Frage gestellt: Kann ich diesen Artikel so schreiben, dass er dem Frankenwald gerecht wird? Es gibt so unendlich viel über dieses kostbare Fleckchen Erde zu erzählen, dass ich eigentlich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Am besten aber vielleicht mit ein paar allgemeinen Fakten zum Frankenwald.
Auf insgesamt 1200 km2 erstreckt sich der Frankenwald über die Landkreise Hof, Kulmbach und Kronach. Es gibt eine landschaftlich unvergleichliche Vielfältigkeit, sowohl an Natur als auch an Tieren vorzufinden. Schon immer als Wanderregion bekannt, wurde der Frankenwald im Jahr 2015 als erste Region in Bayern vom Deutschen Wanderverband als Qualitätsregion Wanderbares Deutschland zertifiziert. Auf dem insgesamt 4500 km langen Wegenetz findet jeder Wanderer etwas für seine Kondition und Wünsche.
Sowohl der Frankenwaldverein e.V. als auch der Frankenwald Tourismus und der Naturpark Frankenwald sind gute Anlaufstellen, um sich sämtliche Informationen über den Frankenwald zu beschaffen. Egal ob es um Wanderrouten, nachhaltigen Urlaub, Trekkingplätze, Trailerlebnisse oder um Genuss und Erholung geht, hier findet jeder das Richtige für ein ganz individuelles Frankenwald-Abenteuer.
Meine Kollegin Heike Richter hat einen tollen Artikel über den Frankenwaldverein geschrieben:
Der Frankenwaldverein – Traditionsverein im Frankenwald
Was genau macht den Frankenwald zum Naturpark?
In Deutschland gibt es über 100 Naturparke. Unser schöner Frankenwald ist einer von ihnen. Um ein Naturpark zu werden, müssen ein paar unterschiedliche Kriterien erfüllt sein. Beispielsweise muss die Hälfte der Fläche aus Schutzgebieten bestehen. Alle haben gemeinsame Ziele, wie zum Beispiel den Erhalt der biologischen Vielfalt oder die Stärkung und Entwicklung von ländlichen Regionen. Ebenfalls bieten die Naturparke mit ihren vielfältigen Angeboten attraktive Erholungsmöglichkeiten, nachhaltigen Tourismus und Bildung zur nachhaltigen Entwicklung. Kurzum: Ein Naturpark ist ein besonderes Fleckchen Erde, das es zu schützen, zu pflegen, zu entwickeln oder wiederherzustellen gilt.
Jeder Naturpark in Deutschland repräsentiert dabei eine einzigartige Landschaft mit ihrem ganz besonderen und individuellen Erscheinungsbild. Der Naturpark Frankenwald hat im Jahr 2023 sein 50. Jubiläum gefeiert. Im April 1973 wurde also der Grundstein gelegt, den Frankenwald zum Großschutzgebiet zu ernennen und diese einzigartige Landschaft gemeinsam mit ihren Bewohnern, sowohl den tierischen als auch den menschlichen, zu bewahren.
Im Rahmen der „Naturoffensive Bayern“ (https://www.stmuv.bayern.de/themen/naturschutz/bayerns_naturvielfalt/naturoffensive/index.htm) werden zur noch besseren Umsetzung aller Ziele seit Ende 2018 nach und nach insgesamt 60 Rangerinnen und Ranger eingesetzt. Unser Naturpark Frankenwald hat gleich drei Ranger und Rangerinnen bekommen. Und zwei von ihnen durfte ich für diesen Artikel bei ihrer Arbeit begleiten.
Die Naturpark-Ranger vom Frankenwald
Jan van der Sant, Clara Renner und Ines Gareis haben einen der schönsten Jobs im Hof Land. Die drei sind nämlich Naturpark-Ranger im Frankenwald. Und ihre Aufgaben sind sowohl vielfältig als auch abwechslungsreich. Sie möchten die Menschen wieder mehr für die Natur sensibilisieren, Einheimische und Gäste über die ökologischen Besonderheiten des Frankenwaldes informieren und für eine naturverträgliche Nutzung und Erholung werben.
