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Tanzsport im Hofer Land: Die Rückkehrer Yvonne Braschke und Peter Scheufler

Eine geballte Ladung Tanzsport im Hofer Land: Das bekommt Ihr in diesem Beitrag. Wir stellen zwei sprühende Persönlichkeiten vor, die ihre Liebe zum Tanz in Hof gefunden, in der Fremde vervielfacht und in die Heimat zurückgebracht haben. Die Rückkehrer Peter Scheufler und Yvonne Braschke könnten in vielen Bereichen nicht unterschiedlicher sein. Und doch eint sie ein Ziel: Der Wunsch, den Spirit des Tanzsports im Hofer Land zu verbreiten. Während Yvonne ihre Werte als Multipreneurin in der Heimat verbreitet, tut Peter das gleiche mit seiner neuen Tanzschule, The Arts.

„Dass es sowas in Hof gibt!“ Überraschte Ausrufe wie diese hört Peter Scheufler oft, wenn Menschen seine Tanzschule The Arts zum ersten mal betreten. Auch ich falle aus allen Wolken, als ich das Gebäude in der Bachstraße von innen sehe. Die Räume erscheinen in topmodernem, minimalistischem Glanz: Goldene Schrift ziert schwarze Wände. Sparsame Farbtupfer, Sitzgelegenheiten und Kissen machen das Foyer gemütlich. „Ich wollte nie so eine rosa Ballettschule“, erklärt mir Peter, „schwarz und grau sollte es sein, wegen des Veranstaltungscharakters.“ Und tatsächlich: Als ich die eleganten Stehtische im Foyer betrachte, erscheinen vor meinem inneren Auge herausgeputzte Gäste, die bei einem Glas Sekt auf eine Show warten.

Tanzsport im Hofer Land: Aus SCD wird The Arts

Bei meinen Komplimenten für die Einrichtung findet der Geschäftsführer gleich lobende Worte: „Das haben lauter Eltern der Soul City Dancers (kurz SCD) gemacht. Wir kommen ja ursprünglich aus dem Verein und das ist einfach das schöne am Vereinsleben. Da hast du einen Flaschner oder einen Maler dabei und alle helfen mit.“ Dass The Arts und alles, was dazu gehört, ein Gemeinschaftsprojekt ist, wird er während unseres ganzen Gesprächs betonen.

Die Soul City Dancers – ein erfolgreiches Team aus ehrenamtlichen TrainerInnen, Co-TrainerInnen, SchneiderInnen, RequisitenbauerInnen, ReiseplanerInnen, Organisatoren und vielen Menschen mehr, die ursprünglich nur als Tanzverein tätig waren. Die Soul City Dancers waren auch der erste Meilenstein in Peters Tanzkarriere. Als ein avantgardistisches Team in Tanzverbänden des Showdance und des karnevalistischen Tanzsports sind sie sowohl in Hof als auch weit darüber hinaus ein Markenname.

Und auch heute trainieren die Soul City Dancers mehrmals pro Woche zusätzlich zum Basistraining der Tanzschule für Wettkämpfe, Meisterschaften, Sonderprojekte und Auftritte. Wie es dazu kam, wird mir Peter nach unserer Führung noch berichten.

Bühnentanz lernen – Von Hip Hop bis Ballett ist alles dabei

Nun lerne ich erst einmal die Tanzschule The Arts kennen, in der professioneller Tanzsport im Hofer Land unterrichtet wird. Sie bietet das größte Angebot im Bereich Bühnentanz der Region. Das Kursangebot ist so breit wie bunt: Hip Hop, Jazz, Ballett, Contemporary wird von ausgebildeten LehrerInnen unterrichtet. Dabei wird jede Altersgruppe mitgenommen. Von tänzerischer Früherziehung über Dance 4 Moms and Dads bis hin zu Upper Age Dance ist alles dabei. Begleitet wird das Schuljahr von tollen Events. „Wir werden oft mit der Swing verwechselt, aber bei uns lernt man keinen Gesellschaftstanz.“ Hinter den Events stehen Die Vollgasgeber. „Das ist die Betitelung des ganzen Event- und Veranstaltungsbereichs“, klärt mich Peter auf.

