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Raum für Wandel: Das Unsereins Seminarhotel in Bad Steben

Zugezogene oder Rückkehrer schätzen das Hofer Land am meisten. Zumindest ist das die Erfahrung, die ich in den letzten Jahren machen durfte. Menschen, die schon ein bisschen was von der Welt gesehen haben, erkennen die Vorteile unserer Heimat häufig am deutlichsten. Einer dieser Menschen ist Andrea Schmidt. Sie ist Gründerin des neu eröffneten „Unsereins Seminarhotel“ in Bad Steben – ein Ort der Begegnung, der Bewusstwerdung und des gemeinsamen, gesellschaftlichen Wandels.

Das Unsereins Seminarhotel mitten in der Natur

Es ist ein sonniger Tag, als ich in Mordlau, einem kleinen Gemeindeteil des Marktes Bad Steben, ankomme. Schon von der Straße aus kann ich das Unsereins Seminarhotel zwischen dem explodierenden Grün der Bäume erahnen. Heute bin ich mit Andrea Schmidt verabredet: 56 Jahre jung, neue Besitzerin des alten Landhaus Mordlau Hotels und Zuzüglerin aus Potsdam. Viel mehr weiß ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Nur, dass hier gerade ein ganz besonderer Ort entsteht, der Menschen mit ähnlichen Werten zusammenbringt.

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Andrea empfängt mich in einer großzügigen Café-Lounge, die offensichtlich bereits modern renoviert und unglaublich gemütlich eingerichtet wurde. Hier treffen Arbeit und Freizeit aufeinander. Sofort schießt mir durch den Kopf, dass so mein zukünftiges Büro aussehen soll. Im Hintergrund läuft fast unbemerkt leise, entspannende Musik. Die bedächtig arrangierten Möbel schaffen eine Atmosphäre, die mich sofort zum Verweilen einlädt. Mit einem Kaffee setzen wir uns an einen großen Tisch. Dann erzählt mir Andrea, dass sie bereits seit vielen Jahren Architektin und zugleich Meditationslehrerin ist. Und während ich mich in diesem bedächtig eingerichteten Seminarhotel umschaue, macht diese ungewöhnliche Kombination bereits Sinn für mich.

Architektin – aber bewusst

„Schon seit meines Studiums kämpfe ich für eine Architektur, die für Menschen gemacht wird. Mein Steckenpferd war immer die Baubiologie, also gesundes Bauen, das nicht krank macht. Dabei geht es natürlich um die richtigen Materialien, die nachhaltig sind, aber auch um solche Dinge wie die Raumatmosphäre.“ Dafür hat Andrea schon immer ein untrügliches Gespür, nicht zuletzt durch ihre Meditationserfahrungen. Die Meditation begleitet sie schon seit ihrem 16. Lebensjahr. Dazu kam sie durch den Kampfsport, den sie damals machte. „Unser Trainer war ein Zen-Meister. Bei ihm habe ich eine sehr harte Meditationsform gelernt.“

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Andreas spiritueller Weg beginnt. „Weil ich Allergikerin bin, habe ich dann angefangen, Lebensmittel auszupendeln oder mich mit dem Wünschelrutengehen beschäftigt. In dieser Zeit habe ich auch sehr viel über Raumwahrnehmung und Ortswahrnehmung gelernt.“ In einer Abendschule holt sie schließlich ihr Abitur nach, um Architektin zu werden. „Ich weiß, es klingt komisch, aber ich hatte schon immer ein Gefühl dafür, wie Menschen in einem Raum leben oder leben werden. Wo sie sich hinsetzen, warum es Probleme geben könnte und so weiter. Ich dachte eigentlich, dieses Gespür hätten alle Architekten.“

„Wer denkt schon noch über Schönheit nach?“ (Andrea Schmidt, Unsereins Seminarhotel)

Ihr Studium finanziert sich die junge Frau damals bereits, indem sie in einem renommierten Architekturbüro arbeitet. „Dort wurden nur hochklassige Gebäude gebaut, also Villen, Versicherungskomplexe und so weiter.“ Während ihrer ersten Berufserfahrungen merkt sie allerdings schnell, dass psychologische oder soziale Aspekte in der Architektur enttäuschend wenig Berücksichtigung finden. Und so geht sie als Unternehmerin ihren eigenen Weg. „Inzwischen habe ich bereits in fast allen Bundesländern Deutschlands gebaut. Shanghai, Amerika, Italien – Als ich da noch sehr aktiv war, war ich beim Thema Raumwirkung, Feng Shui oder wie auch immer man das nennen mag, gefragt.“