Sie stehen beispielsweise als Ansprechpartner für gefährdete Tierarten wie etwa Wiesenbrüter, Fledermäuse, Bachmuscheln oder Gelbbauchunken zur Verfügung. Ebenfalls führen sie praktische Aufgaben in den Bereichen Landschaftspflege oder Naturschutz durch. Die Naturpark-Ranger unterstützen bei wissenschaftlichen Untersuchungen und arbeiten eng mit verschiedenen Akteuren im Naturparkgebiet zusammen. Dazu gehören beispielsweise Naturschutzbehörden, die Bayerischen Staatsforsten oder der Landesbund für Vogelschutz.
Ihr seht: Jede Aufgabe der Naturpark-Ranger ist für den Naturpark unglaublich wichtig. Die Ranger sind praktisch das Sprachohr und zugleich das Schutzschild des Frankenwaldes. Dadurch steht die Wichtigkeit einer Aufgabe besonders im Vordergrund: Dieses ganze Wissen der Bevölkerung zu vermitteln. Das organisieren Clara Renner, Ines Gareis und Jan van der Sant in einzigartigen Führungen durch den Naturpark Frankenwald. Ich durfte bei zwei Führungen dabei sein und habe viel gelernt.
Die Suche nach Winterpilzen im Frankenwald
An einem Samstagvormittag im Januar mache ich mich auf in den tiefsten Frankenwald. Die Anzeige im Auto zeigt eisige 2 Grad an, dementsprechend dick bin ich angezogen. Ich treffe mich mit Ines Gareis an einem Wanderparkplatz unterhalb der Radspitze in Seibelsdorf. Wir haben vorher bereits wegen des Artikels für Stadt.Land.Hof telefoniert und sie hat mich eingeladen, an der „Winterpilzwanderung“ teilzunehmen. Da bin ich natürlich dabei. Für meine Arbeit als Blog-Autorin erkunde ich gerne das Hofer Land und mache neue Dinge. Heute: Pilze suchen im Winter im Frankenwald bei 2 Grad.
Am Treffpunkt angekommen bin ich wirklich überrascht, wie viele Leute Pilze im Winter suchen wollen. Es warten bereits ungefähr 30 interessierte Sammler. Ines Gareis begrüßt mich mit einem Lächeln und heißt auch die anderen Gäste herzlich willkommen. Sie erklärt uns gleich zu Beginn: „Es gibt tatsächlich Pilze, die den Impuls des Frostes brauchen, um zuwachsen und einen Fruchtkörper auszubilden. Viele davon gibt es bei uns im Frankenwald. Üblicherweise sucht man Pilze am Boden. Heute müssen wir unseren Blick etwas höher richten. Winterpilze wachsen aber immer an Bäumen.“ Es dauert nicht lange und wir bleiben stehen, weil uns die engagierte Rangerin etwas zeigen will. Der erste Winterpilz lässt nämlich nicht lange auf sich warten: Ein Samtfußrübling. Ines Gareis weiß nicht nur alles über die Eigenschaften des frostliebenden Pilzes, sondern versorgt uns auch gleich mit der geeigneten Zubereitungsart und Rezepten.
Wissenswertes über Flora und Fauna des Frankenwaldes
Die Rangerin kennt sich nicht nur mit Pilzen aus, sondern auch mit der vielfältigen Natur, an der wir vorbeiwandern. Immer wieder bleiben wir stehen und hören ihr gespannt zu. Viele Teilnehmer sind auch mit Block und Stift bewaffnet, um alle Informationen, die Ines Gareis uns erzählt, zu notieren. Auf Fragen aus der Gruppe geht sie immer gerne ein. „Wir freuen uns wirklich sehr über das große Interesse an unseren Führungen“, erzählt sie mir. Auch bei der Auswahl der Führungen orientieren sie sich an den Nachfragen der Frankenwald-Interessierten.
„Wir versuchen immer die Führungen anzubieten, nach denen am meisten gefragt wird“, Ines Gareis, Naturpark-Rangerin im Frankenwald.
Auf der Winterpilzführung lernen wir noch den Austernseitling und das Judasohr kennen. Letzterer sieht wirklich aus, wie ein Ohr, das am Baum wächst. Ines Gareis kennt von allen Pilzen auch die medizinische Wirkung. „Pilze werden gerne und oft in der traditionellen chinesischen Medizin genutzt. Das Judasohr oder auch chinesische Morchel fördert beispielsweise die Durchblutung und hat entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften“, erzählt die pilzkundige Rangerin. Am Ende unserer Führung werden wir zu unserer Überraschung von Daniel Gareis, dem Mann von Ines, mit einem warmen Kaffee und einem Stück Kuchen am Ausgangspunkt empfangen. Er erzählt uns noch einiges über den Zunderschwamm, einen Pilz, der hauptsächlich an Buchen wächst.