Ein weiterer Bereich ist The Arts Avenue: „Damit wollen wir der Region eine kleine Bühne für Events bieten. Hier haben wir ein paar schöne Kooperationen, beispielsweise hat das Theater Hof hier schon mit dem Jungtheater gastiert. Viele wissen noch nicht von dem Angebot, aber der Saal kann jederzeit genutzt werden. Für Gesang, für einen Poetry Slam, was auch immer die Menschen gerne veranstalten wollen.“

The Barts – eine Flüsterbar für alle Altersklassen

Doch mein persönliches Highlight kommt erst noch. Links hinter dem Eingang wartet The Barts auf die Gäste. Eine sogenannte „Flüsterbar“ oder wie Peter sagt „eine speak easy Bar“. Und als ich The Barts betrete, möchte ich es eigentlich ganz laut hinaus schreien: Leute, schaut Euch diesen sympathischen Treffpunkt an! Doch auf große Werbung wird beim Konzept bewusst verzichtet: „Ich war ja viel in Großstädten unterwegs und da schon immer Fan von solchen speak easy Bars. Die Idee orientiert sich an der Zeit, als Alkohol in Amerika verboten war. Da klingelte man bei Müller und kam dann in einem Hinterraum in eine solche geheime Bar. Dass es das bei uns gibt, spricht sich nur langsam herum und das ist ganz angenehm.“ The Barts hat jeden Donnerstag und Freitag geöffnet und ist für alle Altersklassen da.

Rückkehrer aus Leidenschaft

Peter hat sich bewusst dafür entschieden, Tanzsport im Hofer Land anzubieten, obwohl sein Weg von vielen anderen Möglichkeiten im Bereich Tanz geprägt war. Schon immer hat er sich deshalb etwas zerrissen gefühlt. Zwei Jahre lang ließ sich Peter an einer privaten Schule in Nürnberg ausbilden. Danach bekam er das Angebot, an der Frankfurter Hochschule als Bühnentänzer zu wirken. „Da bin ich dann aber nicht hin, weil es mir zu weit weg von Hof war“, erklärt Peter. Als Trainer der SCD war ihm wichtig, präsent sein zu können. Vier Jahre studierte er anschließend an der Hochschule Dresden – eine der führenden Universitäten in diesem Bereich – Tanzpädagogik. Seine Tätigkeit als Trainer führt er währenddessen pflichtbewusst weiter. „Anschließend war ich sieben Jahre auf der Bühne unterwegs, als Tänzer an verschiedenen Gasttheatern. Aber auch da habe ich mir immer nur Engagements mit möglichst kurzen Probezeiträumen gesucht, damit hier der Verein weiter funktioniert.“

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2017 findet Peter dann in Berlin die Liebe. „Doch er konnte aus beruflichen Gründen nicht mit mir nach Hof ziehen.“ Und so steht der Tanzpädagoge vor einer weiteren schweren Entscheidung. „Ich musste mich fragen, in welchem Bereich ich künftig arbeiten will. Denn die Arbeit für den Verein war ja ehrenamtlich und irgendwie musste ich Geld verdienen. Ich stand vor der Frage: Möchte ich mit Profis arbeiten oder mit Laien?“ Peter entscheidet sich gegen Berlin, gegen die Liebe, gegen die Profis und für die Laien. Ein Baustein bei der Umstrukturierung des Vereins zur Tanzschule. Über 90 Prozent der Mitglieder tragen sie mit. „Laien geben einem einfach so viel mehr“, erklärt er, „Es ist eine Herzenssache, von der ich nie losgekommen bin.“ Die Arbeit für die Soul City Dancers ist nach wie vor ehrenamtlich.