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Achtsamkeit, Toleranz, Respekt – vor dem Handwerker wie vor der Nutzung – das fehlt Andrea in der Architektur schon immer sehr. „In den Städten und den Wirtschaftsarchitekturen vor allem. Das Bewusstsein für den Raum ist halt nicht mehr so da. Die Menschen kaufen lieber Fertighäuser, egal wie schrecklich die Verträge sind. Wer denkt schon noch über Schönheit nach?“

Vor wenigen Jahren wechselt die Architektin dann auf die Bauherrenseite und gründet mit ein paar Kollegen eine Baugenossenschaft. Und hier geht es jetzt immer um den Menschen, um eine biologische, ökologische und soziale Bauweise. Als Meditationslehrerin fährt sie dabei weiterhin zweigleisig. „Unter anderem, weil es schwierig ist, den Leuten etwas über Raumenergie zu erzählen, wenn sie es selbst nicht wahrnehmen können.“ Aber es geht ihr um noch viel mehr: Seit mehr als 30 Jahren begleitet die Bewusstseinsaktivistin nun Unternehmen und Führungskräfte auf ihrem Weg, um Spiritualität und Alltag in Einklang zu bringen.

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Auf der Suche nach dem passenden Ort für ein Seminarhotel

Auch für ihre spirituelle Arbeit ist Andrea in ganz Deutschland und darüber hinaus unterwegs. „Dabei habe ich viele Seminarhäuser kennengelernt. Und es hat immer irgendwas gefehlt oder gestört. Deshalb habe ich gesagt, irgendwann möchte ich da was eigenes haben. Es sollte aber kein typisches Seminarhaus sein. Eigentlich dachte ich an so etwas, wie einen 3- oder 4-Seitenhof, den ich dann umbaue. An ein Hotel hätte ich gar nicht gedacht.“

Ein Ort der Bewusstwerdung sollte es sein, ein Raum für Begegnung und gesellschaftlichen Wandel. „Das ist es, was mich eigentlich umtreibt, also Veränderung aus der Crowd heraus. So dass Menschen aus verschiedenen Disziplinen zueinander finden, so dass ihre Verschiedenartigkeit zum Gewinn wird.“ Doch die Suche nach dem passenden Objekt gestaltet sich nicht einfach. Spontan geplatzte Notartermine und andere Stolpersteine bringen Andrea zu dem Schluss, dass Brandenburg nicht mehr der richtige Ort ist.

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In der Mitte von Deutschland: Das Hofer Land liegt perfekt für ein Seminarhotel

„Zeitgleich fing meine langjährige Kundschaft zum ersten Mal an zu meckern, warum wir immer nur in Mecklenburg oder der Uckermark sind. Ob wir nicht mal etwas in der Mitte von Deutschland veranstalten könnten.“ Also weitet Andrea ihre Suche aus. „So fand ich dieses Objekt hier. Und das passte nicht nur in mein Budget, ich habe hier sogar noch viel mehr gekriegt. Also von 2.000 Quadratmeter Grundstück auf 10.000 Quadratmeter – das ist schon genial! Dazu noch genau in der Mitte von Deutschland, alleingelegen in der Natur. Es hat einfach gepasst. Und das tut es heute noch.“

Inkognito, weil sie keine Zeit verlieren, aber die damalige Eigentümerin nicht verunsichern möchte, bucht sie sich also in dem Hotel ein. „Das war 2022. Ich bin hier spazieren gegangen, habe mir Bad Steben angeschaut und fand es einfach nur toll.“ Günstig, in zentraler Lage, mitten in der Natur, umgeben von Wanderwegen und in der Nähe des Kurparks: Andrea hat den perfekten Ort für ihr Seminarhotel gefunden. Oder hat das Seminarhotel Andrea gefunden?

Im Juli 2023 feiert das neue Team Eröffnung und die 56-Jährige erklärt bei ihrer Rede stolz:

Was wollen wir hier eigentlich genau machen und entstehen lassen?

Kurz gesagt: Entspannt die Welt verändern!

Das Hotel heißt nun Unsereins: Das beschreibt die Entwicklung vom Ich zum Wir zum Uns, endend im Eins Sein.

Jeder trägt die Verantwortung für eine nachhaltige Welt, aber alleine kann keiner die Welt retten, deshalb wollen wir Bewusstsein für den eigenen Beitrag, für das eigene Wandlungspotenzial schaffen. Wir wollen Begegnung, Austausch und Innovationsentwicklung fördern,  für das Ich, das Wir und das große Ganze.