Wer mehr über die Wirkung des Zunderschwamms erfahren möchte und welche innovativen Produkte daraus im Frankenwald gemacht werden, wird hier fündig:
https://www.zunderprodukte.de/
Noch mehr über Produkte aus dem Frankenwald findet ihr hier:
Von Herzschrittmachern bis Raumfahrttechnik: MSE liefert Hightech aus dem Frankenwald
Ein echtes Familienunternehmen: Zu Besuch bei Frankenwald Hausschuhe in Helmbrechts
CBD Öle aus der Region: Begegnung mit Uwe Bremer vom Frankenwaldhanf
Rangertouren durch den Frankenwald
Nachdem ich begeistert von der Winterpilzführung wieder im warmen heimischen Wohnzimmer angekommen bin, beschließe ich, gleich nochmal eine Führung bei den Rangern mitzumachen. Ich möchte sie diesmal gemeinsam mit meinem 6-jährigen Sohn machen und melde uns für die nächste Familienwanderung an.
Das Angebot an Führungen der Naturpark-Ranger im Frankenwald ist wirklich vielfältig und abwechslungsreich. Von Pilzführungen über Familienwanderungen und mehrtägigen Trekkingtouren bis hin zu Führungen, bei denen es um die tierischen Bewohner des Waldes geht. Und: Die Führungen sind alle kostenlos, da sie durch den Freistaat Bayern gefördert werden.
Jeder Naturpark-Ranger im Frankenwald, hat dabei sein individuelles Spezialgebiet. Clara Renner ist für den Landkreis Kulmbach zuständig und kümmert sich um die Wiesenbrüter und die Gelbbauchunken. Ines Gareis ist Ansprechpartnerin für den Landkreis Hof und hat ihre Schwerpunkte im Bereich der Pilze, der seltenen Bachmuschel, dem Gartenschläfer und der Kreuzotter.
Für den Landkreis Kronach ist Jan van der Sant zuständig. Er kümmert sich gemeinsam mit Christina Höflinge im Projekt „Fledermäuse im Frankenwald“ um deren Schutz. Zu seinen Aufgaben gehören auch die Biotopverbesserungsarbeiten und die Biber im Naturpark Frankenwald.
Ihr wollt noch mehr im Frankenwald entdecken?
Zukunftswald, Skulpturenweg und der Gasthof Bischofsmühle – Ausflug in den Frankenwald
Familienwanderung im Hofer Land mit den Naturpark-Rangern
Für unser Familienabenteuer durch den Frankenwald treffen wir uns diesmal mit Clara Renner am Weißenstein in Stammbach. Der Parkplatz an der Gaststätte ist der Start- und Endpunkt unserer Wanderung. Diesmal kommen ungefähr 20 große und kleine Wanderer mit auf den Ausflug. Wir haben Glück, die Sonne begleitet uns. Schon nach wenigen Metern erzählt uns Clara Renner einiges über Zapfen. Wir wissen nun, wie wir sie unterscheiden und bestimmen können. Mein Sohn hört interessiert zu und beginnt einige Fichtenzapfen zu sammeln. Am Ende sind es ungefähr 28 Exemplare, die er jetzt alle dekorativ in unserem Vorgarten verteilt hat.
Es gesellen sich während der Wanderung noch diverse Blätter und Stöcke dazu. Letztere sind für ihn etwas Besonderes, weil man genau sehen kann, wo sich der Borkenkäfer seinen Weg gebahnt hat. Über den kleinen Schädling hat uns Clara Renner während der Wanderung auch aufgeklärt. Wir bekommen aber auch viele andere Tiere während unseres Ausflugs in den Naturpark zu sehen. Mein Sohn und ich haben ein kleines Spiel daraus gemacht, sie uns alle zu merken. Am Ende waren es Bienen, Borkenkäfer, Enten, Marienkäfer, Froschlaich, Ameisen und Vögel. Und zur Überraschung aller kleinen Wanderer ist uns sogar der „Osterhase“ im Naturpark Frankenwald über den Weg gelaufen. Wahnsinn, was die Naturpark-Ranger alles organisieren können.