Peter ist überzeugt davon, dass man sich im Hofer Land gut selbst verwirklichen kann. „Ich war schon immer pro Hof“, bestätigt er mir zum Abschluss unseres Gesprächs. „Ich habe in vielen Großstädten gewohnt und klar denken viele, man könnte hier mehr machen. Aber wenn es halt keine Leute gibt, die sich darum kümmern, kann auch nichts wachsen. Und machen wir uns nichts vor: Um in Berlin das Rad neu zu erfinden, musst du schon extrem kreativ sein. Aber in so einer Kleinstadt wie hier kannst du viele Dinge etablieren, die die Leute auch begeistern. Gerade für die jungen Menschen hier war mir das extrem wichtig.“

Eine beeindruckende Tanzkarriere:
Rückkehrerin Yvonne Braschke

Ähnlich und doch ganz anders verlief der Weg von Peters bester Freundin, Yvonne Braschke. Sie war das erste Tanzmariechen der Soul City Dancers, tanzte und trainierte selbst jahrelang erfolgreich. Was danach folgt ist beeindruckend, denn ihr unbändiger Ehrgeiz bringt die Musicaldarstellerin und Choreographin auf die ganz großen Bühnen. Doch auch Yvonne ist überzeugte Rückkehrerin und bietet heute wieder Tanzsport im Hofer Land an.

Ich spreche mit ihr am Bildschirm meines Laptops, weil sie gerade in Dresden für das Stück „Brandheiß“ probt. „Dabei geht es um die Feuerwehr, die keine Nachwuchskräfte findet“, verrät sie mir. „Die Rettungsaktion ist dann Pole Dance. Darin übe ich mich gerade, denn ich habe natürlich keine Ahnung von Pole Dance“, sagt sie und grinst dabei bis über beide Ohren. Doch keine Ahnung zu haben ist für die dynamische Frau kein Hindernis. Das wird jedem klar, der sich ihren Lebenslauf ansieht.

Ausbildung zur Musicaldarstellerin

Yvonne hat schon in den verschiedensten Städten Deutschlands gelebt: Hamburg, Trier, Frankfurt, Erfurt, im Allgäu. Diesen Weg ebnet ein einschneidendes Erlebnis im Jahr 2002, als sie mit der 10. Klasse ihr erstes Musical – Cats – besucht. „Als die Musik anging, griff ich nach der Hand meiner Freundin und quetschte sie, während ich bis zum Schluss durch heulte.“ Ab da steht für die ergriffene junge Frau fest, dass sie Musicaldarstellerin werden muss. Dabei hilft ihr nicht nur der Rückenwind aus der Heimat, sondern auch eine zufällige Begegnung.

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„Als ich an einem Talentwettbewerb von Viva in Kooperation mit Heinz Ketchup teilnahm, saß die Rektorin der Stage School Hamburg in der Jury. Ich gewann zwar den Wettbewerb nicht, aber dafür sprach sie mich nach dem Auftritt an. Sie fragte, was ich mit dem Preisgeld gemacht hätte und ich antwortete, ich hätte mich an ihrer Schule ausbilden lassen. Daraufhin meinte sie, ich solle doch mal nachschauen, ob ich das Geld nicht irgendwie selbst zusammenbekäme.“ Und Tatsache: Yvonne stellt fest, dass sie mit dem Betrag auf ihrem Sparkonto genau das erste Ausbildungsjahr finanzieren könnte. Ohne zu wissen, wie es nach dem ersten Jahr weitergehen würde, stürzt sie sich in das Abenteuer.

Kreative Selbstverwirklichung: Eine Tänzerin wird zur Multipreneurin

Für ihren Traum jobbt die junge Frau nebenbei, gibt auch bereits erste Unterrichtsstunden, arbeitet an der Garderobe beim Musical König der Löwen. Nach drei Jahren Ausbildung hat sie dann ihr erstes Engagement bei Hair in Greifswald. Es folgen spektakuläre Jahre, in denen sie unbezahlbare Erfahrungen macht. Sie wird engagiert für die Musicals Tanz der Vampire und Tarzan. Als Background Tänzerin geht sie sogar mit DJ Bobo auf Europatournee. Außerdem gibt sie zahlreiche Workshops. „Menschen zu unterrichten hat mir schon immer Spaß gemacht.“

Aber Yvonne will noch mehr. Ihr Drang, sich kreativ auszuleben ist unbändig. 2019 beginnt sie deshalb nebenbei Modedesign zu studieren, lernt das Nähen in VHS Kursen, gründet ihr eigenes Label. Als kreative Unternehmerin hat sie die bewundernswerte Gabe, sich den Möglichkeiten, die sie sieht, mit voller Hingabe zu widmen. Sie muss nicht wissen, wie ihr Leben in fünf Jahren aussieht. Freudige Wagnisse gewinnen bei ihr stets gegenüber scheinbaren Sicherheiten.