(Andrea Schmidt, Unsereins Seminarhotel)

Vom bayerischen Landhaus zum modernen Seminarhotel

Doch das Projekt Seminarhotel hat gerade erst begonnen. Im ersten Jahr wurde in dem typisch bayerischen Hotel vor allem abgerissen und neu aufgebaut. Die ersten Zimmer wurden fertiggestellt. Neben der Café-Lounge, in der auch gemeinsam gegessen wird, gibt es eine Lehrküche, die unter anderem für Kochkurse benutzt werden kann. Ein großzügiger Raum mit Blick ins Grüne steht für Angebote wie Meditation oder Yoga zur Verfügung. Der „Raum der Stille“ ist gerade fertig geworden und kann nicht nur für stille Meditationen, sondern auch für Körperbehandlungen, wohltuende Shiatsu-Sitzungen oder entspannende Massagen genutzt werden. Gerade entsteht auch eine Sauna, und natürlich ist da das riesige Grundstück, auf dem sich die Besucher ausbreiten können.

Das Unsereins kann auch von Einzelpersonen gebucht werden, ist aber vor allem auf Gruppen ausgerichtet. Wählen können die Besucherinnen und Besucher zwischen Frühstück, Halbpension, Vollpension oder auch Seminarcatering. „Was auch immer gewünscht wird“, erklärt Andrea. „Die Verpflegung ist vegetarisch/vegan. Wir können auch Gluten- oder andere Unverträglichkeiten berücksichtigen. Und wenn Fleisch gewünscht ist, haben wir eine Kooperation mit der Adelskammer – dem ältesten Restaurant im Landkreis. Man darf da nicht zu dogmatisch werden, sonst wird es anstrengend.

Viel Platz für Teambuilding, Wertebewusstsein, Mentoring und Innovation

Noch besteht das Team aus 2,5 Stellen. Doch die vielen Pläne werden schon bald die Power von 4-5 Personen benötigen. „Es ist so viel in Planung. Zum Beispiel würde ich gerne einmal etwas nur für Unternehmerinnen und selbständige Frauen anbieten. Eine Kombination aus Wellness und Business vielleicht.“ Teambuilding, Wertebewusstsein, Mentoring, Innovationsseminare – all solche inspirierenden Veranstaltungen werden das Seminarhotel nun mehr und mehr zu neuem Leben erwecken. Andrea platzt vor Ideen. Und ich vor Vorfreude, weil ich jetzt schon weiß, wem ich dieses Seminarhotel empfehlen werde.

Beseelt fahre ich nach unserem Interview auf den wunderschönen Straßen durch den Frankenwald nach Hause. Es freut mich, dass Angebote wie diese in ländlichen Gegenden entstehen. Dort, wo Psychologie und Bewusstwerdung vielleicht noch nicht so präsent sind, wie in der Großstadt. Hier, wo es bereits viele großartige Macherinnen und Macher gibt, die versuchen, solcherlei Themen zu etablieren. Das Unsereins Seminarhotel lockt außerdem Menschen aus aller Welt ins Hofer Land. Und Ihr wisst ja, was ich anfangs über Zugereiste gesagt habe.

Fotos: Andrea Schmidt & Jennifer Müller

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Unsereins Seminarhotel, Bad Steben

Mordlau 2
95138 Bad Steben

Tel.: 09288 / 970 34 95
Mail: office@unsereins-hotel.de
Website: www.unsereins-hotel.de

Ein Kommentar

  • Vielen Dank liebe Jenny für den wundervollen Beitrag. Es war toll, dich hier zu haben.

    Wir fühlen uns im Hofer Land schon sehr heimatlich. Das haben wir den tollen Menschen und Begegnungen zu verdanken.

    Wir freuen uns sehr über weitere Vernetzungen, Kooperationen und natürlich Gäste, die unsere Räume mieten oder ihre Auszeit hier verbringen möchten.

    Auf bald

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Influencerin Jennifer Müller

Jennifer Müller

Mein Name ist Jennifer Müller und als “Hof Bloggerin” erzähle ich Geschichten aus dem Hofer Land. Die Arbeit in und mit sozialen Medien begleitet mich inzwischen seit 2013. Mein Soziologiestudium mit dem Schwerpunkt Kommunikation und Internet habe ich 2019 mit einer wissenschaftlichen Untersuchung des Wandels regionaler Öffentlichkeit im Hofer Land abgeschlossen. Spätestens durch diese Abschlussarbeit über neue Medien & Meinungen im Hofer Land stellte ich fest: Die sozialen Medien haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Identifikation der Menschen mit ihrer Heimat. Deshalb dürfen wir lauten Nörglern keineswegs die Bühne überlassen, sondern müssen dieses kostenlose Werkzeug nutzen, um uns zu vernetzen, die schönen Seiten unserer Heimat hervorzuheben und unser Wir-Gefühl zu stärken. Ich bin absolut überzeugt davon, dass man mit authentischem Regionalmarketing im Internet nachhaltig Werte wie Zusammenhalt etablieren kann. Dafür nehme ich mir die Zeit.