Bewegung an der frischen Luft und wertvolles Wissen
Mein Sohn war so begeistert von der Führung durch den Wald, dass er gar nicht bemerkt hat, wie lange wir unterwegs waren. Nach 6 km über Stock und Stein und Wurzel hatte er noch genügend Energie, um mich am Ende auf den Turm am Weißenstein hochzutreiben. Clara Renner hat die Familienwanderung auch wirklich kurzweilig und informativ gestaltet. Immer wieder werden die Kinder mit eingebunden. Der Rucksack der jungen Rangerin ist prall gefüllt mit Bildern und Material aus dem Wald, mit deren Hilfe sie uns Dinge zeigt und erklärt. Die Kinder dürfen an Bäumen lauschen und auf ihnen mit verbundenen Augen balancieren. Anhand von vielen Fotos erklärt uns die Rangerin zum Beispiel, welche Tiere Winterschlaf und welche Winterruhe halten.
Wieder am Parkplatz angekommen gibt es für jeden noch ein Programmheft, einen Pin und einen Aufkleber vom Naturpark Frankenwald. Neben den 28 Fichtenzapfen, den 3 Stöcken und 4 Blättern dienen diese meinem Sohn jetzt als wertvolle Erinnerung. Ihm hat der Ausflug super gefallen. Wir haben uns an der frischen Luft bewegt und haben noch viele wertvolle Dinge über den Frankenwald und seine Bewohner gelernt. Viel mehr kann man sich als Mutter doch gar nicht wünschen. Da kann man auch mal mit einem Lächeln über den halben Wald, den mein Sohn währenddessen gesammelt hat, hinwegschauen.
Schaut euch auch mal diese wertvolle Tradition aus dem Frankenwald an:
Frankenwald: Der Kohlenmeiler vom Thiemitztal
Die Naturparkschulen im Frankenwald
Nicht nur auf Wanderungen und Führungen vermitteln die Naturpark-Ranger wertvolles Wissen über Flora und Fauna. Seit dem Jahr 2023 haben wir drei Naturparkschulen im Frankenwald. In enger Zusammenarbeit mit der Grundschule Marktschogast, der Lothar-von-Faber-Schule in Geroldsgrün und der Grundschule in Ludwigsstadt haben sich die Ranger zum Ziel gesetzt, wichtige Themen des Frankenwaldes im Unterricht zu integrieren.
Die Schüler lernen vieles über die Natur und Landschaft im Naturpark, aber auch über Kultur und Handwerk sowie Land- und Forstwirtschaft. Es gibt ebenfalls Exkursionen und Projekttage in der Schule. Die Kinder sollen so ihre eigene Region besser kennenlernen und für sie begeistert werden. Für diese wichtige Aufgabe gab es sogar in der Vergangenheit prominente Unterstützung. Gemeinsam mit Willi Weitzel (bekannt aus „Willi wills wissen“) drehten die Ranger vom Naturpark Frankenwald Grundschul-Lehrfilme zu den Themen „Wald“ und „Wiese“.
Wertvoller Schatz vor der Haustüre: Naturpark Frankenwald
Wieder einmal war ich im Hofer Land unterwegs und durfte für euch einiges erleben. Die Führungen mit den Naturpark-Rangern waren für mich nicht nur interessant und abwechslungsreich, sondern vor allem auch nachhaltig. Durch das vermittelte Wissen und die Achtsamkeit laufe ich nun mit einem anderen Blick durch den Wald. Die Arbeit unserer drei Naturpark-Ranger ist nicht nur wichtig und kostbar, sondern auch notwendig, um dieses schöne Fleckchen Erde zu schützen und zu bewahren.
Wichtig ist auch, diese Behutsamkeit und den Respekt im Umgang mit der Natur schon den Kleinsten von uns zu vermitteln. Das machen die drei Ranger so gut, dass mein Sohn mich bereits gefragt hat, wann wir wieder mit den Rangern in den Wald gehen. In unserem Vorgarten ist schließlich noch Platz für mehr Zapfen, Stöcke und Blätter.
Habt ihr Lust auf den Naturpark Frankenwald bekommen?
Hier geht es zu den Rangertouren.
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