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DIY-Projekte, Kunst, Upcycling-Mode: Yvonne begeistert nicht nur mit Tanzsport im Hofer Land

Doch kehrt auch Yvonne nach 20 Jahren Abenteuer wieder ins altbekannte Hofer Land zurück. Nicht nur durch die Pandemie entdeckt sie 2021 die Vorteile ihrer Heimatstadt wieder. Die Nähe zur Natur, aber auch ihre Familie und gute Freunde wie Peter, sind persönliche Argumente bei ihrer Entscheidung, zurückzukehren. Und auch beruflich sieht die Multipreneurin inzwischen ungeahnte Möglichkeiten, ähnlich wie ihr bester Freund Peter: „Alles was digital ist, kann ich natürlich von hier aus machen. Gerade in den Bereichen, in denen ich arbeite, gibt es hier noch nicht so ein riesiges Angebot, da ist man von weniger Konkurrenz umgeben.“

Yvonnes Angebot ist heute breit gefächert und erstreckt sich über Kunst- und Do-it-yourself Projekte, wie ihr Upcycling-Label Knup Upstyling Fashion. Über ein virales Reel auf Instagram, in dem sie als Gardetanztrainerin zu sehen ist, erreichen sie außerdem so viele Anfragen als Choreografin, dass sie schon jetzt den kompletten Sommer lang ausgebucht ist. Und weil ihre Reels so gut ankommen, bietet sie auch für die Erstellung der originellen Kurzvideos inzwischen Workshops an.

Mit Happy Dance gegen Pandemie-Frust

Außerdem lehrt auch Yvonne wieder den Tanzsport im Hofer Land. Mit ihrem Happy Dance Konzept, das die Menschen aus der bedrückten Stimmung während der Pandemie retten sollte. „Die Kurse fanden zunächst online statt. Dabei bekamen die Teilnehmer jeden Tag einen Tanz von mir. Immer in Kombination mit einem kleinen Motivationstalk und Gedankenimpulsen anhand des Songtextes. Dafür habe ich sogar eine große Förderung vom Bund erhalten“, berichtet sie stolz. Dass das Konzept so gut ankam, wundert sie nicht. „Ich selbst habe noch nie etwas gefunden, dass mich vergleichsweise so glücklich macht, wie das Tanzen.“

Im Hofer Bahnhofsviertel – dem Stadtteil Hofs, in dem Kunst und Kreatives zusammenfinden – darf sie die Menschen schließlich auch live mit ihrem Happy Dance mitreißen. Und nicht zuletzt ist Yvonne auch wieder da gelandet, wo ihre Karriere begonnen hat. Bei den Soul City Dancers und ihrem besten Freund Peter. In The Barts hilft sie als Barkeeperin, als Lehrerin springt sie gerne ein, wenn die Luft brennt. Zwar ist Yvonne noch häufig auf Reisen, tanzt, unterrichtet und probt in den Großstädten des Landes. Doch ihr Lebensmittelpunkt ist wieder hier im Hofer Land. Dafür hat sie sich entschieden.

Die geballte Ladung Tanzsport im Hofer Land

Und so haben es die Rückkehrer Peter und Yvonne auf ganz unterschiedliche Art geschafft, ihre Leidenschaften in Hof zu erwecken, in der Ferne zu vervielfachen und als geballte Ladung Tanzsport im Hofer Land zurück zu bringen. Doch während beide einerseits recht verschiedene Lebenswege durchlaufen haben, so sind doch auch beide von den Möglichkeiten, sich im Hofer Land einzubringen, überzeugt. Gute Beziehungen, die Lust auf Neues und dankbare Menschen unterstützen sie dabei. Wir wünschen den beiden Machern auf ihrem Weg alles, alles Gute!

 

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Tänzerin

The Arts Avenue
Bachstraße 10
95028 Hof
Telefon: 09281 / 8600060
Mail: info@arts-avenue.de
Website: www.arts-avenue.de

 

Yvonne Braschke
Telefon: 0176 / 70 078 761
Mail: yesyesyes@yvonnebraschke.de
Website: yvonnebraschke.de

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Porträt

Jennifer Müller, Hof Bloggerin

www.hof-bloggerin.de